Praxis
Obwohl ich selbst keinen Stingray besitze und prinzipiell eher selten mit Music-Man-Bässen in Kontakt komme, habe ich mich mit dem neuen Stingray Special augenblicklich wohl gefühlt. Die Korpusform hat sich gegenüber dem Vorgängermodell zwar nicht drastisch verändert, durch die stärkeren Shapings fühlt sich der neue Stingray Special jedoch ein Spur kompakter an und lässt sich für mich spürbar komfortabler spielen: Der rechte Arm liegt super bequem auf der abgerundeten Korpuskante und das Shaping auf der Rückseite gibt dem Bass perfekten Halt – hier drückt oder stört rein gar nichts!
Auch der dunkle Hals aus “Roasted Maple” besitzt eine erstklassige Hapitk. Die Kopfplatte ist zwar transparent lackiert, der Halsrücken wurde aber lediglich mit einem dezenten Öl-Wachs-Finish behandelt und fühlt sich unglaublich geschmeidig und natürlich an.
Ein weiterer ausschlaggebender Punkt für den Spielkomfort ist für viele Tieftöner das Gewicht des Instrumentes. Dieser Meinung ist man wohl auch bei Music Man, denn die neuen Stingrays sollten spürbar leichter werden als die Vorgängermodelle. Das ist mit dem Stingray Special in der Tat gelungen, mein Testbass bringt nämlich nur höchst angenehme 3,9 kg auf Waage.
Das moderate Gewicht geht aber erfreulicherweise rein gar nicht auf Kosten der Balance, denn der leichte Viersaiter hängt in einer absolut perfekten Spielposition an meinem Bassgurt und lässt sich so butterweich und komfortabel spielen wie ein Boutique-Bass!
Das macht nun wirklich Appetit auf mehr – ich bin extrem gespannt, wie sich die Updates bei den Tonabnehmern und der Elektronik auf den Sound des neuen Stingray auswirken. Klangliche Variationsmöglichkeiten gibt es viele, denn wie bereits erwähnt handelt es sich bei meinem Testexemplar um ein Stingray-HH-Modell, das mit zwei Humbuckern bestückt ist.
Im ersten Audiobeispiel hören wir uns deshalb erstmal alle Sounds an, die mit den fünf Schaltkombinationen der Tonbabnehmerspulen in der Reihenfolge 1-2-3-4-5 möglich sind. Die EQ-Regler standen bei der Aufnahme noch in der neutralen Mittelstellung.
Grundsätzlich klingen die neuen Neodym-Humbucker etwas “smoother” als die altbekannten Music-Man-Humbucker mit Keramikmagneten. Details im Sound bleiben aber trotzdem nicht auf der Strecke, denn alle fünf Varianten klingen hochtransparent und wunderbar ausgewogen.
Den klassischen Stingray-Sound liefert mein Testkandidat natürlich, wenn beide Spulen des Stegtonabnehmers aktiv sind, und je weiter man den Wahlschalter nach vorne schiebt, desto fundamentstärker und mehrdimensionaler wird der Sound. Etwas schade finde ich, dass die Neodym-Humbucker in den Zwischenstellung 2 und 4 leicht empfänglich für Einstreuungen sind – die Nebengeräusche halten sich allerdings in durchaus tolerierbaren Grenzen!
Allein durch die verschiedenen Schaltmöglichkeiten der Tonabnehmerspulen liefert der Stingray Special HH eine enorme Bandbreite an Sounds für verschiedenste Musikstile. So richtig flexibel wird der Viersaiter aber erst, wenn man den Dreiband-Equalizer der neu entwickelten Music-Man-Elektronik an den Start bringt.
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Für den Slapsound im nächsten Clip habe ich den hinteren Humbucker verwendet und sowohl den Bassregler als auch den Höhenregler voll aufgedreht.
Ganz klar, der neue Preamp wurde deutlich gutmütiger abgestimmt als vorangegangene Generationen. Für viele Bassisten ist diese Nachricht sicher positiv, denn beim neuen Preamp lässt sich die komplette Bandbreite der EQ-Regler voll ausnutzen, ohne den Sound aus der Spur zu bringen. Klar ist für mich aber auch, dass einige Stingray-Puristen sicherlich die ultra crispen, fast schon nervigen Höhen der alten Elektronik vermissen werden.
Aber wie auch immer, richtig klasse klingt für meinen Geschmack das Mittenband des Dreiband-Equalizers. Der Sound wird wärmer und präsenter, und “heikle” Frequenzen, die harsch oder nölig rüberkommen, bleiben komplett außen vor.
Im folgenden Beispiel habe ich den Mittenregler zu 80% aufgedreht und mit dem Pickupschalter beide Spulen des Halstonabnehmers angewählt (Position 5):
Mir gefällt der Equalizer im neuen Stingray Special wirklich sehr gut – alle drei Regler wirken (selbst nur sehr fein dosiert) effektiv und liefern auf dem kompletten Reglerweg knackige Sounds, die perfekt im Mix sitzen. Die Klangflexibilität, die der Stingray Special HH durch die beiden Humbucker in Verbindung mit der musikalisch abgestimmten Elektronik bietet, ist schon beachtlich. Ich kann mir nur sehr wenige Musikrichtungen vorstellen, die man mit dem Bass nicht entspannt bedienen könnte – Chapeau!
