Praxis
no rocket science
Der Zusammenbau des Moog MAVIS ist flink erledigt und die Spiele können beginnen! Erstmal überall dran rumdrehen und hören was passiert, ist immer eine gute Idee! Im Nu hat man so die Basics verdaut und kann kleinere Sequenzen aus der Kiste holen.
Grundsätzlich ist es außerdem möglich mittels Patchbay aus dem simplen Konzept „Verrückteres“ zu locken. In dem Zusammenhang ist das liebevolle Handbuch und die fünf Patch-Sheets zu loben, was Newcomer behutsam an die Hand nimmt. Didaktisch macht das Ganze Sinn, zumal Anfänger so auch nicht mit zu viel CV-Wahnsinn überfordert werden.
noog
Der Moog-Flavour ist dank des schön schmatzigen Filters grundsätzlich da, der Rest des Moog MAVIS kann mich aber nicht so richtig mit Finesse überzeugen. Vielleicht sind meine Erwartungen als Minimoog-Besitzer auch zu hoch ?!
Unten herum fehlt es mir insbesondere bei tiefen Tunings am mächtigen Moog-Schub, zumal es ganz tief-gestimmt eher knattert. Bei offenem Filter klingt das Kerlchen außerdem leicht müde und nagelt auch nicht so wie ein Mini. Ferner hält mir der Amp das Decay nicht so richtig stramm. Und weil es nur einen richtigen Oszillator mit eher mittelmäßigem Blend gibt, wird das einfach nicht so richtig fett. Für Mid-Range Sounds und Perkussives ist er schon zu gebrauchen – am besten einen Eimer Reverb drüber kippen, das Filter zwitschert ja schon schön!
Für dich ausgesucht
Der stolz angekündigte Wavefolder des Moog MAVIS kann nicht viel retten. Er ist manchmal so „spektakulär“, dass ich anfangs zweifelte ihn überhaupt richtig gepatched zu haben. Nimmt man den LFO als zweiten OSC hinzu kann es interessanter werden, sollte man beide „in Tune“ bekommen. Meist bleibt das Ganze dennoch statisch, weil der Wavefolder weder mit LFO noch via CV steuerbar ist. Trotzdem hat das alles für mich nicht so richtig viel mit Westcoast zu tun, auch wenn vielleicht das Container-Schiff daran vorbeigefahren ist.
S+H hätte meines Erachtens nach nicht unbedingt sein müssen, so wäre ggfls. Platz für andere Buchsen gewesen, wie beispielsweise für Wavefolder-CV, oder Gate-Out für die kleine Klaviatur, ja auch dedizierte Filter-I/Os wären toll gewesen. Immerhin kann man aber über den kleinen 2-Kanal-Mixer den Sweetspot des Wavefolders besser treffen.
thats it?!
Schnell manifestierte sich so der Wunsch nach mehr Kontrolle bzw. einem Sequenzer. Gibt es aber nicht. Modular-Freaks werden über meinen Gedanken sicherlich die Nase rümpfen, aber mit Hinblick auf den „out-of-the-box“ Gedanken eines „kompakten Desktop-Synths für Anfänger“ wäre das doch nicht zu viel verlangt? Zumindest ein bisschen (USB-)MIDI hätte aufs Board des Moog MAVIS gekonnt, zumal er mit den Stummel-Potis echt bescheiden zu tunen ist.
In Verbindung mit dem Moog-Sequenzer-Clone von Behringer – der hier gerade rein zufällig herumstand – konnte ich Spaß haben und ein paar Demos zusammen zwirbeln, allerdings hat selbst der weder USB noch MIDI. Alternativ könnte man natürlich über den Beatstep Pro nachdenken.
