Native Instruments Symphony Series Percussion Test

Native Instruments Symphony Series Percussion ist eine Sample-Library für orchestrales Schlagwerk, die auf Basis des allseits beliebten Samplers Kontakt läuft. Als Teil der Symphony Series gehört sie zu einem umfangreichen virtuellen Orchester, mit dem der Hersteller eine Alternative zu den klassischen Standards von East West oder Vienna bieten will.

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Grundsätzlich gehört das Sampling von Schlaginstrumenten beim Erstellen einer Orchester-Library zu den entspannteren Aufgaben. Es braucht weder Legato-Samples noch massenweise exotische Artikulationen, um den realen Instrumenten halbwegs gerecht zu werden. Gut klingen sollten die Sounds natürlich trotzdem, und Benutzerfreundlichkeit spielt ebenfalls eine Rolle. Wie es sich damit verhält, finden wir im Review heraus.

Details

Die Sinfonische Serie

Nachdem Streicher sowie Holz- und Blechbläser durch das zugehörige String Ensemble, die Woodwind Collection und die Brass Collection bereits abgedeckt wurden, wird Native Instruments’ „Sinfonische Serie“ durch die hier getestete Percussion-Library vervollständigt. Folglich gibt es mit der großen Symphony Series Collection nun auch ein Bundle-Angebot, das dank seines erheblich günstigeren Preises im Vergleich zum Einzelkauf durchaus attraktiv wirkt. Wer eine noch günstigere Alternative sucht, der könnte auch einen Blick auf die abgespeckte Symphony Essentials Collection oder die zugehörigen einzelnen Parts der Serie werfen.

Egal ob nun Symphony Series oder Symphony Essentials – interessant ist in jedem Fall, dass die einzelnen Teil-Libraries nicht vom gleichen Team entwickelt wurden. Während die Streicher auf das Konto von Audiobro gehen und die Holz- und Blechbläser von Soundiron produziert wurden, kommt Symphony Series Percussion vom deutschen Hersteller Sonuscore, der schon mehrfach erfolgreich mit Native Instruments zusammengearbeitet hat, beispielsweise bei der Entwicklung der Action Strings. Auch bei der Wahl der Locations für die Aufnahmen gibt es Abweichungen. Die Samples für Streicher und Percussion wurden im 280 Quadratmeter großen Aufnahmeraum des Studio 22 in Budapest eingespielt, während das Tracking der Holz- und Blechbläser in zwei Kirchen in Kalifornien stattfand. Ob die klangliche Geschlossenheit der kompletten Serie darunter leidet, wird in diesem Review kaum zu beurteilen sein. Wie sich zeigen wird, hat Native Instruments aber Wert auf eine gewisse Einheitlichkeit unter den verschiedenen Parts gelegt und es ist davon auszugehen, dass es unter den drei Teams durchaus eine gewisse Abstimmung gab.

Umfang und Installation

Die Installation von Symphony Series Percussion läuft über Native Access und bei einer aktiven Internetverbindung leistet diese separate Anwendung gute Dienste. Der 29 Gigabyte umfassende Download lief im Test flüssig und auch die weiteren Schritte wie das Einbinden der Library in Kontakt 5 bzw. den kostenlosen Kontakt Player 5 sind im Handumdrehen erledigt. Wer sich gegen eine Internetverbindung in seinem Studio entschieden hat, der steht allerdings vor einem kleinen bis mittelgroßen Problem, denn eine Offline-Installation ist nicht vorgesehen.

Native_Instruments_Symphony_Series_Percussion_02Kontakt

Die Library bietet stolze 55 Percussion-Instrumente, die in die Bereiche Drums, Tuned Percussion, Cymbals, Metal, Wood und Kits eingeordnet werden. Dabei werden nicht nur die üblichen Verdächtigen zwischen Triangel, Snaredrum, Pauken und Vibraphon abgedeckt, sondern es finden sich auch einige Exoten wie zum Beispiel eine Schiffsglocke, ein mit einem Hammer geschlagener Amboss oder ein Programm namens Low Piano Hits. In Hinblick auf die gängigen Schlaginstrumente aus dem Orchestergraben wird man umfassend versorgt.

Praxis

Einheitliche Benutzeroberfläche

Die Benutzeroberfläche von Symphony Series Percussion entspricht in ihrem Layout weitgehend den anderen Vertretern der „Sinfonischen Serie“. Diese Einheitlichkeit ist natürlich zu begrüßen, wenn man mit weiteren Teil-Libraries arbeitet. In der Mitte des GUI prangt der prominente Dynamics-Regler, der sich standardmäßig über das Modwheel eines Masterkeyboards steuern lässt und bei gehaltenen Noten für Lautstärkeverläufe sorgen kann. Gehaltene Noten bei einer Percussion-Library? Ja, die gibt es. Zum Beispiel, wenn ein Paukenwirbel abgespielt wird. Bei den Instrumenten, die keine Spielweisen für Wirbel anbieten, bleibt der Regler dagegen funktionslos, und dass deshalb nicht die komplette Benutzeroberfläche neugestaltet wurde, ist nachvollziehbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Performance-Ansicht entspricht in ihrem Layout den anderen Teil-Libraries der Symphony Series.

