Praxis
Das Neumann KM 184 gilt gemeinhin als zuverlässiges und vor allem gut einschätzbares Mikrofon zu einem vernünftigen Preis. Genau das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, denn mit dem 184 und einigen Vorgängern habe ich schon viel gearbeitet. Sie zeigen in den Audiobeispielen genau die klanglichen Eigenschaften, die zu erwarten sind: Die Gitarre klingt kräftig und kernig, hat durch die starken Präsenzen eine gute Durchsetzungsfähigkeit – dies liefert auch eine Begründung dafür, dass die 184er auch im Livebetrieb gerne genutzt werden. Mit dem EQ darf man ordentlich zulangen, ohne dass das Signal zerfällt, das gilt in ähnlichem Maße auch für die Dynamikbearbeitung. Allerdings wirken die mit der Neumann-Kleinmembran-Niere aufgezeichneten Signale in der Tendenz leicht grobschlächtig. Hier haben wir einen der wesentlichen Unterschiede zu deutlich teureren Mikrofonen: Die 184 gehen mit Transienten etwas gemütlicher um, tendieren ein wenig dazu, Signale zu verdichten und lösen nicht so weit auf, wie man es für manche Signale gerne hätte. Besonders an der Akustikgitarre, aber auch als Overheads eingesetzt, kann man sich für sehr zarte Signale ein wenig mehr Details wünschen – bei der Gitarre wären dies vor allem die feinen Strukturen der gehaltenen Töne sowie der Geräuschanteil des unmittelbaren Attackbereichs. Insgesamt neigen die absoluten Höhen sogar zur (allerdings ausreichend “edlen”) Mattigkeit. Die Pegelunterfütterung des einsetzenden zweistelligen Frequenzbereichs klingt beim KM 184 jedoch wesentlich besser als bei vielen anderen Mikrofonen! Sehr angenehm ist, dass die Kondensatormikrofone auch subjektiv rauscharm sind sowie ordentliche Pegel vertragen – wird die Zerrgrenze erreicht, geht es allerdings schnell sehr ruppig zur Sache. Das gilt ohne Einschränkungen auch für den Nahbesprechungseffekt: Bis zu einem gewissen Punkt lässt er sich hervorragend steuern, dann “kippt” er schnell um. Vorsicht also bei sehr nah mikrofonierten Hi-Hats!
Die Druckgradientenempfänger KM 183 liefern genau die Ergebnisse, die man von Mikrofonen dieser Bauart und Preisklasse erwarten kann. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Zur absoluten Oberklasse ist qualitativ Luft, was sich am Detailreichtum, an der Schnelligkeit und am ganz leicht matten Air-Band ablesen lässt. Im Vergleich zu den (mehr als doppelt so teuren) Schoeps fällt besonders auf, dass die Neumänner etwas präsenter sind, gleichzeitig geringfügig dichtere, weniger offene und gedrungenere Signale liefern. Trotz allem ist der Raumeindruck der beiden Stäbchen imposant, besonders im Tiefbass kann man sich nichts anderes wünschen. Die Ähnlichkeit innerhalb der Serie 180 wird auch bei den Kugeln deutlich: Man erhält prunklose Signale professioneller Qualität, die sich hervorragend formen, bei Bedarf sogar geradezu verbiegen lassen. Nicht zuletzt deswegen gelten die Neumann-Kleinmembraner als absolut verlässliche Arbeitstiere – ähnlich wie U 87 und U 89.