Effektgeräte für E-Bass sind schon ein tolles Spielzeug: Sie machen viel Spaß und können für das eigene Bassspiel sehr inspirierend sein. In einigen Stilistiken sind Effektpedale sogar ein fester Bestandteil für authentische Basssounds. Heavy Metal ohne Overdrive und Distortion? Undenkbar! Funk ohne blubbernde Filtereffekte? Niemals! Doch ist das erste Effektgerät erst einmal gekauft, träumt man im Handumdrehen schon vom nächsten Pedal. Schnell befindet man sich dann in einer Spirale, die das Bankkonto ganz schön zum Schwitzen bringen kann. Eine günstige Alternative zu mehreren Einzelgeräten sind Multieffektgeräte. Sie beinhalten für gewöhnlich so ziemlich jeden Effektsound des Planeten und sind unterm Strich oft günstiger als diverse einzelne Effektpedale. Doch wie klingen Multieffektgeräte im Vergleich zu den Sound von Einzelpedalen? In diesem Feature vergleichen wir ein mit analogen Effekten bestücktes Pedalboard mit einem typischen Multieffektgerät und beleuchten alle weiteren Vor- und Nachteile beider Seiten.
- Die Kandidaten für unseren Vergleich
- Kosten von Effektgeräten
- Pragmatische Aspekte bei Multieffekt-Geräten und einzelnen Effektgeräten
- Multieffektgeräte sind klanglich ungemein flexibel!
- Soundvergleich Multi-Effektpedal vs. einzelne Effektpedale
- Multieffektgerät vs. Einzelpedale – Fazit
- Links zu den im Video verwendeten Produkten
Die Kandidaten für unseren Vergleich
Um diesen Vergleich möglichst realistisch zu machen, habe ich kurzerhand eine praxisgerechte Auswahl meines eigenen Pedalboards in den Ring geworfen. Diese Effekte haben sich bei mir über Jahre bewährt, sind von bekannten Herstellern und problemlos im Fachhandel erhältlich. Mir war bei diesem Vergleich wichtig, keine mehrere Hundert Euro teuren Boutique-Effekte, sondern eine Art „Standard“ zu präsentieren.
Und auch beim Multieffekt haben wir uns nicht für absolutes Highend-Equipment entschieden, sondern für das ZOOM B1 Four, da die Firma ZOOM eine große Expertise in diesem Bereich vorzuweisen hat.
Kosten von Effektgeräten
Gut, dann rechnen wir mal zusammen: Für jedes der hier von mir benutzen Pedal habe ich einen Durchschnittspreis ermittelt, welcher sich aus dem aktuellen Marktangebot ergibt. Es geht mir jedoch weniger um ganz exakte Werte, sondern darum, einmal eine grobe Vorstellung zu bekommen, was ein Pedalboard mit fünf bis sechs Bodentretern ungefähr kostet.
Für dich ausgesucht
- Octaver: 150,- Euro
- Overdrive: 150,- Euro
- Envelope Filter: 160,- Euro
- Fuzz: 100,- Euro
- Phaser: 90,- Euro
- Chorus: 90,- Euro
- Pedalboard: ca. 60,- Euro
- Externe Stromversorgung: ca. 80,- Euro
- Patchkabel: ca. 20,- Euro
Aua, das macht ja in der Summe bereits satte 800,- Euro! Der aktuelle Straßenpreis für das ZOOM B1X Four liegt hingegen bei gerade einmal 75,- Euro, und dabei bietet dieses Multieffekt-Gerät sogar noch deutlich mehr als sechs Effekte! Klar: Natürlich kauft man sich nicht ein komplettes Pedalboard mit allen Effekten auf einmal, der preisliche Unterschied ist aber dennoch unerwartet hoch.
Pragmatische Aspekte bei Multieffekt-Geräten und einzelnen Effektgeräten
Hier noch zwei nicht ganz unwichtige pragmatische Aspekte: Ein Pedalboard muss man zunächst einmal aufbauen, d. h. die richtige Reihenfolge der Pedale festlegen, die Geräte auf dem Board befestigen, sie untereinander sowie mit dem Netzteil verkabeln. Das ist mit Arbeit, Know How, Tüfteln und einem recht großen Zeitaufwand verbunden. Das Multieffektgerät hingegen muss man einfach nur einschalten, und der Spielspaß kann sofort beginnen!
Pedalboards gibt es in unterschiedlichsten Größen, daher kann ich nur mein eigenes für den Vergleich bemühen – und das besitzt in etwa die dreifache Größe des ZOOM B1 Four! Das kleine Multieffektgerät passt problemlos mit in die Gigbag, das Board benötigt tatsächlich eine eigene Tasche bzw. ein Case. Natürlich gibt es auch wesentlich wesentlich größere Multieffektgeräte, aber ich beziehe mich hier auf meine beiden vorliegenden Kandidaten.
Bedienung von Effektpedalen und Multieffektgeräten
Die Bedienung von analogen Einzel-Effektpedalen kann man für gewöhnlich als vergleichsweise simpel bezeichnen. Man hat es mit Drehreglern und Schaltern zu tun, die sich mit Hand und Fuß betätigen lassen. Die Bedienung läuft also sehr haptisch ab, und man erhält vom Gerät in Echtzeit eine klangliche Rückmeldung. Auch sieht man stets, in welcher Stellung sich ein Regler gerade befindet, und kann dies bei Bedarf schnell korrigieren und reproduzieren – vorausgesetzt, es sind nicht allzu viele Regler!
Zudem hat jeder Regler für gewöhnlich nur eine Funktion inne und man weiß jederzeit, was seine Aufgabe ist. Dies hat den großen Vorteil, dass man sehr schnell auf der Bühne oder im Proberaum reagieren kann, falls der Sound einmal nicht passen sollte.
