Native Instruments Traktor Scratch Duo Test

Praxis

Vinyl-Feeling
Seit dem Release von Final Scratch im Jahr 2002 hat sich eine ganze Menge getan. Die Timecodes sind besser aufgelöst und verarbeitet als vor sieben Jahren, die Software ist besser programmiert, läuft wesentlich stabiler und Abstürze sind eher dünn gesät. Zudem werden die Interfaces und Rechnersysteme immer leistungsfähiger, Latenzen von unter vier Millisekunden sind keine Seltenheit mehr. Das Vinyl-Feeling heutzutage ist täuschend echt, der DJ kann damit seinen Fähigkeiten entsprechend mixen und scratchen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Ferner bietet das digitale Mixvergnügen den Vorteil, Bewegungen an Platten, Tellern oder Pitchfadern in Sekundenschnelle zu berechnen und durch optische Mixhilfen wie TSD´s Phasenmeter ins Verhältnis zum anderen Track und somit zum Plattenspieler zu setzen. Digitaler Mehrwert, durch den ein Mix rascher gelingen kann und der dem DJ Zeit lässt, sich noch ein Quäntchen mehr auf sein Publikum zu konzentrieren. Nur eine Kleinigkeit stört mich etwas, diese trifft aber auf alle DVS-Systeme zu. Bei klassischen Schallplatten hört der Zuhörer den Song, wenn er nah genug mit dem Ohr an die Schallplatte kommt. Bei Timecode-Vinyls ertönt stattdessen ein nerviges Piepen, das einem die Lust am Mix in leiserer Umgebung schon ein wenig verderben kann. Traktors 2 kHz-Fiepen ist allerdings nicht ganz so nervig wie das der lauteren, niedriger aufgelösten Timecodes.

Grids und Cues
Traktor berechnet nicht nur den BPM-Wert eines Tracks, sondern legt auch gleichzeitig ein Zeitraster an, das mit dem ersten Beat beginnt. Dieses Beatgrid dient als Grundlage der automatischen Taktsynchronisation und die Analyse ist in der Regel sehr genau. Dennoch haben die meisten User sicherlich schon erlebt, dass Tracks mit falscher Geschwindigkeit angezeigt und demnach auch abgespielt werden. Um dieser Problematik Herr zu werden, lässt sich das Beatgrid manuell stauchen, strecken, verschieben, doppeln oder teilen. In einem fiktiven Szenario legt DJ ABCD ein zweistündiges Set auf. Bei einer durchschnittlichen Laufzeit von fünf Minuten inklusive Überblendungen werden ungefähr 25 Tracks benötigt. Nach der softwareseitigen Analyse von 100 Mp3-Dateien liegt Traktor im automatisch synchronisierten Mix nur drei Mal erheblich daneben. DJ ABCD muss demnach durchschnittlich maximal einen Track pro Set manuell gridden. Traktor ermöglicht, bis zu 32 Marker pro Track anzulegen und zu speichern. Jeweils acht pro Deck sind über Hotcue-Buttons per Tastatur, Maus-oder MIDI-Controller zugänglich. Native Instruments verzichtet beim Testkandidaten auf die TSP bekannte Zeitquantisierung. Also alles im Vorfeld sicherheitshalber per Hand anlegen?

Wie wir in dem Kurz-Clip sehen können, gibt es auch in TSD die einsprungsintervall-typischen Probleme im Upscaling. Manuell ausgelöste Loops werden am nächsten Beatmarker platziert, da der DJ keine Möglichkeit hat, Einfluss auf den definierten Wertevorrat, respektive Quantisierung zu nehmen. Vielmehr bestimmt die Auflösung des Rasters Start- und Endpunkte der Loops in drei Stufen. Bei Beatmixern ist dies nicht ganz so schlimm, möchte der DJ jedoch einen Gesang oder einen Rap auf den Punkt genau einfangen, ist das in vielen Fällen nicht möglich.

Broadcasting ohne Broadcasting
Leider fehlt Traktor-Duo eine Broadcast Funktion. Über den Line-Eingang eines Laptops oder einer weiteren USB-Soundkarte lässt sich mithilfe des frei erhältlichen Oddcast Streamers trotzdem ein einfaches, sendetaugliches Setup realisieren. Dazu muss der DJ lediglich einen freien Ausgang des Mischpultes (z.B. Recording Out) mit dem Notebook-/USB-Interface verbinden, das anliegende Signal aussteuern und in Oddcast abgreifen. Das ist natürlich etwas umständlicher, als TSP´s interne Icecast/OGG Lösung, bietet aber die Möglichkeit, in den Formaten MP3, FLAC und Vorbis zu senden.

