Motu BPM Test

2009 könnte man schon fast als das inoffizielle Jahr der Grooveboxen und Beat-Machines sehen. So wurden schon Anfang des Jahres auf der NAMM-Show eine Vielzahl von neuen Lösungen zur zeitgemäßen Beat-Produktion vorgestellt. Inspiriert durch die klassischen MPCs von Akai beweisen die Hersteller dabei Erfindungsreichtum und entwickeln immer neue Hard- und Software, aber auch Hybrid-Lösungen, um den Produzenten neue Wege zu eröffnen. Kürzlich haben wir über Maschine von NI berichtet, die uns als Hybrid-Lösung mit ihrem mitgelieferten Controller überzeugen konnte. Zur Abwechslung haben wir es bei Motu BPM nun mit einer reinen Software-Lösung zu tun. Befindet sich also schon ein Controller im Haus, kann diese Software eine geeignete Alternative zu Hardware- oder Hybrid-Lösungen sein. Aufmerksamkeit erweckt BPM unter anderem durch die umfangreiche 15 GB Sample-Library – zudem ist BPM auch noch zu einem fairen Preis erhältlich. Um zu sehen, was die Beat Production Machine sonst noch zu bieten hat, habe ich Motu´s neue Software einmal genauer unter die Lupe genommen.

Lange haben wir Beat-Bastler darauf gewartet: Eine Software-Lösung, die das Handling einer Groovebox überzeugend auf den Computer überträgt. Dabei kann man Motu BPM Stand-Alone betreiben oder als Plug-In in Host- Applikationen einbinden. Und wer freut sich nicht über 15 GB wohl geordneter Samples, Loops, Drum-Kits und Instrumente? Eine gelungene Abwechslung zu den Wildparks unserer Sample-Sammelsurien. Ist die Software dabei wirklich überzeugend oder nur ein Versuch, dem Trend von digitalen Lösungen und der MPC-Imitation mit Controller-Entwicklungen nachzueifern?

DETAILS

Lieferumfang und Installation
Motu BPM kommt in einer festen Kartonverpackung ins Haus. Diese enthält die Installations-CD sowie zwei DVDs für die Sample-Library, einen iLok-Key (USB-Dongle) und das Handbuch. Auf der Installations-CD befinden sich neben Installations-Dateien für Mac und PC auch die Treiber für den iLok-Key. Hat man BPM installiert, müssen lediglich noch die beiden 7 und 8 GB großen Dateien der Sample-Library auf die Festplatte gewuchtet werden. Dies kann eine Weile dauern und bietet ein wenig Zeit, im Handbuch zu blättern. Für die Sample-Library kann im Übrigen auch ein externes Ziellaufwerk gewählt werden, um Platz auf der internen Platte zu sparen. Dazu muss dann ein Alias auf dem Mac bzw. eine Verknüpfung auf dem PC für jedes File erzeugt werden. Hierbei sei erwähnt, dass sich zwar ein kleiner Fehler bei der Pfadangabe im gedruckten Handbuch eingeschlichen hat, dieser aber im Kapitel Troubleshooting Erwähnung findet und auch auf den Update-Notes der Installations-CD behoben wurde.

Lieferumfang mit Handbuch, iLok-Key, Installations-CD und Sample-Library-DVDs

Konfiguration und Anleitung
Auf der Installations-CD befinden sich noch zwei Tutorial-Files sowie Pad-Presets für die Unterstützung von gängigen Pad-Controllern. Verfügbar sind Presets mit den Zuweisungen für die Akai MPD16, Akai MPD32, Korg padKONTROL sowie M-Audio TriggerFinger. Ich habe BPM zusammen mit der Akai MPD32 verwendet. Nach Übertragen des Presets konnten zumindest die Pads und Transport-Tasten der Akai MPD32 sofort verwendet werden. Dadurch spart man sich das lästige Zuweisen der MIDI-Befehle. Gefreut hätte ich mich zwar auch über das Ansteuern der Potis und Drehregler, aber diese bleiben erst mal nur durch die Maus erreichbar.

Den ersten Einstieg in die Beat Machine bietet das gedruckte Handbuch mit den beiden  Tutorials – es enthält zudem eine umfangreiche Beschreibung aller Funktionen und Effekte. Der üppigen 15 GB Sound-Library ist ebenfalls ein großer Teil des Handbuchs gewidmet, um mit einer akribischen Auflistung aller enthaltenen Sounddateien eine geordnete Übersicht zu schaffen. Einziger Wehrmutstropfen: Leider ist das Handbuch nur auf Englisch verfügbar und einige Abbildungen sind leider etwas dunkel abgedruckt. Dafür ist alles jedoch sehr ausführlich beschrieben, und man kann alle Funktionen gut nachschlagen.

