Die Music Man Cutlass HSS komplettiert die Cutlass-Serie, deren Instrumente bisher mit drei Singlecoils ausgestattet sind. Aber bekanntlich ist je nach Stil und Genre ein Einspuler in Stegposition für viele Gitarristen nicht unbedingt das Nonplusultra – ein Grund, weshalb an dieser Stelle des Öfteren die Fräse angesetzt und Platz für einen Humbucker geschaffen wird.
Am attraktiven Korpus der Music Man Cutlass HSS entfallen diese nachträglichen Arbeiten, denn sie kommt schon ab Werk mit einem Steghumbucker, der laut Hersteller perfekt mit den beiden verbliebenen Singlecoils harmoniert. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Gitarre mit ihrer HSS-Bestückung im Test präsentiert.
Details
Optik/Verarbeitung:
Wie bei Music Man üblich wird das Instrument gut geschützt in einem super-robusten Kunststoff-Case geliefert, das auch härteren Belastungen standhalten sollte. Die Gitarre besitzt einen Erlenkorpus, der in unserem Fall deckend schwarz und hochglänzend mit Polyester lackiert wurde. Sie ist aber auch in Vintage Sunburst, Ivory White, Vintage Turquoise, Choral Red und Charcoal Frost zu haben. Der Body besitzt zwei Cutaways und auch was die Ausfräsungen auf der Rückseite angeht, gibt es hier Parallelen zu einer alten Bekannten. Das verwundert nicht, denn Mitbegründer der Firma Music Man war schließlich kein Geringerer als Leo Fender, der hier seine Spuren hinterlassen hat.
Die Saiten werden durch den Korpus in ein ebenfalls von Music Man entwickeltes Tremolosystem eingefädelt und laufen über individuell einstellbare, gebogene Stahlblech-Saitenreiter. Das Tremolo liegt auf dem Korpus auf und lässt deshalb ab Werk nur Downtunings zu. Zur Auflage des Handballens dient ein Metallbügel am unteren Ende des Systems, das nach dem Messerkantenprinzip arbeitet und von zwei Schrauben gehalten wird. Diese Konstruktion minimiert die Reibung und sorgt für weniger Verstimmung beim Tremolieren. Die drei Federn in der Federkammer auf der Rückseite der Gitarre halten das Tremolo in seiner Position. Abgedeckt wird das Ganze von einem weißen Kunststoffdeckel, der ein Einfädeln der Saiten durch sechs Ausfräsungen zulässt. Der Tremoloarm wird gesteckt und bewegt sich vollkommen spielfrei, was ein butterweiches und sehr präzises Arbeiten ermöglicht, sehr gut!
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Das weiße, dreilagige Schlagbrett beherbergt zwei Singlecoils und einen Humbucker am Steg, wobei es sich bei allen Pickups um Eigenkreationen handelt. Bei den Singlecoils sind es Music Man Custom Wound Single Coils mit einer “Silent Circuit” Schaltung, die laut Hersteller aktiv die typischen Einspuler-Probleme wie Brummen und Störgeräusche unterdrückt und gleichzeitig den authentischen Singlecoil-Sound bietet. Gleichzeitig dient die Schaltung als Buffer und unterstützt auch längere Kabelwege, die dazu benötigte Batterie befindet sich in einem Schnellverschluss auf der Rückseite des Korpus.
Die Herausforderung bei der Entwicklung des Humbuckers bestand für Music Man darin, einen Pickup zu entwickeln, der mit den beiden Singlecoils harmoniert. Außerdem sollte er in der zweiten Zwischenstellung mit dem mittleren Pickup zusammen den beliebten “Spank”-Sound generieren und auch allein betrieben mehr Ausgangspegel als ein Standard-PAF-Humbucker liefern. Ich bin gespannt, wie das Resultat klingt, aber auch dazu später mehr im Praxisteil. Spannend auch, wie sich die Gitarre und vor allem der Humbucker mit verschiedenen Pedalen versteht. Mein lieber Kollege Thomas Dill hat die mit drei Singlecoils bestückte Cutlass bereits getestet und sie auch mit entsprechenden Pedalen betrieben, die allesamt keinerlei Probleme mit dem gebufferten Ausgang der Gitarre hatten. Geschaltet werden die verschiedenen Pickup-Positionen mit einem Fünfwegschalter, der gut erreichbar oberhalb des Volume- und Tone-Potis platziert ist. Das Signal verlässt über eine Klinkenbuchse in der unteren Zarge die Gitarre in Richtung Amp, der Gurt findet an den gewohnten Positionen Gurtpins vor, die mit weißen Beilagescheiben aus Kunststoff unterlegt sind, um den Korpus vor Beschädigungen zu bewahren.
Music-Man-Gitarren sind bekannt für ihre exzellent verarbeiteten und komfortabel bespielbaren Hälse. In diesem Fall besteht er aus Ahorn, ist in einem “natural aged yellow” eingefärbt und hauchdünn satiniert, was für eine sehr angenehme Haptik sorgt. In das eingeleimte Ahorngriffbrett wurden 22 High-Profile Medium-Edelstahlbünde eingesetzt, die allesamt vorbildlich bearbeitet und auf Hochglanz poliert sind. Schwarze Punkteinlagen im Griffbrett und an der Halskante sorgen für die nötige Orientierung. Man kann die Cutlass übrigens auch mit Palisandergriffbrett bekommen, allerdings nur in Kombination mit den Korpusfarben Vintage Turquoise, Vintage Sunburst und Charcoal Frost. Der Hals ist mit fünf Schrauben bombenfest mit dem Korpus verbunden und dank des abgerundeten Hals-Korpus-Übergangs steht einem komfortablen Bespielen auch der obersten Lagen nichts im Wege.
Der Sattel misst 41,3 mm und besteht aus Kunststoff. Hier sind die Kerben versetzt, was für eine verbesserte Intonation sorgt. Muss der Hals nachgestellt werden, findet sich der Zugang zum Einstellstab an der Korpusseite, wo das Schlagbrett an der entsprechenden Stelle ausgefräst wurde. Wie bei Music Man üblich, besitzt auch die Cutlass eine verkleinerte Kopfplatte mit einer 4:2 Anordnung der Mechaniken, was für eine schnurgerade Saitenführung und damit auch für eine erhöhte Stimmstabilität sorgt. Music Man hat bei unserer Testgitarre verchromte Schaller M6-IND Locking Tuner verbaut, die wie gewohnt ein exaktes Stimmen ermöglichen.
Die Verarbeitung der in San Louis Obispo/ Kalifornien, USA, gefertigten und 3266 Gramm schweren Cutlass HSS ist vorbildlich und gibt nicht den geringsten Anlass zur Kritik.