Die vier Performance-Controls unter dem großen Dynamics-Regler bieten die Möglichkeit, Attack- und Release-Phasen der Samples anzupassen, die Instrumente zu stimmen und den Dynamikumfang zu manipulieren – das übliche Handwerkszeug eben, das man bei der Arbeit mit Percussion-Samples häufig braucht. Nicht ganz so gängig und doch aufschlussreich ist die wiederum darunterliegende Darstellung der Round-Robin-Slots. Dazu ein paar Details: Die meisten Instrumente der Library wurden mit acht Velocity-Layern gesampelt, und je nach Instrument gibt es für jeden dieser Layer wiederum bis zu zehn alternative Round-Robin-Samples. In dieser Hinsicht präsentiert sich die Library also vergleichsweise stark, ein ungewollter Machinegun-Effekt bei schnell aufeinanderfolgenden Einzelschlägen ist damit längst kein Thema mehr. Wirklich hochinteressant ist ein hier umgesetztes Konzept, das im Handbuch als Drum Head Resonance Simulation oder kurz als DHRS bezeichnet wird. Der Gedanke dahinter ist, dass eine Trommel anders klingt, wenn das Fell noch vom vorhergehenden Schlag in Schwingung ist – und tatsächlich gibt es für Snare- und Field-Drums, Toms, Rototoms und Pauken spezielle Samples, die diesem Verhalten Rechnung tragen sollen.

Audio Samples
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Bassdrum 1 Bassdrum 2 Bassdrum 1&2 gedopppelt Einzelnes Tom (Tom4) Tom Ensemble Einzelnes Tom und Tom Ensemble gedoppelt Pauke (mit Wirbel) Low Piano Hits Bassdrums, Toms und Pauke Toys Kit (einzelnes Patch)

Einheitlichkeit auch beim Mapping

Die Mapping-Ansicht ähnelt der Performance-Ansicht weitgehend und ersetzt dabei nur den oben beschriebenen Bereich für die Round-Robin-Samples durch einen komplett beschrifteten Überblick zur Verteilung der verschiedenen Spielweisen auf dem Masterkeyboard. Auch wenn sich die Anzahl dieser Artikulationen bei einer Percussion-Library naturgemäß in Maßen hält, ist das eine feine Sache, die dafür sorgen dürfte, dass man auf der Suche nach dem richtigen Sound wesentlich seltener damit beschäftigt sein wird, die verschiedenen Spielweisen der Reihe nach durchzuprobieren. 

Die Mapping-Ansicht bietet eine Hilfestellung beim Auffinden verschiedener Spielweisen.
Die Mapping-Ansicht bietet eine Hilfestellung beim Auffinden verschiedener Spielweisen.

Im Angebot stehen neben den Standardartikulationen beispielsweise Schläge am Rand des Fells einer Trommel, kurze Crescendi, Flams oder in manchen Fällen auch außergewöhnliche Effekt-Sounds. Der letzte Bereich wird vor allem von den verschiedenen Gongs (z.B. Tam Tam) der Library stark gefeatured.

Audio Samples
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Field Drum (mehrere Artikulationen) Snare 2 (mehrere Artikulationen) Snare 3 (mehrere Artikulationen) Field Drum und beide Snares gedoppelt Tam Tam mit Effekt-Sounds

Vier Raumkanäle plus Premix 

Genauso wie die weiteren Teile der Symphony Series wurde der Percussion-Part aus mehreren Mikrofon-Positionen heraus aufgenommen, was einen recht freien Umgang mit dem Raumklang und prinzipiell auch das Erstellen von Surround-Mixes ermöglicht. 

Im Vergleich zu den weiteren Teilen der Symphony Series bietet Percussion einen zusätzlichen Mixer-Kanal, über den man die Lautstärke eines echten Close-Mics steuert.
Im Vergleich zu den weiteren Teilen der Symphony Series bietet Percussion einen zusätzlichen Mixer-Kanal, über den man die Lautstärke eines echten Close-Mics steuert.

Auch an dieser Stelle findet sich trotz der teils unterschiedlichen Aufnahmeräume eine gewisse Einheitlichkeit unter den verschiedenen Teilen der Symphony Series, die sich zumindest in der Verfügbarkeit der Kanäle zeigt. Zu den Close-, Mid- und Far-Kanälen der anderen Parts gesellt sich im Fall von Symphony Series Percussion allerdings noch ein sogenannter Spot-Kanal, über den man die Lautstärke eines sehr nah an der Schallquelle aufgestellten Stützmikrofons steuert. Gerade bei einzelnen Trommeln kann das für ein entscheidendes Plus an Definition im Mix sorgen. Wer sich über das Mischen der verschiedenen Raumkanäle keine großen Gedanken machen will, der kann aber auch einfach den standardmäßig geladenen und als „Stereo“ betitelten Kanal verwenden, denn dabei handelt es sich um eine bereits sinnvoll vorgemischte Variante aus allen Einzelkanälen.

