Der Neo Ventilator in der Praxis
Der Neo Ventilator II wurde für den Praxistest in den Effekt-Loop eines Ceriatone Overtone Special verfrachtet. Der Amp läuft über eine 4×12 Box, die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wird. Um das Pedal auch in Stereo zu hören, geht der zweite Ausgang an eine separate Röhrenendstufe mit angeschlossener 4×12 Box, die mit einem Beyerdynamic M-160 abgenommen wird.
Neo Ventilator II – Parameter Check mit Cleansounds
In diesem Abschnitt werden wir die Möglichkeiten ausloten, die man mit den verschiedenen Regelmöglichkeiten einstellen kann. Im ersten Beispiel hört ihr nach dem Bypass-Signal die drei Modi Stop, Slow und Fast. Drive steht auf Minimum und der Mix-Level bei beiden Reglern auf 9 Uhr. Dann geht es weiter mit dem Fokus auf einzelne Parameter und den Einstellungen von Minimum bis Maximum. Generell hat der Neo Ventilator II eine exzellente Klangqualität, das Nebengeräuschaufkommen ist äußerst gering und der Sound ist auch bei hohem Effektpegel sehr transparent und im Höhenbereich sehr perlig. Dreht man den Mix-Level über die 12-Uhr-Marke und „schiebt“ das virtuelle Mikrofon näher an den Speaker, wird der Stereoeffekt stärker. Und das ist logisch, denn die Signale der beiden Mikrofone werden in diesem Fall isolierter abgebildet und der Effekt dreht sich im Panorama. Hier arbeitet ein sehr detailgetreues Modeling, das zudem auch noch sehr fein justiert werden kann. Der Drive-Parameter greift sehr dezent ins Geschehen ein und generiert bei höheren Settings eine leichte Übersteuerung und einen etwas schmutzigeren Ton.
Die beiden einstellbaren Geschwindigkeiten stellen eine große Bandbreite zur Verfügung und bieten die Möglichkeit, das Tempo bei Bedarf dem Songtempo anzupassen. Allerdings geschieht dies eher grob, denn Tap-Tempo ist nicht angesagt. Aber Letzteres vermisse ich auch nicht, denn der Rotary-Effekt liefert einen eher weicheren Sound. Im Gegensatz dazu kann etwa ein Tremolo-Effekt unangenehm auffallen, wenn er nicht präzise „in time“ ist. Die Doppelbelegung der Regler bietet zusätzliche Möglichkeiten und ist platzsparend, aber man muss sich im Klaren sein, dass die Einstellungen der Zweitfunktionen nicht deutlich sichtbar sind. Aber für alle Fälle kann beim Einschalten der bereits erwähnte Reset erstellt werden. Ich jedenfalls habe im Verlauf des Tests eigentlich fast nur am Slow-Speed-Regler gedreht, der Rest wurde einmal eingestellt und nicht mehr verändert. Deshalb vermisse ich auch keine separate Anzeige der Zweitfunktionen.
Neo Ventilator II – typische Settings
Als Nächstes kommen einige typische Einstellungen und Anwendungen des Rotary-Effekts für die Gitarre, und hier glänzt der Neo Ventilator komplett. Bei sehr langsamer Geschwindigkeit sind schöne Chorus- oder Flanging-ähnliche Sounds möglich (Bsp. 7 und 9), die auch bei tiefer gestimmten Gitarren im unteren Frequenzbereich sehr sauber aus den Speakern kommen. Mit den beiden Mix-Reglern und dem Balance-Parameter lässt sich der Effekt ausgezeichnet dosieren und auch bei hohem Anteil bleibt das Direktsignal präsent und der Sound matscht nicht. Das Gleiche gilt auch für verzerrte Sounds (Bsp. 11 und 12).
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Neo Ventilator II – Mitbewerber und Alternativen
Der Neo Ventilator spielt mit einem Verkaufspreis von aktuell rund 500 Euro in einer hohen Preisklasse für Einzel-Effektpedale. Preiswertere Alternativen gibt es aus eigener Fertigung mit dem Micro Vent und dem Mini Vent II, beide mit Ventilator II Modeling im kompakteren Gehäuse bei reduzierten Regelmöglichkeiten. Letzteres könnte dem einen oder anderen wegen der Übersichtlichkeit sogar besser gefallen. In einer Preisebene unter dem Neo Ventilator II spielt das Strymon Lex V2 Pedal mit ca. 400 Euro – ebenfalls ein reinrassiger Erzeuger des Rotary-Effektes in sehr guter Qualität mit vielen Einstellmöglichkeiten. Zu nennen wären auch noch Strymon Mobius und Eventide H9 bzw. H90, die ebenfalls recht gute Rotary-Algorithmen im Angebot haben. Aber für meinen Geschmack ist der Neo Ventilator II auch hier eine Idee besser und klarer im Ton.