PRAXIS: NI Komplete Kontrol S88 MK3 Test – Hochwertiges Master-Keyboard
Das Native Instruments Komplete Kontrol S88 MK3 ist ein hervorragendes Masterkeyboard mit tollen Bedienmöglichkeiten für den „Komplete-Kosmos“, der aus besonders vielen verschiedenen Software-Instrumenten besteht. Das große Display ist dabei eine echte Hilfe, ebenso wie die Sample-Schwergewichte von Kontakt 7, die besonders von Filmtonleuten geschätzt werden.
Auch die DAW-Basics sind unter Kontrolle und „fremde“ VST-Plugins kann man ebenfalls gut steuern, sehen aber bei weitem nicht so sexy aus. Außerdem ist die Sortierung der Parameter oft nicht so gut gelungen und die Abkürzungen teilweise zu kryptisch.
Wähle dein Blindspot
Im Prinzip ist das bei allen anderen „Universal Controllern“ ähnlich – und damit entsteht kein sonderlicher großer Mehrwert, auch beispielsweise gegenüber den Racks und Instrumenten in Ableton Live, die sich direkt in der DAW organisieren lassen und genauso mit acht Reglern und Display, und zwar von verschiedensten Herstellern, regeln lassen. NI Produkte bedient man aus Live heraus aber bei weiten nicht so sexy wie hier! Perfekt, es gibt es immer noch nicht…
Einfache DAW-Steuerung
Die grundlegende Bedienung von DAWs wie Pro Tools, Logic, Ableton und Cubase ist für das Einspielen von MIDI-Instrumenten völlig ausreichend und einfach. Für ein bisschen Laut/Leise/Solo reicht es, aber schon die Ableton-Plugins konnte ich nicht mit Mappings steuern – Stichwort Device Control.
Letztendlich ist die Qualität der Bedienung von Plugins sehr herstellerspezifisch. Daran ändert auch NI beim Komplete Kontrol S88 MK3 nichts, sie liefern nur eine bessere Basis.
Für dich ausgesucht
Während beispielsweise alle Heavyocity-Produkte traumhaft gestaltet sind, werde ich wohl nie eines meiner SSL-Plugins mit dem Keyboard bedienen – selbst wenn ich es könnte. Man könnte auch sagen: Für Instrumente ideal – für nachfolgende Plugin-Effekte lieber gleich ohne Komplete Kontrol weitermachen.
Am besten mit Partner
Vor allem mit NI-Content und typischen Partnern wird es hier sicher bald sehr Interessantes zu bestaunen geben! Die einfachen NKS-Umsetzungen sind eher noch so lala und die Parameter-Verteilung über die Pages mehr gewürfelt. Man kann flink anders mappen – zu merken scheint sich das Komplete Kontrol allerdings auch (noch) nicht …
Ich habe lange Zeit das MK2 Keyboard mit Kontakt verwendet, das hat gut funktioniert. Ableton mit seinen Synthesizer-Plugins, den Effekten und dem Mixer habe ich allerdings anders bedient. Die Aufnahmemöglichkeiten von Clips in Live mit dem S88 Mk3 sind allerdings schon gut gelöst, und darauf kommt es vor allem an: Viele MIDI-Clips kann man ohne Umwege direkt am Gerät eins zu eins aufnehmen und verwalten. Rec-Enabled wird mit Track-Select, Zugriff auf die manuelle Scharfschaltung hat man aktuell auch (noch) nicht.
Mit dem schicken 4D-Encoder kann man im DAW-Modus komfortabel durch die Session-Ansicht navigieren und auch “Tracks selecten”. Die drei Buttons darüber rufen die wichtigsten Inhalte auf: BROWSER, PLUGIN, DAW.
Die feinere Navigation und der Transport sind auf der anderen Seite des Bildschirms versammelt. Und in der Mitte spielt buchstäblich immer die NI-Musik. Die schwarze Oberfläche ist allerdings sehr empfindlich für fettige Finger – gut, dass immerhin der Bildschirm kein Touch hat.
Bisher wenige Presets mit NKS2 und Poly-AT
Nur wenige „Presets“ profitieren von den neuen NKS2-Möglichkeiten – abwärtskompatibel ist NKS2 aber allemal, das ist gut. Ob und inwieweit ältere Produkte „optimiert“ werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Das betrifft vor allem die Anpassung der vorhandenen Inhalte an die Möglichkeiten, die der polyphone Aftertouch nun bietet. Einfach nur einen Filter auf jedes AT zu setzen, ist am Ende lame.