Das grafische Interface – Überblick der wichtigsten Funktionen
Sind Software und Sample-Library installiert und steckt der iLok im USB-Steckplatz, kann die Software gestartet werden. Die Ladezeiten sind kurz, sowohl für Programm als auch für Effekte und Samples. Die grafische Benutzeroberfläche wirkt gelungen und macht einen guten Eindruck. Alles ist sehr übersichtlich gestaltet und bietet durch die Anlehnung an die MPC eine vertraute Umgebung für Beatbastler. Die virtuelle Imitation von Leder und Aluminium schafft in Verbindung mit den entworfenen Reglern eine angenehme Arbeitsatmosphäre auf dem Bildschirm. Die Software wirkt wie ein digitales Instrument in analogem Gewand. Groovy!

Die grafische Oberfläche von BPM

Überblick über die Hauptfunktionen
Den größten Platz nehmen die 16 Pads sowie das darüber liegende virtuelle Display ein. Rechts vom Display können die Arbeitsbereiche (Sequencer, Editor, Effektsektion, Mixer, Szenen- und Songüberblick) ausgewählt werden. Ebenfalls rechts vom Display sind die Master-Regler für Volume, Tune und Groove untergebracht.

Im unteren Teil befinden sich dann rechts von den Pads die Transport-Sektion, Scene- und Pattern-Auswahl und darüber die synthetischen Parameter für Pitch, Filter und Amplitude. Zur Linken der Pads sind die Auswahl-Buttons für die vier Pad-Bänke und die beiden Racks untergekommen, in denen chromatische Instrument-Sounds (z.B. Bass und Gitarren) oder eine Vielzahl von Loop-Formaten (REX, Apple Loops, Wav und Aiff) eingeladen werden können. Unten links befinden sich noch zwei Tasten, um BPM im Live-Mode (Abspielen von gebauten Szenen über die Pads) oder Song-Mode (Zusammenbauen eines Songs durch Szenen über die Pads) zu betreiben.

An der rechten Seite der grafischen Oberfläche ist der Browser angedockt, über den sowohl alle Sounds der Library als auch jeder Ort auf der Festplatte durchstöbert werden können. Hier kann vorgehört und geladen werden!
Über dem Display findet man neben dem Datei-Menü noch das MIDI-Routing und einen Sampler, auf den ich später noch näher eingehen werde.

PRAXIS

Beat Produktion mit BPM – Arbeitsweise und Workflow
Wollen wir uns nun einige essenzielle Funktionen von BPM noch einmal etwas genauer anschauen:

Die virtuellen Sample-Pads

Die Pads lassen sich durch die MIDI-Lernfunktion mittels Keyboard oder Controller ansteuern. Es stehen insgesamt vier Bänke mit jeweils 16 Pads zur Verfügung, wobei jede Bank einem eigenen Sequencer zugewiesen ist. Dies ist nützlich, um die Übersicht bei der Produktion zu behalten. Insgesamt können 64 Pads simultan gespielt werden. Für sämtliche Pads sind die Funktionen Solo, Mute, Gain und Pan verfügbar. Jedes Pad beherbergt zudem eine Vielzahl von Layern, die im Editor angelegt werden.

Waveform-Editor, Pad mit mehreren Layern

Auf diese Weise können je nach Anschlagsdynamik unterschiedliche Samples oder Einstellungen des verfügbaren Drum-Synthesizers abgerufen werden. Der Drum-Synthesizer ist eine gelungene Abwechslung zum Arbeiten mit Samples. Er ist mit 250 Factory Presets bestückt und lädt zum Experimentieren ein. Die Parameter für Oszillator, Noise und Master-Einstellungen werden besonders Anhänger von elektronischer Musik erfreuen, um hiermit neue Sounds zu kreieren.

