Praxis
Steuerung über Web-Browser
Nach der ganzen komplizierten Netzwerkgeschichte ist es mir eine Freude, zu etwas unkomplizierterem zu kommen: Die Steuerung des Stage-B16 bzw. eines kompletten AVB-Netzwerks läuft über einen normalen Web-Browser.
Einrichtungsassistent und Routing-Matrix
Um das komplexe Routing zu erleichtern, bietet das Stage-B16 wie viele AVB-Kollegen von Motu einen Einrichtungsassistenten, um mit wenigen Mausklicks die grundlegenden Einstellungen vorzunehmen.
DSP-Mixing und Effektbearbeitung
Das virtuelle Mischpult bietet 48 Kanäle, zwölf Busse und eine DSP-basierte Effekt-Suite, die sich bis 96 kHz nutzen lässt. Es handelt sich um einen vollparametrischen Vierband-EQ plus Lowcut-Filter, ein Gate, zwei Kompressor-Modelle und einen Hall. Will man alle Effektparameter gleichzeitig sehen, braucht man einen extrem großen Bildschirm oder muss wiederum tüchtig scrollen. Glücklicherweise kann man aber nicht benötigte Elemente ausblenden, was Übersicht schafft.
Recht neutraler und hochwertiger Klang
Dass die Preamp/Wandler-Kombination von Motu auf dem hohen Level von RME und Konsorten mitspielt, bestätigt sich beim Stage-B16 aufs Neue. Die Vorstufen verstärken das Signal aus dem Neumann M147 neutral und klingen im Direktvergleich mit dem RME Fireface zwar nicht ganz so offen, dafür aber etwas kräftiger in den tieferen Frequenzbereichen. Es handelt sich dabei aber um Nuancen, und in Abgrenzung zu deutlich färbenden Charakter-Preamps kann man in beiden Fällen von einem weitgehend neutralen Klang sprechen.
Für den dritten Track wurde die Aufnahme durch EQ, Kompressor und Hall des Stage-B16 geschickt. Gerade beim Hall kann man sich gewiss Besseres vorstellen, aber zu erwarten, dass solche DSP-Systeme mit einem rechenintensiven High-End-Reverb ausgestattet sind, ist unrealistisch. Fürs Monitoring gehen die Effekte völlig in Ordnung.
Auch bei einer Schlagzeugaufnahme über zwölf Kanäle funktioniert das Stage-B16 sehr gut. Bei diesem Beispiel liegt ein Gate auf dem Kick-Out-Kanal und ein sehr vorsichtig zugreifender Peak-Limiter auf der Summe. Zum Einsatz kommen native Plug-ins, die rein technische Zwecke erfüllen und den grundlegenden Klang des Stage-B16 natürlich nicht verändern.
Flexible Latenz
Bei der Latenz schlägt sich das Stage-B16 bei USB-Verbindung mit einem Windows-Rechner hervorragend. Gleich zwei Dinge erstaunen: Zum einen liegt die minimale Buffer-Größe nicht bei 32 Samples, sondern bei sehr niedrigen acht Samples. Zum anderen ist es möglich, den sogenannten „Host Safety Offset‟, eine Art digitale Knautschzone zwischen Interface und Rechner, selbst anzupassen. Wer über ein schnelles System verfügt, kann also extrem gute Werte erreichen. Auf dem Testsystem (Windows 10, Intel Core i7-6700, 8 GB Ram) liefen Aufnahmen bei 44,1 kHz, einer Buffersize von 16 Samples und einem Host Safety Offset von 64 Samples anstandslos. Die Gesamtlatenz lag in diesem Fall unterhalb von 4 Millisekunden, und das ist ein wirklich sehr guter Wert, bei dem man besten Gewissens von „nicht spürbar“ sprechen kann. Bei umfangreicheren Projekten und Mixes steigt natürlich die Rechenlast, dank der flexiblen Möglichkeiten, lässt sich das Stage-B16 aber sehr gut an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen.