Praxis
Jetzt wird es spannend. Wie klingt das elektronisch heruntergestimmte Signal und wie verarbeitet das Gerät die gespielten Akkorde? Ich will das Teil zu Beginn aber noch nicht überstrapazieren und habe für das erste Beispiel eine Single Note Line mit einer Strat über einen clean eingestellten Sovtek Amp gespielt. Ihr hört zuerst das Originalsignal ohne Effekt und dann mit Effekt einen Halbton tiefer.
Okay, das Effektsignal klingt schon etwas schwächer, aber das hatte ich auch erwartet. Jetzt will ich es genau wissen und wir hören uns den direkten Vergleich zwischen dem physisch heruntergestimmten und dem elektronischen verbogenen Signal an. Zuerst kommt die Strat in natura einen Halbton tiefer gestimmt und danach das Lick, bei dem die Gitarre im normalem Tuning war und der Droptune für die tiefere Stimmung sorgt.
Das Morpheus-Signal klingt etwas schwächer und hat einen leichten Out-Of-Phase-Charakter, aber man sollte die Kirche hier wirklich im Dorf lassen. Wir sind inzwischen von der Technik so verwöhnt, dass wir oftmals keine Erbsen mehr zählen, sondern schon Sandkörner. Aber Tatsache ist, dass ich bisher noch kein elektronisch verstimmtes Signal gehört habe (bei dem nicht jede Saite einzeln abgenommen wurde), das so gut rüberkommt wie das des Droptune.
Jetzt sind die Akkorde dran, und da wird es normalerweise richtig kritisch. Jeder normale Octaver hisst hier in der Regel die weiße Fahne oder spuckt Töne aus, die gar nicht gespielt wurden – und auch nicht unbedingt nach Gitarre klingen. Es folgt ein Beispiel mit einem E-Dur Akkord, bei dem die Saiten nacheinander angeschlagen wurden. Zuerst ohne Effekt, dann mit Effekt einen Halbton tiefer.
Für dich ausgesucht
Das klingt nicht schlecht. Keine Zusatztöne und auch beim Ausklingen gibt es keine Störgeräusche. Unter der Lupe betrachtet ist der Ton natürlich nicht so klar wie das Original. Aber im Moment sind wir ja in einem sehr theoretischen Prüfungsmodus. Wir begeben uns mal auf etwas praxisorientierteres Terrain und jagen eine Ladung Lagerfeuer-Geschrammel über den Morpheus – einen Halbton tiefer gestimmt.
Nicht schlecht! Auch bei heftigen und vielen Anschlägen werden die Akkorde sauber wiedergegeben. Und auch das Tracking ist im Rahmen. Der Ton kommt leicht verzögert, der Hersteller spricht hier von einer Verzögerung unter 10ms. Man muss sich eben dran gewöhnen, aber die Latenz ist wirklich noch im verkraftbaren Bereich.
Mit böse klingenden Gitarren hat das natürlich noch nichts zu tun, daher wird jetzt der Amp gewechselt. Ich habe meine SG an den Marshall Plexi mit einem leicht verzerrten Sound angeschlossen. So klingt das Ganze einen Halbton tiefer.
Sehr gut. Bisher wurde nur einen Halbton heruntergestimmt. Jetzt wird es Zeit, in den Frequenzkeller zu gehen. Ihr hört nun die Kombination SG – Marshall Plexi zuerst im Original und dann kontinuierlich immer einen Halbton tiefer heruntergerechnet, und das sieben Mal.
Alle Achtung! Das Klangergebnis geht wirklich absolut in Ordnung. Klar, im direkten Vergleich fällt die Qualität bei den tiefer „gestimmten“ Sounds etwas ab, aber für ein normales Pitch-Shift-Pedal, das einfach an die Gitarre angeschlossen wird und mit lediglich etwa 200 Euro das Budget belastet, ist das Ergebnis wirklich beeindruckend.
Aber das war noch nicht alles. Es geht ja auch noch eine komplette Oktave tiefer, sozusagen Bass auf der Gitarre spielen. Mit einem angezerrten Sound klingt das folgendermaßen:
Nimmt man den letzten Modus (+12) dann klingt das Originalsignal noch mit und man hat den typischen Octaver-Sound.
Auch hier weiß der Droptune zu überzeugen. Er liefert ein sauberes Octaver-Signal. Auch wenn mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden, klingt es immer noch transparent und die Töne kommen definiert.
Viele Gitarristen benutzen das Drop-D-Tuning, weil man Powerchords so schön einfach mit einem Finger greifen kann und die zwei Halbtöne tiefer klingende E-Saite im Bass für mehr Schub sorgt. Mal sehen, was der Morpheus damit anfangen kann. Der rechnet das Signal der auf Drop D gestimmten Gitarre dann noch einmal um zwei Halbtöne tiefer.
Hier gibt es nichts zu beanstanden, die tiefe E-Saite wird gut wiedergegeben, der Rest natürlich auch.
Jetzt legen wir noch mal eine ordentliche Packung Gain drauf. Die SG wird mit Drop D Tuning an den Hughes & Kettner Duotone mit voll aufgedrehtem Gain und Mid-Scoop Einstellung angeschlossen. Am Droptune habe ich zuerst ´2´ eingestellt, nach einem Durchgang wird der Effekt dann ausgeschaltet und ihr hört die Gitarre in normalem (Drop D) Tuning. Bei solch hohen Verzerrungen ist der Klangunterschied zwischen Original und Effektsound kaum wahrzunehmen. Das ist wohl der beste Anwendungsbereich für den Droptune.
Jetzt wollen wir noch ein wenig mit dem Toggle-Effekt spielen. Für das nächste Beispiel habe ich den Modus ´4´ eingestellt, der Effekt stimmt die Gitarre also um vier Halbtöne nach unten. Beim gesamten Beispiel habe ich immer nur die tiefen drei Saiten angeschlagen (Gitarre ist im Drop D-Tuning), die Akkordwechsel wurden mit dem Fuß über das Droptune-Pedal gesteuert.
Zum Abschluss hört ihr das Ganze im Bandkontext. Die Gitarre ist auf Drop D gestimmt, der Morpheus schiebt das Ganze dann noch mal einen Halbton tiefer (1). Auch hier gibt es klanglich nichts auszusetzen.