Bei Ticketmaster überschlagen sich derzeit die Ereignisse. Nach Untersuchungen aufgrund der zu großen Marktmacht gab es nun mehrmals Probleme beim Kauf von Tickets. Der mexikanische Präsident schaltete sich deshalb sogar persönlich ein.
Bad Bunny ist aktuell einer der erfolgreichsten Musiker der Welt. Vor allem in Amerika ist der aus Puerto Rico stammende Latin-Rap- und Reggaeton-Sänger ein Phänomen. Das spiegelte sich dieses Jahr auch in den Streaming-Charts wieder. Niemand hatte mehr Spotify-Streams als Bad Bunny, sein Album ‘Un Verano Sin Ti’ schaffte es auf Platz 1 der Jahrescharts und bei den Top 5 Songs ist er doppelt vertreten. Kein Wunder also, dass sein Konzert in Mexiko-Stadt in windeseile ausverkauft war. Genau genommen wurden jedoch weit mehr Tickets verkauft, als Menschen in das Aztekenstadion passen. 85.000 Fans haben es in das legendäre Oval geschafft, viele Fans mussten allerdings vor den Toren enttäuscht die Heimreise antreten, obwohl sie Tickets hatten. Das Problem: Tausende Tickets wurden doppelt verkauft – wer zuerst da war, kam auch zuerst rein.
In einer Erklärung von Ticketmaster wurde eingeräumt, dass einer “beispiellosen” Anzahl von Menschen falsche Tickets für ein Bad Bunny-Konzert in Mexiko-Stadt verkauft wurden. “Dies verursachte eine ungewöhnliche Überfüllung und den unregelmäßigen Betrieb unseres Systems, was zu Verwirrung führte und den Zugang zum Stadion erschwerte, mit der unglücklichen Folge, dass einigen legitimen Ticketinhabern der Zutritt verweigert wurde”, sagte Ticketmaster.
Das Unternehmen teilte außerdem mit, dass denjenigen, denen echte Tickets verkauft wurden, aber der Einlass verweigert wurde, der Betrag zurückerstattet werden würde.
Verbraucherschutzbehörde schaltet sich ein
Ricardo Sheffield, der Leiter der mexikanischen Verbraucherschutzbehörde, sagte in einem Interview mit Radio Fórmula am Samstag, dass Ticketmaster gezwungen sein wird, eine Geldstrafe von bis zu zehn Prozent seiner Einnahmen im Jahr 2021 zu zahlen. Er fügte hinzu, dass Ticketmaster den Fans auch den Preis der Eintrittskarten zurückerstatten muss, zuzüglich 20 Prozent des Ticketpreises. Bisher kam es zu 2.000 Beschwerden. Damit droht dem amerikanischen Ticket-Anbieter eine Millionenstrafe.
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Auf Social Media machten Videos die Runde, bei denen verzweifelten Fans einfach Tickets beim Eingang von der Polizei (und nicht von Mitarbeitern) abgenommen wurden. Kurze Zeit später wurden ihnen dann “fake” tickets zurückgegeben.
Das Konzert in Mexico City war die letzte Station von Bad Bunnys ‘World’s Hottest Tour’ und sein letztes Konzert in naher Zukunft. Kürzlich erklärte er gegenüber Billboard, dass er 2023 eine Pause einlegen werde, “für meine körperliche und emotionale Gesundheit, um zu atmen”. Doch niemand geringeres als der mexikanische Präsident könnte Bad Bunnys Ruhepläne einen Strich durch die Rechnung machen.
Mexikanischer Präsident fordert Gratis-Konzert von Bad Bunny
Die Aufregung um das Bad Bunny-Konzert ging auch nicht an der Politik vorbei. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador zeigte bei einer Pressekonferenz Mitgefühl mit den Fans. “Es war sehr emotional, traurige junge Leute zu sehen, die nicht zum Konzert konnten, weil sie betrogen wurden. Sie haben lange gespart, um ihre Tickets kaufen zu können.” Dann fügte er hinzu, dass die Regierung zwar nicht den Künstler bezahlen kann, aber für Produktionskosten aufkommen würde, wenn Bunny ein Gratis-Konzert gebe.
Fiasko schon bei Taylor Swift-Konzert
Die Probleme beim Bad Bunny-Konzert sind dabei nur die letzten bei einer Reihe von Fehlern und fragwürdigen Praktiken des Unternehmens. Vor dem Verkaufsstart für die US-Stadiontour von Popstar Taylor Swift haben sich 3,5 Millionen Menschen im Vorfeld als „verifizierte Fans“ registriert, um an dem Vorverkauf teilnehmen zu können. Davon erhielten allerdings nur rund ein Drittel einen Zugangscode für die Teilnahme. Neben den verifizierten Fans versuchten es außerdem noch zehn Millionen weitere, an Karten für eines der 52 angesetzten Konzerte zu kommen. Auf diesem Ansturm war Ticketmaster scheinbar nicht vorbereitet.
Die Folge waren stundenlange Warteschlangen, manche Fans gaben nach acht Stunden auf. Die Seite war auch mehrmals Zusammengebrochen und Millionen Fans mussten, selbst mit Zugangscode, enttäuscht zur Kenntnis nehmen, keine Tickets zu bekommen. Insgesamt wurden zwei Millionen Tickets verkauft. Allerdings landeten zahlreiche Tickets auf dem Zweitmarkt. Das sollte eigentlich durch das Prozedere mit den verifizierten Fans verhindert werden. Bei Wiederverkaufsseiten wurden laut Spiegel und The Guardian Tickets um fünfstellige Summen angeboten. Ticketmaster entschuldigte sich mit diesem Statement bei den Fans.
US-Politik schaltet sich ein
Das Fiasko brachte sogar die Spitzenpolitik in Rage. Kongressman David N. Cicilline und Alexandria Ocasio-Cortez verurteilten die Praktiken von Ticketmaster öffentlich. Dabei kritisierten die Politiker vor allem die Monopolstellung, die Ticketmaster seit der Fusion mit Live Nation hat. In Folge dessen wurde eine Anhörung des Kartellausschuss des US-Senats angekündigt. Dabei geht es um den mangelnden Wettbewerb in der Kartenverkaufsbranche des Landes.
Das ganze Drama folgte nur kurze Zeit nachdem das American Economic Liberties Project, eine gemeinnützige Organisation, die sich für eine Durchsetzung des Kartellrechts einsetzt, eine Beschwerde beim Justizministerium einreichte. In unserer Analyse haben wir das Thema Live Nation und Ticketmaster genauer beleuchtet. Dabei haben wir uns die fragwürdigen Geschäftspraktiken und die bewusste Förderung des Zweitmarkts angesehen.