Praxis
Heute steht im Testlabor meine Yamaha Pacifica 611 bereit, um unserem Probanden genauer auf den Zahn zu fühlen. Das Signal geht aus dem Pedal direkt in mein Motu Interface und wird von einer Tweed Simulation aus Guitar Rig 5 zu Gehör gebracht.
Beim ersten Anspielen fällt sofort auf, dass sich der Chorus als sehr sensibel in seinen Einstellmöglichkeiten präsentiert. Das Motto “alle Potis auf 12 Uhr und ab die Post” ist also hier nicht ratsam. Ich stelle den Mix-Kippschalter für das erste Hörbeispiel in die untere Position, belasse Time- und Feedback-Poti im unteren Drittel und spiele ein Akkord-Picking, vorerst im Bypass-Mode, danach mit dem aktivierten Effekt.
Sobald man das Gerät einschaltet, glimmt ein Lämpchen über dem Fußschalter im Tempo des jeweiligen Rate-Settings.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 11 | 9 | 9 | Down |
In dieser moderaten Einstellung bleibt der Sound wunderbar transparent, muss in den Höhen keine Einbußen hinnehmen und bekommt dennoch eine sehr weiche Note.
Wer den Chorus-Effekt noch “smoother” haben möchte, wird bestimmt in der Mittelstellung des Mixschalters glücklich werden.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 11 | 9 | 9 | Middle |
Der Effekt greift in derselben Einstellung wie im vorherigen Beispiel noch etwas tiefer ins Geschehen ein und dämpft zusätzlich ein wenig die Höhen.
Wie schon anfangs erwähnt, reagiert dieses analoge Pedal sehr sensibel auf Veränderungen in der Einstellung und kann so sehr fein auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt werden. Ich belasse den Kippschalter vorerst in der Mittelstellung und drehe das Depth-Poti weiter auf.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 13 | 9 | 9 | Middle |
Das Signal präsentiert sich nun schon mit dem typisch leiernden Sound und offenbart so gleichzeitig ein gehöriges Maß an Verstimmung. Beim Hin- und Herschalten zwischen den Mix Modi fällt auf, dass der Chorus in der unteren und besonders in der mittleren Einstellung die Bassfrequenzen beschneidet. Da schon in den vorherigen Audiobeispielen deutlich geworden ist, wie stark man mit dem Minifooger Chorus ins Geschehen eingreifen kann, ist dieser Einschnitt aber eher von Vorteil, da das Signal so nicht Gefahr läuft, matschig zu werden.
In der “Wet/Vibrato” Einstellung des Mix-Schalters packt der Chorus wie zu erwarten am kräftigsten zu und zeigt auch am deutlichsten seine Vibrato-Eigenschaften. Da der Bassanteil des Effektsignals hier nicht beschnitten wird, die Höhen aber zusätzlich gedämpft werden, kann das Signal je nach Einstellung vor dem Amp schon etwas undifferenziert werden und empfiehlt sich daher eher für den Einschleifweg.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 13 | 9 | 9 | Up |
Jetzt wollen wir uns den unteren beiden Potis auf dem Bedienfeld etwas eingehender widmen, der Kippschalter wandert wieder in die mittlere Position. Dreht man Rate- und Time-Poti zurück ins erste Drittel, erklingt das Effektsignal etwas hohl. Im folgenden Audiobeispiel könnt ihr hören, wie sich der Sound bei langsamem Aufdrehen des Time-Potis verändert.
Für dich ausgesucht
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
9 | 12 | 9/12/15/17 | 9 | Middle |
Bei 12 Uhr bekommt das Signal deutlich mehr Tiefe, das Time-Poti übernimmt also in diesem Setting eigentlich eine ähnliche Funktion wie der Depth-Regler. Geht man über diese Einstellung hinaus, wird das Delay immer deutlicher, das zwischen Original- und Effektsignal entsteht. Am Ende erhält man dann wirklich eine Art Slap Back-Delay, dessen Verzögerung mir für typische Slap Back-Anwendungen allerdings zu gering wäre.
Ich bringe sowohl das Rate- als auch das Time-Poti wieder zurück in die 12-Uhr-Stellung.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 12 | 12 | 9 | Middle |
Zugegeben, dieser Sound ist schon etwas extrem, zeigt aber gleichzeitig, dass Moogs Chorus durchaus auch mit flangerartigen Tönen aufwarten kann.
Hier noch einmal eine zweite Slap Back-Variante:
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 9 | 17 | 9 | Middle |
Schauen wir uns nun den Einfluss des Feedback-Potis genauer an. Ich bleibe vorerst in der vorherigen “Slap Back”-Einstellung und drehe das Feedback-Poti weiter auf.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 9 | 17 | 12 | Middle |
Es ertönt nun ein sehr schwammiges, metallisches Echosignal, das weiterhin den Eindruck unterstreicht, dass unser Testkandidat durchaus auch für sehr spezielle Sounds herhalten kann.
In moderateren Chorus-Einstellungen verdichtet sich mit zunehmendem Feedback-Einfluss das Mittenbild. Gleichzeitig wird die Chorus-Bewegung immer einnehmender. Daher sind Einstellungen über 12 Uhr in manchen Settings mit Vorsicht zu genießen.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
12 | 10 | 9 | 9/12/15/17 | Middle |
Zu guter Letzt schließe ich noch mein Expression-Pedal an den Chorus an. Dieses hat nun Einfluss auf die Chorus-Geschwindigkeit und richtet sich mit seinem Startpunkt nach der vorhandenen Einstellung des Rate-Potis. Ich spiele eine Sequenz aus aufgebrochenen Akkorden und ziehe jeweils das Tempo an, während der Akkord ausklingt.
Rate | Depth | Time | Feedback | Mix |
---|---|---|---|---|
9 | 9 | 12 | 9 | Down |
Leider ist der mit dem Pedal steuerbare Verlauf zwischen dem langsamen und schnellen Chorus-Vibrato so gering, dass schon das maximale Tempo erreicht wird, bevor das Pedal überhaupt zu einem Drittel heruntergedrückt ist. Möchte man also live das Chorus-Tempo als ansteigenden Effekt einsetzen, wird ein großes Maß an Feinfühligkeit verlangt. Um das Chorus-Tempo während eines Songs grundlegend zu ändern, reicht die Expression-Funktion aber aus.