Gleich zu Anfang möchten wir darauf hinweisen, dass wir uns in diesem Testbericht nur auf die wichtigsten Funktionen von Maschine konzentrieren. Das Instrument bietet weitaus mehr Möglichkeiten! Alle zu beleuchten, würde jedoch den Rahmen dieses Formats sprengen.
Software
Das Herz von Maschine ist ihre Software. Ein Sequenzerprogramm, das es ermöglicht, Klänge zu verwalten, aufzunehmen, zu bearbeiten in rhythmischen Abfolgen anzuordnen und ihre Summen zusammenzumischen. Dies können perkussive Klänge (Drums, Noise) und auch tonale Pitch-Samples (Bass, Polyphones) sein. Die Software Maschine wird demgemäß auf einem Computer installiert. Das Programm besitzt eine grafische Oberfläche, die sich vom Prinzip her bekannten Sequenzern wie Cubase und Ableton ähnelt, dabei jedoch klar auf Loop basiertes Musikmachen spezialisiert ist. Die Software ist dabei kein synthetischer Klangerzeuger sondern eine flexible, Sample basierte Workstation und Groove-Sequenzer. Auch das Aufnehmen von externem Audiomaterial ist mit Maschine möglich, jedoch mehr im Sinne von Samplen kurzer Passagen. Eine Aufnahme kann als Sample verwendet werden, oder mit der “Slice” Funktion zu neuen Einzelsamples fragmentiert werden.
Es besteht also kein Grund zur Angst vor etwas Neuem, womöglich total Kompliziertem! Ganz im Gegenteil, das altbewährte Konzept linearer Strukturen und “Balkenschiebens” im Pattern- oder Pianorollen-Editor wird hier nicht in Frage gestellt. Die Maschine Software liegt als Stand-Alone Version für Windows und Mac vor und kann ebenfalls VST/AU/RTAS PlugIn in verschiedenen Host Sequenzern geladen werden.
Native Instruments hat für Juni/Juli 2009 bereits das Software Update 1.1 angekündigt, in dem umfangreiche Erweiterungen der MIDI Funktionalität, verbesserte Integration in Hostsequenzer und vieles weitere enthalten sein sollen.
Manuals, Tutorials und NI-Support
Etwas Zeit muss man investieren, um den Funktionsumfang von Maschine zu erfassen und sie beherrschen zu lernen. Das mitgelieferte Getting-Started Manual (75 Seiten) stellt einen guten ersten Einstieg dar. Während auf der NI-Seite einige Links zu weiterführenden Informationen noch ins Leere führen, kann man dort aber das detaillierte Reference Manual (200 Seiten) herunterladen. Empfehlen möchten wir die dort ebenfalls verfügbaren (englischen) Tutorial Filme.Der NI-Support beantwortete unsere Fragen zu Maschine zeitnah und kompetent.
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Hardware
Der Software stellt Native Instruments einen üppig ausgestatteten Controller zur Seite. Er besitzt zwei große, grafikfähige Displays, die viele Parameter der Klangerzeugung darstellen können. Einschließlich der Wellenformen von Samples oder auch Audioaufnahmen! Die Displays werden von acht endlos Drehpotis und acht Tastern flankiert, mit denen man verschiedenste Parameter aufrufen und editieren kann. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: der Controller ist weder Soundkarte noch besitzt er einen Prozessor! Er ist “nur” ein Steuerungsinstrument. Die Maschine Hardware ist in unterschiedliche Sektionen aufgeteilt und insgesamt sehr übersichtlich gestaltet und erinnert teilweise an die MPCs von Akai.
Sechszehn anschlagdynamische, beleuchtete Pads stehen bereit um Rhythmen einzuspielen oder um mit ihrer Zweitfunktion (per Shift-Taste) Edit-Befehle an die Software zu senden. Insgesamt 41 beleuchtete Taster zur Steuerung der Software sind an Bord und gewährleisten eine unkomplizierte, intuitive Bedienung.