Preislich ist man in Summe dann schon beim DFAM. Und über den bald erscheinenden Behringer Edge, mit USB und MIDI, für voraussichtlich die Hälfte der Kohle, brauchen wir an der Stelle besser nicht weiterreden. Beide Alternativen sind zwar nicht richtig kompakt – aber was nützt einem die putzige Größe vom MAVIS und sein Kopfhörer-Ausgang, wenn es trotzdem kein Batteriefach gibt? Eben.
teuer, teuer, teuer
Man merkt bereits, MAVIS und ich werden keine Freunde. Was letztlich vor allem dem sehr stolzen Preis geschuldet ist. Für die Hälfte wäre das alles okay, weil teures Marken-Spielzeug und so… Aber für 400 Tacken? Dann selber zusammenbauen? Und diese Witz-Potis? Man muss schon echt ein Die-Hard-Moog-Fanboy sein, um den Preis schlucken. Zumal wir nicht von irgendeiner kleinen Boutique-Klitsche reden.
Was es für den Preis nicht schon alles fix und fertig gibt – von Roland, von Korg und von mir aus auch von Behringer, selbst wenn das Karma dabei leer ausgeht. Sogar die Mother-32 wird im Vergleich ein echter Schnapper, zumal die MIDI kennt, als CV-Gate-Interface mit Glide zu missbrauchen ist und Erwachsenen-Potis hat.
Vielleicht wäre eine Euro-Rack-Variante des Moog MAVIS ohne Zubehör und Verpackung – so Bulk-mäßig – schlauer gewesen, dann vielleicht für “nur” 299,- ? Aber wer hatte nochmal gesagt das Modular ein günstiges Hobby wird? Ach ja richtig: niemand, niemals.
Emell sagt:
#1 - 17.06.2022 um 08:57 Uhr
Danke für das ehrliche Review und den Verzicht, diese überteuerte Teilchen hoch zu loben, nur weil MOOG draufsteht. Wenn man Bock auf nen Anfänger-Synth mit Wavefolding hat, wäre man mit dem günstigen WestPest von Cre8audio meiner Meinung nach besser dran. Kein USB, Midi, kein Sequenzer, kein Arpeggiator... kein Interesse!
Softwave sagt:
#2 - 17.06.2022 um 22:48 Uhr
Ich bin sehr zufrieden mit dem Gerät. Es steht tatsächlich Moog drauf, aber das interessiert mich nicht, wenn ich am Produzieren bin. Mit dem SQ-64 (KORG), DFAM und Matriarch gemeinsam (ach, da steht ja auch Moog drauf...) eröffnen sich viele neue Welten und die Stunden vergehen wie im Flug. Man muss sich mit diesem "Spielzeug" etwas beschäftigen um zu realisieren, dass ist ja gar kein Spielzeug. Behringer ist bestimmt auch toll, KORG, Clavia, Vermona, Arturia, Roland, etc. haben auch feines - aber wer nur auf die Namen sieht und deshalb bestimmten Geräten keines Blickes würdigt, nur weil ihm der Hersteller ein Dorn im Auge ist (z.B. bezügl. des Preises) kommt selten weit beim Produzieren. Wichtig ist doch eigentlich, ob eine Hard-/ oder Software gut ins eigene Setup passt - mit dem Mavis bin ich mehr als happy und er könnte auch von Bosch sein - ich wäre nicht böse deshalb
Brunnerchen sagt:
#2.1 - 18.06.2022 um 01:29 Uhr
Super comment. Damit ist alles gesagt! Übrigens: Ich finde den Mavis auch klasse - auch wenn er kleine Regler hat und teuer ist - die positiven Dinge überwiegen bei weitem
Antwort auf #2 von Softwave
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFelix Klostermann sagt:
#2.2 - 20.06.2022 um 00:05 Uhr
Hey Softwave, es freut mich für dich, dass du mit dem MAVIS glücklich geworden bist! Geschmäcker sind eben verschieden, das wird hier besonders deutlich – und Preis-/Leistung beurteilt eben jeder anders. LG; felix
Antwort auf #2 von Softwave
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