Audio Samples
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Raumkanal: STEREO (vorgemischt) Raumkanal: CLOSE Raumkanal: MID Raumkanal: FAR Raumkanal: SPOT

Eine für die Recording-Nerds interessante Eigenheit der Library ist, dass die Raumkanäle in Hinblick auf ihre Phasenlage angeglichen wurden. Die auf natürlichem Weg auftretenden Laufzeitunterschiede, die bei der Aufnahme aus mehreren Mikrofonpositionen heraus entstehen, wurden also offenbar für jedes Instrument im Nachhinein eliminiert, was für ein sauberes Mischverhalten der Raumkanäle sorgt. In der Realität einer großen Orchesteraufnahme wäre dies durch den komplexen Zusammenklang nicht möglich, im Falle von Symphony Series Percussion ist dies aber vermutlich einer der Gründe für den definierten Grundklang der Library.

Fotostrecke: 2 Bilder Nach dem Rendern der Einzelkanäle zeigt sich bei Symphony Series Percussion, dass die unterschiedlichen Raumkanäle in der Phasenlage angeglichen wurden und die Transienten perfekt aufeinandersitzen.

Unkomplizierter Transfer von Einstellungen 

Gerade beim Erstellen ganzer Orchester-Arrangements arbeitet man häufig mit vielen gleichzeitig geladenen Patches, das macht das Anpassen von Mixer-Settings über ganze Sektionen hinweg nicht ganz einfach. Symphony Series Pecussion bietet hierzu eine sehr praxisorientierte Hilfestellung in Form einer Funktion zum Transfer der Einstellungen. So lassen sich die Pegel der Einzelkanäle sowie weitere Einstellungen an dem internen EQ, Reverb, Kompressor und Filter im Sinne einer Copy/Paste-Funktion kinderleicht aus einem Patch in einen anderen übertragen. Kein lästiges manuelles Angleichen für die einzelnen Instrumente mehr! Das ist wirklich vorbildlich gelöst.

Fazit

Viele Hersteller von Sample-Libraries bewerben ihre Produkte mit einer universellen Einsetzbarkeit und in vielen Fällen wirkt dies wie eine zwar hübsch anzuhörende aber leere Marketing-Phrase. Im Fall von Symphony Series Percussion darf man die entsprechende Aussage von Native Instruments jedoch ernst nehmen, denn mit ihrem sehr definierten Grundklang, der nicht kompromisslos in Richtung Großkino getrimmt wurde, dürfte sich in der Tat auch außerhalb von rein orchestraler Musik einiges anstellen lassen. Die recht hohe Anzahl der Alternativ-Samples sorgt in Verbindung mit der ausgeklügelten Drum Head Resonance Simulation für ein hohes Maß an Lebendigkeit und auch das sehr übersichtlich strukturierte Mapping und der einfache Transfer von Mixer-Einstellungen zwischen Patches können überzeugen. Daran, dass über Native Access keine Offline-Installation möglich ist, werden sich nur wenige Anwender stören und nur die Sache mit den stellenweise unsauber geschnittenen Samples ist ein echter Minus-Punkt, der hoffentlich noch durch ein Update behoben wird.

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Features
  • Library für orchestrale Schlaginstrumente (Teil der NI Symphony Series)
  • Umfang der Library: 29 GB
  • aufgenommen von Sonuscore im Studio 22 in Budapest
  • Systemvoraussetzungen:
  • Kontakt 5 oder kostenloser Kontakt Player 5 (Version 5.6.8 oder höher)
  • Mac: OS X 10.10, 10.11 oder macOS 10.12 (aktuelles Update), Intel Core 2 Duo
  • Windows: Windows 7, 8 oder 10, Intel Core 2 Duo oder AMD Athlon 64 X2
  • 4 GB RAM (6 GB empfohlen)
  • Internetverbindung zur Installation und Aktivierung
Preise
  • Vollversion: 299 Euro
  • Crossgrade: 199 Euro (Für User von Komplete 2-11 und Komplete 8-11 Ultimate)
  • Symphony Essentials Percussion: 99 Euro
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • umfangreiche Auswahl an orchestralen Schlaginstrumenten
  • hoher Detailgrad
  • sauberer und definierter Grundklang
  • einheitliches und übersichtliches Mapping
  • Drum Head Resonance Simulation
  • unkomplizierter Transfer von Mixer-Einstellungen
Contra
  • stellenweise unsauber geschnittene Samples
  • keine Offline-Installation vorgesehen
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