Praxis
Nimmt man die Gitarre in die Hand, fällt auf, wie komfortabel sie sich an den Körper schmiegt und sich vollkommen barrierefrei bis in die höchsten Lagen im Stehen wie auch im Sitzen bespielen lässt. Auch was das Thema Kopflastigkeit angeht, gibt es nur Gutes zu berichten, denn die St. Vincent pendelt sich am Gurt oder auch im Sitzen in den Waagerechten ein.
Trocken angespielt liefert sie einen ausgewogenen, knackigen Sound, wobei die Saiten überdurchschnittlich lang und gleichmäßig ausklingen. Ob sich das am Amp widerspiegelt? Finden wir es heraus.
Gegen Ende des Praxisteils spiele ich zum Vergleich die St. Vincent Signature mit den drei Mini-Humbuckern an um herauszufinden, ob und wie verschieden die beiden Instrumente klingen.
Los geht es mit dem cleanen Kanal meines Marshall JVM 410.
Hier zeigt sich die St Vincent recht vielseitig, wobei sich das unverstärkte Klangbild am Amp widerspiegelt. Der Humbucker am Hals wandelt die Anschläge knackig und direkt und zeigt sich in den tiefen Frequenzen aufgeräumt. Der Kollege am Steg liefert wie gewohnt einen mittenfokussierten Klang, besitzt dabei aber genügend hohe Frequenzen, um das Klangbild aufzufrischen.
In den Zwischenpositionen geht es gewohnt knackig zur Sache, womit die St. Vincent eine breite Palette an Sounds abdeckt und sich damit für unterschiedlichste Musikstile empfiehlt. Allen gemein ist die schnelle Ansprache und deutliche Wiedergabe der Anschläge.
Weiter geht es im Crunch-Kanal des Amps. Auch hier schalte ich, wie bei den folgenden Beispielen, durch alle fünf Positionen des Wahlschalters, beginnend mit der Hals-Position.
Hier zeigt sich das offene Klangbild der Gitarre noch stärker als im cleanen Kanal des Amps. Der Hals-Humbucker besitzt deutliche Singlecoil-Anleihen und geht knackig ans Werk. Beim Durchschalten bis zum Steg-Doppelspuler werden so eine ganze Menge unterschiedlicher Anmutungen abgedeckt. Letzterer verdichtet die Mitten und liefert einen punchy Crunch-Sound.
Es wird Zeit für den Rock-Crunch-Kanal des Marshalls.
In Verbindung mit dem höheren Gainsetting am Amp spielt die St. Vincent ordentlich auf, denn sie drückt dem Sound trotz der dichten Verzerrung ihre persönliche Note auf, was sicherlich auch an ihrer knackigen Attack liegt. Alle fünf Positionen des Wahlschalters lassen sich wunderbar einsetzen und zeigen so ihre Vielseitigkeit. Sollen es knackige Rock-Funk-Riffs oder lieber das volle Brett sein? Kein Problem!
Ich stimme die tiefe E-Saite auf D herunter und erhöhe den Zerrgrad am Amp. Im folgenden Beispiel ist jetzt nur der Steg-Humbucker zu hören.
Auch diese Disziplin meistert die St. Vincent souverän, denn sie ist in der Lage, ein modernes Metal-Brett abzuliefern, bleibt dabei aber dank der ausgeprägten Attacks klar konturiert. Was die tiefen Frequenzen anbetrifft, hält sie sich angenehm zurück, denn hier matscht rein gar nichts – sehr gut!
Weiter geht es im Lead-Kanal des Marshalls. Ich beginne mit dem Hals-Humbucker und schaue dann auf den Steg-Pickup.
Für dich ausgesucht
Im Lead-Kanal liefert die Gitarre einen satten, singenden Ton am Hals und zeigt Biss, sobald der Steg-Pickup aktiviert wird. Erwähnenswert ist auch die tolle Werkseinstellung, die das Bespielen bis in die höchsten Lagen zum Kinderspiel macht.
Wie bereits erwähnt, lasse ich jetzt beide St. Vincents gegeneinander antreten. Im ersten Beispiel ist unsere heutige, mit zwei Humbuckern bestückte Gitarre zu hören, im zweiten Beispiel dann die mit den drei Pickups.
Los geht es im cleanen Kanal und jeweils dem Hals-Pickup.
Unsere aktuelle Testgitarre zeigt sich etwas knackiger und in den Höhen offener als ihre mit drei Pickups bestückte Schwester, die wiederum einen etwas wärmeren Klang liefert. Auch sind hier die Attacks nicht ganz so ausgeprägt, was letztlich für ein vollkommen anderes Klangbild sorgt.
Weiter geht es mit dem Crunch-Kanal und jeweils dem Steg-Pickup.
Auch hier präsentiert sich unsere Kandidatin mit den beiden Music Man-Humbuckern etwas schlanker und frischer, dafür tönt die mit den drei DiMarzio Mini-Humbuckern bestückte St. Vincent dicker und in den Tiefmitten ausgeprägter, was insgesamt für einen fetteren Auftritt sorgt.
Ein Beispiel im Lead-Kanal des Amps darf natürlich auch nicht fehlen. Zuerst ist jeweils der Hals-, dann der Steg-Pickup zu hören. Wieder geht es mit der Stealth Black HH St. Vincent los.
Im direkten Vergleich singt die mit den drei Pickups bestückte Gitarre etwas sahniger, dafür liefert die HH-Variante einen knackigeren, mit deutlicheren Attacks versehenen Sound.Der direkte Vergleich der beiden Probandinnen zeigt recht eindrucksvoll, wie groß die klanglichen Unterschiede tatsächlich sind.
Wer einen knackigen, etwas moderneren Sound sucht, wird bei der St. Vincent HH fündig, wen es eher zu einem dickeren, warmen Klang zieht, sollte sich die mit den drei DiMarzio Mini-Humbuckern bestückte Gitarre zur Brust nehmen.