Music Man 212 HD130 Test

Praxis

Sound/ Bedienung:

Beim Anschalten fällt ein leises Sirren auf, das vom eingebauten Lüfter produziert wird. Das stört aber nicht weiter, Hauptsache, der Amp bekommt genug Luft. Die Bedienung ist logisch und intuitiv aufgebaut, daher ist die online einzusehende Bedienungsanleitung eher eine Aufzählung von Fakten. Ich habe vor den Combo ein Shure SM 57 platziert, dessen Signal von einem Tube Tech MP 2A Preamp verstärkt und zum Wandler weitergeleitet wird. Auf Effekte außerhalb des Verstärkers habe ich wie gewohnt gänzlich verzichtet.
Mit einer Strat geht es im ersten Kanal los. Alle Regler befinden sich in Mittelstellung, der Normal/Bright-Schalter steht auf Normal. Im zweiten Beispiel bleibt alles wie gehabt, allerdings ist dann Bright aktiviert. In beiden Audios steht der Power-Schalter auf High.

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Strat an Ch 1 Clean, Schalter auf Normal, Volume 5, Power-Schalter auf Hi Strat an Ch 1 Clean, Schalter auf Bright, Volume 5, Power-Schalter auf Hi

Der Verstärker erzeugt einen lauten, warmen Cleansound, wobei der Umschalter das Höhenbild im Bright-Modus ordentlich aufbläst und den Klang offener und durchsichtiger gestaltet. Der Sound steht wie eine Wand im Raum und schwächelt in keinem Moment, was gerade bei perkussivem Spiel gewünscht ist, aber auch schonungslos Spielfehler aufdeckt.
Ich schalte den Power-Schalter jetzt auf Low und greife zur Les Paul, verändere aber sonst nichts.

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Les Paul an Ch 1 Clean, Volume 5, Power-Schalter auf Lo

Eine kleine Zerrnote kommt hinzu, was den Sound anschmutzt, wobei der Amp feinfühlig mit der Dynamik umgeht, sprich, sanft angespielt wird es cleaner, fester entsprechend schmutziger. Ansonsten kommt der warme, holzige Klangcharakter der Gibson gut zur Geltung.
Bevor ich in den zweiten Kanal wechsele, drehe ich das Volume-Poti einmal ganz auf und schalte den Power-Schalter auf Low.

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Les Paul an Ch 1 Clean, Schalter auf Normal, Volume Maximal, Power-Schalter auf Lo
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Der Combo erzeugt eine Verzerrung, die ich gern auch “Fenderzerre” nenne, sprich, im Bass wird es matschiger und das Zerrverhalten dürfte eher den Indie-Musiker als den Rocker beglücken.
Nichtsdestotrotz ein toller Sound, nur eben nicht für jedermann und jede Gelegenheit. Die Klangregelung arbeitet unauffällig. Wenn zu viel Bässe am Start sind, lassen diese sich herunterregeln, nur ändert sich eben der Gesamtsound nicht. Das gilt natürlich auch für die Mitten und Höhen.
Da Kanal eins und zwei im Sound identisch sind, im zweiten aber Effekte hinzukommen, widme ich mich jetzt eben diesen. Los geht es mit dem Federhall. Im ersten File habe ich den Deep-Regler deaktiviert, im zweiten File kommt er wieder dazu. Zum besseren Heraushören steht der Reverb-Regler auf 8.

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Ch 2, Deep-Regler deaktiviert, Reverb-Regler auf 8 Ch 2, Deep-Regler aktiviert, Reverb-Regler auf 8

Der Hall klingt schön tief und erzeugt den beliebten “Platsch” bei härterem Anspielen. Das Klangbild verdichtet sich und eine durch das Reverb erzeugte Retro-Note macht sich breit. Der Deepregler räumt hier sehr feinfühlig auf, ohne die Gitarre ihres Fundamentes zu berauben. Und das ist auch gut so, denn mit der Les Paul war es für meinen Geschmack etwas zuviel des Guten.
Abschließend zwei Beispiele mit unterschiedlichen Tremoloeinstellungen. In beiden Fällen konnte ich es mir nicht nehmen lassen, den Hall mit einzubeziehen.

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Les Paul an Ch 2, Volume auf 4, Tremolo auf 2 mit Reverb Les Paul an Ch 2, Volume auf 4, Tremolo auf 6 mit Reverb

Auch hier kann ich nur Gutes berichten, das Tremolo agiert sehr musikalisch und liefert genau die Tiefe, die man hören möchte und die man bei vielen digitalen Nachbildungen vermisst. Bei höherem Intensity-Reglerstand lässt sich gut die Verdoppelung der Lautstärkenmodulation heraushören, was einen interessanten Effekt erzeugt und sich sehr gut einsetzen lässt. Für meinen Geschmack verrichten auch die Neodyme-Speaker einen wirklich guten Job. Der Sound steht wie eine betonierte Eins im Raum und zeichnet sich durch einen runden, satten und vor allem perkussiven Klang aus. Deshalb kann ich auch die Diskussionen in den einschlägigen Foren nicht wirklich nachvollziehen und empfehle stattdessen, den Amp einfach vorurteilsfrei anzuspielen und sich selbst ein Bild zu machen.

