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Native Instruments Komplete Audio 6 Test

DETAILS

Erster Eindruck
Befreit man den Testkandidaten aus seiner Verpackung und vergleicht ihn mit manchem Konkurrenten ähnlicher Preisstruktur, besticht er durch eine Vertrauen schaffende Robustheit. Dass er bis ins Detail ein waschechter Berliner ist, scheint in Anbetracht der Verzweigung globaler Fertigungsstätten eher unwahrscheinlich. Dass er hingegen ein Mitglied der Native-Familie ist, kann und will das schicke Silberkistchen nicht verleugnen. Genau wie sein direkter Vorgänger und die DJ-Interfaces aus gleichem Hause, kommt auch Komplete Audio 6 mit gebürstetem Aluminium-Gehäuse und einer spiegelnden Plexiglasoberfläche. Sieht einigermaßen unkaputtbar und nach wie vor echt trendy aus.

Der Lieferumfang des Komplete Audio 6 Paketes
Der Lieferumfang des Komplete Audio 6 Paketes

Das KA6 misst schlanke 52 mm x 159 mm x 122 mm und bringt 850 Gramm auf die Waage -ein sehr transportfreudiges Gewicht. Die Fertigung ist gut gelungen. Das an den Kanten leicht abgerundete Alu-Chassis wirkt kratz- und stoßresistent. Die neuerdings gummierten und minimal größeren zylindrischen Drehregler sind etwas griffiger, als ihre glatten konischen Vorgänger. Alle Anschlussbuchsen von Klinken über MIDI bis XLR sitzen fest im Gehäuse und sollten selbst bei fortwährendem Auf- und Abbau nicht so schnell Ermüdungserscheinungen zeigen. Bei meinem AK1 sitzen sie jedenfalls wie am ersten Tag. An der Unterseite sind vier große Gummifüße angeschraubt, die für rutschsicheren Halt sorgen. Nun geht’s erstmal unter den iMac – und zwar auf den Standfuß, dem der Kontakt mit den Kunststoffschützern deutlich lieber ist, als wenn Alu auf Alu schürft.

Fotostrecke: 2 Bilder Ab unter den Mac…

Rein und raus
Das KA-6 besitzt einen digitalen und drei analoge Eingangskanäle, hinzu kommen ausgangsseitig zwei Klinken-Paare, ein digitaler S/PIF und der Kopfhöreranschluss, die allesamt mit den übrigen Schnittstellen praxisgerecht auf Vorder- und Rückseite verteilt sind. Am Frontpanel springen mir zunächst die beiden regelbaren XLR/ Klinke-Kombi-Steckplätze ins Auge, die das Klinke-/ XLR-Gespann des Vorgängermodells ablösen. Beide Eingänge können alternativ zum Line-Signal auch mit HI-Z Instrumentenpegel für Gitarren arbeiten – die jeweilige Betriebsart bestimmt ein daumengroßer Druckschalter. Zudem ist ihnen eine Phantomspeisung anheimgestellt, was in Anbetracht des fehlenden Netzteilanschlusses vielleicht manchen Kritiker aufmerken lässt. Ich denke, hier hätte man zumindest einen wahlfreien Netzteil-Betrieb implementieren sollen – ein USB-Hub ist sicherlich nicht die bestmögliche alternative Energieversorgung. Auf Geräte, die via XLR an das KA-6 angeschlossen werden, hat der Line/Inst-Schalter keine Auswirkungen. Unserem AKG-Perception Testmikrofon ist es demnach schnuppe, in welcher Stellung der Knopf verharrt. Es freut sich indes über die neue Verriegelung der XLR-Buchse und den damit verbundenen Halt. Eine sinnvolle Verbesserung zum AK1.

Rechts daneben ist die Monitorsektion platziert. Die vorderseitigen Potis, welche sich beim AK-1 für den separaten Ausgangspegel der symmetrischen Ausgänge verantwortlich zeigten, sind nicht mehr mit von der Partie. Schade! Über die Monitor-Sektion kann das Eingangssignal von Kanal ½ direkt auf einen der Ausgänge geschaltet werden. Standardmäßig ist dies der Kanal 1/2. Wer diese Zuweisung ändern möchte, der kann, aber muss nicht zwangsläufig einen Ausflug in die Preferences unternehmen. Drückt man nämlich den ON-Schalter für ein gutes Sekündchen nieder, wandert das Interface in bester Step-Sequencer-Manier durch die potentiellen Ausgänge A, B und beide. Easy! Die orangenen Status-LEDs an der Oberseite zeigen, was gerade Sache ist. 
Das Signal wird unmittelbar und daher quasi verzögerungsfrei durchgereicht. Für Gesangsaufnahmen oder Gitarren ist zudem der obligatorische Mono-Schalter verbaut. Zum Anschluss des Kopfhörers setzen die Hersteller auf gängiges 6,3-Millimeter-Format. Neben dem Lautstärkeregler findet man in dieser Sektion noch einen Druckknopf zur Auswahl der Preview-Quelle (ohne S/PDIF).