Es sieht so aus, als hätten NI wirklich an alles gedacht! Jeweils ein Poti für Gesamtlaustärke, Tempo und Swing und Taster wie Tap Tempo, Grid, Solo, Mute, acht Gruppenanwahltaster und VIELES mehr sind auf dem Controller zu finden. Die Hardware, eine Kombination aus Kunststoffgehäuse und metallener Deckplatte nach oben hin, ist mit knapp 2 Kg verhältnismäßig leicht. Der optische und haptische Eindruck verdient Bestnoten, allein der USB-Port an der Rückseite ist etwas wacklig.
MIDI und USB
Über ein USB-Kabel erfolgt der Datenaustausch mit der Software und auch die Stromversorgung. Die einzigen zusätzlichen Anschlüsse am Controller sind MIDI-In und MIDI-Out. MIDI In dient zum Anschluss eines MIDI Keyboards, um einzelne Sounds anzusteuern. Oder auch zur Synchronisation mit anderen Geräten. Maschine kann per externer MIDI Clock gesynct werden und als Slave in einem Sequenzer Setup fungieren. Dazu muss man den “External MIDI Sync” Mode einschalten.
MIDI-Thru oder eine Buchse für optionale Stromversorgung per Netzteil gibt es nicht. MIDI Out reagiert nur bei Nutzung der Hardware als univereller MIDI-Controller. Der Sequenzer kann zur Zeit über diese Schnittstelle keine MIDI Daten ausgeben. Hier muss man auf das OS Update im Sommer warten … Auch Im- und Export von MIDI Files ist nicht möglich, soll aber ebenfalls mit dem angekündigten Software Update kommen.
Fremdgehen
Obwohl Maschine im Handel nur als “Bundle” erhältlich, ist der Verbund von Software und Controller also nicht obligatorisch, sie führen mehr eine “offene Beziehung”. Denn über die MIDI-Eingänge des Rechners/Soundkarte oder auch den MIDI-Eingang am Maschine Controller kann die Software auch von anderen MIDI-Controllern angesteuert werden. Das kann im Falle eines Masterkeyboards, mit dem man Melodien oder Akkorde spielen möchte, auch durchaus Sinn machen. Allerdings werden zur Zeit nur MIDI Note-Befehle verwertet. Scene Wechsel per MIDI werden erst mit dem OS 1.1. möglich sein.Gleiches gilt auch für den Controller. Versetzt man ihn in den MIDI Mode, kann er jedem anderen Programm zur Eingabe von Rhythmen dienen. Die Funktionen der Endlosregler und Buttons lassen sich im MIDI-Betrieb individuell anpassen, eine gute Hilfe kann dabei der mitinstalliert, grafische Controller-Editor sein. Im Software Update 1.02 sind Templates für Battery, Pro53, Masive, Traktor Pro, Ableton Live und Mackie Control enthaltenen.
Stabilität
Für eine gute Performance sollten die System Mindestanforderungen erfüllt sein:
– Apple Dual-Core 2GHz, 2GB Ram (ab 10.4)
– Win Pentium/Athlon 2GHz, 2GB Ram (Win XP oder Vista).
Und auch für genügend freibleibenden Speicherplatz auf der Festplatte muss unbedingt gesorgt sein! Unser recht vollgestopfter Testrechner, der sonst alle Voraussetzungen erfüllte, hatte anfängliche Absturz-Probleme. Das ließ sich aber durch Freimachen von ein paar GB Platz auf der Festplatte beheben. Virtueller Speicher war das Stichwort. Die Maschine lief danach sehr stabil.
Info: Auch mit unserem “unterqualifizierten”, alternativen Test Rechner (MacBook, Dual 1,8GHz, mit 3GB RAM) konnte Maschine problemlos betrieben werden, viele Audiobeispiele dieses Tests wurden damit gemacht.
Bei beiden Rechnern haben wir außerdem im laufenden Betrieb die USB-Verbindung zum Controller kurz unterbrochen. Die Maschine Software lief in beiden Fällen unbeeindruckt weiter, aber nur im Falle des (empfohlenen) Mac Book Pro ließ sich der Controller gänzlich wiederbeleben.
