Unser Testkandidat, der Music Man 115 B 250, ist ein 250 Watt starker Basscombo mit einem 15″-Speaker, der neben einem Bass- und einem Höhenregler zusätzlich einen fünfbandigen EQ zur Feinjustierung spendiert bekommen hat. Die älteren Semester unter euch erinnern sich sicherlich noch an die Verstärker und Boxen der Firma Music Man, oder haben vielleicht in den 70er-Jahren sogar selbst mit einem dieser legendären Teile die Bühne gerockt. Das erste Modell wurde 1974 von Music Man-Mitgründer Tom Walker entwickelt und verhalf der Firma zu großem Erfolg. 1984 jedoch wurde die Verstärkerproduktion eingestellt, nachdem Ernie Ball die Firma übernommen hatte. Ball konzentrierte sich auf den Erfolg des Stingray-Basses und sah keine Kapazitäten mehr für eine Fortführung der Verstärkerproduktion – zur Enttäuschung nicht weniger Bassisten. Gute 30 Jahre später sind die legendären Music Man-Amps nun endlich wieder erhältlich!
Die neue Produkt-Range wird jedoch nicht von Music Man selbst hergestellt, sondern läuft im indonesischen Werk von Markbass bzw. DV Mark vom Band. Marco De Virgiliis, seines Zeichens Mastermind und Chef der italienischen Amp-Schmiede, hat den Ball selbst ins Rollen gebracht. Er schlug seinem guten alten Freund und Ernie Ball/Music Man-Boss Sterling Ball vor, den Music Man-Verstärkern und -Boxen neues Leben einzuhauchen und sie unter Zuhilfenahme der modernen Produktionsmöglichkeiten seiner Firma Markbass wieder auf den Markt zu bringen.
Die bisherigen Resultate dieser fruchtbaren Kooperation sind (für uns Bassisten) ein Solid State-Topteil mit 500 Watt Leistung, eine potente 8x10er-Box für große Rock’n’Roll-Bühnen – und schließlich der Music Man 115 B 250, ein 250 Watt starker Combo mit Solid State-Endstufe und 15″-Lautsprecherbestückung, den wir heute zum Test vorliegen haben.
Details
Keine Angst: die neuen Music Man-Verstärker und -Boxen werden zwar von Markbass gebaut, kommen aber nicht etwa in dem gelb-schwarzen Look daher, den man von den Produkten der Italiener kennt. Vielmehr erscheinen sie in einem authentischen, eleganten Vintage-Design. Der neue Combo sieht tatsächlich fast genauso aus wie das Vorbild aus früheren Zeiten und weicht nur unwesentlich vom Design des Originals ab. Die Konstruktion ist äußerst solide: der Music Man macht einen absolut roadtauglichen und robusten Eindruck. Sein Tolex-verkleidetes Gehäuse ist mit Metallecken gut vor Stößen geschützt. An der rechten Seite und am Boden sitzen jeweils vier Füße, damit man das Gehäuse sowohl aufrecht als auch waagerecht platzieren kann.
Zum Tragen wurden oben und seitlich zwei Koffergriffe angebracht, wodurch sich der 115 B 250 sowohl waagerecht als auch senkrecht zum Einsatzort bewegen lässt. Die Dimension der Griffe ist für einen komfortablen Tragekomfort allemal ausreichend, denn der 115 B ist für einen ausgewachsenen 15″-Basscombo relativ leicht – gerade einmal ca. 18 kg bringt er auf die Waage.
Im unteren Teil des Gehäuses sitzt – leicht nach oben geneigt – der kräftige 15″-Lautsprecher, welcher durch eine abnehmbare Front im amtliche Vintage-Design und mit Music Man-Logo geschützt wird. Einen Tweeter zur Unterstützung der hohen Frequenzen gibt es bei der Neuauflage des Vintage-Combos logischerweise nicht. Für eine satte Basswiedergabe ist hingegen gesorgt, denn abgesehen vom 15″-Speaker finden wir auf der Rückseite des Gehäuse drei Bassreflexkanäle.
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Im oberen Teil des Gehäuses hat die neu entwickelte Kraft- und Klangzentrale Platz gefunden: ein 250 Watt starkes Topteil mit Transistorvor- und -endstufe. Auch die Front des Verstärkerteils wurde im Wesentlichen nach dem Originalvorbild gestaltet. Allerdings hat der Amp ein paar moderne Features mit auf den Weg bekommen, die heutzutage viele Bassisten nicht mehr missen möchten. Dazu gehört natürlich der symmetrische Ausgang in Form einer XLR-Buchse, aber auch die zeitgemäße Speakon-Buchse zum Anschluss einer Zusatzbox. Der Line-Ausgang kommt selbstverständlich mit Ground Lift-Schalter zum Eliminieren von Brummschleifen und Pre/Post-Schalter für den Equalizer. Zusätzlich gibt es noch einen Effekt-Einschleifweg mit den üblichen Send- und Return-Klinkenbuchsen sowie eine weitere Klinke zum Anschluss eines Stimmgerätes. Diese “modernen” Features hat man allesamt auf der Rückseite des Verstärkers untergebracht. Auf der Front hingegen sieht alles aus wie beim alten Music Man-Combo. Naja, fast zumindest, denn es gibt keinen zuschaltbaren Limiter mehr, und der EQ-Schalter wurde durch eine Fußschalter-Klinke ersetzt. Nach der Input-Klinke folgt also erst der Gainregler, und darauf dann ein Bass- und ein Höhenregler.
Im nächsten Segment sitzt der altbekannte, zuschaltbare Fünfband-Equalizer mit den Reglern für 67 Hz, 184 Hz, 520 Hz, 1400 Hz und schließlich 3800 Hz. Die Zuschaltung des Fünfband-EQs erfolgt über einen Fußschalter, der in die “EQ FSW”-Buchse gesteckt wird. In einer Live-Situation kann es ganz schön praktisch sein, die Möglichkeit zu haben, auf Knopfdruck zu einem zweiten Sound wechseln zu können. Somit ist dies wirklich ein tolles Feature, das man schnell nicht mehr wird missen wollen. Schade ist nur, dass der Fußschalter wie so oft nicht gleich mit zum Lieferumfang gehört.
Damit sind wir mit der Beschreibung auch schon fast fertig. Zu erwähnen bleiben nur noch der Power-Schalter und die Betriebsleuchte – beide natürlich im amtlichen Seventies-Look!