Praxis
Aufstellung / Testumgebung
Der Neumann KH 750 DSP wird vom Hersteller konkret für „kleinere Räume und kleiner Studiomonitore“ beworben. Für Anwendungen, die über den Nahfeldbetrieb hinausgehen, steht der KH 810 zur Verfügung, allerdings ohne DSP-Features. Diesen hatte ich mir vor einiger Zeit schon einmal bestellt, allerdings passte dieser aufgrund seiner Gehäusegröße nicht optimal in einen meiner Arbeitsbereiche. Ganz anders beim aktuellen Testgerät: Der kleine 750er Sub lässt sich fast unbemerkt unter dem Schreibtisch der Kreativecke meines Wohnzimmers platzieren. Als Satellitenmonitore im 2.1-Setup (Nahfeld, ca. 1m Stereodreieck) kommen meine KH 120er zum Einsatz. Die DA-Wandlung übernimmt das Apollo X4 Interface von Universal Audio. Unter akustischen Gesichtspunkten ist die unsymmetrische Eckpositionierung meines Wohnzimmer-Arbeitsplatzes im Raum jedoch eher rustikal als optimal! Allerdings lieferten bereits meine mit dem MA 1 eingemessenen KH 80 DSP eine (von Kollegen bestätigt) verblüffend profitaugliche Wiedergabequalität.
Testablauf
Manuelle Einstellungen an einem Subwoofer sind ohne die Assistenz einer zweiten Person immer etwas mühsam. Das gilt besonders, wenn das Gerät mit rückseitigen Bedienelementen wandnah unter einem Tisch platziert ist. Somit habe ich nach einem manuellen Funktionscheck der Bedienelemente den KH 750 DSP an mein Netzwerk angeschlossen und die iPad-App verwendet, was deutlich komfortabler ist und auch die Korrektur- und Anpassungsmöglichkeiten (Multifilter, Phasenkorrektur der Monitore, Delay, Bass Management On/Off) sind definitiv umfassender. Da mir allerdings ebenfalls das MA 1 Automatic Monitor Alignment zur Verfügung steht, hat dessen Verwendung nicht lange auf sich warten lassen.
Die Installation der Software auf meinem iMac Pro unter macOS 11.6.1 Big Sur verlief problemlos. Darauf folgend führt einen das Programm vollkommen narrensicher und verständlich durch alle erforderlichen Schritte des Messvorgangs, der inklusive Vorbereitung (Verkabelung, Markierung von Messpunkten) ca. 20 Minuten gedauert hat. Inzwischen wurde von Neumann die Alignment-Software aktualisiert, was den einzigen wesentlichen Kritikpunkt meines MA 1-Reviews von 2021 ausmerzt. Ab Version 1.4 ist es nun nämlich möglich, ein Alignment auch nachträglich per EQ nachzubearbeiten, ohne dass hierfür ein neuer Messvorgang erforderlich ist!
Neumann KH 750 DPS Test: Klang
Dass der verwendete Raum und die Positionierung eines Monitorsystems einen enormen Einfluss auf die Wiedergabe ausübt, ist absolut kein Geheimnis. In meinem Fall sind die von mir und auch allgemein hochgeschätzten KH 120-Monitore an dem verwendeten Arbeitsplatz zur professionellen Beurteilung und Erstellung von Musikmischungen nur eingeschränkt zu gebrauchen. Sowohl mit als auch ohne Subwoofer. Doch das Alignment bewirkt tatsächlich eine verblüffende Metamorphose! Durch individuelle Phasen- und Frequenzkorrekturen des MA 1 Automatic Monitor Alignment sitze ich plötzlich vor einer profitauglichen Fullrange-Abhöre.
Für dich ausgesucht
Zum Bass: Der KH 750 DSP macht genau das, was an einem ambitionierten Nahfeld-Arbeitsplatz gefordert ist. Er bläst das Signal nicht effekthascherisch auf, sondern liefert präzise die Signalanteile, die außerhalb des Kompetenzbereichs meiner Nahfeldmonitore liegen. Beim Neumann KH 120-Monitor endet die „verwertbare“ Basswiedergabe quasi bei 52 Hz, während der Subwoofer als untere Grenzfrequenz beeindruckende 18 Hz (±3dB) abliefert. Dank der automatischen Korrektur erfolgt dies sogar bemerkenswert homogen, präzise und unaufgeregt. Beim Notenwechsel tonaler Subbässe (z.B. Post Malone-Produktionen) bleiben berüchtigte Lautstärkensprünge und dröhnende Töne aus – klasse! Die angeschlossenen Monitore profitieren (zusätzlich zur Frequenzkorrektur) auf weitere Weise. Sie werden durch ein unterhalb von 80 Hz gefiltertes Signal spürbar entlastet und die modellspezifische Phasenkorrektur führt zu einer deutlichen Aufwertung der Wiedergabequalität. Einzelne Mixbestandteile wirken plötzlich noch griffiger und analytischer. Das klangliche Resultat überzeugt mich ohne Einschränkung!
Max sagt:
#1 - 26.01.2023 um 12:42 Uhr
Aktuell überlege ich auch mir die KH120/KH750 Kombination für mein Studio anzuschaffen. In den nächsten Tagen werde ich die Möglichkeit haben die 120er in meinem Raum zu testen. Mich würde interessieren inwieweit der 750er Einfluss auf den Gesamtpegel hat. Eine Messung wäre sehr hilfreich. Das würde mir deutlich bei der Entscheidung zwischen KH120 und 150 helfen. Wobei natürlich zu beachten ist, dass laut Neumann beim 150 zwei Subwoofer notwendig werden würden.
marlin sagt:
#1.1 - 18.07.2023 um 13:34 Uhr
warum sollte bei der Nutzung der KH150 zwei Subwoofer nötig sein?
Antwort auf #1 von Max
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