MOTU M6 Test: Mit der MOTU M Serie hat der amerikanische Hersteller qualtiätsbewusste Einsteiger im Visier, die ein solides Interface suchen und auf unnötigen Schnick-Schnack verzichten können. Diese Ausrichtung unterstreichen auch die pragmatischen Namen, die die wichtigste Kennzahl der Audiointerfaces aufgreifen: die Anzahl der Ein- und Ausgänge. Das MOTU M2 beherbergt entsprechend zwei Ins und zwei Outs, das MOTU M4 vier Ins und vier Outs. Nur das MOTU M6 präsentiert sich im Test etwas uneindeutiger: 6 Ins und vier Outs.
Übrigens, nur knapp über der M-Serie positioniert sich der Dauerbrenner MOTU Ultralite, welcher mittlerweile in Version MK5 angekommen ist. Das Ultralite zeigt sich somit grundsätzlich ähnlich, bietet aber deutlich mehr Line I/Os sowie auch digitale Schnittstellen und natürlich einen DSP-Mischer mit Effekten.
Es spricht damit aber eher Ton-Techniker als Musiker an, welche vom unprätentiösen und günstigeren M6 mit seinen vier Preamps sicherlich mehr haben. Schauen wir uns das Ganze einmal im Detail an!
Quick Facts zum MOTU M6 Audiointerface
- mobiles 6-In/4-Out USB-C Audiointerface
- class-compliant, bus-powered und inkl. Netzteil
- vier Preamps mit max. 60 dB Gain und -129 dBu Eigenrauschen (EIN/A)
- zwei Kopfhörerausgänge, zwei Line-Outs und individuelle Volume-Regler
- DIN-MIDI I/O
MOTU M6 – pragmatisches 6-In/4-Out-Interface
Das MOTU M6 ist ein mobiles 6-In/4-Out-USB-Audiointerface “made in china”. Mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit und 192 kHz arbeitet es mit Windows, macOS oder iOS.
Es ist als Desktop-Gerät mit solidem Metallgehäuse konzipiert, passt aber durchaus auch in ein halbes 19-Zoll-Rack. Das große Display zeigt alle I/O-Level sowie das Monitor-Routing übersichtlich und bunt.
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Das M6 ist class-compliant und bus-powered via USB-C zu betreiben. Das mitgelieferte Netzteil könnt ihr für den Stand-alone-Betrieb sowie bei „schwachem USB“ oder gar für den Betrieb mit iOS-Geräten nutzen – müsst ihr aber nicht.
Zwei USB-Kabel – einmal auf USB-C und einmal auf USB-A – sind ebenfalls im Karton dabei. Und an einen richtigen Ein- und Ausschalter hat MOTU genauso gedacht wie an einen großen DIN-MIDI I/O – rundum ein solide Sache.
Sechs Eingänge, vier Preamps
Das MOTU M6 verfügt über sechs Eingänge und vier Ausgänge. Vier der Eingänge haben auch Preamps. Mit bis zu 60 dB Gain akzeptieren diese über die rückseitigen Combo-Buchsen sowohl Mikrofone via XLR als auch Line/Instrumenten-Signale über T(R)S. Die Mikrofoneingänge sind mit einem Eigenrauschen von -129 dBu (EIN-A) bewertet.
Eine interne Impedanzanpassung erkennt in den Preamps symmetrische oder unsymmetrische Klinken und schaltet entsprechend automatisch um. Die Phantom-Power ist für alle vier Pres individuell schaltbar, nur einen Low-Cut gibt es hier leider nicht.
Ein zusätzlicher Eingang, Input 5/6, ist für Stereo-Line-Signale gedacht und kommt entsprechend ohne Gain-Regelung aus. Der maximale Eingangspegel beträgt hier üppige +18 dBu, ist aber nicht weiter umschaltbar. Die kleineren M2 und M4 haben in den Ausgängen Cinch-Optionen, welche ich hier aber eigentlich nicht weiter vermisse.
Vier Ausgänge, zwei Kopfhöreranschlüsse, zwei Monitorwege
Ausgangsseitig gibt es zwei unabhängige Stereowege: USB-1/2 und USB-3/4. Sie sind wie folgt verteilt: USB-1/2 liegt immer am ersten Kopfhörerausgang und für die Speaker auch immer am Main-Out an. Das Direct-Monitoring der Preamps kann bei Bedarf mit diesem „USB-1/2 Playback“ gemischt werden.
Der zweite Kopfhörerausgang hört standardmäßig dasselbe. Ihr könnt ihn aber auch auf USB-3/4 umschalten, wodurch er bei Bedarf unabhängig nutzbar wird – perfekt für den Producer und seinen Artist.
Dabei hört der Producer wahrscheinlich die 3/4 und den fertigen Mix, während der Artist einen Monitor-Mix ohne Vocals erhält und dazu via Direct-Monitoring mit dem Live-Input seines Mics gemischt wird. Der 12/34-Umschalter ist dafür etwas umständlich zwischen den HP-Volume gequetscht und schwer erreichbar, aber auch den drückt man sicherlich nicht so oft.
Line-Out oder Speaker-Out
Auf der Rückseite finden sich zwei Line-Outs. An den ersten „Main-Out“ kann man aktive Studio-Speaker anschließen, während man mit dem großen Monitor-Regler die Lautstärke steuert. Der zweite Ausgang, Line-Out 3/4, ist logischerweise mit dem USB-Out 3/4 verbunden, dient aber alternativ auch als Speaker-Out: Aktiviert man den A/B-Mode an der Front, ist der Weg frei für ein weiteres Paar Speaker, das man über den Volume-Regler bedient. Tippt man den A/B Taster nun an, kann man komfortabel zwischen den beiden Speaker-Paaren wechseln.
Effektives Direct-Monitoring
Direct-Monitoring ermöglicht latenzfreies Vorhören, sodass man sich bei der Aufnahme nicht „doppelt hört“, was das Gefühl beim Einspielen oder Singen merklich trüben kann. Alle modernen Interfaces bieten diese Feature, nur eben mal mehr oder minder gut umgesetzt. Das MOTU M6 beinhaltet zwar keinen expliziten Software-Mixer, dafür sind aber relevanten Features schön unkompliziert und mit audrücklichen Tasten versehen.
Beispiel: Drückt man die MON-Taster eines Inputs, mischt das M6 dem Ausgang 1/2 den entsprechenden Eingang zu. Drückt man die Taste länger, kann man paarweise zwischen Mono/Stereo-Link umschalten. Außerdem gibt es einen zusätzlichen Blend-Regler, der das Playback stufenlos mit den Inputs mischt. Alles in allem sehr pragmatisch und auch intuitiv gelöst. Hinzu kommt ein Loopback-Channel, der für Podcaster und Streamer interessant sein dürfte. Dazu muss man aber den dedizierten Treiber – auch unter macOS – installieren.
Sonstiges
Apropos Installieren: Das mitgelieferte Softwarepaket umfasst eine Ableton Live Lite Lizenz und natürlich auch eine MOTU Performer Lite Lizenz inklusive vieler MOTU-Instrumente und Effekte sowie 6 GB Samples von Big Fish Audio, LucidSamples und Loopmasters – eine solide Grundausstattung, aber auch kein besonders toller Kaufanreiz.