Bedienkonzept
Hierarchie des Maschine-Sequenzers
Sound
Die kleinste Instanz des Sequenzerzs ist ein “Sound”. Ein Sound kann ein Einzelsample (z.B. eine Snare) oder ein Multisample (z.B. ein Piano) sein. Jeder Sound kann mit jeweils 2 Effekten versehen werden, verfügt einen Filter mit Resonanz sowie eine Hüllkurve und ist in Sachen Startpunkt, Volume, Pitch und Panorama beeinflussbar. Auch lässt sich jeder Sound mit den Reverse-Knopf rückwärts abspielen. Der Sound bestimmt den Signalfluss (Gruppenmix, Mastermix, Sub-Ausgänge) und kann insgesamt solo/stumm geschaltet werden. Soweit seine wichtigsten Parameter.
Group
Die Group ist ein Ordner, in dem bis zu 16 Sounds zusammengefasst werden können, entsprechend den 16 Pads auf dem Controller. Gruppen können solo/stumm geschaltet und mit 2 seriellen Effekten versehen werden. Sie verfügen über einen eigenen Swing- und Pitchregler und dienen insbesondere dazu, das Arrangieren einfacher und übersichtlicher zu gestalten. Eine Group kann separat gespeichert werden User-Kits sind so schnell gemacht.
Info: Im angekündigten Software Update 1.1 soll das Laden von Groups (User Kits) ohne Pattern möglich sein. So kann man verschiedene User Kits laden ohne dabei ein bestehendes Pattern löschen zu müssen
Scenes
In den “Scenes”, der höhsten Hirachie Ebene des Sequenzers, werden Groups zu einem Arrangement angeordnet. Die Groups Drums, Perkussion und Bass könnten beispielsweise eine Scene darstellen. Eine Scene kann maximnal acht Groups verwalten. Die Scenes dienen nicht nur dazu, die Gesamtstruktur des Tracks zu erstellen sondern können auch gut zum Ansteuern bestimmter Passagen genutzt werden. Im laufenden Betrieb versteht sich, das ist besonders interessant für den live Einsatz!
Pattern
Ein Pattern ist besteht aus Noten, die bestimmen, wann und wie ein Sample erklingt (Rhymthmus, Dynamik, Tonhöhe usw). Ist eine Note oder ein ganzes Pattern einmal erstellt, kann es nach belieben verschoben und kopiert werden, auch auf andere Spuren. Hierdurch läßt sich einmal Gebautes schnell duplizieren und editieren. Ein gutes Feature ist, dass Pattern mit unterschiedliche Längen ohne Probleme zusammenlaufen können. Wenn beispielsweise das Pattern vom Bass nur eintaktig, der Beat jedoch ein zweitaktiger Loop ist, wird das Bass-Pattern entsprechnend zwei mal abgespielt. Maschine denkt hier automatisch mit, ein äußerst menschlicher Zug!
Grundsätzlich bieten sich drei verschiedene Arten der Groove Programmierung:
– Patterneingabe à la MPC mit den dynamischen Pads des Controlles. Jedes Pad entspricht einem Sample (Sound).
– Spur für Spur im Step-Sequenzer Mode, nach dem Prinzip der Roland TR-808. Die Pads des Controllers werden im Step-Sequenzer Mode von einem Lauflicht der Reihe nach erleuchtet.
– Klick für Klick mit der Maus am Bildschrim. Per Doppelklick wird auf einer Spur des Editors eine Note erzeugt, per Rechts-Klick oder auch “Anwahl+Entf.” wird sie wieder gelöscht
Parameter wie Velocity und Pitch sowie sämtliche optionale Modualtionen werden auf dem Bildschirm unterhalb der Patterns grafisch dargestellt. So sind diese mit der Maus sehr einfach zu editieren. Auch über den Controller ist dies möglich, allerdings etwas umständlicher.