DETAILS
Lange schon war ich nicht mehr so neugierig auf ein Gerät. Heimlich suche ich seit geraumer Zeit nämlich selbst nach einem zweikanaligen Controller mit Interface, was den Testlauf für mich persönlich besonders spannend macht. Also weg mit der braunen Umverpackung, her mit dem bunt bebilderten Karton – aus dem ich dann, wie der Magier aus dem Hut, folgende Gegenstände zaubere: Den S2, ein Netzteil mit diversen Adapterstücken für den weltweiten Einsatz, ein USB-Kabel, die Installer-DVD, einen Satz Traktor-Aufkleber und einen ausgedruckten Setup Guide. Letzter berichtet auf 40 Seiten in fünf Sprachen ausführlich über die Inbetriebnahme des S2. Fein. Und so sieht das Ganze aus:
Der „kleine Bruder“ des S4 sieht schon sehr stylish aus. Das schicke schwarze Chassis ist teils aus stabilem Kunststoff, teils aus Aluminium gefertigt – die Aluflächen sind gebürstet. Die Mixer-Sektion ist mit einer transparenten Faceplate versehen, sodass sie sich von den anliegenden Seitenteilen optisch absetzt. Vier rechteckige auf der Unterseite angebrachte Gummifüße sorgen für einen rutschfesten Stand. Die Fader hinterlassen beim ersten Trockenlauf einen grundsoliden Eindruck, genauso wie die Potis, Endlos-Controller und die Buttons der Cue-Sektion. Einzig die kleinen runden Taster sind ein wenig wacklig in das Gehäuse eingelassen. Trotzdem vermitteln sich nicht den Eindruck, dass sie kurzlebiger wären als die anderen Bedienelemente des S2.
Der Kandidat wirkt deutlich kompakter als seine vierkanaligen Kollegen, die in diesem und dem vergangenen Jahr den Markt überspült haben und so groß sind, dass sie kaum auf meinen Schreibtisch passen. Der S2 hingegen hat eine Breite von 43,8 cm, ist nur 29,2 cm tief und 4,4 cm hoch. Er sollte somit inklusive Laptop auf jedem Desktop und in jeder Standard-Digibag Platz finden, was man von den „Vierkanälern“ nicht unbedingt behaupten kann. Zudem bringt er bloß 2,7 kg auf die Waage, womit er sich auf jeden Fall das Prädikat „portabel“ einheimst.
Frontpanel
Auf der Vorderseite des Gehäuses finden wir die Kopfhörer-Sektion in Form eines Kopfhörer-Ausgangs, der als 6,3-mm-Klinkenbuchse ausgeführt ist, sowie die Kopfhörerlautstärke- und Cue Mix-Pegelsteller. Beide können in das Frontpanel versenkt werden. Ein wenig weiter rechts hat sich der Mic-Engage-Taster niedergelassen, der den hinteren Mikrofon-Eingang (de-) aktiviert. Ansonsten gibt es von dieser Stelle nichts zu berichten.
Backpanel
Auf der Rückseite kann man hingegen schon ein wenig mehr entdecken. Hier finden wir den „Rest“ der Mikrofongruppe mit einem 6,3-mm-Klinkeneingang samt dafür zuständigem Gain-Regler. Rechts daneben schließt die Output-Abteilung an. Sie beherbergt ein symmetrisches Standard-Klinken-Doppel, welches in Traktors Internal Mode standardmäßig das Mastersignal ausspielt. Darüber hinaus warten hier zwei unsymmetrische Ausgänge in Form eines Stereo-Cinch-Paares, welche für die Ausgabe des Monitorsignals verantwortlich zeichnet. Anders als beim S4 beschlossen NIs Entwickler, dem jüngeren Spross einen separat regelbaren Ausgang zu spendieren. Doch das zugehörige Poti parkt nicht auf der Oberfläche, sondern hat leider ebenfalls hier am Backpanel ein Plätzchen gefunden. Ein zweistufiger Switch entscheidet darüber, ob der Cinch-Out ein Klon des Masters ist oder gesondert gepegelt wird.
Zu guter Letzt seien an dieser Stelle die Vorrichtung für ein Kensington-Schloss, die USB-Schnittstelle, der Netzanschluss sowie der Netzschalter erwähnt.
Sample/Cue & Co (KG)
Das Layout würde ich als klassisch bezeichnen. Dazu ist die Software-Oberfläche nahezu „eins zu eins“ auf die Hardware übertragen worden. In zentraler Lage präsentiert sich die Mix-Abteilung, flankiert von den beiden Jogwheels, auf die ich noch gesondert zu sprechen kommen werde. Unterhalb der Räder fußen die Cue-Sektionen, welche zudem die Transportfunktionen mit den „üblichen Verdächtigen“ „Sync“, „Cue“ und „Play“ beheimaten. In Kombination mit den ebenfalls dort positionierten Shift-Tastern tragen diese die Befehle „Master“, „Back to Cue“ und „Keylock Enable“ – so wie auch schon beim S4.
Links und rechts neben den obligatorischen In- und Out-Knöpfen lauern zwei Push-Controller, welche die Autoloop-Länge bestimmen, eine Schleife verschieben oder diese hinsichtlich ihrer Länge variieren. Mithilfe des linken Endlos-Encoders kann zudem durch den geladenen Track „gespult“ werden. Die mittlere Tastenreihe übernimmt die Hot Cues 1-4 und im Sample-Modus die Kontrolle über die vier Sample-Slots. Ganz außen justieren 55 mm lange Tempo-Slider die Abspielgeschwindigkeiten. Hoch im Norden über den Jogwheels thronen die beiden FX-Bataillone, die sich der Kontrolle über jeweils einen Effektslot verschrieben haben.
In da Mix mit S2
Natives Entwickler haben so ziemlich an alles gedacht, was das Herz eines in zwei Dimensionen denkenden Traktoristen begehren könnte – auch wenn der erste Blick auf die Oberfläche dies nicht auf Anhieb offerieren mag. Der Mixer ist, da ja keine Eingänge zu finden sind, eine reine Control-Sektion, die zwei Kanäle kompetent dirigiert. Zu den Bedienelementen eines S2-Kanalzuges gehören: Ein Gain-Regler in Form eines Endlos-Drehreglers mit Push-Funktion, Buttons für das Effekt-Routing auf die FX-Slots 1 und 2 sowie ein Dreiband-EQ, dessen Potis über eine Mittenrasterung verfügen. Darunter schließen direkt der gut beleuchtete Cue-Taster und ein 45 mm langer Kanal-Fader an. Der Crossfader verfügt über eine praxistaugliche Länge von 40 mm und flutscht „leichtfüßig“ zwischen den Enden hin und her.
Sowohl Cross- als auch Linefader lassen eine hardwareseitige Kalibrierung der Flankensteilheit vermissen. Darüber hinaus können diese im Falle eines Defektes nicht vom Anwender ausgetauscht werden. Zwischen den beiden Linefadern sind Peakmeter platziert, die mit jeweils fünf Segmenten wahlweise die Pegelverhältnisse in den Kanälen (2x mono) oder die Stereo-Mastersumme visualisieren.
Wer nun einen Vergleich mit dem großen Bruder S4 anstellt, wird bemerken, dass die dedizierten Encoder für Traktors bipolare Filter dem Rotstift zum Opfer gefallen sind – sehr zum Missfallen meinerseits. Als ich dies seinerzeit auf den Bildern der ersten Berliner P.R.-Meldung entdeckte, verdarb es mir zugegebenermaßen schon ein wenig die Laune: „Schon wieder so ein halbgarer Kompromiss“, fuhr es mir in den Kopf. Bis ich vor einigen Tagen nach der Installation Traktors die Voreinstellungen öffnete – wo eine Doppelfunktion des Gain-Reglers offensichtlich wurde. Standardmäßig dienen die Encoder der Vorverstärkung und in Kombination mit Shift zur Steuerung des Filters. In den Preferences können diese Befehlsebenen aber auch vertauscht werden. Was viele User, die Traktors Auto-Gain-Feature nutzen und Freunde von wilden Filterfahrten sind, sehr begrüßen werden. So findet dieses persönliche Kapitel für mich dann doch ein versöhnliches Ende.
In der Zentrale des Mixers hat sich der Browse-Controller eingenistet, mit dessen Hilfe Anwender kompetent durch Trees und Playlisten navigieren. Seine Push-Funktion versetzt die Software-Oberfläche in den Fullscreen Browser-Modus. Zusammen mit Shift öffnet oder schließt er Ordner im Browser Tree. Die beiden Load A/B-Buttons befördern den ausgewählten Track in das jeweilige Deck. Beim S4 hingegen dient der „Push“ zum Beladen des Preview Players, was derzeit beim S2 nicht über die Hardware zu erledigen ist. Um Stücke vorzuhören, kann der DJ diese alternativ in eine der beiden Abspieleinheiten laden. Was allerdings zur Folge hat, dass die History im Nachhinein nicht mehr aussagekräftig ist – weil dort eben nicht nur die tatsächlich gespielten Tracks erscheinen, sondern alle Stücke, die geladen wurden. Also auch die, die gar nicht zum Einsatz gekommen sind. Aber vielleicht bekommen die beiden Load-Taster mit einem zukünftigen Traktor-Update ja eine Shift-Funktion eingehaucht, mit denen sich dann das Preview Deck beladen und abspielen lässt. Derzeit haben die „Loads“ jedenfalls keine Zweitfunktion inne. Über dem Browser liegt die Sample-Sektion, welche die Zweitfunktion der Hot Cues aktiviert. Das Samples Poti zeigt sich für den Gesamtpegel des Sample-Kollektivs verantwortlich.