Drum-Synthie mit Oscillator, Noise-Filter und Master-Controller

Sequencer
Gebaut werden die Beats im Sequencer, der Pattern-basiert arbeitet, so wie man es von Drum-Machines gewohnt ist. Für das Erstellen der Pattern stehen dem Benutzer bei BPM mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Eine davon ist das Setzen mit dem Step-Sequencer. Hierbei sind die Sounds/Pads untereinander aufgeführt und werden durch Setzen von Noten in der vorgegebenen Rasterung angespielt. Das Grid kann natürlich hinsichtlich Auflösung und Länge der Steps variiert werden. Dadurch kann man schnell aus einem gebauten Pattern Half- und Doubletime-Beats erzeugen. Die gesetzten Noten können durch Halten von Shortcuts mit unterschiedlichen Velocity-Werten versehen werden. Zusammen mit den Transport-Tasten wird dieser Modus sehr schnell zur Beat-Schmiede mit intuitivem Workflow.

Der Step-Sequencer von BPM

Neben dem Step-Sequencer steht weiterhin der sogenannte Graph-Sequencer zur Verfügung. Hier wählt man jeweils einen einzelnen Track/Pad-Sound aus und setzt die Noten über die Taktlänge. Hierbei lassen sich eine Reihe zusätzlicher Parameter bearbeiten, um jede Note fein zu tunen. Mit den Mitteln des Graph-Sequencers kann dem Pattern zusätzlicher dynamischer Ausdruck verliehen werden.

Der Graph-Sequencer für mehr Bearbeitung an den Noten

Die Sequencer bieten sich an, um Beats durch Overdubs und Quantisierung langsam aufzubauen. Falls kein Pad-Controller zur Verfügung steht, kann die Maus durch Anklicken des Grids oder der Pads verwendet werden. Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom…

Sampler
Wie oben bereits erwähnt verfügt BPM auch über einen Sampler. Auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten – das Samplen direkt auf ein Pad oder aber in ein Clip-Fenster. Wählt man die Option 1, kann direkt aus dem Output von BPM oder dem Input der Soundkarte auf ein Pad gesampelt und die entstandene Wav-Datei im Display bearbeitet werden. Bei der zweiten Möglichkeit öffnet sich ein Fenster, in das per Drag&Drop oder Aufnahme ein Sample eingeladen werden kann. Dieses kann auf Grundlage der Transienten gesliced und auf die Pads gelegt werden. Eine schnelle und einfache Möglichkeit, um Material für Produktionen aufzubereiten. Zum Editieren der Samples steht der Waveform-Editor zur Verfügung, mit dem unter anderem geblendet und normalisiert werden kann. Alles ist auf die wichtigsten Funktionen reduziert worden, wodurch man schnell zu Teilergebnissen kommt.

Quick-Sampling – Aufnehmen, schneiden, spielen

Racks und Instrumente
Die beiden Racks werden für Loops, Audio-Aufnahmen und chromatische Instrumente verwendet und können dabei unbegrenzt bestückt werden. Sie spielen simultan zu den vier  Bänken der Drum-Kits und bilden zusammen die Szenen, aus denen sich später ein Song zusammensetzt.

Die Racks – Immer rein damit!

Die Racks sind besonders gut geeignet, um den gebauten Beats Bass, Gitarre, Keys oder andere Instrumente beizumischen. Hier kann man sich direkt aus der mitgelieferten 15 GB Sound-Library bedienen oder auf die Sounds der eigenen Festplatte zurückgreifen. Darüber hinaus lassen sich Loops und Audio-Aufnahmen einfach per Drag&Drop in den Formaten REX, Apple Loops, AIFF und WAV in die Racks einladen. BPM ordnet REX Loop-Slices dabei so an, dass diese entweder als Audio-Clip oder als MIDI-getriggerte Slices angespielt werden können. Das Time-Stretching übernimmt die Software ebenso wie die Anpassung des Grooves. 

Loop- und Pianoroll-Editor
Ein Loop-Editor steht zur Verfügung, um die eingeladenen Audio-Dateien der Racks zu bearbeiten. Er bietet eine Vielzahl von Funktionen, um das Abspiel-Verhalten der Audio-Files und andere Parameter zu bestimmen. Dabei werden eingeladene Dateien ähnlich wie beim Slicen in Einzelteile zerlegt und dann chromatisch über den Pianoroll-Editor angespielt. Ein sehr interessantes Feature ist wieder eine Drag&Drop-Funktion, mit der die Loops als MIDI-Datei eingeladen oder exportiert werden können. Auf diese Weise hat man die Möglichkeit, selbst erstellte Patterns für andere Produktionen auf einfache Art und Weise zu nutzen.