Um das Bild abzurunden, hört ihr meinen Testkandidaten in den abschließenden Audiobeispielen noch mit etwas dezenteren EQ-Einstellungen und einer jeweils anderen Spulenkombination.
furanku sagt:
#1 - 30.09.2018 um 17:48 Uhr
Ich würde mich ungern als "Purist" abtun lassen, aber ich verstehe nicht, warum man sich einen Stingray mit Neck-Pickup kauft. Der Stingray hat einen klassischen sauguten Sound und zwar mit dem Bridge-Pickup. Klar kann man den Klang mit einem Neck-PU variieren, aber mich persönlich (ich besitze 3 Stingrays) überzeugt das ungefähr so, als würde man ein paar Erdbeeren in den Kartoffelsalat geben: Kann man machen, aber warum?! Wer einen vollen, runden Sound aus Bridge+Neck-PU will, sollte sich in Richtung der Jazz-Bass-Familie umsehen. Wer einen Bass will, der (zumindest für Bassisten) nicht sofort erkennbar ist, ist beim Stingray ohnehin falsch aufgehoben.Aber genug der Schelte: Die Ton-Beispiele sind echt klasse eingespielt!
lars.bonedo sagt:
#1.1 - 01.10.2018 um 09:45 Uhr
Hallo Furanku!Um mal bei deinem Vergleich zu bleiben: Kartoffelsalat mit Erdbeeren haut mich jetzt als Vorschlag auch nicht so vom Hocker - bei 'ner schönen Bockwurst werden wir uns allerdings einig! :-)Will sagen: Ich als Stingray-Spieler stehe natürlich auch auf den alten klassischen Sound, aber die neuen klanglichen Möglichkeiten, die sich durch den Hals-PU ergeben, möchte ich inzwischen nicht mehr missen.Besonders das feine Nispeln der HH-Komination mit allen vier Spulen ist ein echter Knaller (z.B. beim Slappen), und bei zurückgedrehter Höhenblende röht der Hals-Humbucker munter drauflos ... tweilweise ein wenig wie ein blubberiger alter Gibson oder so.Für mich ist das absolut eine coole Zusatz-Erweiterung des bisherigen klanglichen Spektrums.Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von furanku
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenfuranku sagt:
#1.1.1 - 01.10.2018 um 09:52 Uhr
OK, die Geschmäcker sind eben verschieden. Vielleicht bin ich ja doch Purist (bin ja auch Vegetarier, von daher dann doch lieber Erdbeeren im Kartoffelsalat als die Bockwurst ;) ) Mit dem IMHO eher dröhnigen Gibson-Sound konnte ich ja auch nie wirklich etwas anfangen.Schönen Tag noch und wie gesagt, die Sound Samples sind super eingespielt!
Antwort auf #1.1 von lars.bonedo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenlars.bonedo sagt:
#1.1.1.1 - 01.10.2018 um 10:05 Uhr
Meine Frau tut übrigens gerne Äpfel in den Kartoffelsalat. Sie kommt gebürtig aus Sachsen-Anhalt, wo diese Mixtur aus "herzhaft" und "süß-sauer" bei vielen Gerichten gerne eingesetzt wird. Ich als niedersächsisches Nordlicht bleibe da allerdings immer lieber bei "nur herzhaft" - also nur die Bockwurst und kein Apfel! ;-)Schönen Gruß, Lars
Antwort auf #1.1.1 von furanku
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#1.1.1.1.1 - 01.10.2018 um 10:12 Uhr
Och, Äpfel könnte ich mir aufgrund des Beissgefühls ja sogar noch vorstellen: Etwas knackiges kann ja ganz angenehm sein und viele Profi-Köche verwenden ja routinemäßig etwas Zucker als Geschmacksverstärker und zum geschmacklichen abrunden in Gerichten in denen man es nie vermuten würde. Bei der Bockwurst würden hingegen auch viele Fleischesser verzichten, wenn sie mal die industrielle Herstellung gesehen haben oder gar die Massentierhaltung vorgeführt bekämen.Aber lustig, wie die Kommentarsektion zum Stingray-Test jetzt zur Rezept-Ecke wurde! ;)
Antwort auf #1.1.1.1 von lars.bonedo
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#1.1.1.1.1.1 - 01.10.2018 um 10:20 Uhr
Stimmt, Massentierhaltung ist in der Tat widerlich, weshalb wir inzwischen schon wesentlich besser darauf achten, woher unser Fleisch kommt. Und dass es mit dem Fleischessen nicht zu viel wird. Ganz drauf verzichten können wir irgendwie auch noch nicht.Aber Zucker ist in der Tat ein guter Tipp ... auch bei Bolognese-Saucen sehr zu empfehlen für die gewisse Note! Apropos Rezeptecke: Von der Firma Sandberg gibt es dieses supercoole Bassisten-Kochbuch - da stehen auch schöne Sachen drin! Bassisten sind eben (auch) Genießer! ;-)Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1.1.1.1.1 von furanku
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenfuranku sagt:
#1.1.1.1.1.1.1 - 01.10.2018 um 10:46 Uhr
Das Bassisten-Kochbuch kannte ich noch gar nicht, danke! Aber ich bin schon seit 30 Jahren Vegetarier und es ist bemerkenswert, wie sich in dieser Zeit die Reaktionen, gerade von Männern, verändert haben: Früher war es oft das "Alpha-Männchen", dass dann vom Steak schwärmte und einem den "Fehler" aufzeigen wollte ("Aber du trägst ja auch Lederschuhe"), heute ist es mehr und mehr das entschuldigende "Ich esse ja auch wenig Fleisch und achte auf die Herkunft".
Antwort auf #1.1.1.1.1.1 von lars.bonedo
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#1.1.1.1.1.1.1.1 - 18.08.2020 um 08:52 Uhr
ja, die politische Korrektheit.Er will nicht, dass der Internet mob über in herfällt.Im übrigen: sauguter Artikel. Stingray rules.
Antwort auf #1.1.1.1.1.1.1 von furanku
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