Der Streit zwischen Spotify und Neil Young geht in die nächste Runde! Neil Young meldet sich ein weiteres mal zu Wort und fordert Spotify Mitarbeiter auf, beim Streaming-Giganten zu kündigen. Währenddessen landet Daniel Eks Schreiben an seine Mitarbeiter auf Twitter und Youngs Streaming-Zahlen steigen!
Es wirkte gerade ein wenig so, als würden sich die Gemüter wieder etwas beruhigen. Neil Young hatte Ende Januar Spotify aufgefordert, entweder den Podcast “The Joe Rogan Experience” oder seine eigene Musik von der Plattform zu entfernen. In dem Podcast, der nebenbei bemerkt der erfolgreichste Podcast der Welt ist, werden laut Young Lügen und Falschaussagen über die Impfung gegen das Corona-Virus verbreitet.
Daraufhin überschlugen sich die Schlagzeilen: Erst gingen tatsächlich sämtliche Songs von Neil Young bei Spotify offline, dann meldeten sich sowohl Joe Rogan, als auch Spotify-Chef Daniel Ek zu Wort und versuchten die Situation zu beruhigen. Kurze Zeit später folgten allerdings auch die Sängerin Joni Mitchell und weitere ehemalige und aktuelle Kollaborateure und Bandmitglieder von Young dessen Vorbild und ließen ihre Musik von dem Streaming-Anbieter entfernen.
Es geht in die zweite Runde
Jetzt legte Neil Young in einem Text, der auf seiner Website veröffentlicht wurde, nach. Dieses Mal richtete sich die Breitseite des Kanadiers vor allem gegen den Spotify-Chef Daniel Ek. Dieser sei nämlich nach Youngs Ansicht die wahre Quelle des Bösen, nicht Joe Rogan. Ek gehe es nur um Zahlen, nicht um Künstler oder Kreativität. Weiterhin fordert Young Musikerkolleginnen und -Kollegen dazu auf seinem Beispiel zu folgen und den Streaming-Marktführer zu boykottieren. Diesmal geht er sogar noch weiter: Auch sämtliche Mitarbeiter Spotifys sollen seiner Ansicht nach die Plattform verlassen und kündigen. Solange man seine Musik, sein Geld oder seine Arbeitskraft bei Spotify lasse, werde man auch unbeabsichtigt einer von den Bösen.
Young geht es dabei allerdings um weit mehr, als um Spotify. Vielmehr verlangt er von seinen Anhängern, ihr Geld von den großen Banken abzuheben, um gegen die Finanzierung fossiler Brennstoffe durch Banken wie die Bank of America oder Citigroup zu protestieren. “Ihr habt die Macht die Welt zu verändern!” schreibt Young weiter. Mit den anderen Streaming-Anbietern wie Apple Music oder Deezer ist der 76-Jährige übrigens auch nicht glücklich, vielmehr denkt er darüber nach, er gemeinsam mit seinen Musikerkollegen einen neuen, fairen Streamingdienst gründen.
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Hinter den großen Worten steckt viel Wahres
Das sind sehr große Worte von Neil Young, die allerdings eine menge Wahrheiten in sich tragen. Das zeigt auch ein anderer Trend, abseits von Spotify: Nachdem die Musik von Young und auch Joni Mitchell bei Spotify offline gegangen ist, stiegen die Streaming-Zahlen auf den verbliebenen Plattformen rasant an! Während die Zahlen von Young um bis zu 53% anstiegen, konnte Joni Mitchell sogar einen Anstieg von 102% verbuchen. Rebellion zahlt sich anscheinend doch aus.
Daniel Ek steht dagegen weiterhin im Kreuzfeuer. Kürzlich ist eine Nachricht von dem Spotify-Chef an sämtliche Mitarbeiter des Konzerns auf Twitter geleaked worden. In dem Schreiben entschuldigt sich der CEO bei den Mitarbeitern für die Unannehmlichkeiten und den öffentlichen Konflikt und bedankte sich für die Unterstützung. Außerdem verkündete er, dass mehrere Folgen – insgesamt wohl 75 – der Joe Rogan Experience wegen rassistischer Sprache offline genommen wurden. Allerdings betonte Ek, dass dieser Sprachgebrauch nicht die Werte der Firma Spotify widerspiegelt und Spotify auch nicht in die Produktion des Podcasts involviert sei.
Ek verteidigt Rogan
Am Ende stellt er sich jedoch wieder auf die Seite von Joe Rogan, dessen Podcast exklusiv auf Spotify läuft, und sagte das Canceln von Stimmen wie Rogans sei eine falsche Herangehensweise an solche Probleme. Stattdessen will Ek weitere externe Berater hinzuziehen um solche Entgleisungen in Zukunft zu verhindern. Außerdem verspricht er 100 Millionen US-Dollar für die “Lizensierung, Entwicklung und Vermarktung von Musikern aus marginalisierten Gruppen zur Verfügung zu stellen.
Diese Entschuldigung von Daniel Ek wirkt allerdings sehr aufgesetzt. Zwar ist Spotify tatsächlich nicht an der Produktion des Podcasts von Joe Rogan beteiligt, jedoch zahlt der Streamingdienst mehrere hundert Millionen Dollar für die exklusiven Ausstrahlungsrechte am Podcast und finanziert diesen maßgeblich – und verdient dadurch mit Sicherheit einen ähnlichen wenn nicht höheren Betrag. Auch ist das Wort “Canceln” in diesem Zusammenhang falsch. Durch einen Boykott Spotifys würde Rogan mit Sicherheit nicht gecancelt. Allein auf Instagram hat der bekannteste Podcast-Host der Welt über 14,5 Millionen Follower, an die er sich auch ohne Spotifys Hilfe wenden kann.
Was die 100 Millionen Dollar als Investition in Musik von benachteiligten Künstlerinnen und Künstlern im Verhältnis wert ist, zeigte sich ebenfalls gestern: Es wurde bekannt, dass Spotify mit ganzen 280 Millionen Euro beim Fussball Verein FC Barcelona als Werbepartner einsteigt.