Fotostrecke: 2 Bilder Nicht nur beim Monitoring…

Das Backpanel startet auf der linken Seite mit dem USB-Anschluss und einem Taster, der die Phantomspeisung zuschaltet. Wer MIDI-Gerätschaften auf die Bühne schleppt, wird die MIDI-I/Os zu schätzen wissen. Die symmetrischen Ausgangspaare 1/2 und 3/4 liegen als 6,3 Millimeter-Klinkenbuchsen vor. Darüber befinden sich zwei Eingänge (Ch 3/4) gleichen Formates, sowie die digitalen S/PDIFs (in/out) als Cinch-Females.

Backpanel
Backpanel

Auf der Oberfläche hat sich ebenfalls einiges getan, denn anstelle des großen Endlosreglers mit den drei MIDI-Tasten, die sich zusammen sehr gut für die Transportsteuerung eigneten, sehen wir hier lediglich einen zentralen Drehregler für die Hauptlautstärke (1/2). An seinen Flanken geben 15 farbige Status-LEDs Auskunft über den Signalfluss innerhalb des Gerätes. Somit weiß man auf Anhieb, an welcher Schleuse gerade ein Tönchen ein- oder ausgespielt wird. Sollte es dabei zur Übersteuerung kommen, schalten die LEDs von Grün auf Rot.
Sicherlich wären Pegelmeter keine schlechte Alternative zu Clipping-LEDs, aber das sollte man im Einsteiger-Preissegment bis 300 Euro nicht zwingend erwarten. Im Übrigen läßt sich der Ausgangspegel der Kanäle 3/4 nicht vom Master-Drehknopf oder einem anderen Controller aus steuern. Die Ausgangslautstärke liegt dort fest bei 0 dB. Ein Software-Mixerpanel gibt es nicht, alles ist von der DAW aus vorzunehmen, was das ganze zwar grundsätzlich vereinfacht, aber gegebenenfalls auch einschränken kann. 
Bevor wir auf die klanglichen Aspekte eingehen, möchte ich das mitgelieferte Softwarepaket vorstellen.

Fotostrecke: 2 Bilder Top-View

Komplete, Cubase und Traktor
Komplete Elements 7 ist ein Software-Bundle nützlicher Studio-Tools, wie dem Guitar Rig 4 Player mit acht klassischen Amps und 27 Effekten und den sechs Synthies aus der Reaktor-Reihe (Photone, Aerobic, Spark…). Dazu bekommt der Käufer eine umfangreiche Sample-Library für den Kontakt 4 Player. Sie beinhaltet das Vintage Gretsch Kit aus den Abbey Road Studios, ferner Streicher, Bläser, Orgeln und Pianos. Für Freunde elektronischer Spielrichtungen gibt es sowohl klassische als auch brandaktuelle Drumsounds, Synths und FX sowie Urban-Music Construction Kits. Insgesamt kommt das Beipack-Bündel auf mehr als 1000 Sounds und Samples, die ein Datenvolumen von 3 GB ausmachen – und nach einem Sequenzer schreien. Falls noch nicht vorhanden, ist mit Cubase 5 LE gleich einer beigelegt, der für die ersten Gehversuche ausreichen sollte.

NI Komplete Elements
NI Komplete Elements

Cubase 5 LE ist auf 48 Audio- und 64 MIDI-Spuren pro Projekt limitiert. Die Aufnahme beschränkt sich auf maximal 16 simultane Kanäle. Ferner ist es möglich, bis zu acht Instrumenten-Spuren für VST-Plug-Ins zu erzeugen. Mitgeliefert werden unter anderem Filter, Bitcrusher, Tremolo, Vibrator und Chopper, aber auch Brot und Butter-FX wie Auto Pan, Chorus und Co. Obendrein packt Steinberg den Halion-One mit einer Auswahl GM-Sounds ins Paket. Beim Update auf die Vollversion (599 Euro) gibt es einen satten Preisnachlass von 100 Euro – entscheidet man sich für das Artist-Pack sind es immerhin noch 50 Euro Rabatt.

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Der Dritte im Bunde ist Traktor 2 LE – eine limitierte Version der Berliner Vorzeige-DJ-Software Traktor Pro. Die „Light“-Version verfügt über zwei Decks und essentielle Werkzeuge mit denen sich digitale Audiodateien auf dem Computer mixen lassen. Mit Tempo- und Beat-Synchronisation, Auto-Loops, Hotcues und einem Auszug aus der beliebten Effektsektion an Bord, verschafft es der Mix-Performance das Quentchen mehr Individualität. Die Revision wirkt mit ihren modernen, mehrfarbigen Wellenformen, dem Browser und dem aufgeräumten Äußeren nun schön schlank und ein wenig futuristisch. Wer durch die funktionsreduzierte Fassung Geschmack an Traktor gefunden hat: Ein Upgrade auf Traktor Pro kostet 129 Euro.

NI Traktor
NI Traktor
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