PRAXIS
Sound
Eine weitere Folge des fehlenden Master-Volumen-Reglers ist das hohe Grundrauschen, das nach dem Einschalten selbst beim 0-Stand aller Regler sehr deutlich wahrnehmbar ist. Dies ist meiner Meinung nach darauf zurückzuführen, dass die Endstufen immer mit voller Kraft laufen. Ehrlich gesagt nervt es nach einiger Zeit ziemlich. Nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – kommt im Allgemeinen ein druckvoller klarer Sound aus der Kiste. Die 2 x 100 W für die Stereokanäle und zusätzlichen 45 W für den Hornrotor machen mächtig Dampf. Der Klang der beiden Stereokanäle ist sehr hart und knallig und hat keine Probleme, sich mit vielen Mitten durchzusetzen. Der Bassbereich ist klar definiert und schiebt ordentlich, ohne dabei mulmig zu klingen. Logischerweise fehlt den beiden 10“-Speakern physikalisch bedingt der dicke Bauch unter 100 Hz. Aber da kann man ja mit einem Subwoofer nachhelfen. Im mittleren Frequenzbereich fallen besonders die hohen Mitten auf, die den Keyboardsounds zwar Durchsetzungskraft verleihen, bei hohen Lautstärken allerdings doch relativ schnell die Schmerzgrenze erreichen. Bei den Höhen vermisse ich den seidigen Glanz. Die Einsatzfrequenz ab 3 kHz im Höhenband ist zu tief, um nur die glitzernde Brillanz hervorzuheben, es werden auch die oberen Mitten beeinflusst. Vor allem akustische Pianos klingen dadurch sehr unnatürlich und scharf und man muss die Klangbearbeitung am Instrument selbst bemühen. Allerdings lassen sich mit etwas Soundschrauben sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielen.
Der Expander-Effekt funktioniert in Verbindung mit der Trapezform des Gehäuses hervorragend und verleiht Stereo-Sounds (v. a. akustischen Pianos) und Sounds mit Stereo-Effekten mehr Breite und Volumen. Sie klingen schön weich und „fluffig“. I like!
Auch der Rotary-Channel produziert einen klaren brillanten Grundsound mit einem sehr laut wirkenden Charakter. Der Effekt des Hochton-Rotors tut, was er soll und schleudert das Signal schwebend und wabbernd dreidimensional durch den Raum. Im direkten Vergleich zu alten Röhrenleslies hat es einen eher braven Charakter mit etwas weniger Tiefe, steckt aber dennoch jeden digitalen Konkurrenten locker in die Tasche. Die elektronische Simulation des Bass-Rotors passt sehr gut zum Sound des Hochtonrotors. Sie fügt dem Signal Wärme hinzu ohne zu wummern oder zu eiern. Obwohl es ihr wie allen Simulationen an Tiefe fehlt, finde ich sie sehr gut gelungen.
Die betonten tiefen Mitten verleihen den Orgelsounds den nötigen Punch. Auch im Bassbereich produziert das KBR-3D genug Volumen. Da kann man als Organist schon mal in die Rolle des Bassisten schlüpfen.
Der Contour-Parameter hebt sehr schön das Keyclick-Geräusch und die Perkussion einer Hammond hervor.
Für dich ausgesucht
Die Röhrenverzerrung klingt richtig fett, wobei mir bei crunchigen Einstellungen etwas die Subtilität fehlt, das heißt, die Verzerrung setzt mir zu plötzlich und etwas zu stark ein. Bei voll aufgedrehtem Gain wackeln allerdings nicht nur die Wände, sondern es sägt die komplette Bühne auseinander. Allerdings geht das auch nicht ohne eine erhebliche Mindestlautstärke. So ist das halt mit den Röhren. Die Rocker unter euch werden es sicherlich schick finden.
Alles in allem bietet der Rotary-Channel demnach durch eine gut getroffene Parameterauswahl viele flexible Soundvariationen. An den beiden symmetrischen Line-Outs laufen alle Signale des Amps zusammen und können über zwei XLR-Kabel direkt ins Pult geschickt werden. Leider ist auch hier der Pegel des Grundrauschens sehr hoch, was vor allem bei der Studioarbeit stört. Alles andere kommt kräftig und klar und mit jeder Menge Druck im Pult an, der Expandereffekt eingeschlossen.
Ebenso sind im Line-Out-Mix die Signale der beiden internen dynamischen Mikrofone enthalten. Ihr Klangbild ist ebenfalls geprägt von Brillanz und Klarheit, ohne das Originalsignal zu verfärben. Durch ihre Platzierung fangen sie den Rotoreffekt im Stereobild optimal ein, wobei sich auch das Übersprechen von externen Signalquellen wie Drums usw. in Grenzen hält. Meiner Meinung nach sind sie qualitativ auch absolut studiotauglich.
Klarheit ist das Hauptmerkmal am Gesamtsound des Motion Sound KBR-3D. Alles kommt deutlich und mit ordentlicher Power aus den Speakern. Da muss man sich bei lauter Musik auch nicht vor den Saiten- und Stöckekollegen verstecken. So macht das Spielen Spaß!
Bedienung und Handling
Hier gibt’s nicht viel zu berichten: Alle Bedienelemente und wichtigen Anschlüsse sind leicht zugänglich und logisch angeordnet. Gut finde ich die räumliche Trennung der beiden Verstärkersektionen für Rotary und Normal Inputs jeweils auf der linken bzw. auf der rechten Seite der Frontplatte. Durch die Positionierung der Regler auf der Vorderseite ist es ein Leichtes, während des Spielens in den Sound einzugreifen. Allerdings stimmt die Beschriftung am Gerät selbst mit der Namensgebung in der Bedienungsanleitung nicht überein. Das macht aber nichts, da man ja hört, wie eine bestimmte Reglerbewegung den Sound verändert. Trotzdem lohnt sich die Lektüre der leider nur englischen Bedienungsanleitung, da man hier den ein oder anderen nützlichen Praxis-Tipp findet und auf so manches Detail stößt. Das mit runden 32 kg recht hohe Gewicht und die relativ große Breite erschweren das Handling des KDR-3D, wenn man allein ist. Gewünscht hätte ich mir für einen angenehmeren Transport die praktischen, abziehbaren Rollen vom PRO-145 aus gleichem Hause oder einen weiteren Tragegriff auf der Oberseite des Gehäuses.
Roland sagt:
#1 - 20.03.2013 um 18:33 Uhr
Toller Bericht, kann ich nur unterschreiben. Ich nutze den Amp seit einigen Monaten und bin damit bislang sehr zufrieden.
Den fehlenden Master kann man eigentlich sehr schnell erklären. Du müsstest parallel die Endtsufe für die Stereo-Speaker und die für den Rotor regeln, und ich kann mir vorstellen, dass sich damit die Verhältnisse verschieben würden. Das Rauschen ist mir auch gleich aufgefallen, kommt aber in erster Linie aus der Röhrenvorstufe, und weniger aus der Endstufe. Wenn man die interne Röhre gegen eine selektierte austuascht - und ist eine Standardrähre - wird das Rauschen deutlich weniger. Hier könnte man ihnen vorwerfen, warum sie nicht gleich eine selektierte verbauen. Sollte bei dem Preis drin sein. Einen Griff oben auf dem Gehäuse hätte ich mir auch gewünscht, hätte ihn auch schon nachgerüstet, wenn ich nicht Bedenken hätte wegen der Führung des Rotors. Ich werde mir aber eh für den Amp ein Case besorgen, und dann hat sich das mit dem Griff auch erledigt.