Fotostrecke: 3 Bilder Oddcast als Traktor-Streamer

Public Beta 1.2
Gerade ist Traktor Public-Beta 1.2 erschienen, die zahlreiche Bugfixes und Neuerungen enthält. Sie komplett zu besprechen würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen. Einige Features möchte ich hier dennoch erwähnen.
Deck-Dropping: Es ist nun möglich, einen Track aus dem laufenden Deck in die Playlist/Favoriten zu ziehen.
Instant Doubles: Ein gerade laufender Song kann in ein weiteres Deck dupliziert werden, wobei Abspielposition, Geschwindigkeit, Keylock und aktivierte Loops erhalten bleiben.
Drei neue Effekte: Leider kommen zunächst nur die Besitzer der Pro-Version in den Genuss der nachfolgenden Effekte:
Beatslicer: Er sampelt Audiomaterial, zerschneidet es und arrangiert es neu.
Formant-Filter: Es wählt als Filterfrequenzen die Frequenzbereiche der Vokalbildung der menschlichen Stimme.
Peakfilter: Es verstärkt die Frequenzen jenseits des Durchlassbereiches.

Audio Samples
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Beatslicer Formantfilter Peakfilter

Favoriten: Die Anzahl der Shortcuts wurde von zehn auf zwölf erhöht.
Play-Counter: Die Abspielzeit, bevor der Play-Counter eines Tracks erhöht wird und der Song in die History aufgenommen wird, lässt sich nun manuell festlegen.
Pitch-Bend: Die Sensitivität des Pitch-Bend lässt sich in einem Bereich von null bis 250 Regeln. Somit kann der User festlegen, wie schnell die Tempoanpassung geschieht.
Externer Equalizer: Zwar blendet Traktor im externen Modus nach wie vor den internen Equalizer aus, er kann jedoch nun zugeschaltet und genutzt werden.
Keyboard-Mappings: Mit dem Update bekommt endlich auch die TSD-Gemeinde frei belegbare Keyboard-Mappings.
Multiple MIDI Mappings: Es können unterschiedliche MIDI-Mappings in verschiedenen Reitern angelegt werden.
Logische und physikalische MIDI-Controller: Ein logisches Mapping kann mehreren physikalischen Controllern zugewiesen werden.
Lokale Modifier: Modifier können statt global in einem logischen Controller wirken.
HID-Unterstützung: Als Erstes werden die hochauflösenden Daten des CDJ-400 und DN-HC-4500 unterstützt.

Der neue Controller-Manager in Traktor
Der neue Controller-Manager in Traktor

Nanopad zum Cuejugglen
Traktor unterscheidet mit dem nächsten Update 1.2 zwischen logischen und physikalischen Controllern. Erstellt der Nutzer einen logischen Kontroller, muss er diesem zuerst eine Geräteklasse zuweisen. In unserem Fall Generic-MIDI. Um den logischen Controller zu aktivieren, muss ihm ein In-/Out-Port eines physikalischen Gerätes, also unseres Nanopads, zugewiesen werden. Danach sind die benötigten Funktionen zu mappen.

Der neue Befehl Select/Set + Store HotCUE ermöglicht es, nur eine Szene des Nanopad zum Setzen, Spielen und Löschen von sechs Hotcues pro Deck zu verwenden. SSHC legt nämlich nur dann einen Hotcue neu an, wenn dieser Platz nicht bereits belegt ist. Daher ergibt sich ein einfaches Mapping. Es funktioniert allerdings nicht mehr mit den im Nanopad voreingestellten Note-Befehlen. Die Pads sind zuvor im Korg Kontrol Editor auf CC-Daten umzustellen. Download

nanopad

Die obere Pad-Reihe legt sechs Cuepoints für Deck A an. Dieselben Pads löschen diese Punkte wieder, wenn sie zusammen mit dem Trackpad getriggert werden, das in diesem Fall als Shift-Taste (Modifier M1) dient. Das Gleiche gilt für die untere Reihe in Bezug auf Deck B.  Download File: einnanopad.tsi

Besitzt man zwei Nanopads, bietet es sich an, die obere Reihe mit Loopfunktionen (Set/Size/Move) und die untere für Hotcues zu nutzen. Mit dem neuen Device Target legt man das Mapping des ersten Naopads an, wählt aber bei den einzelnen Steuerbefehlen als Ziel nicht Deck A oder Deck B, sondern Device Target. Das komplette Mapping wird danach dupliziert. Jeder logische Controller wird dann mit dem physischen Controller „verkabelt“, der eine steuert Device Target Deck A, der zweite Device Target Deck B.   Download File: zweinanopads.tsi

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