Loop-Editor mit Drag&Drop-Funktion

Der Pianoroll-Editor wird zum Mittelpunkt der Bearbeitung, wenn man sich in die Racks ein Loop oder eine Audio-Phrase eingeladen hat. Hier sind die wichtigsten Funktionen am oberen Rand verfügbar. Leider kann nur in der Breite (und nicht in der Höhe) gezoomt werden. Bei dem virtuellen Display wünscht man sich zudem mehr Platz für die Ansicht der Noten. Auch ist die Velocity-Bearbeitung der Noten etwas undurchsichtig, da die Abstufungen in Rotfärbung und ohne Zahlenangabe verlaufen. Naja, es erinnert fast an die zu kleinen Displays der Drum-Machines, und so wirkt es fast wieder authentisch.

Fotostrecke: 2 Bilder Slices im Pianoroll-Editor u2013 Perfekt zum Schnippeln und Remixen

Der Mixer ist ebenfalls der Größe des virtuellen Displays angepasst, kommt aber mit dem Platz ganz gut aus. Die Channel-Strips für alle 64 Pads sowie Loops und Instrumente aus den beiden Racks sind zusammen mit den Aux-Kanälen übersichtlich angelegt. Der Mixer hat Stereo Main-Outs sowie 16 Stereo Aux-Kanäle, die beispielsweise Sub-Mixe zu einer Host-Software senden können. Jeder Kanal im Mixer hat einen kleinen Knopf, mit dem man zur Effekt-Auswahl gelangt.

Der Mixer – alles übersichtlich auf sieben Karteikarten untergebracht

Effekte, Filter und mehr
Motu stellt bei BPM ein Repertoire aus Dutzenden von Effekten zur Verfügung, aus denen mit einem Finder selektiert wird. Hier finden sich Delays, Hallräume, Modulationseffekte, Filter und Dynamics, aus denen man in der Spaltenansicht eine Vielzahl von unterschiedlichen Einstellungen auswählen kann. Selbst ein Faltungs-Hall steht bereit, um die Instrumente in virtuelle Räume zu stellen. Insgesamt stehen diverse Mittel zur Verfügung, um die erstellten Beats aufzupolieren. Es kann dabei direkt zwischen den Effekten probegehört werden. Nach der Auswahl erscheint der Effekt mit seinen Parametern im Display.
Motu wirbt bei BPM mit einer ausgedehnten und flexiblen Effekt-Architektur. Dieses Feature wurde gut umgesetzt – die Effekte können an jeder Stelle der Signal-Kette eingefügt werden.  Ob am Sample, Pad, Loop, Instrument, dem gesamten Drum-Kit, Rack oder am Kanal des Mixers, hier hat man die freie Wahl.

Fotostrecke: 2 Bilder Effektauswahl mit Finder

Neben den Effekten steht noch die eine Reihe von Filtern zur Verfügung, um den Sounds den nötigen Schmutz zu verleihen. Die synthetischen Parameter befinden sich in der zentralen Sektion direkt neben den Pads. Sie sind durch die virtuellen Knöpfe oder aber durch Eingabe von Werten steuerbar. Sie unterteilen sich in Volumen-Bearbeitung mit Hüllkurven, Verzerrung durch einen Drive-Regler, Tonhöhen-Anpassung sowie einem Filter mit Hüllkurven und Cut-Off. Die Parameter können genutzt werden, um den Sound von jedem individuellen Pad, Loop oder Instrument zu „shapen“. Insgesamt klingen die Filter sehr gut. Auch hier legt Motu noch einen drauf und stellt 12 Filtertypen zur Auswahl.

Die zentrale Sektion mit Filtern

Freunde von 12-Bit-Sounds werden sich über den SP-Mode freuen. Hiermit wird der Sound der E-MU SP 1200 nachgeahmt – der legendäre Drum-Sampler wurde besonders für seinen kantigen Sound bekannt. Der SP-Mode kann wahlweise für jede Bank und jedes Rack zugeschaltet werden.

Um dem Gespielten global noch mehr Groove einzuhauchen, kann man sich an den Groove-Reglern der Master-Sektion vergreifen. Der Groove wird dabei auf alle Pattern und „gesliceten“ Loops angewendet. Im Menu befinden sich neben Dutzenden klassischer Grooves auch MPC-Grooves und einige Linn-Grooves des Entwicklers Roger Linn.