Man muss davon ausgehen, dass dies eher langsam, wenn überhaupt, geschehen wird. Ein ähnliches Problem hat auch Ableton mit dem MPE-Content für Push 3. Grundsätzlich kann man aber Aftertouch zuweisen, wenn man ihn braucht.
Für die Inspiration wäre es allerdings besser, wenn es anders wäre, schließlich bezahlt man für den Komfort. Mau sind noch die Light-Guides außerhalb der dicken Instrumente aufgefallen, oder eben nicht, da sie oft nur dort leuchten, wo Tasten überhaupt aktiv sind.
NI Komplete Kontrol S88 MK3 – die „VST-Workstation“
Kontakt und Komplete bieten vor allem durch das übergreifende Browsen von NI-Content und Synth-Instanzen wie u-He, Arturia und Co. einen echten Mehrwert. Egal ob Synth, Sampler oder Effekt – immer sind gut ausgewählte Makros dabei und man zwirbelt sich den Sound flink zurecht. Nicht zu unterschätzen sind die bunten Bildchen, die beim Browsen durch viel Content ebenfalls sehr hilfreich sind.
Die Auswahl mit dem großen 4D-Regler neben dem Display gelingt jedenfalls sehr elegant und das Komplete Kontrol S88 MK3 wird damit zur äußerst lässigen, computergestützten Workstation mit riesiger Library. Für Details und Mixing greift man wieder auf Maus und Tastatur zurück.
AU-weia
Obwohl sowohl Kontrol als auch Kontakt für die Plugin-Formate VST(3), AU und AAX verfügbar sind, lädt das Kontrol Plugin selbst intern nur VSTs. Für „Mac-Silicon“-Benutzer, die noch nicht alle VSTs „nativ“ beisammen haben, gibt es also keine Möglichkeit, auf AU-Äquivalente auszuweichen.
Play Assist tbc
Der Play Assistant, der unter anderem Arpeggios zaubert, ist nach wie vor nur mit Kontrol, aber nicht mit Kontakt nutzbar. Auch mit externen Geräten funktioniert er (noch) nicht. Native arbeitet daran, den Play Assistant per Software-Update in die Hardware zu integrieren. Wie lange das dauern wird, weiß im Moment keiner.
MK2 bleibt erhalten
Immerhin ist Komplete Kontrol 3 auch mit den alten MK2-Keyboards kompatibel, sodass diese – abgesehen vom kleineren Display und dem fehlenden polyphonen Aftertouch – nicht schlechter werden.
Wenn man genau hinschaut, ist der einzige wesentliche Unterschied, dass die Knöpfe links vom Display, die früher für Maschine gedacht waren, nicht mehr vorhanden sind. Die Zahl der tatsächlichen Nutzer, die diese in Kombination verwendet haben, soll nicht sehr groß gewesen sein, sodass dieses Feature letztendlich dem Rotstift zum Opfer fiel. Kein Wunder, dass es kaum jemand genutzt hat, denn es wurde leider nie gut umgesetzt …
Für meinen Geschmack hat man auch vergessen, aussagekräftigere Meta-Tags einzuführen. Der Haupteintrag ist immer noch: Hersteller → Produkt oder eben Instrument oder Loop oder One Shot. Man kann sich durchaus mit Favoriten, Typ und Tags austoben, muss das aber konsequent pflegen. Gar keinen Bock drauf …
Business as usual
Es ist kein Geheimnis, dass NI auf der Jagd nach Venture Capital war, dann mächtig fusioniert hat und jetzt erst einmal Geld in die Holding bringen muss. Ich verstehe das, finde es aber trotzdem schwierig. Kontakt ist auch nicht mehr der absolute Platzhirsch, der es mal war. Die meisten Premium-Librarys haben inzwischen eigene Player, die für bestimmte Inhalte oft besser geeignet sind.
Das neue Ultimate wird aber auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die neuen Keys dafür vorher auf den Markt zu bringen, macht daher durchaus Sinn, es fühlt sich aber trotzdem alles ein wenig nach „heißer Nadel“ an.
Ich freue mich darauf, die Keyboards hoffentlich bald mit all ihren ausgereiften Facetten und angepassten Inhalten zu testen! Außerdem hoffe ich besonders, dass die DAW-Steuerung abseits von Komplete besser wird, damit ich mir nicht noch einen weiteren Controller vor den Computerbildschirm stellen muss. Mehr MIDI-Outs oder gar CV/Gates werden der Kiste sicherlich nicht mehr wachsen. Schade. Vielleicht kann man dafür Default-MIDI noch etwas mehr Liebe zukommen lassen
NI Komplete Kontrol S88 MK3 – das sind die Alternativen
tbc.
dux sagt:
#1 - 03.10.2023 um 18:13 Uhr
Hab ich da was verpasst?`Mein MK2 funktioniert nur sehr ungenügend in Verbindung mit dem Kontakt. Die einzige Möglichkeit, durch die LED-Lämpchen die Steuertasten farbig anzuzeigen ist das katastrophale Komplete PlugIn zu verwenden. Unübersichtlich, winzig klein, kaum zu bedienen. Habe die ganze Zeit gehofft, daß ein FW-Upgrade kommt, das den firmeneigenen Kontakt richtig anbindet, passiert ist nichts... Aus meiner Sicht war das daher ein Fehlkauf...
Thomas sagt:
#2 - 20.10.2023 um 10:04 Uhr
Seit 2023 habe ich extreme Ladenzeiten bei neueren NI Updates. So braucht Kontakt 7 3 Minuten bis das Plugin sich öffnet und Kontakt 6 nur 2 Sekunden. Davon sind auch Battery 4, Maschine 2 und Komplete kontrol betroffen. Seit neuestem Update von Guitar Rig 6.4 benötigt dies jetzt auch 2 Minuten zum öffnen. Mit dem NI Support konnten wir die ladezeiten von 3 Minuten auf eine Minute reduzieren. Dabei wurden XML files bsp. von korg Gadget gelöscht, womit auch die NKS presets verschwinden. Der Fehler ist bei einigen Usern im NI Forum, sowohl bei MAC als auch Windows vertreten. Mit einer Minute Ladezeiten waren diese Produkte ein ziemlicher Workflow killer. Ich habe alles wieder downgegrade auf Versionen von Ende 2022 und Anfang 2023 und jetzt öffnen alle Plugins wieder in Sekunden. Auch einige Kontakt libraries, damit sie wieder in Kontakt 6 funktionieren. Ansonsten ist SCANAPP noch zu erwähnen, der mit vielen Plugins nicht umgehen kann, ständig abstürzt und die selben Plugins jedesmal erneut scannt. Ich kann jedem vor dem Kauf nur empfehlen, erstmal die Software Komplete Kontrol 3 zu testen. Ich habe sehr viele NKS libraries, aber nach diesen Performance Einbußen bin ich froh mein s49 Mk2 verkauft zu haben. Das laden eines Plugins in einen Plugin kann nervig werden, wenn das Host Plugin Komplete Kontrol oder auch Maschine Probleme verursachen. Besser ist es das Plugin bsp. mit Push direkt in Ableton zu Mappen, oder mit dem Novation SL MK3 alle Funktionen als Hardware zu nutzen, ohne von der Software abhängig zu sein. Der NKS Browser war bei mir der Hauptgrund soviel Geld in die NKS Infrastruktur zu invertieren. Aber die Software ist dermaßen verbuggt, das man sich nur mit Probleme rum ärgern muss.
Ramin sagt:
#3 - 17.11.2023 um 18:20 Uhr
Hello, thanks for the useful review, but why does no one ever write about the keyboard? In these keyboards, I think the most important thing is the keyboard, how much better is it than the previous one when compared with the Roland A-88, or Doepfer, are people really so interested in these buttons, flashing lights, lights, screens? Thanks in advance.
Jochen sagt:
#4 - 03.01.2024 um 14:12 Uhr
Das Pitch und das Modwheel sind schlechter geworden. Das war vorher griffig und gummiert, jetzt ist es rutschig und unangenehm. Was noch viel schlimmer ist, ist dass man zumindest derzeit nicht auf dem Display sieht, um wieviel Halbtöne oder Oktaven man das Keyboard gerade transponiert. Das wird hoffentlich noch geändert.