Es gibt nicht wenige Musiker, die The Intersphere für die beste Band Deutschlands halten. Der Gitarrist einer legendären deutschen Gruppe mit drei großen Buchstaben sagte nach seinem ersten The Intersphere-Konzertbesuch einst: “Ich wurde noch nie so fein und fachgerecht verprügelt”. Das neue Album der Baden-Württembergischen Rockband ist im März 2014 erschienen und hat ein Songbook mit Erklärungen und Sheets für alle Songs im Windschatten.
Dass die vier Musiker der Band – und insbesondere ihr famoser Drummer Moritz Müller – extrem gut geschulte Vertreter ihres Berufsstands sind liegt einerseits an der gemeinsamen Ausbildung an der Mannheimer Popakademie und andererseits an dem seltenen Talent jedes einzelnen Bandmitglieds, das die Formation wie eine All-Star-Vereinigung wirken lässt.
Auch auf dem neuen Album finden sich wieder etliche Grooves und Breaks, Gitarrenriffs und Bassläufe, die es in sich haben und die das ambitionierte Musikerherz höher schlagen lassen. Moritz Müller, der tasmanische Teufel auf dem Schlagzeughocker steht uns für unseren Backstage-Quickie Rede und Antwort
1) Wie wurde Musik dein Leben und deine Karriere?
Für dich ausgesucht
Eigentlich war Musik schon immer mein Leben. Seitdem ich denken kann habe ich schon immer mindestens am Klavier herumgeschraubt, die Trommeln kamen dann später dazu. Mit 7 Jahren habe ich damit begonnen. Der Ausschlaggebende Punkt, warum ich Drumming zu meinem Job gemacht habe war der dass ich bei den Proben der Band meines Papas immer hinter dem Drummer saß und ihn studiert habe. Ich bin in einer musikbegeisterten Familie aufgewachsen, mein Vater hatte immer tolle Musik im Haus – von den Beatles über die Stones, Eric Clapton, Cream…diese Musik hat mich geprägt.
2) Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?
Wahrscheinlich wäre ich Koch oder würde einen sozialen Beruf ausüben….oder einen asozialen Beruf. (lacht) Quasi entweder Behindertenbetreuer oder Türsteher.
3) Was ist das Besondere am Schlagzeugspielen?
Ich kann’s dir gar nicht sagen. Leidenschaft und Fitness. Nein, eher Leidenschaft und Puls miteinander vereint. Der Puls ist ja nicht nur etwas, was man aus der Musik kennt, sondern aus dem alltäglichen Leben, weil jeder einen Puls in sich trägt. Ich glaube, dass das ein besonderer Vorteil am Drumming ist, weil man diesen allumfassenden Puls in seine Grooves einbauen kann.
4) Was ist die wichtigste Musikequipment-Erfindung aller Zeiten – und warum?
Der Bierhalter von Gibraltar. (lacht) Nein, quatsch. Das Schlagzeug… (lacht wieder) Nein. Der Bohrmaschinen-Aufsatz für Fellwechsel von Evans. Der spart wirklich reine Lebenszeit und ist für mich ganz wichtig. Der kostet – glaube ich – acht Euro oder so. Acht Euro, die dein Leben verändern.
5) Erinnerst du dich an deine erste Studio-Erfahrung und wie war das für dich?
Meine Erste Studioerfahrung hatte ich in Dinkelsbühl in der Berufsfachschule für Musik, an der ich ja ein Jahr lang studiert habe. Da war auch ein Studio und es war für mich sehr komisch, mich das erste mal aufgenommen spielen zu hören. Also die Diskrepanz zwischen dem, was ich beim Spielen gehört habe und dem, was dann aus den Studiomonitoren kam, das war für mich beeindruckend.
6) Auf welche deiner Aufnahmen bist du besonders stolz?
Alle The Intersphere-Aufnahmen würde ich als mein Ding ansehen, meinen ganzen Stolz. Einen konkreten Song könnte ich gar nicht hervorheben, wir haben mittlerweile ja fast 50 Songs. Vielleicht ist OpalinE ein Vorzeigesong, weil er halt auch Schlagzeuglastig ist.
7) The Intersphere ist eine Hardrock-Band, vermisst du nicht auch manchmal die leiseren Töne?
Hardrock-Band würde ich nicht sagen, Hardrock ist ja eher so ein 80er-Begriff. Was die Dynamik angeht, ist es so, dass ich natürlich gerne alles abdecke – weil ich natürlich auch eine weiche Seite habe… Es ist ja aber nicht so, dass ich nur bei The Intersphere spiele oder irgendwelche Auftragssachen. Ich habe auch ein Projekt mit Ali Neander und Helmut Hattler und da gibt es auch Raum für leisere Töne. Darum vermisse ich das nicht, weil ich das ganze Dynamikspektrum in meiner Arbeit abgedeckt habe.
8) Was ist deine Lieblingsbeschäftigung auf Tour, pflegst du irgendwelche Rituale?
Auf der letzten Tour war ich der absolute Sudoku-Narr. Ich habe die ganze Zeit gespielt. Auf Tour ist man ja immer in einem Alltags-Trott und man schaut, dass man sich schont, sich warm anzieht, sich im Bus zurückzieht. Eine Routine wie Sport machen hatte ich nicht. Ich nehme mir das zwar immer vor, verwerfe das dann aber immer wieder. Es ist ja so, dass es bei einer Intersphere-Tour sehr rau zugeht und deswegen gibt’s dann auch keine Aftershow-Party. Wir sehen zu, dass wir den Bus schnell wieder beladen und abbauen, so dass wir irgendwie genug Schlaf bekommen.
9) Was würdest du ändern, wenn du im Musikbusiness das Sagen hättest?
Ich würde die Gagen gerechter verteilen. Ich würde für mehr Auftrittsmöglichkeiten für junge, engagierte Bands sorgen. Junge Bands brauchen eigentlich eine Unterstützung, die ihnen die Möglichkeit gibt, sich auszutoben. Dann wäre es besser, wenn man nicht ein 10.000-Euro-Musikvideo auf irgendwelchen Schulhöfen dreht – so mit Graffiti im Hintergrund, was ja schon 1993 out war – sondern dass man eher die richtigen Leute unterstützt.
10) Welchen Rat würdest du jungen Musikern geben, die sich als Profi durchsetzen wollen?
Machen. Einfach immer machen. Das klingt jetzt sehr naiv. Einfach machen und sich nicht zu sehr beeinflussen lassen. Wenn man gut findet, was man macht, dann muss man einfach machen. Wenn man die Fähigkeit besitzt, stolz zu sein auf das was man macht, dann sollte man diese nutzen und in was Positives umwandeln indem man einfach weitermacht und nicht umsetzt, was von einem verlangt wird. Für Eigenbrötler und Leute die ihr eigenes Ding machen gibt es oft Sackgassen bei solchen Leuten im Musikbusiness, die eher auf ihr Geld aus sind. In diese Sackgassen darf man nicht gehen und muss die Leute, die das schnelle Geld wollen links liegen lassen. Das klingt vielleicht naiv, ist aber genau das, was wir als Band (The Intersphere) schon jahrelang machen. Uns gibt es ja, weil wir zusammen Musik machen und nicht zusammen Geld verdienen wollen. Das ist natürlich ein netter Nebeneffekt, aber das was wir machen ist Kunst. Kunst muss natürlich auch bezahlt werden – klar. Aber Geld und Kunst machen stehen sich häufig im Weg, darum muss man hinter seiner Kunst stehen, anders ist es für mich keine Kunst.