Neural DSP Archetype: Petrucci Test

Praxis

Factory Presets

Bevor ich mich ans Programmieren mache, höre ich mir erstmal ein paar Werkspresets an, um einen grundlegenden Eindruck vom Sound und der Gestaltung zu bekommen. Die Presets sind sehr übersichtlich angeordnet und zeigen neben Johns Vorseinstellungen auch Neural Factory Presets und Kreationen von Künstlern wie Tim Henson, Rabbea Massaad, Mateus Asato, Tom Quayle u.v.m.

Audio Samples
0:00
Basic Clean Classic Rhythm A As I Am – Detune Pull me Under The Mirror

Amp Block

Nun geht‘s an die Programmierung der eigenen Sounds. Zunächst konzentriere ich mich dabei auf die reine Ampsektion und ignoriere die Effekte, weil ich die Abbildung der Verstärkertypen überprüfen möchte. Hier findet der User vier Ampmodelle, nämlich Piezo, Clean, Rhythm und Lead, die alle mit unterschiedlicher Hintergrundgrafik daherkommen.

Ersteres Modell ist für das Zusammenspiel mit Piezopickups oder Single Coils optimiert, um glasige und schon fast akustische Sounds gut umsetzen zu können. Ein zusätzlicher Air Switch lässt das Signal etwas räumlicher, aber auch indirekter klingen. Der EQ- und Cabblock entfällt bei diesem Amptyp. Petrucci-Kenner wissen, dass der Meister Mesa Boogie MkIIC+ Modelle, bzw. sein eigenes Signature-Modell, den JP-2C, präferiert. Diesem Amp wurden vermutlich die restlichen drei Simulationen nachempfunden und so liefert der “Clean”-Amp eine breite Palette von glasklaren Gitarrensounds, die aber auch mühelos in einen bluesigen, classic-rock-tauglichen Crunch gefahren werden können, wobei die Potis extrem flexible und charakterlich absolut unterschiedliche Sounds ermöglichen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Ampblock zeigt vier Modelle, nämlich “Piezo”…

Das “Rhythm”-Modell präsentiert sich nun mit einer gehörigen Schippe Verzerrung, die auf der einen Seite des Spektrums zwar Mid-Gain-Sounds liefert, bei höherem Gain jedoch auch so viel Zerre bietet, dass auch Solosounds mühelos umsetzbar sind. Der “Lead”-Amp macht an dieser Stelle weiter und liefert Gainreserven ohne Ende, er gebärdet sich auch etwas dicker und bassiger als die anderen Modelle. Allen Amptypen ist ein “amerikanischer” Zerrsound gemein, der eindeutig in die Mesa- und weniger in die britische Marshall-Richtung schielt. Allerdings liefern das Tone-Stack und natürlich der EQ-Block soviel Regeloptionen, dass eigentlich nahezu jeder Sound umsetzbar ist. Die Ampsimulation bietet eine tolle Dynamik und die Ansprache kommt sehr natürlich.

Audio Samples
0:00
Piezo-Amp Piezo-Amp – Air Switch Clean-Amp Clean-Amp – Break up Rhythm-Amp – Low Gain Rhythm-Amp – Dynapick Lead-Amp – Drop D Lead-Amp – Solo Lick

Cab Block

Der Cabblock ist beim Archetype: Petrucci zwar nur mit einer Gitarrenbox ausstaffiert, er bietet aber die Option, eigene bzw. Drittanbieter-Speaker-Impulse-Responses zu laden. Zu den gefalteten Speakern sagt der Pressetext lediglich, dass das Shooting der Boxen im “Dream Theater Headquarter” stattgefunden habe, weshalb davon auszugehen ist, dass es sich dabei um Mesa-Boogie-Boxen mit Celestion V30 Speakern handelt.

Ein Cabinet kann mit zwei Mikrofonen abgemiked werden. Sechs Mikemodelle stehen dazu bereit.

Das Cab kann nun mit sechs verschiedenen Mikrofonen abgenommen werden, worunter sich zwei dynamische, zwei Kondensator- und zwei Bändchenmikes befinden. Das Miking lässt sich im Stereobild frei anordnen oder auch im Center stufenlos mischen. Auch hinsichtlich der Position, der Entfernung und der Lautstärke kann man die Mikrofone einerseits via Maus am Mike selbst, aber auch an den Potis verschieben bzw. tweaken. Hierbei können auch zwei verschiedene Faltungen für den linken und rechten Speaker gewählt werden. Entscheidet man sich für den Einsatz von Drittpartei-IRs, fallen die Platzierungen der Mikrofonierungen weg. Ein Novum beim Petrucci-Plugin ist jedoch, dass auch eine separate Raummikrofonierung zur Verfügung steht, die sich in Lautstärke und Mikrofondistanz nach Close, Mid und Far bestimmen lässt. Dabei handelt es sich aber nicht einfach nur um einen Reverb, sondern um eine Simulation des Raumes, in dem der Speaker abmikrofoniert wurde, und der funktioniert vermutlich ebenfalls auf Faltungsbasis.