15 GB Klangvolumen – Die Sample-Library
Rechts neben dem Drumcomputer nimmt bei BPM der Browser seinen Platz ein, über den auf die Sample-Library sowie die Festplatte zugegriffen wird. Mit der zuschaltbaren Vorhörfunktion können die Inhalte der Sample-Library durchwühlt und im laufenden Betrieb dem Beat zugegeben werden. Unterteilt wird die Bibliothek in „Kits und Patterns“, „nur“-Kits, „nur“-Patterns, Loops, Sounds und Instrumente. Sie ist mit ihren 10.000 individuellen Samples und mehr als 1.000 Loops, die in 24-Bit/96 kHz vorliegen, sehr üppig bestückt. Hier sollte für jeden etwas dabei sein. Insgesamt sind die Sounds sehr druckvoll, wurden sie doch mit dem Prädikat „gemastert bei Sterling Sound in New York“ versehen. Bei den Patterns sind eine Menge von interessanten Rhythmen dabei, die dazu animieren, mit anderen Kits zu kombinieren. Die Sample-Library scheint insgesamt vor allem für die Beat-lastigen und urbanen Musikrichtungen wie Hip-Hop, R&B und House zusammengestellt zu sein, doch es finden sich auch ein paar rockige Kits und Sounds sowie funkige Gitarren wieder. Die Instrumente sind leider nicht ganz so umfangreich wie die Drums und hier sucht man vergebens nach Bläsern oder ausgefeilten Streichern. Jedoch kann die Library mit MOTUs hauseigenen Instrumenten oder anderen UVI Engines erweitert werden. Alle Sounds in der Library lassen sich durch den Browser gut erreichen – der vorgesehene Platz für den Browser am rechten Rand wirkt jedoch beengt. Ich hätte mir die grafische Oberfläche dynamisch und flexibel gewünscht, um den Browser nach rechts aufziehen zu können. So wird die Schrift immer kleiner je weiter man sich ins Dateisystem vortastet. Aber es muss ja noch ein wenig Arbeit für Updates übrig bleiben.

BPMs Browser mit Sample-Library. Wer suchet, der findet!

Beats-Bastelei
Wollen wir uns aber nun mal einen kleinen Beat zusammenbauen. Hierzu bestücke ich mir die Bänke A und B jeweils mit einem Drumkit. Aus Bank A baue ich mir mit dem Sequencer ein erstes Pattern zusammen. Sehr angenehm ist, dass man mit den Transport-Tasten am Akai-Controller im laufenden Betrieb zur Aufnahme wechseln kann. Das Loop läuft dabei einfach weiter. Will ich also dem Pattern noch ein paar Drum-Sounds hinzufügen, schalte ich einfach die Aufnahme scharf.

So, klingt ja schon mal ganz gut, aber das Ganze braucht wie immer Bass! Hierzu wechsele ich zum Rack A und wähle mir aus der Sample-Library einen Kontrabass. Wo ich gerade beim Durchstöbern bin, lade ich mir gleich noch mal eine Gitarre und einen Synthie-Sound dazu. Nun kann ich die chromatischen Einzelsamples der Instrumente mit einem MIDI-Keyboard zum Groove einspielen. Es entsteht für jedes Instrument ein Pattern mit Noten.
Da ich nun aus der kleinen Skizze einen Song bauen möchte, muss ich mit den Szenen arbeiten. Eine Szene besteht dabei aus den Pattern und Rack-Instrumenten. Man kann nun recht einfach die erste erstellte Szene kopieren und in eine neue einfügen. Diese wird nun verändert, um dem Ganzen etwas Variation zu verleihen. Mit der Szenen- und Pattern-Auswahl kann den neuen Szenen schon eingespielte Patterns zugewiesen werden. Die Arbeitsweise erinnert auch wieder stark an eine MPC, wobei man sich bei BPM die Vorteile des Rechners zu Nutze machen kann: Es können einzelne Sequenzen eines Instruments schnell kopiert und in die gewünschte Szene eingefügt werden. Mit Maus und Shortcuts verläuft das Copy&Paste dabei etwas zeitgemäßer.

Aber zurück zum Beat. Ich habe mittlerweile noch ein paar Sprach-Samples und Sounds in das zweite Rack geladen und mir sechs Szenen erstellt, die leicht variieren. Das Ganze wird nun zu einem Song zusammengeschustert. Hierzu wird der Song-Modus aktiviert. Das Display zeigt nun eine Zeitachse, die Pads sind mit den Szenen beschriftet. Es stehen also insgesamt 16 Szenen bereit, um einen Song zu erstellen. Die Szenen werden von den Pads per Drag&Drop in das Display gezogen und noch in der Länge angepasst. Nun kann man die einzelnen Spuren noch im Mischer editieren und Effekte hinzufügen und … fertig ist der Song.

