Praxis
Klang
Genug der vielen Worte – hören wir uns nach der recht langen Lektüre erstmal ein paar ordentliche Synth-Sounds an. Im Folgenden ist eine kleine Auswahl an Klängen zu hören, die ich mit dem Matriarch aufgenommen habe. Hier kommen sowohl einfach Sounds zu Einsatz, als auch komplexere Patches unter Verwendung der Patchkabel.
Schon jetzt sollte klar sein: Egal ob klassische Lead-Sounds, schwebende Pads oder agressive Techno-Sounds – eigentlich gibt es fast nichts, was der Moog Matriarch nicht kann. Der klassische Moog-Sound ist allerdings unverkennbar: Manchmal erinnert er mich schon sehr an den Minimoog, und trotzdem ist er, dank der Modulations-Möglichkeiten sowie dem Stereo-Filter und dem Delay, weitaus vielseitiger.
Hören wir uns deshalb einmal die verschiedenen Wellenformen der Oszillatoren an. Die Moog-Oszillatoren klingen wirklich schön rund und sind in den tieferen Registern sehr druckvoll und bassig. Freude kommt auf, wenn man mehrere Oszillatoren im einstimmigen Modus erklingen lässt – natürlich in verschiedenen Oktavlagen und leicht verstimmt. Der Klang kommt dem Minimoog mitunter sehr nahe!
Auch Sync-Sounds lassen sich mit dem Matriarch im Handumdrehen erstellen. Über drei kleine Taster unterhalb der Oszillatoren 2 – 4 können diese wahlweise gegen ihre Nachbarn verstimmt werden. So lassen sich auch mehrere Oszillatoren syncen, was den Effekt noch drastischer erklingen lässt.
Im Mixer-Modul können die Oszillatoren nicht nur getrennt geregelt werden. Auch lassen sich hier stufenlos Verzerrungen hinzufügen. In der Mittelposition klingt der Matriarch noch recht clean, allerdings ändert sich das schnell, wenn man die Potis darüber hinaus bewegt. Insgesamt klingt der Mixer auch mit Verzerrungen sehr warm und angenehm. Das Ergebnis ist keinesfalls extrem oder aufdringlich – vielmehr verschmelzen die Signale hier zu einem schönen, satten Klang.
Für dich ausgesucht
Das Modulation-Modul bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Klang durch diverse Modulationen zu beeinflussen. Cutoff-, Pitch- sowie Pulsweitenmodulation sind hier über drei dedizierte Potis zuweisbar, und werden über das Modulationsrad graduell hinzugefügt. Neben den verschiedenen LFO-Wellenformen gibt es hier auch einige Patch-Buchsen, über die etwa die LFO-Rate mit dem Arp/Seq-Modul synchronisiert werden kann. Auch der Sample- und Hold-Ausgang lädt dazu ein, den Filter-Cutoff per Patchkabel zu modulieren.
Die drei Filter-Modi lassen sehr unterschiedliche Klänge zu. In der Mittelposition arbeitet der Synth im Stereo-Modus, d. h. über den linken Audio-Ausgang erklingt der erste LP-Filter, und der zweite Tiefpass erklingt über den rechten Audioausgang. Der Trick ist hier, dass man über den Spacing-Regler den linken Cutoff-Wert gegen den rechten verschiebt. So sind die Filter unterschiedlich weit „geöffnet“, was sehr breite Stereo-Klänge ermöglicht. Besonders deutlich wird dies, wenn man die Resonanzen der beiden Filter erhöht. Anders als der duale Tiefpass-Modus sind die beiden anderen Modi nur in mono zu hören. In diesem Fall wird jeweils ein Filter als Hochpass und der andere als Tiefpass betrieben. Durch die beiden unterschiedlichen Kombinationen entstehen so gesehen also ein Bandpass- sowie ein Notchfilter. Jeder Filtermodus hat seine Reize und bringt einen ganz eigenen Sound mit sich.
Arpeggiator / Sequencer
Neben einem klassischen Arpeggiator ist vor allem der Sequenzer des Moog Matriarch ein gelungenes Tool für ausgiebige Performances. Neben den 256 Steps pro Sequenz, welche auch mehrstimmige Chords beinhalten können, lassen sich auch Pausen, gehaltene Noten und sogenannte Ratchets in die Sequenz mit einbauen. Besonders praktisch ist die Tatsache, dass man auch noch beim Abspielen der Sequenz Änderungen vornehmen kann. Die schon erwähnten Ratchets gehören dabei zu meinen Lieblings-Spielereien, denn damit wird eine Note nach mehrfachem Drücken des Ratchet-Tasters auch mehrfach (pro Stufe) getriggert. Dadurch entstehen spannende „stotternde“ Effekte, mit denen man verrückte Sequenzen erzeugt.