Multieffekte nutzen allesamt die Vorteile digitaler Technologie und sind folglich auch anders zu bedienen. Zwar besitzen die meisten ebenfalls mehrere Schalter und Regler, diese haben aber je nach Betriebsmodus oder Unterebene wechselnde Funktionen inne. Manchmal erfüllen sie auch schon mal mehrere Aufgaben gleichzeitig – je nachdem, ob man den Schalter kurz, lang oder mehrfach hintereinander drückt. Dies bedarf in der Regel einer gewissen Einarbeitung. Dafür kann ein einmal eingestellter Sound auf simple Art und Weise abgespeichert und jederzeit wieder abgerufen werden! Allerdings kann es schon kniffelig werden, während eines Songs mal schnell etwas nachzuregeln, falls der in den eigenen vier Wänden erstellte Traumsound auf der Bühne nicht funktioniert.
Multieffektgeräte sind klanglich ungemein flexibel!
Ein ganz entscheidender Vorteil eines Multieffektgerätes ist die klangliche Flexibilität aufgrund der hohen Anzahl enthaltener Effekte. Im Falle des ZOOM B1 Four sind dies über 70 Stück! Allerdings sind diese nicht alle komplett unterschiedlich, sondern es handelt sich z. B. um vier verschiedene Kompressoren, drei verschiedene Octaver etc.
Fünf Effekte lassen sich hier maximal gleichzeitig nutzen und als Preset speichern. Bei 50 User Presets bedeutet dies, dass man 50 Effektloops (sozusagen virtuelle Pedalboards) mit jeweils fünf Effekten abspeichern kann. Das ist vor allem interessant, wenn man wie z. B. in elektronischer Musik mit zahlreichen Effekten arbeitet und diese gleichzeitig an- oder ausschalten möchte.
Im Gegensatz zur analogen Pedalboard-Welt kann man einen Effekt nicht nur einmal benutzen, sondern in mannigfaltigen Facetten. So kann es durchaus sein, dass ich in einer Metalband mehrere Overdrive- oder Distortion-Sounds verwende. Beim Multieffekt muss ich dafür einfach nur das entsprechende Preset erstellen und bei Bedarf abrufen. Auf dem Pedalboard müsste man für jeden Song jedes Mal die Knöpfe der Pedale verdrehen, was auf der Bühne fast unmöglich ist. Alternative: Man kauft sich mehrere Overdrive-Pedale – was uns aber wieder zurück zur Bankkonto-Problematik führt!
Die Frage ist daher: Brauche ich die Auswahl zwischen zehn verschiedenen Overdrive-Sounds wirklich, oder reicht mir einer, welchen ich bei Bedarf an- und ausschalte? Die Antwort dazu ist natürlich absolut individuell.
Soundvergleich Multi-Effektpedal vs. einzelne Effektpedale
Kommen wir zur letzten Frage, dem Sound: Wie klingen analoge Effektpedale und ein digitales Multieffekt im direkten Vergleich? Dazu habe ich für euch in diesem Video einige Klangbeispiele eingespielt, in denen ich einzelne Effekte gegenübergestellt habe.
Es ging mir dabei nicht darum, Sounds exakt 1:1 nachzubauen. Dies ist auch nicht möglich, da die analogen Vorbilder der im ZOOM verbauten Effekte großteils auf anderen Pedalen als meinen beruhen. Vielmehr sollten hier also die grundsätzliche Klanggüte und der Klangcharakter im Vordergrund stehen.
Multieffektgerät vs. Einzelpedale – Fazit
Was ist besser: Ein Multieffektgerät oder mehrere einzelne Effekte? Nun, ein wirkliches „Besser“ oder „Schlechter“ kann es hier – wie nahezu immer in der Musik – auch hier nicht geben. Die Entscheidung für das eine oder das andere hängt von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Und vor allem von der Frage, bei welchem der angesprochenen Aspekte man Kompromisse eingehen kann bzw. möchte. Letztlich kommt es darauf an, was für ein Typ von Bassist:in du bist. Stelle dir daher folgende Fragen:
- „Stehe ich in Sachen Sound, Bedienung und Flexibilität auf einzigartige klassisch-analoge Sounds und nehme dafür in Kauf, dass weniger klangliche Wandelbarkeit besteht?“
- „Benötige ich einen hohen Funktionsumfang und hohe klangliche Wandelbarkeit?“
- „Bin ich auf eine platzsparende Lösung angewiesen, etwa weil ich als Musiker mit meinem Equipment viel im Bus oder gar im Flugzeug sitze?“
- „Wie wichtig ist mir eine kostengünstige Lösung?“
Eine Lösung sollte man bei allem ABwägen nicht außer Acht lassen: Selbstverständlich kann man je nach Bedarf sowohl ein Pedalboard als auch ein Multieffektgerät abwechselnd in Betrieb haben!
Links zu den im Video verwendeten Produkten
Wer Appetit auf eines oder mehrere der im Video verlinkten Produkte bekommen hat, für den haben wir hier abschließend einige (wenn auch aus Gründen von Aktualität im Produktsortiment nicht alle!) Affiliate-Links zum Musikhaus Thomann. Viel Spaß beim Stöbern!
- Zoom B1X Four Bass Multi Effect
- Aguilar DB 925 Preamp/ Boost
- Keeley Bassist Compressor
- Rodenberg LDP OD/CB
- Electro Harmonix Bass Big Muff Distortion Fuzz
- MXR M 82 Bass Envelope Filter
- MXR M288 Bass Octave Deluxe
- MXR Phase 90
Bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt