Praxis
Auspacken
Die Mikro MK3 wird in einem umweltfreundlichen Karton ohne Hochglanzbeschichtung ausgeliefert. Darin enthalten sind Controller, USB-Kabel, Aufkleber, Sicherheitshinweise, die Registrierungskarte mit Seriennummer und Downloadhinweisen sowie ein 2-Monats-Gutschein für Native Instruments’ Online-Abo-Service für Loops und Sounds namens „Sounds.com“. Letzterer soll wohl als Ersatz für das gekürzte Sound- und Softwarepaket beiliegen – ein eher schlechter Scherz.
Installation
Zur Installation müssen Hardwaretreiber und Maschine-Software getrennt voneinander installiert werden. In Native Instruments’ Softwareverwaltungssystem „Native Access“ kann die Mikro registriert werden, woraufhin alle verfügbaren Softwaredownloads (Maschine Software, Factory Sounds und Software Package) heruntergeladen und installiert werden. Den Treiber für die Hardware findet man im Account auf der Website von Native Instruments. Selbiges gilt für verfügbare Firmwareupdates. Hat man alles installiert, ist die Maschine startklar.
Große Features + kleines Display = stark maus-orientierter Workflow
Viele Dinge – mehr noch als zuvor – lassen sich direkt am Controller erledigen. Das ist der neuen überarbeiteten Bedienoberfläche zu verdanken. Beim Komponieren und Einspielen ist der Workflow dem der großen Maschine ähnlich und besonders neuere Features lassen sich flüssiger erledigen als mit den älteren Modellen. Zum Beispiel der Wechsel in Keyboard- oder Chords-Mode, nachdem man einen Sound geladen hat. In einigen (essentiellen) Steps muss man aber zum Rechner schauen und mit der Maus arbeiten. Dabei wären so manche Abläufe problemlos in den Controller-Workflow implementierbar gewesen. Schade.
Das beginnt im Grunde schon beim Laden von Sounds und Weiterem: Beim Wechseln zwischen Groups, Sounds, Instruments und Effekte muss man sich vom Controller abwenden, da es nur mit der Maus möglich ist. Das hätte man mit den Page-Buttons ganz leicht anders lösen können. Konkret: Drückt man den Browser-Button, hat man keine Möglichkeit am Controller die Sektion zu wechseln, um beispielsweise von Groups zu Instruments zu navigieren (die Page-Buttons sind im Browser-View deaktiviert). Ebenso sieht es beim Laden von Dritthersteller-Plugins aus. Bei den großen Maschinen wählt man „Shift + Browser“ und wählt zunächst den Hersteller und danach das entsprechende Plugin. Das ist an der Mikro leider nicht möglich, da „Shift + Browser“ keine Funktion hat – also greift man zur Maus und lädt das gewünschte Plugin.
Wenn man dann noch ausgewählte Sounds tweaken möchte, fängt es an, richtig verzwickt zu werden. Zum einen ist das Display sehr klein und stellt nur den aktuell ausgewählten Parameter eines Klangerzeugers oder Effekts dar, wodurch man automatisch zum Rechnerbildschirm schaut, um zu sehen, in welchem Slot sich weitere Parameter befinden, die man als Nächstes regeln möchte. Daraufhin kann man diese mit den Page-Buttons auswählen. Das ist im Grunde gut gelöst, kann aber auch mühselig werden, wenn man beispielsweise vom ersten Parameter zum dreiundzwanzigsten navigieren möchte. Daher greift man automatisch zur Maus und wählt den entsprechenden Parameter direkt an.
Auch bei weiteren Funktionen wie beispielsweise „Sampling“ sieht es nicht anders aus: Schnell gelangt man per entsprechendem Button in den Sampling Mode. Manchmal möchte man aber kein neues Sample aufnehmen, sondern editieren oder slicen. In diese Modi gelangt man wieder nur mit der Maus, da man Funktionen für die Page-Buttons in diesem Modi wieder mal weggelassen hat. Auch das Arrangieren und Mixen von Songs ist im Vergleich zu Maschine MK3 am Controller nicht möglich – entsprechende Regler und Displays fehlen. Das sollte natürlich niemanden davon abhalten, diese Producing-Steps mit der Maus in der Software zu erledigen.
Vielleicht sehe ich den Workflow auch einfach zu eng, da ich bisher nur mit großen Maschinen gearbeitet habe. Wem der Mikro-Workflow bereits vertraut ist, wird sicher keine Probleme damit haben, manches mit der Maus zu erledigen. Hat man sich einmal daran gewöhnt, läuft auch der Mikro-Workflow flüssig ab. In folgendem Video seht ihr, wie die Arbeit mit Maschine Mikro MK3 ablaufen kann.
Kleine Maschine, großer Smart Strip
Beim Smart Strip sieht es schon angenehmer aus: Die vier Modi Pitch, Mod, Perform und Notes sind wie bei der großen Maschine sofort anwählbar. Die Größe des Touch Strips, die LEDs und auch die Reaktion sind absolut identisch mit denen der Maschine MK3. Die Pitch- und Mod-Wheel-Modi sind gleich nach dem Anwählen verfügbar und funktionieren erwartungsgemäß gut. Sie reagieren natürlich anders als echte Wheels, aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, kann man damit sehr ausdrucksstarke Patterns einspielen. Auch, wenn man am Smart Strip in den Notes Mode wechselt, kann man ohne Weiteres loslegen. Entweder man befindet sich im Keyboard Mode und wählt die Noten selbst an oder man spielt die Noten der Akkorde aus dem Chords Mode. Für besondere Ergebnisse sorgen die Perform FX. Sie lassen sich im Grunde genauso schnell auswählen wie bei einer großen Maschine. Mit Shift + Perform kommt man in den Auswahlmodus, in dem man mit dem Encoder einen der Effekte aussucht und auswählt.
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bewusst Features weggelassen?
Bei der Mikro wurden viele Features weggelassen, die man ohne Änderungen der Hardware problemlos hätte unterbringen können. Das beginnt bei Kleinigkeiten, die für einen stressfreien Workflow aber eben entscheidend sind: Beispielsweise hat man neue Browser-Buttons untergebracht, mit denen man den Presetbrowser öffnen kann. Gut. Möchte man aber den Plugin-Browser öffnen, um Dritthersteller-Plugins zu öffnen oder Sounds mit INIT-Patches laden, muss unnötigerweise zur Maus gegirffen werden. Beide mk3 Controller haben dafür die selben Buttons am Start, Shift und Browser, bei der großen Maschine gibt es die Funktion, bei der Mikro unerklärlicherweise nicht. Auch weitere „Workflow-Bugs“ hätte man mit simplen Shift-Befehlen umgehen können, wodurch sich mir die Frage aufdrängt ob hier bewusst produktstrategisch zur großen Maschine abgegrenzt werden sollte oder einfach nur lieblos adaptiert wurde. Schön ist es für den ambitionierten User jedenfalls in beiden Fällen nicht.
Maschine MK3 vs. Mikro MK3
Die Pads beider Geräte sind zum ersten Mal in puncto Größe identisch. Selbiges gilt für den Dual-Touch Smart Strip, welcher in Größe, Funktionsumfang und Reaktion keinen Unterschied macht. Anders dagegen verhält es sich mit Mikros einzigem Encoder. Bei der großen Maschine ist es ein 4D-Encoder, der neben der Funktion als Button und Drehregler auch gleichzeitig als Fadenkreuz zur Navigation genutzt werden kann. Bei der Mikro hingegen bleibt es beim reinen Push Button Encoder, der zudem auch kleiner ausfällt.
Die mitgelieferte Soundauswahl der Mikro ist deutlich kleiner als bei der großen Maschine. Wer seine eigenen Sample-Libraries importiert und bereits mit ausreichend Instrument- und Effekt-Plugins ausgestattet ist, kann darüber hinwegsehen. Zudem können Komplete Select oder auch die großen Komplete-Pakete im Nachhinein immer noch hinzugekauft werden. Mal abgesehen davon, dass die Mikro ohne große Displays, RGB-Buttons und Endlosdrehregler auskommen muss, unterscheiden sich die Controller auch im Workflow in einigen Punkten. Wer sich von der Maschine ein Instrument erhofft, an dem man von der Sound-Auswahl bis hin zum Mixing fokussiert und nahezu ununterbrochen arbeiten kann, greift zur großen MK3. Wer mit dem Controller hauptsächlich einspielen möchte und kein Problem damit hat, die Detailarbeit mit der Maus durchzuführen, bekommt mit der Mikro MK3 eine Maschine mit weitgehend identischer Bedienoberfläche, jedoch deutlich anderem Workflow. Für viele ist eine Maschine aber gerade deshalb interessant, weil man sich kaum von der Hardware abwenden muss, um Beats von A – Z zu produzieren. Und genau das kann die Mikro eben nicht liefern. Daher lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, hier die Hälfte der Anschaffungskosten zu sparen. Wer sich den Maschine-Workflow wünscht sollte gleich zur großen MK3 greifen.