Praxis
Der Stingray 5 wurde hervorragend verarbeitet – ich erkenne nichts, was man negativ erwähnen müsste. Auch optisch wirkt er sehr stimmig und hängt gut am Körper. Wie schon in der Beschreibung erwähnt, ist der Stingray 5 nichts für zarte Gemüter. Er besitzt ein solides Eigengewicht – nicht unbedingt Monsterklasse, aber wer drei- bis fünfstündige Gigs spielt, sollte besser zu einem entsprechend breiten und gepolsterten Gurt greifen, um die Schulter zu entlasten. Ich persönlich empfinde jedoch alles unter fünf Kilogramm noch als gesundheitlich verträglich.
Was sofort auffällt, ist der kräftige Hals. Zwar ist er für einen 5-Saiter relativ schmal, aber durch den Umfang des ovalen Profils wirkt er schon recht massiv. Auch fällt auf, dass die außen liegenden Saiten relativ nah am Griffbrettrand verlaufen. Man hat also versucht, des Spacing trotz des schmaleren Halses noch weit und komfortabel genug zu gestalten. Das ist im Prinzip auch gelungen, allerdings ist mir die G-Saite durch die Nähe zum Griffbrettrand gelegentlich unter den Fingern über den Rand des Griffbretts hinweggerutscht. Speziell bei etwas anspruchsvolleren Arpeggien und weiten Akkordgriffen kann dies passieren, wenn man die Maße des Stingrays noch nicht gewöhnt ist. Vielleicht ist ein weiterer Grund hierfür aus die Tatsache, dass man bei einem kräftigen Hals eher dazu tendiert, etwas mehr Druck auf die Saite zu geben. Hier ist beim Stingray also womöglich etwas Eingewöhnungszeit vonnöten – vor allem, wenn man ansonsten dünnere und breitere Hälse gewöhnt ist! Pudelwohl fühlt man sich hingegen sofort bei der typischen Klammerhaltung. Im Rock- und Bluesbereich beheimatete Bassisten werden das Gefühl wahrscheinlich augenblicklich mögen.
Was die Schlaghand angeht, so fühlt sich der Stingray 5 sehr filigran an, bedingt durch das etwas engere Stringspacing. Da die Finger der Schlaghand bzw. das Plektrum durch den engeren Abstand der Saiten kürzere Wege zurücklegen müssen, ist das Spiel hier super komfortabel.
Kommen wir zum Sound. Die beiden Humbucker sind zusätzlich mit Dummy- bzw. Phantom-Spulen ausgestattet. Dadurch kommen noch weniger Einstreugeräusche durch. Diese sind zwar ohnehin durch die Humbucker bereits sehr gering, könnten aber potenziell durch die aktive Elektronik in den Höhen verstärkt werden. Ein weiterer Vorteil: Man kann die Spulen aufgrund der Phantom-Coils auch einzeln als Singlecoils verwenden, ohne dass man durch typischerweise auftretendes Brummen belästigt wird. Es wäre auch wirklich schade, denn ich finde besonders den Singlecoil-Einsatz beim Stingray 5 sehr spannend; speziell die Schaltung, bei der die Spulen 2 und 3 verwendet werden.
Beide Tonabnehmer besitzen die gleichen Abmessungen, auch die paarweise angeordneten Polepieces sind identisch verteilt. Durch das auseinanderlaufende Saitenspacing, das sich vom Hals kommend in Richtung Steg verbreitert, laufen die äußeren Saiten nicht 100%ig über die Polepieces des Halstonabnehmers. Optisch mag das manchen stören, den Sound beeinträchtigt es allerdings nicht, denn die Feldbreite der Magneten ist weit genug.
Hören wir also einmal in die mannigfaltigen Soundoptionen hinein. Ich habe ein identisches Riff in allen fünf verfügbaren Spulenkombinationen eingespielt, mit den Reglern des Dreiband-EQs in der Mittelstellung. Danach aber zum Vergleich direkt auch mit einer EQ-Einstellung, mit weit geboosteten Höhen und Bässen und etwas weniger geboosteten Mitten.
