Das MOTU M6 in der Praxis – unprätentiös und gut
Das MOTU M6 ist ein schnörkelloses Audiointerface, das sich mit macOS, iOS und Windows gleichermaßen versteht und dabei unkompliziert zu bedienen ist. Class-compliant erreicht es solide Latenzwerte, die sich mit den optionalen Treibern bei kleiner Buffer-Size tatsächlich nochmal halbieren – sehr gut! Somit kann man auch direkt durch die DAW monitoren und Künstlern Effekte auf den Live-Gesang legen.
Die Umsetzung des Hardware-Monitoring ist gut gelöst, einen Softwaremischer vermisst man nicht wirklich. Sicherlich bietet es sich bei vier Mics schon hin und wieder an, die Monitor-Level unabhängig vom Gain anpassen zu können – für den normalen Musiker hat das aber wenig Relevanz, zumal es keine versteckten Menüs, kaum Doppelbelegungen und damit selbst bei hektischen Gigs keine Stolpersteine gibt. Das Display gefällt mir ebenfalls sehr gut – sowas gibt es in der Preisklasse eher selten.
Toll für unterwegs und das Studio
Auch fürs Studio ist das MOTU M6 gut gewappnet: Vier Preamps, zwei unabhängige Line/Speaker-Ausgänge, der große Volume-Regler sowie zwei vollständig unabhängige Kopfhörerverstärker – das ist üppig. Dank des separaten Line-I/Os kann man neben den Preamps und dem Monitor-Out auch gut analoge Hardware einbinden. Ebenfalls gut: Die Ausgänge sind DC-coupled und halten somit für CV-Steuer-Spannungen für Modular-Synths her.
Auch nicht unwichtig: Die Kopfhörerausgänge gehen schön laut und klingen transparent wie offen. Nur im oberen Leistungsbereich neigen sie etwas zum Pressen, aber geschenkt. Die verbauten ESS-Sabre DAC-Chips findet man tendenziell eher in hochpreisigen Interfaces, sie allein sind aber noch kein Garant für Top-Sounds. Dennoch: MOTU hat bei seinen Einsteiger-Interfaces keine Kompromisse gemacht! Insbesondere die Ausgangswandler lösen präzise und punchy auf. Auch die Preamps und ihre A/Ds klingen schön knackig und bleiben lange rauschfrei. Sie sind grundsätzlich clean gehalten und jedoch nicht unbedingt die allerkräftigsten. Im Marktumfeld positionieren sie sich allerdings äußerst souverän!
Für dich ausgesucht
Welche Alternativen gibt es zum MOTU M6?
Ohnehin nehmen sich die in dieser Preisklasse eingebauten Preamps nicht soo viel. Wer sich nach mehr Leistung sehnt, kann sich einmal das RME Fireface UC oder das UA Solo anschauen, aber auch das SSL 12 ist eine tolle Alternative. Von MOTU selbst gibt es ebenfalls Alternativen, gerade die AVB-Serie lässt sich zum Beispiel hervorragend miteinander kombinieren oder erweitern und wächst mit ihren Aufgaben.
Digitale Schnittstellen wie ADAT, SPDIF oder AES/EBU gibt es hier am MOTU M6 nicht, wirklich vermissen werden das aber wohl die wenigsten. Die gehobeneren MOTU-Interfaces haben diese dann wiederum. Sie bieten außerdem allesamt DSP-Effekte, die das Künstler-Monitoring durchaus aufwerten können – überbewerten würde ich das allerdings auch das nicht, zumal das Monitoring über die DAW mit den heutigen Rechnern kein Ausschlusskriterium mehr darstellt.
SSL 12 | UA VOLT 476P | Focusrite Clarett+ 4Pre | MOTU M6 | |
Preamps/max. Gain | 4 x 62 dB Gain | 4 x 55 db Gain | 4x 57 dB gain | 4x 60 dB |
Input EIN (A-gew.) | – 130,5 dBu | – 127 dBu | – 129 dBu | – 129 dBu |
MIDI | 1 DIN-I/O | 1 DIN-I/O | 1 DIN-I/O | 1 DIN-I/O |
Kopfhörer-Outs | 2 | 2 | 2 | 2 |
Low-Latency-Monitoring | Software-Mixer | sehr einfach | Software-Mixer | sehr gut |
ADAT/SPDIF | Ja/Nein | Nein/Nein | Ja/Ja | Nein/Nein |
Preis: | 499,- € | 449,- € | 545,- € | 499,- € |
Thomann: | SSL 12 | Volt 476P | Clarett+ 4Pre | MOTU M6 |
to Schnick-Schnack or not
Sicherlich: Das „schicke“ UA Volt 476P ist im selben Preisbereich beheimatet, kennt sogar einen „Vintage-Mode“ und auch einen dreistufigen „76er-Kompressoren“. Kriegsentscheidend ist das wirklich nicht, zumal sich die restlichen – und meiner Meinung nach wichtigeren Features – vergleichsweise nicht so ausgereift anfühlen, wie hier oder beim SSL 12. Letzteres verfügt sogar über einen ADAT-Anschluss und eignet sich damit auch für die Band. Wer indes viel unterwegs ist, wird die kompakten Maße des M6 zu schätzen wissen – UA und auch SSL sind da wesentlich unhandlicher.
Auch, wer mehr mit Synths, Keyboards als Mikros zu tun hat, sollte das MOTU M6 forcieren: Neben den vier Preamps, die grundsätzlich auch Line-Signale gut verdauen, hat es auch noch einen dedizierten Line-In. Volt 476P und SSL12 haben das nicht und es gilt: Wer mehr Eingänge hat, muss weniger umstecken!