Musikunterricht unterscheidet sich von zahlreichen anderen Dienstleistungen: Über die fachliche Kompetenz hinaus spielt das persönliche Verhältnis zwischen Schüler:in und Lehrer:in eine ganz entscheidende Rolle. In der Regel peilt man eine längere Zusammenarbeit an, daher sollte es bestenfalls nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich passen. Dieser Artikel hilft dir bei der Suche nach dem oder der passende(n) Musiklehrer:in und zeigt dir, worauf du bei der Suche achten musst!
Keine Frage: Es gibt nicht DEN einen Weg, ein Instrument zu lernen, sondern ebenso viele, wie es Schüler:innen gibt. Jeder Mensch besitzt individuelle Ziele, Prioritäten, Ambitionen, Kapazitäten an Zeit und Energie etc. – Faktoren, welche entscheidend das Verhältnis zwischen Schüler:in und Lehrer:in bestimmen. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man sich für den richtigen Lehrkörper entscheidet, ist natürlich eine gewisse Auswahl. In einer Metropole wird diese fraglos gegeben sein, in ländlichen Strukturen wird es hingegen schnell etwas komplizierter. Allerdings bietet sich seit einigen Jahren auch die immer wichtiger werdende Alternative des Online-Musikunterrichts – die meisten in diesem Artikel angesprochenen Punkte gelten hier also gleichermaßen!
Guter Musikunterricht: Wichtig sind Motivation und Erfolgserlebnisse
Dauerhaft Spaß an einer Sache hat man, wenn man durch regelmäßige Erfolgserlebnisse immer wieder aufs Neue motiviert wird. In unserem Fall bedeutet dies, dass Fortschritte am Instrument sichtbar und hörbar werden. Diese erfreuen nämlich nicht nur uns, sondern auch den/die Lehrer:in!
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Im Umkehrschluss verlieren wir den Spaß an Dingen durch negative Erlebnisse, wie Misserfolg, Druck, Frustration etc. Das Ziel beider Seiten sollte logischerweise sein, dauerhaft Spaß an der Musik zu haben. Das klingt einfach und logisch, kann aber im Bereich Musikunterricht aus unterschiedlichen Gründen schnell auch mal schiefgehen, wie wir gleich sehen werden.
Musikunterricht ist stets ein Miteinander, bei dem der/die Lehrer:in ein Begleiter ist, der Hilfe zur Selbsthilfe gibt. Sind wir auf der Suche nach Unterricht, macht es daher (wie bei vielen wichtigen Fragen im Leben) Sinn, bei sich selbst anzufangen und folgende Fragen im Vorfeld zu klären:
Musiklehrer finden – Checkliste
- Was für ein(e) Schüler:in bin ich?
- Was erwarte ich vom Unterricht?
- Was sind meine persönlichen Ziele?
- Wie viel Zeit und Energie kann und will ich in Musik investieren?
Wenn man sich diese und ähnliche Fragen beantworten kann, findet man auch leichter den/die für sich passende(n) Lehrer:in. Und man kann die Antworten zu diesen Fragen von Beginn an entsprechend kommunizieren, kann vielen Missverständnissen vorgebeugt werden.
Festes oder flexibles Konzept beim Musikunterricht?
Es gibt Lehrer:innen, die “fahren” ein relativ starres Unterrichtskonzept. Andere halten den Ablauf im Unterricht möglichst flexibel, um sich optimal auf das vor ihnen sitzende Individuum einstellen.
Nun könnte man im Grunde meinen, dass die zweite Variante ja doch immer die bessere Wahl sein müsste, doch das ist nur die halbe Wahrheit: Immerhin gibt es stets einen großen Anteil an Schüler*innen, die sich sehr genaue Vorgaben und Konzepte wünschen bzw. diese sogar brauchen und eher murren, wenn Eigenleistung gefordert ist. Daher sollte man sich in diesem Zusammenhang die Frage stellen, welcher Lern-Typ man eigentlich ist und was man sich vom Unterricht konkret erhofft:
- Weiß man bereits, wohin man am Instrument kommen möchte und kann diese Ziele eigenmächtig kommunizieren?
- Möchte man möglicherweise nur gewisse Anstöße bekommen, um dann selbst kreativ zu werden?
- Will man vom Lehrkörper eher “nur” inspiriert und motiviert werden, ohne verbindliche Vorgaben zu erhalten?
- Oder möchte man lieber nach einem ausgefeilten, konkreten Konzept mit klaren Aufgaben lernen, weil der eigene Alltag schon stressig genug ist und man sich nicht auch noch um Unterrichtsinhalte kümmern möchte?
