PRAXIS
Bass von allen Saiten
Die Benutzeroberflächen von Pre-, Jay- und MM-Bass und auch der beiden Amped-Varianten sind übersichtlich gestaltet und entsprechen sich in ihrer Bedienphilosophie vollständig. Die Unterschiede sind rein optischer Natur und liegen in den Hintergrundgrafiken, die abgesehen vom Sunburst-Finish des virtuellen Precision noch einmal an die frühere Namensgebung von Red Bass und Black Bass erinnern. Wer eine der Libraries kennt, wird sich in den Geschwister-Libraries also sofort zurechtfinden, und auch unter der Haube sind die virtuellen Instrumente konsequent aufeinander abgestimmt. Dank des identischen Mappings ist es kein Problem, ein MIDI-File, das mit einem der Bässe eingespielt oder programmiert wurde, einem anderen Vertreter der Scarbee Bässe unterzujubeln und es ohne weitere Bearbeitung zu verwenden.
Eine Besonderheit der Scarbee Bässe ist, dass alle Saiten komplett gesampelt wurden, und demzufolge für einen Ton mehrere Fingerpositionen zur Verfügung stehen. Als Anwender kann man sich also wie ein echter Bassist aus Fleisch und Blut entscheiden, ob ein großes D auf dem zehnten Bund der E-Saite, dem fünften Bund der A-Saite oder als D-Leersaite gespielt werden soll. Die Steuerung dieser Fingerpositionen läuft über Keyswitches, die auf den ersten Blick etwas schwer zu durchschauen sind, ein Blick in das Benutzerhandbuch kann sich in diesem Fall aber wirklich lohnen, denn dieses Feature bietet die Möglichkeit, deutliche Eingriffe auf den Klang vorzunehmen. Wer sich trotzdem nicht in solcherlei Feinheiten verlieren will, der muss das allerdings auch nicht tun, denn dank des intelligenten Scriptings trifft die Software auch ohne zusätzliche Angaben sinnvolle Entscheidungen, und auch ohne nur eine Keyswitch-Taste zu berühren, lassen sich überzeugende Ergebnisse erreichen. Als Kompromiss-Lösung bieten sich in diesem Fall die drei Player-Profiles an, die je nach Einstellung bevorzugt Töne über dem vierten bzw. sechsten Bund anspielen. Übrigens gibt es in allen Scarbee Bässen auch eine zusätzliche tiefe H-Saite. Diese wird in der GUI allerdings nicht angezeigt und lässt sich als ausschließliche Erweiterung nach unten verstehen.
Auch was die verschiedenen Artikulationen angeht, versuchen die Scarbee Bässe die Verwendung von Keyswitches so weit wie möglich zu umgehen. So werden Hammer-ons und Pull-offs, bei denen der Bassist nur die Finger auf dem Griffbrett bewegt, ohne dabei mit der anderen Hand einen Ton neu anzuschlagen, automatisch erzeugt, sobald Notenüberlappungen vorliegen. Wird dabei das Sustain-Pedal des Master-Keyboards gehalten, entsteht je nach Anschlagstärke ein kürzerer oder längerer Slide. Mute-Sounds werden abgespielt, sobald die Anschlagstärke unter einem festen Schwellenwert liegt, ein Vibrato-Script mit zusätzlich aufgenommenen und regelbaren Nebengeräuschen reagiert auf die Stellung des Modulationsrads, und die Software alterniert ab einem gewissen Tempo automatisch zwischen Samples, die mit dem Zeigefinger und dem Mittelfinger eingespielt wurden. So kann man als Anwender selbst entscheiden, wie tief man sich in die Eingeweide der Software vorarbeiten will, um an der Feinjustierung von Details zu arbeiten. Im folgenden Video seht ihr ein vom Jay-Bass wiedergegebenes MIDI-File im Key-Editor von Cubase 6.
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In weiteren Unterpunkten des kleinen Dropdown-Menüs finden sich Presets für die in der Vollversion von Kontakt 5 enthaltenen Effekte und ein integrierter EQ, und Mr. Skarbye scheint auch weiterhin an alles gedacht zu haben. Die Frequenz des Vibratos und die Lautstärke der dabei auftretenden Nebengeräusche können angepasst werden, und für die Release-Samples kann man aus einer tighteren und einer etwas lockereren Version wählen oder über einen Zufallsgenerator mit Verhältnisregler angeben, welche tendenziell öfter verwendet werden sollen. Ähnliches gilt für zufällig eingestreute Pickup-Hits, bei denen der Tonabnehmer direkt berührt wird. Bei Problemen mit der Saitenzuweisung von Akkordtönen hilft ein entsprechendes Script, mit kombiniertem Keyswitch-Einsatz sind sogar Chord-Slides möglich. Abgesehen davon lassen sich alle Parameter über eine Learn-Funktion einem frei wählbaren MIDI-Controller zuweisen.