PRAXIS
Unsere „Rechenknechte“ für den Praxistest sind ein iMac Core2 Duo 3,06 GHz und ein Consumer-Notebook von Lenovo mit einer Core i3-CPU. Für den Direktvergleich soll das Vorgängermodell Audio Kontrol 1 herhalten. Egal ob der User ein Windows oder OSX-System sein eigen nennt, NI legt spezielle ASIO und Core-Treiber mit niedrigen Latenzen ins Paket. Natürlich kann man das Interface auch über ASIO4ALL und Co einbinden – aber der Hersteller empfiehlt die Verwendung betriebsfremder Treiber lediglich in Ausnahmefällen, z.B. falls es zu Störungen mit den mitgelieferten NI-Treibern kommen sollte. Es gibt unter OSX, anders als unter Windows, kein Konfigurations-Panel. Statt dessen können die Einstellungen für die Samplerate, die Synchronisation und die Monitorkanäle im Dienstprogramm Audio-MIDI-Setup festgelegt werden. Latenzeinstellungen sind in der DAW vorzunehmen. Auf dem PC gibt es hierfür ein gesondertes Konfigurationsfenster, welches auch als Anzeigemonitor für USB-Dropouts dient. Die Unterschiede könnt ihr den nachfolgenden Screenshots entnehmen.
Klang
Die 24-Bit-Cirrus Logic AD/DA-Wandler arbeiten mit maximal 96 kHz, was einen formalen Einschnitt zu den zuvor möglichen 192 kHz bedeutet. Was den Sound angeht, bewegt sich das KA6 sehr zielsicher auf einem Niveau, das nicht nur Freunde elektronischer Rhythmen ansprechen sollte, sondern Musiker aller Sparten. Was aus dem Silberkistchen herauskommt, klingt transparent, hat reichlich Druck und erzeugt eine authentische Sound-Landschaft. Der Ausgangspegel ist zudem erfreulich hoch. Da verwundert es nicht, das auch der Kopfhörerausgang sehr satt klingt und verzerrungsfrei seine Arbeit verrichtet.
Die Mikrofonvorverstärker klingen detailliert und sauber. Sie besitzen genügend Reserven, um dynamische Mikrofone und Kondensator-betriebene Modelle gekonnt abzubilden. Auch das Eigenrauschen ist relativ gering – prima.
Was den Klang der A/D-Wandler angeht, gibt es für mich nichts zu beanstanden. Nachfolgend habe ich für euch die Line-Ins abgegriffen und mit 48 kHz & 24 Bit sowie 44,1 kHz & 16 Bit aufgezeichnet.
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Abletonfahren
In Ableton Live 8.2.1 zeigt sich das KA6 von seiner kompetenten Seite. Die Session wurde mit zehn Spuren gefahren, davon waren sieben mit Audiodateien bestückt. Dazu kam ein Drumrack und zwei MIDI-Spuren des beigelegten Komplete-Packs. Ferner wurden zwei Returns angelegt. Der erste Testlauf mit 284 Samples (8,7 ms Eingangslatenz, 8,4 ms Ausgangslatenz) brachte erwartungsgemäß keine Aussetzer. Der zweite Run lag bei 150 Samples, respektive knapp 5 ms in beide Richtungen und lief ebenfalls einwandfrei. Dann habe ich ein Mikrofonsignal live zugespielt und durch die Effekte gejagt, auch hier alles in Butter. Erst nachdem ich zusätzlich noch die voll beladene Maschine über den Standard-MIDI-Port ins Spiel gebracht habe, traten unter 100 Samples vereinzelt Knackser auf. Da gibt’s dann von meiner Seite aus auch nix zu meckern.
Treckerfahren
Das vorliegende Interface ist Traktor LE/DUO/PRO 2 kompatibel und könnte sich somit als Universallösung für User präsentieren, die sowohl Live performen, als auch Scheibendrehen. Da es zwei analoge Stereo-Ausgangspaare hat, kann der DJ unter TP-Light entscheiden, ob er im internen oder externen Modus arbeiten will. Im internen Modus kann er mit der Maus mixen, verwendet Traktors Software-EQs und gibt das Mastersignal auf ½ aus, das Monitorsignal auf ¾ aus. In der Software wurde zunächst der Puffer auf 512 Samples eingestellt, was eine Gesamtlatenz von 7,3 ms zur Folge hatte, die sich aus 5,3 ms Processing und 2 ms Output ergibt. Da die vorliegende Traktor LE-Version nicht in der Lage ist, andere, als die vom Setup-Wizard unterstützten MIDI-Controller einzubinden und das Interface zudem nicht Scratch-kompatibel ist, reichen diese Einstellungen für den Betrieb locker aus. Es traten keinerlei latenzbedingte Audio-Aussetzer auf. Auch das Arbeiten mit einem externen Mischpult ist in dieser Kombination möglich. Die Ausgänge 1/2 und 3/4 werden mit den entsprechenden Line-Ins des Mixers verbunden. Frequenzanpassungen und Blendvorgänge werden nun an diesem vorgenommen, die übrige Bedienung kann mit der Maus oder mit der Tastatur erfolgen. Zum Ausprobieren absolut in Ordnung. Oder man nimmt einen Controller, der vom Setup-Wizard unterstützt wird. Also schnell den Kontrol X1 angesteckt und ab dafür. Etwas ungewöhnlich ist die für DJ-Zwecke untypische Klinkenverkabelung (obwohl sie ja auch am Audio-2-DJ – allerdings in Stereo – implementiert wurde). Wer also lediglich mit einem Interface fürs Recording und Scheibendrehen arbeitet, sollte einen Satz Adapter für die Cinch-Inputs des Clubmixers einpacken. Mit der Pro-Version geht natürlich noch etwas mehr. So lassen sich zum Beispiel auch mit Traktor via Kombobuchse als Live-Input Vocals einfangen, mit Samples und Beats verquirlen und durch die Effekt-Units jagen.
Vielleicht wird das Komplete Audio 6 nicht unbedingt den Weg als Recording-Platzhirsch ins Profi-Studio finden, aber das ist vielleicht auch nicht sein primärer Anspruch. Wie ein Schweizer Taschenmesser stellt es vielmehr eine leicht zu bedienende, kompakte, einsteigerfreundliche Lösung dar – ohne einschneidende klangliche Kompromisse einzugehen, die sonst in dieser Preisklasse fällig sind. Daher muss man dem neuen Native-Spross bescheinigen: Bei der Aufnahme von Gesangsspuren oder Instrumenten, als stationäre oder mobile Drohne für Produzenten und DJs oder als unkomplizierte Lösung für den Performer auf der Bühne kann es sich gut behaupten. Etwas schade finde ich aber, dass die MIDI-Buttons nicht mehr mit an Bord sind, auch wenn dafür andere tolle Features Einzug gehalten haben.