Native Instruments Vintage Organs Test

Details:

Die NI Vintage Organs werden als 1,4 GB großes Samplepaket für den Kontakt-Sampler geliefert. Das Plug-In beinhaltet detaillierte Samples von fünf Zugriegellegenden aus den 60er und 70er Jahren. Neben den drei Hammond-Modellen B3, C3 und M3 wurden auch die beiden Transistororgeln Vox Continental und Farfisa Compact sehr detailreich gesampelt. Die Bedienoberfläche ermöglicht die komplette Soundkontrolle per Zugriegel, Percussion, Chorus/Vibrato, Overdrive, Rotor, Hüllkurven, EQ und Reverb.

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Alle Parameter der Vintage Organs werden in vier Seiten aufgeteilt. Start- und Hauptseite ist die Organ-Page. Hier sind alle Bedienelemente des jeweiligen Orgelmodels sehr schön originalgetreu nachgebildet. Bei den Hammond-Modellen bilden zwei Drawbarsets für die beiden Manuale den Mittelpunkt. Über einen Button gelangt man zum Pedalregister, das über eine stufenlos regelbare Sustain-Funktion verfügt. Sehr schön ist der „Direct“-Schalter, der dafür sorgt, dass das Pedalregister die Leslie-Simulation umgeht und sehr druckvoll und – wortwörtlich – direkt klingt. Darunter sind auf der gleichen Page die Funktionen für die Chorus/Vibrato-Funktion und die Percussion angeordnet. Das Scanner-Vibrato ist einzeln auf beide Manuale schaltbar und bietet die typischen sechs Varianten an – dreimal Chorus und dreimal Vibrato. Ebenso vollständig zeigt sich die Percussion-Abteilung mit den vier Schaltern On/Off, Soft/Normal, Fast/Slow und Second/Third. Zwei „Fader“ im Vintage Halfmoon-Switch-Look zur Steuerung der Rotorgeschwindigkeit und der Volume vervollständigen die wichtigsten Orgelfunktionen. Vermisst habe ich bei der Leslie-Steuerung die Brake-Funktion. Analog dazu präsentiert sich die Organ-Seite auch für die beiden Transistor-Modelle.

Jedes Vintage Organs Programm beinhaltet 12 Presets, die sowohl über ein virtuelles Poti als auch über die Tasten C0 bis B0 einer angeschlossenen MIDI-Tastatur selektiert werden können. Letzteres Feature entspricht der invertierten Oktave zur Preset-Anwahl der analogen Ahnen und zeigte sich während des Tests als äußerst praktisch. Last but not least ist der Mode-Schalter zu erwähnen, der definiert, wie eine angeschlossene Tastatur die Tonerzeugung ansteuert. Im „Key-Split“-Mode wird sie in einen Lower- und Upper-Bereich gesplittet, während im MIDI-Mode die beiden Manuale und das Pedal auf verschiedenen MIDI-Kanälen angesprochen werden. In der Stellung Lower bzw. Upper kann entweder das untere oder das obere Manual gespielt werden. Erwähnenswert ist die einfache Controller-Zuweisung der einzelnen Parameter. Mittels der Learn-Funktion lassen sich z.B. die einzelnen Zugriegel den Fadern des Masterkeyboards zuordnen. Da kommt echtes Orgel-Feeling auf!

Auf der Amp-Seite gelangt man in die Verstärkerabteilung der virtuellen Orgeln. Untypisch sind die Parameter für Velocity, Attack und Decay, wodurch sich jedoch hervorragend “spooky” Effektsounds kreieren lassen. Der Tube-Amplifier bietet mit Vintage und Modern zwei Charakteristiken, die sich über einen Tone-Regler und einen 3 Band-EQ den gewünschten Klangvorstellungen anpassen lassen. Hinzu kommt der Drive-Regler, mit dem man von leicht angezerrten Sounds bis zum vollen Bratbrett alles realisieren kann. Der Effekt klingt schön bissig, spricht für meinen Geschmack etwas zu schnell an und klingt mir in den Höhen etwas zu kratzig. Sehr schön originalgetreu ist die Abhängigkeit des Verzerrungsgrades von der Stellung eines angeschlossenen Volumen-Pedals. Die Rotorsektion bietet Potis zur Steuerung der Anlauf- bzw. Abbremszeiten und der Balance zwischen Hochton- und Bassrotor. Schade, dass es keine Möglichkeit gibt, die Rotationsgeschwindigkeit zu verändern. Trotzdem klingt die Leslie-Simulation sehr authentisch. Der Effekt eiert nicht und hat eine schöne Breite im Stereobild. Die Cabinet-Sektion simuliert zwei Leslie-Varianten und sieben Verstärkertypen. Der Air-Regler bestimmt dabei den Mikrofonabstand. Einfach, lädt aber gerade deshalb zum experimentieren ein. Zum Schluss gibt es noch einen Reverb-Effekt, der sich sinnvollerweise auf eine Platten- und Federhallvariante beschränkt. Mit Short und Long stehen zwei feste Hallzeiten zur Verfügung. Der Effektanteil lässt sich mit dem Amount-Poti regeln.

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Das Wichtigste beim Orgelspiel ist die Echtzeitkontrolle aller Bedienelemente. Neben der oben erwähnten Learn-Funktion können weiter Controllereinstellungen auf der Settings-Page vorgenommen werden. Das NI-Plug-In bietet komplette Controller-Presets für die optional erhältlichen Hardware-Zugriegelcontroller NI B4D und Doepfer d3c an. Daneben kann man die Modulationsziele (Rotor-Speed, Swell) für Sustain-Pedal, Aftertouch, Modulation- und Pitchbend-Wheel definieren. Ein nettes Feature ist die „Adjust-Drawbar“-Funktion. Mit dem Pitchbend-Rad lassen sich dabei alle aktuell verwendeten Zugriegel komplett herausziehen und zurückschieben.

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Als kleine optische Zugabe kann auf der Model-Page das jeweilige Orgelmodell in seiner typischen Umgebung bewundert werden. Da kommt Vintage-Feeling auf!

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Profilbild von Lorenzo Frank

Lorenzo Frank sagt:

#1 - 09.11.2015 um 13:05 Uhr

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Klingt gut, jedoch hat die GSi VB3 den besseren Leslie Effekt.https://soundcloud.com/tony...

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