Der sehr rudimentäre Song-Modus

Der Song-Modus fällt leider etwas schlicht aus. Viele Bearbeitungsmöglichkeiten bieten sich hier nicht, und auch die Zeitleiste ist mehr als einfach umgesetzt. An dieser Stelle wirkt der Produktionsprozess durch die zu rudimentären Mittel wenig funky. Hier kann man meiner Meinung nach eigentlich etwas mehr erwarten, aber vielleicht schaffen zukünftige Updates noch ein paar neue Funktionen.

Audio Samples
0:00
Beat

Motu hat mit BPM ein umfangreiches Instrument geschaffen. Über die angenehm gestaltete und übersichtliche Oberfläche bekommt man einen schnellen Zugang zu den Funktionen von BPM. Nach kurzer Einarbeitungsphase findet man sich in den Workflow der Drum-Machine ein. Man gewöhnt sich gar an die starre grafische Oberfläche, auch wenn man sich zwischendurch eine dynamische GUI wünscht, in der das gesamte Display oder Teilbereiche vergrößert werden können. Doch gerade diese Einschränkungen geben BPM schon fast wieder die Credibility einer echten Drum-Machine, in der auch sonst alles auf analog gebürstet ist.

Die vier Bänke mit jeweils 16 Pads sind eine solide Grundlage, um sich aus der Library zu bedienen. Besonders ist, dass die Drag&Drop-Funktion bidirektional funktioniert und z.B. erstellte Loop-Slices exportiert werden können. Der Pianoroll-Editor hätte meiner Ansicht nach ebenso wie der Song-Modus etwas ausgefeilter ausfallen dürfen. Ich habe anfänglich die üblichen Shortcuts vermisst und musste mich ein wenig umgewöhnen. Man merkt auch, dass man es primär mit einer virtuellen Dum-Machine und nicht mit einem DAW-Ersatz zu tun hat, obgleich alle Arbeitsschritte bis zum fertigen Song durchlaufen werden können.

Besonders in Verbindung mit einem Pad-Controller wird aus dem virtuellen Drum-Computer von Motu eine echte Workstation, die sich die Vorteile eines Rechners zu Nutze macht. Auch wenn zukünftige Updates noch einige Funktionserweiterungen bringen werden, ist das Instrument BPM jetzt schon eine überzeugende Lösung für die Beat-Programmierung. Hierzu trägt auch die üppige Sample-Library (15 GB) bei, die übersichtlich gehalten und gut bestückt ist. Es wurde bei BPM ebenso viel Wert auf Charme wie auf den Funktionsumfang gelegt, so dass die Beat Production Machine eine Menge Beat-Bastler glücklich machen wird.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • sehr umfangreiche 15 GB große Sample-Library
  • viele Drag & Drop-Funktionen für einfachen Im- und Export
  • SP-Mode zur Imitation der E-MU SP-1200 (12 Bit-Sound)
  • vordefinierte Grooves (MPC, Linn Drum, etc.)
Contra
  • Handbuch nur auf Englisch verfügbar
  • Virtuelles Display mit fester Größe, nicht dynamisch
  • Funktionsumfang des Pianoroll-Editors und des Song-Modus sehr rudimentär
Artikelbild
Motu BPM Test
Für 329,00€ bei
Systemvoraussetzungen Mac
  • G4/1GHz Power Mac oder schneller, empfohlen ist ein G5 oder Intel-Mac, mehrere Prozessoren werden empfohlen
  • Mindestens 1 GB RAM, empfohlen sind 2 GB
  • Mac OS X 10.4 wird empfohlen
  • Große Festplatte im HFS+ Format mit mind.18 GB freier Speicher, die 15 GB Sample-Library können auch extern gespeichert werden
  • Plug-In Formate: MAS, AU, VST, RTAS
Systemvorrausetzungen Windows
  • Mindestens 1 GHz Pentium 4 Prozessor oder AMD Äquivalent, , mehrere Prozessoren werden empfohlen
  • Mindestens 1 GB RAM, empfohlen sind 2 GB
  • Windows XP, XP x64 oder VISTA (32 oder 64 bit)
  • Große Festplatte im NTFS Format mit mind.18 GB freier Speicher, die 15 GB Sample-Library können auch extern gespeichert werden
  • Plug-In Formate: VST, RTAS

UVP: EUR 308
Herstellerlink Motu

Hot or Not
?
BPM_packshot Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Erica Synths Nightverb Demo (no talking) with OB-6 Synth
  • Behringer Wave Sound Demo (no talking)
  • Behringer BX1 | NAMM25