- Vielleicht weiß man im Moment aber auch gar nicht so genau, was man will und wohin man will. In diesem Fall ist es sicherlich besser, wenn man klare Aufgaben bekommt, deren Lernziel eindeutig formuliert ist. Dies erfordert entschieden weniger Eigenleistung.
Natürlich gibt es zwischen diesen beiden Bereichen zahlreiche Grauzonen, aber zu einem der beiden Archetypen wird man sicher tendieren. Noch einmal: Hier gibt es kein “besser” oder “schlechter” – es ist einfach eine vom jeweiligen Typ abhängige Entscheidung!
Anspruch Musikschüler:in vs. Anspruch Musiklehrer:in
Bei diesem Punkt driften die Dinge häufig weit auseinander und es kann Frustration auf beiden Seiten entstehen. Picken wir uns nur drei von vielen möglichen Konstellationen heraus: Einige wollen im Unterricht einfach eine gute Zeit mit ihrem Hobby haben und nebenbei gerne auch mal zwanglos quatschen.
Der Ausgleich zum Alltag und der soziale Aspekt spielen hier eine mindestens ebenso große Rolle wie das Lernen des Instruments. Beruf und Familie machen es vielleicht schwer, sich regelmäßig vorzubereiten und dann möchte man im Unterricht deswegen nicht auch noch ein schlechtes Gewissen haben oder gar unter Druck gesetzt werden.
Aber stellen wir uns auch einmal auf die andere Seite, denn auch Musiklehrer:innen haben ein Anrecht auf beruflichen Erfolg und Spaß am Job! Dies bedeutet die positive Rückmeldung durch regelmäßige Fortschritte bei Lernenden. Der für den/die Musiklehrer:in als zu gering empfundene Anspruch des/der Schülers:in und das “Auf-der-Stelle-treten” kann hier unter Umständen zu Frustration führen, die sich dann natürlich auch im Unterricht niederschlägt.
Ebenso gibt es den Fall, dass der/die Lehrer:in seinen/ihren persönlichen Anspruch dem/der Schüler:in überstülpt. Dieser Anspruch ist nicht selten viel zu hoch für Menschen, die einfach nur ihr Hobby zum Ausgleich ausüben wollen und deren private wie berufliche Situation die Zeit und Energie gar nicht zulässt, wie der/die Lehrer:in erwartet. Bei diesem/dieser wächst langsam aber stetig die Frustration und beim Schüler:in entsteht möglicherweise ein gewisser Druck und das Gefühl, der Sache einfach nicht gerecht werden zu können.
Auch hier liegen zwischen den Extremen zahlreiche Grauzonen, für alle aber gilt das Gleiche: Man sollte stets ganz klar für sich definieren, welchen Anspruch man an sich und das Tempo seiner persönlichen Fortschritte hat und dies dann auch bei Bedarf dem/der Lehrer:in eindeutig mitteilen.
Der/die Musiklehrer:in – dein Freund und Helfer?
Eine sehr gute Grundlage für einen erfolgreichen Unterricht ist, ein gutes persönliches und vertrauensvolles Verhältnis zu haben. Eine gewisse professionelle Distanz beider Seiten (zumindest während des Unterrichts) kann jedoch nicht schaden, da es ansonsten doch schnell mal zu einem Autoritätsverlust und/oder Überschreitung von Grenzen führt.
Dem muss gar keine Absicht zugrunde liegen, denn immerhin hat jeder gänzlich andere Definition von diesem Begriff. Es kann jedoch das Verhältnis nachhaltig beeinflussen, wenn man diese Grenzen erneut etablieren muss. Dies gilt vor allem, wenn der Unterricht in privaten Räumen eines der beiden Parteien stattfindet.
Eine wichtige Aufgabe von Lehrer:innen ist es, Kritik zu üben! Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit, ist es aber häufig nicht. Kritik sollte selbstverständlich auf produktive, respektvolle und rücksichtsvolle Art und Weise geäußert werden, aber auch dies muss man wollen, zulassen und richtig verorten. Der/die Lehrer:in möchte in diesem Fall helfen und nicht jemanden persönlich angreifen. Produktive Kritik zulassen zu können ist eine wichtige Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit!
Andererseits gibt es auch Schüler:innen, die ganz bewusst nach dem sprichwörtlichen “Tritt in den Allerwertesten” verlangen, da sie wissen, dass sie ihre “vier Buchstaben” ansonst nicht von alleine hoch bekommen – ähnlich wie bei sportlichen Aktivitäten. Auch dies sollte ein(e) gute(r) Lehrer:in spüren und/oder man sollte offen kommunizieren, dass man einen gewissen Druck fürs Vorankommen erwartet und braucht.