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Profilbild von revolverband

revolverband sagt:

#1 - 02.04.2015 um 06:15 Uhr

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Erst mal - ein schöner Test!
Aber als ich fertig gelesen hatte musste ich lachen. Warum sollte wohl jemand diesen Verstärker kaufen und nicht einen Fender Twin Reverb, der das alles noch besser kann?

    Profilbild von Lilak Monoke

    Lilak Monoke sagt:

    #1.1 - 16.06.2019 um 22:18 Uhr

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    das ist eine berechtigte frage wenn man bedenkt dass beide amps schwarz sind und zwei speaker haben - ansonsten sind das vollkommen verschiedene paar stiefel :-)ich spiele den amp im moment mit einer passenden music man sabre II mit hifi low impedance pickups und der sound ist einfach nur BIG and BEAUTIFUL.

    Antwort auf #1 von revolverband

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    Profilbild von Udo

    Udo sagt:

    #1.2 - 14.03.2023 um 01:10 Uhr

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    Ich habe seit 10 Jahren einen Fender The Twin und hatte zuvor einen Music Man 212 HD 130 und mein Urteil fällt überwältigend zugunsten des Music Man aus... der Fender ist ein rabiates Rauhbein...und nur über pedals in die "richtige"(Geschmackssache) Richtung zu bugsieren...der Music Man war in manchen Ein - stellungen ein lieblicher Feingeist mit cremigem Ton.Natürlich war da auch ein knallharter Klang reinzukriegen - soviel zum Thema Röhrenvorstufe Twin / Transistorvorstufe beim MuMa...

    Antwort auf #1 von revolverband

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Gerhard Wurst sagt:

#2 - 11.07.2018 um 00:06 Uhr

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Als alter Musicman 212 HD 130 Spieler möchte ich gern zwei Dinge korrigieren:Die Serie 1978/79 hat sehr wohl eine Vorstufenröhre - das verändert natürlich den Sound gegenüber der 100% Hybrid Variante!Zum anderen ist die originale Verschaltung des o.g. Amps so, dass die Klangregelung vor (!) der Vorstufe sitzt - d.h. alle Klangregler auf Null = kein Sound! Das ergibt natürlich ungeahnte Nuancen hinsichtlich der ‚Zerre’. Z.B. mehr Mitten = mehr Zerre!Natürlich ist das kein Allsound Amp. Wer ihn mal in der Originalversion gespielt hat, liebt ihn oder kann nix damit anfangen. Mit einem Fender Twin hat der Musicman 212 HD 130 meiner Meinung nach nicht wirklich etwas zu tun ( ausser dem Aussehen ).Als junger Mann probierte ich Ende der 70er die gängigen Amps aus: Fender, Marshall, Roland, Road, Ampeg, Hiwatt … Ich konnte mit keinem dieser Dinger warm werden - bis ich zufällig in einem Musikhaus einen HD 130 hörte, ca.1979. Das war der Sound, den ich gesucht habe !Bestes Soundbeispiel - bitte googeln: Johnny Winter im Rockpalast 1979 - Gibson Firebird über 2 Musicman 212 HD 130 - Mega ;-))Viele Grüße

    Profilbild von Gioi Geniale

    Gioi Geniale sagt:

    #2.1 - 06.06.2021 um 11:31 Uhr

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    Zuerst einmal besten Dank für den Johnny Winter Link. Ich sah ihn in den 80ern einmal live. Unglaublich gut, cool und energiegeladen.
    Auch in den 80ern Eric Clapton mit Albert Lee zusammen gesehen. Die ganze Bühne war von Music Man Mauern geprägt.Und der Gitarrensound natürlich erste Sahne. Also bei Winter wie auch bei Clapton und LeeSeit gut 4 Wochen spiele ich einen alten Music Man 65RP. Die Frontbespannung war total zerfetzt. Und sonst... null Macken, kein Potirauschen, keine misteriösen Röhrengeräusche. Einfach Sound pur.Die Frontbespannung konnte ich auf Ebay odern und war ziemlich rasch da. "So gut wie möglich" (die Frontbespannung wird in das Gehäuse quasi eingebaut, ich ) ja aufgespannt und gut war`s.
    Und ja, DER Sound macht`s aus. 20 kg hin oder her.

    Antwort auf #2 von Gerhard Wurst

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