Geliefert wird Digital Performer auf nur einer DVD. Wer hier also eine Gigabyte schwere Sample-Library erwartet, wird enttäuscht. Zurückzuführen ist dies sicherlich auch auf den Fakt, dass MOTU mit MachFive eine sehr erfolgreiche Sampler-Lösung im Programm hat, die dann für geneigte User eher uninteressant werden könnte. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass andere Hersteller, wie beispielsweise Ableton mit der Live Suite, preislich-vergleichbare Produkte auf Lager haben, die auch bedeutend mehr Sample-Material bieten.
Die Autorisierung erfolgt ebenfalls sehr spartanisch via Seriennummer – was ja aber nicht schlecht sein muss aus. Selbstverständlich liefert auch MOTU die Möglichkeit, das Produkt anschließend auf der Firmenwebseite zu registrieren, um über Updates und vielleicht sogar Zusatztoncent oder eine verfügbare Windows-Version informiert zu werden.
Im Gegensatz zu den vielen bunten Screenshots auf dieser MOTU-Webseite kommt die Benutzeroberfläche nach dem ersten Start der Software erst einmal relativ einfach daher. Grau und etwas farblos trifft es wohl am Besten. Langjährigen Nutzern von Digital Performer dürfte dieser Anblick sicherlich bekannt vorkommen, doch durch die zahlreichen neuen Interface-Templates lässt sich das später aber auch ganz leicht abändern.
Ähnlich wie bei Apple Logic setzt MOTU auf eine One-Window-Oberfläche, bei der mittels Tabs durch Editoren, Mixer, Pianorolle und Arranger navigiert werden kann. Das ist vor allem bei kleineren Bildschirmen, z.B. Notebooks, ein Vorteil. Auch sonst punktet die Oberfläche mit einer schnellen Navigation und sinnvoller Anordnung aller wichtigen Bedienelemente. Besonders die zahlreichen Trackparameter im Sofortzugriff können überzeugen.
Die zahlreichen Editing-Features verleihen Digital Performer einen ganz besonderen und flotten Charme. Sei es nun das umfangreiche Transportfenster oder die umfangreiche Edit-Abteilung mit Sofortzugriff auf verschiedene Edit-Modes, Clicktracks, Punch- und Sync-Funktionen – Digital Performer hat in diesem Segment der Konkurrenz einiges voraus und wird nicht umsonst auch bei Timecode-kritschen Anforderungen wie Filmton gerne eingesetzt. Ich persönlich hätte mir vielleicht ein wenig mehr „rechter Mausklick-Features“ gewünscht, wie ich sie von Ableton Live gewohnt bin, bin mir aber auch sicher, dass dies lediglich etwas Eingewöhnung bedarf.
Die Brüderlichkeit mit Pro Tools wird auch beim Mixer deutlich. Sinnvoll sind hierbei vor allem die direkt anwählbaren Automations-Modi pro Kanalzug. Speziell für Anfänger sehr sinnvoll ist der Insert von Effekt-Presets. Hierbei stehen bereits zahlreiche integrierte Kombinationen der mitgelieferten Effekte bereit, die anschließend natürlich aber auch noch individuell angepasst werden können.
Von Haus aus unterstützt Digital Performer sogenannte MAS Plug-Ins bzw. auch VST und Audio Units unter Mac OS X. Beim Öffnen des Programms wird automatisch der Plug-In-Systemordner gescannt und ein Wrapping in das MAS Format der dortigen Plug-Ins vorgenommen. Die Vorteile dieses Vorgehens sind vor allem die Unterstützung von mehr MIDI-Outputs bei zahlreichen Softwareinstrumenten als dies bei AU der Fall ist, und das automatische Routing der Ausgänge auf die internen Busse. Außerdem lassen sich MAS Plug-Ins thematisch organisieren, z.B. alle Reverbs zusammengefasst in einem Ordner.
Die Qualität der mitgelieferten Effekte ist durchweg gut und sollte für den Großteil aller Aufgaben mehr als ausreichen. Selbst die Klangerzeuger hinterlassen einen absolut positiven Eindruck. Im Gegensatz zu Logic’s Space Designer oder Ableton’s Drumrack sind aber auch keine wirklichen Geheimtipps mit an Bord. Kleine Helferlein wie Subkick oder die Cabinet-Simulationen für Gitarre und Bass bieten dennoch eine besondere Note, die mit der Konkurrenz von Brainworx (Subkick) oder Native Instruments Cabinet-Simulation durchaus mithalten können. Sie runden das Effektpaket ab und ersparen dem User so wiederum den ein oder anderen Euro bei der Anschaffung von Drittanbieter-Software, wenn hier ein Fokus der Musikproduktion liegt.
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