Praxis
Naonext stellen auf ihrer Website vorgefertigte Mappings für Ableton Live und Native Instruments Traktor samt MIDI-Templates zum Download bereit. Selbstverständlich nutze ich dieses Angebot gern als Einstieg in die Arbeit mit der Kommandokugel, wobei es zunächst gilt, das entsprechende MIDI-Template auf den Crystall Ball zu übertragen. Dazu ziehe ich einfach das Dump-File auf den Editor, wähle die Bank aus, wo es landen soll und drücke auf „Dump to Crystall“. Den erfolgreichen Transfer signalisiert der Controller durch ein kurzes Lauflicht über alle Tasten. Im Fall von Traktor befördere ich anschließend die TSI-Datei in den Controller Manager, bei Ableton Live erledigt ein automatisches Installationsskript die Aufgabe, die erforderlichen Dateien in die richtigen Pfade zu verfrachten. In Ableton selbst muss ich dann lediglich noch den Kristallball als Bedienoberfläche auswählen und fertig. Mit dem inkludierten Demo-Song, der bereits Samples und Effekte enthält, die auf die Befehle des Crystall Balls gemappt sind, kann ich dann augenblicklich meine mystisch beschwörende Performance rund um die Glas-, äh Plastikkugel starten.
In Ableton sind die Taster mit den typischen Funktionen zur Transport-, Szenen- und Clip-Steuerung belegt. Die Sensoren dagegen liefern (in Abhängigkeit vom gewählten Set) Steuerinformationen für Effekte und stellen spielbare Sounds und rudimentäre Scratch-Möglichkeiten über das Max-for-Live Plug-in bereit. Das funktioniert alles grundsätzlich so wie es soll. Um mit dem Crystall Ball aber wirklich präzise Performances hinzulegen, ist tatsächlich eine gewisse Übung erforderlich. a.) um mit den Möglichkeiten des Mappings vertraut zu werden (welcher Beam macht was). b.) um eine vorausschauende Finger-Hand-Fertigkeit zu entwickeln, die es braucht, um Sounds und Effekte wirklich synchron abzufeuern. Oft „rutschte“ ich im Test auch ungewollt in den Strahlbereich eines daneben liegenden Sensors oder verließ in einem Moment der Unachtsamkeit den Sektor, den ich gerade bedienen wollte. Möchte ich meine Hände bei einer Performance mal anderweitig nutzen als zur Effektsteuerung, kann ich den aktuellen Zustand der Sensoren mit der Hold-Taste einfrieren und wieder freigeben. Aber was rede ich. Schaut mir einfach mal bei einem meiner ersten, vorsichtigen Gehversuche mit dem Crystall Ball über die Schulter:
Das Mapping für Traktor ist nicht weniger anspruchsvoll und vereint eine ziemlich umfassende Sammlung von Steuerfunktionen für alle vier Decks auf den Sensoren und Tasten des MIDI-Befehlsgebers. Die Tasten machen hier durch die Bank das, was die Mapping-Tabelle vorgibt. Und mit ein bisschen Auswendiglernen der Belegung gelingt es mir problemlos, Traktor allein mit dem Crystall Ball zu dirigieren.
Die Zuweisung der IR-Sensoren auf die Effekte lässt sich natürlich nicht verallgemeinern, da sowohl die Auswahl wie auch das Routing (Single/Multi) der FX in Traktor bekanntlich frei ist. Dennoch gelingt die Parametersteuerung mit etwas Übung ganz passabel. Allerdings schien mir das Ansprechverhalten der Kenngrößen weitaus zickiger und nervöser zu sein, als es in Ableton der Fall war. Auch machte ich hier Bekanntschaft mit dem Phänomen, dass ein Parameter an der letzten Position, wo die Hand gerade war (wenn man sie also nicht „nach hinten“, sondern „seitlich“ weg zieht), stehen bleibt. Ob das so gewollt oder eher ein Zufall ist, konnte ich in der Kürze der Zeit nicht ergründen. Im Ergebnis zwingt es einen dazu, jeden Effekt wieder „zurück zu dirigieren“, wenn man ihn nicht mehr braucht oder ihn über den entsprechenden Taster zu deaktivieren.