Praxis
Nimmt man das Morley-Pedal in die Hand, wirkt das Gewicht von knapp 1,7 kg schon ziemlich heftig. Stand- oder Rutschfestigkeitsprobleme dürften hier also nicht zur Debatte stehen – das Ding steht wie ein Klotz auf dem Boden!
Die Beschriftung ist deutlich von oben lesbar. Will man ein 9V-Netzteil (300mA) anschließen, so muss man beachten, dass die Polarität innen negativ ist. Ein Netzteil ist nämlich nicht im Lieferumfang enthalten, dafür kann man jedoch alternativ auch eine 9V-Batterie verwenden. Hier taucht denn auch leider gleich ein kleines Problem mit der Batteriefachabdeckung auf. Dieses ist zwar ein schnell abziehbarer “Quickclip”-Deckel, der aber leider nicht richtig hält und schnell wieder abfällt, wenn man das Gerät hochhebt. Somit fällt auch die Batterie heraus und hängt frei schwebend an dem Batterieclip und den Kabeln. Ob dies ein generelles Problem ist oder nur ein Einzelfall, kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen, da zum Zeitpunkt des Tests kein weiteres Vergleichsgerät zur Verfügung stand.
Die zwei Effekte des Pedals sind optisch gut voneinander getrennt und lassen sich separat schalten. Der eingeschaltete Effekt wird durch eine oberhalb des Schalters angebrachte rote LED-Leuchte angezeigt. Beide Effekte lassen sich unabhängig voneinander in der Lautstärke anpassen. Einerseits kann man das Volumen so justieren, dass die Effektlautstärke dem Level des Bypass-Signals entspricht – man kann aber auch nach Belieben den einen oder anderen Effekt boosten, beispielsweise für ein Solo.
Testen wir zunächst einmal die Fuzz-Funktion. Hier stehen wie bereits erwähnt zwei Soundcharakter per Kippschalter zur Auswahl: Vintage und Modern. Der Grad der Verzerrung kann stufenlos mittels Poti vorgenommen werden, wobei die Verzerrung in beiden Charakterversionen recht aggressiv klingt. Die Vintage-Version wirkt etwas milder als die Modern-Variante, richtig drastisch unterscheiden sich die beiden jedoch nicht voneinander. Der Modern-Charakter bietet lediglich etwas mehr Definition in Höhen und Bässen.
Kombiniert man nun diese extreme Verzerrung mit der Wahwah-Funktion, so kommt einerseits das Wah zwar sehr schön zur Geltung, der Effekt wirkt jedoch andererseits auch etwas unhomogen. Ich habe fast den Eindruck, dass sämtliche tonale Information im Fuzzsignal steckt und das Wah lediglich Filtergeräusch dazuaddiert, in welchem jedoch wenig vom eigentlichen Basston zu erkennen ist.
Verwendet man ein cleanes Signal, dann verhält sich das Wah zum Glück etwas “tonaler”. Im letzten Drittel des Pedalweges – bevor man also das Pedal bis zum Anschlag durchgetreten hat – klingt der Sound sogar vergleichsweise scharf und bissig. Damit dürfte man auch in einer noch so stark von verzerrten Gitarren dominierten Soundumgebung keine Probleme haben, den Bass zu hören. Der Sound schneidet sich geradezu seinen Weg durch die Luft:
Hier ein weiteres Beispiel, diesmal etwas behutsamer mit den Fingern angeschlagen. So wirkt auch das Wah zahmer, sowohl clean, als auch verzerrt:
Für dich ausgesucht
Zuletzt teste ich das Morley Cliff Burton mit etwas weniger Verzerrung und spiele eine aggressivere Pickfigur auf dem Bass. Hier empfinde ich das Verhältnis zwischen Fuzz und Wah als sehr schön ausgeglichen. Generell gefällt mir der Fuzz-Effekt des Morleys sehr gut, der Wah-Effekt könnte für meinen Geschmack allerdings bei ganz geöffnetem Filter etwas weniger aggressiv klingen. Zumal der Pedalweg die Dosierung speziell im letzten Drittel etwas schwer gestaltet. Gerade in diesem Bereich würde ich mir gute 2 bis 3 Millimeter mehr Pedalstrecke wünschen, um die oberen Wah-Frequenzen besser steuern zu können. So benötigt man schon fast einen Fuß mit chirurgischer Präzision, zumal das Pedal mit seinen zwei Nylonseilzügen, die einen Schieberegler des optoelektrischen Bauteils im Inneren des Pedals bewegen, nicht ganz so geschmeidig läuft, wie man es sich wünschen würde.
Als Schlusswort möchte ich noch Folgendes erwähnen – und hier würde mich auch durchaus eure Meinung als Leser interessieren: Die Gedankengänge hinter einem Tribute-Pedal sind einerseits nachvollziehbar. Andererseits könnte ich mir gut vorstellen, dass ein klassisches “Re-Issue” des Originalpedals vielleicht noch mehr Begeisterung unter denjenigen auslösen würde, die dieses Pedal so sehnlich erwartet haben.
Leon Bode sagt:
#1 - 31.10.2017 um 11:59 Uhr
Hallo Herr Poschmannn,ich glaube Ihnen ist da bei dem Namen von Cliff Burtons Vater ein Fehler unterlaufen, soweit ich weiß heißt der Mann Ray Burton (so stehts zumindest im Metal Hammer Magazin, Oktober 2017, im Gedenkartikel zu Cliffs 31. Todestag). In dem Artikel ist auch das Nachwort aus dem Buch "Back to the front" von Ray Burton auf seinen Sohn abgedruckt. Mag sein dass ich mich auch irre.Grüße, Leon Bode