Hier ein Vergleich zwischen dem halsseitigen Humbucker und Singlecoil (Spulen 2 & 3, innen liegend), gespielt mit dem Plektrum. Man hört deutlich, dass der Singlecoil-Betrieb mit mehr Biss zur Sache geht. Für mich ist das besonders in Bezug auf die Verwendung mit einem Fünfsaiter ein enormer Vorteil. Ein Sound, den ich häufig einsetzen würde!
Im Slapbetrieb dienen erfahrungsgemäß die abgesenkten Mitten durch den Parallelbetrieb der Tonabnehmer dem Sound am besten – egal, ob als Humbucker oder Singlecoil. So ist es auch beim Stingray 5, der besonders beim Slapsound jenen klassischen Stingray-Sound durchblicken lässt, bedingt vor allem durch die Auswahl der Höhenfrequenz des aktiven EQs.
Für dich ausgesucht
Der generelle Soundcharakter eines Music Man Stingray, wie man ihn von den Viersaitern gewohnt ist, klingt auch beim Fünfsaiter immer durch. Egal, bei welcher EQ-Einstellung oder Tonabnehmerkombination, der Bass besitzt echtes klangliches Eigenformat und man kann ihn jederzeit deutlich identifizieren. Ein Bass mit einem echten Signature-Sound – das kann man nicht von jedem Bass behaupten!
Hier noch ein paar Beispiele, die den gewonnen Eindruck untermauern. Typisch für Stingray-Bässe ist auch das leichte Hervortreten von Spielgeräuschen durch die Grundcharakteristik der aktiven Elektronik, speziell bei geboosteten Höhen.
Holger Hetschko sagt:
#1 - 24.08.2015 um 20:50 Uhr
Eine sehr gute Besprechung. Auch vielen Dank für die prima Soundsample. Bloß eine Frage: Von wann ist dieser Review? Das Finish "Honeyburst" ist nicht neu sondern schon ziemlich lange im Programm bei EBMM.
lars.bonedo sagt:
#1.1 - 26.08.2015 um 07:37 Uhr
Hallo, lieber Holger!Der Test ist brandneu. Aber du hast natürlich vollkommen recht und hast ein internes Missverständnis der Redaktion mit dem deutschen Vertrieb Musik Meyer aufgedeckt. In der Tat gibt es die Farbgebung bereits viele Jahre. Sorry dafür! Ich werde den Fehler im Test gleich korrigieren.Vielen Dank für den Hinweis und viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von Holger Hetschko
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#2 - 28.08.2015 um 13:37 Uhr
Ich bin überrascht, aus vielen Gründen. Zunächst, dass "mein Bass" (der Gleiche, nicht der Selbe ;-)) hier getestet wurde und dass er nur 4 von 5 Sternen bekam. Doch der sehr gute Test, zeigte analytisch die Schwächen des Stingrays 5. Ja, mir passiert das schon auch mal, dass die B Saite vom Griffbrett rutscht. Tatsächlich sind auch die Spielgeräusche genau so zu hören, wie im Test beschreiben. Mit diesen Schwächen komme ich allerdings prima zurecht. Sehr gefreut hat mich bei dem Bericht, das die Stärken des Basses schön ausgeleuchtet wurden, nämlich sein wunderschöner charaktervoller und einzigartiger Sound. Die hervorragenden Sound-Files zeigen das sehr gut.Damit hatte ich den Test fast schon abgenickt, doch dann ist mir der Test eines Reflex 5 (Music Man 25th Anniversary Bass) wieder in den Sinn gekommen, der auch von Oliver Poschmann erstellt wurde, dann habe ich die Maße der Hälse verglichen. Der Reflex 5 Hals ist ja noch schmaler, oder waren das die Maße eines 4 Saiters, denn hier fehlt die Angabe der Saitendicke der B Saite, dann müsste dieser Bass eher noch mehr ein "Wegglitsch" Problem haben?An dieser Stelle würde ich mich sehr über einen Vergleich der Music Man 5 Saiter freuen. Also Oliver, spielt sich der Reflex 5 angenehmer, als der Stingray und wie kann man hier den Bongo einordnen?Vielen Dank für diesen und viele andere hervorragende Berichte, auch von anderen Autoren von bonedo, ich weiß das sehr zu schätzen.