FX sonst nix
Die hoch im Norden thronenden Effektgeschwader dies- und jenseits der Gain-Regler steuern Effekt-Slots eins und zwei. Wer einen Switch sucht, mit dem man auf die Einheiten drei und vier umschalten kann, wird keinen Erfolg verbuchen können. Auch in Kombination mit Shift ist da nichts zu holen. Im nativen Modus des S2 dienen die Abteilungen ausschließlich zur Steuerung der ersten beiden Slots. Gleiches gilt für die Mixer-Sektion, die nativ nur die Kanäle A und B kontrollieren kann.
Außerdem vermisse ich die Möglichkeit, hardwareseitig den FX-Panel-Mode wechseln zu können, was bedeutet, dass man nur in Traktors Preferences vom Single- in den Group-Modus gelangen kann. Man sollte sich also vor einer Mix-Session im Klaren über die Wunschkonfiguration der Racks sein. Das ist beim S4 besser gelöst, denn dort gibt es einen Taster, der das Umschalten zwischen den Modi ermöglicht. Dennoch: Auch der S4 kann von Haus aus nur zwei der vier FX-Brigaden fernsteuern. Der Deck Switch des S4 gilt nicht für die Effektabteilungen. Zudem ist im nativen Mapping keine Shift-Funktion implementiert, die das Dirigieren der FX-Kanäle drei und vier ermöglicht.
Jogwheels
Für DJs, die Wert auf „Handräder“ legen, sind deren Qualität und Präzision oft die entscheidenden Argumente für den Kauf eines Controllers. Idealerweise verfügen sie über eine angenehme Trägheit, kommen also wieder schnell zum Stehen, sind griffig und genügend groß. Was die letztgenannte Disziplin angeht, werden NIs Jogwheels Scratch-Enthusiasten wahrscheinlich keine Jubelschreie entlocken, denn mit einem Innendurchmesser von 93 mm sind diese nicht die Größten ihrer Art auf dem derzeitigen Markt. Für Gelegenheitskratzer und Mix-DJs ist der Platter von Native indes allemal mehr als ausreichend. Die aufgeraute Oberfläche ist griffig und das Wheel fasst sich wirklich sehr gut an. Die Außenränder sind geriffelt und verfügen über einen sehr guten Grip. Case-sensitiv sind die Räder ebenfalls, was bedeutet, dass die Scratch-Funktion beim Andruck von oben aktiviert wird. Nach dem Loslassen des Tellers spielt das Deck weiter ab. Ein wenig Druck muss man allerdings schon ausüben, was aber gut ist – denn somit ist ein versehentliches Auslösen des Scratch-Modes höchst unwahrscheinlich. DJs, die das Kratz-Feature nicht benötigen, können dieses auch in Traktors Voreinstellungen deaktivieren.
Die Außenränder werden beim S2 ausschließlich zum Beatmatching genutzt. Zur Steuerung von Effektparametern wie beim großen Bruder können diese aktuell nicht herhalten. Ansonsten sind die Jogdials identisch mit den S4-Modellen, denn auch ihnen wird die hohe Auflösung von 1000 Ticks pro Umdrehung zuteil, welche über Natives proprietäres NHL-Protokoll realisiert wird. Das NHL-Protokoll wird jedoch nur genutzt, wenn man den S2 nativ in Traktor, sprich über den Setup Wizard einbindet. Wer seinen Controller anders als vom Hersteller vorgeschlagen belegen will, muss das Standard MIDI nutzen, wobei sich die Auflösung der Wheels auf 7 Bit (also 2 hoch sieben) = 128 Ticks reduziert. Wer den Deck Switch des S4 beim kleineren Bruder sucht, wird nicht fündig werden. Die Platter des S2 können nativ nur jeweils ein Deck manövrieren.
dj dbx sagt:
#1 - 31.01.2012 um 01:34 Uhr
Hallo, wenn man doch Split/Cue nutzen möchte, dann einfach hier vorbeischauen:http://www.native-instrumen...Gruß
dbx
dj korrektur sagt:
#2 - 31.01.2012 um 01:36 Uhr
http://www.native-instrumen...