Musikunterricht und heimisches Üben
Im besten Falle macht Unterricht beiden Beteiligten Spaß! Der/die Lehrende kann aber leider nicht zaubern, sondern lediglich Begleiter, Korrektiv und Inspiration sein. Das alles macht aber den/die Schüler:in zunächst einmal nur wenig besser, denn Fortschritte entstehen erst beim regelmäßigen Üben und Verinnerlichen zu Hause.
Hier ein echter Klassiker aus dem Musikunterricht: “Mein Sohn geht jetzt schon drei Jahre zu ihnen in den Unterricht und kann noch immer nichts, obwohl das doch so teuer ist!” Die bittere Wahrheit ist diese, liebe Eltern: Wenn euer Sohn ein fauler Sack ist, kann er natürlich auch zehn Jahre oder noch länger zum Unterricht kommen. Weiterkommen wird er deswegen trotzdem nicht!
Ergo: Falls es einmal nicht ganz so weitergeht, wie man es gern möchte, kann es nicht schaden, die eigene Übedisziplin mit in die Analyse einbeziehen, bevor man den/die Lehrer:in verdächtigt!
Musiklehrer:in finden: Virtuose vs. Pädagoge
Was für alle Fähigkeiten gilt, trifft natürlich auch auf das Spielen eines Instruments zu: Meister:innen ihres Fachs sind nicht gleich gute Pädagogen:innen! Das Können und Wissen didaktisch zu reduzieren und in kleine, leicht verständliche und nachvollziehbare Häppchen herunterzubrechen, ist eine ganz andere Welt.
Natürlich möchte ich bei dem- oder derjenigen Unterricht haben, der/die mich beim Zuhören begeistert. Im Idealfall ist der- oder diejenige auch ein(e) gute(r) Lehrer:in. Falls aber nicht, ist der/die bessere Pädagoge:in für das eigene Vorankommen ohne Frage die klügere Wahl!
Privatunterricht vs. Musikschule
Unglaublich, aber wahr: Auch heute noch hört man häufig das Märchen, dass kommunale oder städtische Musikschulen verstaubte Einrichtungen mit veralteten Unterrichtskonzepten seien.
Ich lese sogar häufiger Kleinanzeigen, in denen private “Lehrer” diesen Standpunkt recht aggressiv vertreten, um für ihren “ganz anderen” Unterricht zu werben! Tatsächlich unterrichten an diesen Institutionen aber genauso häufig junge und jung gebliebene Lehrer, die stets am Puls der Zeit sind und ihr Instrument studiert haben.
Und: Die meisten Musiklehrer bewegen sich in der Regel SOWOHL auf dem privaten wie auch auf dem kommunalen Markt, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass das private und kommunale Angebot de facto auf ein und dieselbe Person herausläuft. Und die ist letztendlich entscheidend – nicht das, was auf dem Briefkopf der Anmeldung steht!
Fazit: So findest du den/die perfekten Musiklehrer:in!
Das waren ein paar Gedanken und Anregungen zum Thema Unterricht und der Suche nach dem/der passenden Lehrer:in. Wie bereits mehrfach im Artikel erwähnt, ist ein Schlüssel zu einer längeren und für beide angenehmen Zusammenarbeit stets die “gute alte” Kommunikation. Von Beginn an Dinge offen ansprechen kann und wird helfen, Problemen vorzubeugen oder diese zu beheben.
Daher sollte die Kommunikation auch zwischendurch immer mal wieder stattfinden, da Interessen, Ansprüche, vorhandene Zeit und Energie etc. auch zu jeder Zeit einer gewissen Dynamik unterliegen und sich durchaus auch mal verändern können.
Hier ist noch einmal eine kleine tabellarische Zusammenfassung vieler Fragen, die man sich auf der Suche nach Musikunterricht stellen und mit dem/der Lehrer:in zuvor klären sollte:
- Was erwarte ich vom Unterricht bzw. dem/der Lehrer:in?
- Was sind meine persönlichen Ziele und in welchem Zeitraum möchte ich diese erreichen?
- Welchen Anspruch habe ich an mich selbst?
- Wie viel Zeit und Energie kann und will ich in das Hobby Musik investieren?
- In welchem zeitlichen Intervall macht Unterricht für mich Sinn?
- Wie wünsche und beurteile ich das Tempo meiner Fortschritte?
- Brauche ich ein klares Konzept, das der/die Lehrer:in vorgibt?
- Oder weiß ich bereits genau, was und wohin ich will, bestimme die Unterrichtsinhalte größtenteils selbst und möchte eher korrigiert, inspiriert und motiviert werden?
- Wie entscheidend ist für mich der soziale Aspekt?
Viel Erfolg beim Suchen und Finden des/der idealen Musiklehrer:in und immer ganz viel Spaß beim Musikmachen wünscht
euer Thomas Meinlschmidt