Audio Samples
0:00
Far Field 9 3d Party IR 10

Effekte

Die Effekte fallen beim Testkandidaten deutlich üppiger als bei den anderen Archetype-Plugins aus. Der erste Block beinhaltet unter anderem ein Wah, das entweder über ein MIDI-fähiges Expressionpedal oder als automatisiertes Filter eingesetzt werden kann. Klanglich und im Sweepweg wurde es exakt nach Petruccis Vorgaben programmiert, wodurch es etwas dunkler als z.B. ein CryBaby erscheint. Darüber umfasst der Block auch einen Kompressor, der sich rudimentär in Compression und Output regeln lässt und eine solide Kompression bietet. Die reicht für die meisten Gitarrenanwendungen, seien es cleane Pickings oder funky bzw. Country Riffings, aus.

Fotostrecke: 5 Bilder Der erste Effektblock besteht aus einem Wah und Kompressorpedal.

Der Pre-FX-Block besteht aus vier Pedalen. Dazu gehört unter anderem ein Overdrive, der warme Low-Gain Sounds liefert, allerdings auch sehr gut als Booster fungiert. Danach erscheint der Phaser, der sich zwar nur in seiner Rate regeln, aber zwischen Phaser und Uni-Vibe Mode hin- und herschalten lässt. Außerdem gibt es einen Chorus mit wählbarer Tri-Chorus-Funktion – er gestattet typische 80er-Sounds, aber auch moderne Klänge. Komplettiert wird die Reihe mit einem Flanger, der sich in Rate, Depth, Feedback und Range bestimmen lässt und dadurch vielseitig einsetzbar ist.

Audio Samples
0:00
Overdrive – Delay Phaser – EQ Compressor – Reverb Shimmer – Post FX Chorus Flanger – Delay mit Crystal Effekt Wah Pedal

Hinter den Cabblock wurde ein Equalizer positioniert, bei dem es sich, anders als bei den übrigen Archetpyes, um einen semiparametrischen 4-Band-EQ handelt, der extrem vielseitige Eingriffe erlaubt. Als nächstes erscheint das Volumepedal, das ebenfalls entweder automatisiert oder über ein MIDI-fähiges Expressionpedal bedient werden kann. Den Abschluss macht der Post-FX Block. Er besteht aus drei Effekten, die umfangreiche Tweakoptionen bereithalten und das Plugin zu einem extrem flexiblen Tool machen. Darunter befindet sich ein weiterer Chorus mit Blendoption, für den Fall, dass man die Modulation hinter der Vorstufe bevorzugt. Das Stereo Delay wurde ebenfalls aufwändig programmiert. Es bietet einen Modulationsregler für chorus-artige Sounds im Feedback. Der Tape Regler lässt das Signal bei Linksanschlag in der Qualität dunkler erscheinen und die “Crystal”-Funktion legt auf das Signal einen “shimmerigen” Effekt. Klanglich gibt’s hier nichts zu meckern und die Eingriffsmöglichkeiten sind enorm. Der Reverb klingt mit seinen sinnvollen Tweakoptionen ebenfalls fantastisch – außerdem wartet er mit einem Hi- und Low-Cut sowie einem schaltbaren Shimmereffekt auf.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Kommentieren
Profilbild von Norbert Rauh

Norbert Rauh sagt:

#1 - 06.03.2022 um 22:35 Uhr

0

Hallo, die Besprechung des Archetype Petrucci war für mich sehr hilfreich. Ich war schon lange auf der Suche nach dem echten Petrucci Sound, den ich mit meiner Boss GT-100 nie erzeugen konnte. Die unterschiedlichen Klangproben sind ausgesprochen beeindruckend. Ich würde mir gerne den Archetype Petruccci kaufen, möchte aber vorher wissen, wie man während des Spielens den Sound wechseln kann, die Software hat ja keine Fußschalter. Wie kann man z.B. Reverb, Delay oder WahWah während des Spielens zuschalten? Wie kann ich von einem Preset zu einem anderen wechseln? Ich bedanke mich im Voraus für die Antwort! Viele Grüße Norbert Rauh

    Profilbild von Haiko

    Haiko sagt:

    #1.1 - 21.03.2022 um 11:43 Uhr

    0

    Hallo Norbert, danke für deinen Kommentar! Die Schaltfunktionen lassen sich via MIDI steuern. Das gilt für die Prestes und das Wah, wobei auch eineige Expression Pedale, wie z.B. das Lehlemodell via USB z.B. das Wah ansteuern könnten. Beste Grüße, Haiko

    Antwort auf #1 von Norbert Rauh

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Christian von Fals-Hohenstein

Christian von Fals-Hohenstein sagt:

#2 - 20.03.2022 um 20:04 Uhr

0

Das das Plugin ist ohne Frage gut, kein Problem, nur sollte dem werten Leser nicht verschwiegen werden, das beim Preis von 149.-€ noch 19% Steuer rauf kommt !!!!!!!!!!!! ergo Preis rund 178 .-€ Endpreis !!!!!!!!!

    Profilbild von Haiko

    Haiko sagt:

    #2.1 - 21.03.2022 um 11:44 Uhr

    0

    Hallo Christian, danke für den Hinweis und du hast natürlich Recht! Wird sofort geändert! Beste Grüße, Haiko

    Antwort auf #2 von Christian von Fals-Hohenstein

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.