Oliver sagt:
#2.1 - 28.08.2015 um 17:45 Uhr
Hallo lieber Heinz,vielen Dank für Dein Feedback. Ich bin immer wieder erfreut zu sehen, wie aufmerksam und akribisch unsere Leser die Testberichte durchforsten und natürlich bedanke ich mich auch im Namen meiner Kollegen für Dein liebenswürdiges Lob.Einen 100%igen Direktvergleich zwischen StingRay 5, Reflex 5 und Bongo 5 könnte ich Dir fairerweise nur geben, wenn ich alle Bässe zeitgleich vor mir hätte. Dennoch will ich einmal versuchen, quasi aus dem Gedächtnis heraus, zumindest ein paar Tendenzen aus persönlicher Sicht zu umschreiben. Wohlgemerkt sollte man sich selbst einen direkten Vergleich gönnen, sofern die Möglichkeit dazu besteht - es sind allesamt tolle Bässe.Tatsächlich haben StingRay 5 und Reflex 5 die gleiche Halsbreite am Sattel, am 22. Bund jedoch ist der Reflex Hals 15mm breiter als der StingRay. Das gibt den äußeren Saiten etwas mehr Platz am Griffbrettrand. Außerdem ist der Reflex Hals in meiner Erinnerung flacher als der StingRay. Von der Bespielbarkeit empfand ich den Reflex daher "persönlich" angenehmer. Allerdings hatte ich einen Reflex Bass mit Palisander Griffbrett 2 1/2 Jahre lang ca. 700 x in einer Show gespielt und von daher war ich darauf gut eingespielt. Dabei ist mir allerdings auch aufgefallen, dass der Reflex auf Grund des fehlenden oberen Cutaways auf Dauer - und ich meine wirklich wenn man den Bass 8 Shows pro Woche über viele Monate spielt - den Zeigefinger der Greifhand etwas stark belastet, denn man muss doch immer wieder leichten Gegendruck ausüben, damit der Hals nicht zu sehr absackt. Im "normalen Alltag" ist das kaum relevant. Ich hatte im Vergleich zum Reflex auch den 25th Anniversary mit Ahorn-Griffbrett (der hier getestet wurde). Dessen Hals war noch etwas flacher als der vom Reflex. Über den Bongo schrieb ich vor vielen Jahren - kurz nach seinem Erscheinen - auch einen Testbericht (noch vor Bonedo's Geburt). Wenn mich meine Erinnerung nicht zu nostalgisch schönfärbt, war der Bongo ergonomisch "für mich" am angenehmsten zu spielen, was wohl dem opulenten, oberen Cutaway zuzuschreiben ist. Vom Sound her haben alle Drei eine typische MusicMan Note, bedingt durch Pickups und Elektronik, aber der StingRay erschien mir klangästhetisch am traditionellsten.Ich hoffe, das konnte Dir etwas weiterhelfen - oder zumindest angenehm die Zeit vertreiben :-)mit herzlichen GrüßenOliver (Bonedo - Red. Bass)(PS: Die fehlende B-Saiten Angabe vom 25th Anniversary Bass Test lautet: 130w)
Antwort auf #2 von Tresor Heinz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenErnesto sagt:
#2.1.1 - 12.09.2015 um 08:58 Uhr
Hallo,
verfüge über mehrere hier geforderte Bässe .
Stingray 5DHB ca. 4 Stck , Reflex ( = 25th Anni ) 1x und den BigAl5 auch..
Mit leichter Abstand bester ist der 25th Anni. Hier war bei mir auch schon mal Bassguru Dirk Groll zu gast und hat sich über die viele sehr gut klingende Bässe gefreut und gewundert.
Beim Singray 5 DHB muss man sicher auchetwas Glück haben , klingen nicht alle gut! Wunder ? je leichter je besser !
Man muss halt etwas investieren.
Antwort auf #2.1 von Oliver
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#3 - 31.08.2015 um 09:04 Uhr
Hi Oliver,
wow, vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Damit kann ich nun die MM 5 Saiter ziemlich gut "einsortieren" ;-)