Stimmenverteilung
Der Moog Matriarch verfügt über einige Besonderheiten, die z. B. die Verwaltung der vier Stimmen angehen. Das betrifft vor allem den vierstimmigen Modus, denn hier stellt sich gerne die Frage, wie genau die Stimmen aufgeteilt werden. Nicht nur bei mehrstimmigen Klängen, sondern auch im Falle eines Arpeggios tun sich jede Menge interessante Möglichkeiten auf. Über das Round-Robin-Menü in den Global Settings wird bestimmt, ob die erste Taste auch immer den ersten Oszillator triggert, oder ob die Oszillatoren etwa kontinuierlich durchrotieren. Ein konkretes Beispiel soll dieses Verhalten verdeutlichen. Spielt man eine Folge von vier Tönen ab, dann wird jede dieser Noten von einem der vier Oszillatoren gespielt.
Da sich die Oszillatoren alle auf verschiedene Wellenformen und Oktavlagen schalten lassen, klingt das schon sehr bunt. Noch interessanter wird es, wenn man eine Sequenz von beispielsweise fünf Noten abspielt – jetzt wandert das 5er-Pattern durch die vier Oszillatoren und beginnt bei jedem Durchlauf auf einem anderen Oszillator. Verstellt man dann noch im Betrieb hin- und wieder die Wellenformen oder Oktavlagen mancher Oszillatoren, dann entsteht ein verrückter Klang und Ablauf, bei dem man das ursprüngliche Pattern manchmal kaum noch erkennt. Für mich ist dieses Feature einer der Gründe, warum der Matriarch so eigenständig ist. Solche Experimente lassen sich nämlich nur mit wenigen Synthesizern bewerkstelligen!
Stereo-Delay
Wer echte analoge Delays liebt, der wird hier voll auf seine Kosten kommen. Gleich zwei BBD-Chips verstecken sich im Delay-Modul des Matriarch, denn was ist besser als mono? Genau: Stereo! Der stufenlose Regler für die Delay-Zeit lässt sich auf Wunsch auch per Sync-Taster auf das Tempo des Arp/Seq-Moduls, oder aber über die Patch-Buchse auf das Tempo externer Signale synchronisieren. Über den PingPong-Taster werden die Signale entsprechend auf das Stereo-Signal verteilt, und der Spacing-Regler wählt passende Delay-Zeiten für die beiden Eimerketten-Delays aus. Und weil es so analog ist, hört man hier bei etwas längeren Delay-Zeiten ein dumpfes, aber sehr sympathisches Rauschen, was sich bei langen Feedbacks noch etwas steigert. Aber der volle Sound dieses Delays ist wirklich vom Allerfeinsten! Dazu kommt außerdem noch der Bonus, dass man das Delay auch mit externen Signalen füttern kann – egal ob Gitarren, oder andere Synthies – ein bisschen Delay geht ja bekanntlich immer. Gerüchten zufolge soll das Delay aus dem Moogerfooger MF-104M bzw. dem Delay aus der 500er-Serie stammen – klingen tut es auf jeden Fall erste Sahne!
Semi-modulare Klänge
Zum Abschluss folgen noch ein paar Beispiele, die die modularen Stärken des Matriarch veranschaulichen. Da es hier unzählige Möglichkeiten gibt, habe ich mich auf zwei konkrete Beispiele beschränkt. Im ersten Beispiel habe ich den LFO im ersten Utilitie-Modul verwendet, um VCA1 und VCA2 abwechselnd zu modulieren. Das LFO-Signal wird zuerst über die Multi-Buchse gesplittet, sodass es in zwei verschiedene Attenuator-Inputs gesendet werden kann. Ein Attenuator wird das Signal dann invertieren, und anschließend werden die beiden Signale in VCA1 bzw. VCA2 gesteckt. Der LFO arbeitet mit einer Dreieck-Schwingung und lässt eine Art Auto-Pan-Effekt entstehen. Im zweiten Beispiel verwende ich den ersten LFO dazu, die Delay-Zeiten der beiden Delays zu modulieren. Der gewünschte Effekt soll einem Chorus-Effekt nahekommen, denn bei der variierten Delay-Zeit verschiebt sich der Pitch der Delay-Wiederholungen. Über den Attenuator lässt sich das LFO-Signal soweit abschwächen, dass es nicht mehr wie ein drastischer Effekt, sondern nur eine fein abgestimmte Nuance auf die Delay-Zeit wirkt.
Moog Matriarch Sound Demo (no talking)
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