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Neural DSP Archetype Tim Henson Test

Praxis

Für die Soundfiles spiele ich die angegebenen Gitarren über ein 3m-Kabel in mein Audiointerface, ein RME Fireface UFX und aktiviere das Archetype: Tim Henson als Plugin in meiner DAW, Studio One 5.
Zunächst steppe ich durch ein paar Werkspresets, um mich vom grundlegenden Sound und den Effekten zu überzeugen. Die Artistpresets sind extrem zahlreich und decken ein sehr breites Klangspektrum ab, wobei von relativ trockenen “record-ready” Sounds bis hin zu effektbeladenen Spaceorgien eigentlich alles vertreten ist. Bereits hier fällt auf, dass das Tim Henson Plugin eine extreme Flexibilität sowohl im Clean-Bereich als auch bei High Gain und natürlich im Effektsegment bietet. Gerade der Multivoicer ist sehr gut gefeaturet und man kann klar erkennen, dass hier nicht nur ein einfacher Harmonizer, sondern ein äußerst kreativer Algorithmus am werkeln ist. 

Audio Samples
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Arch Echo Clean Comp Big Chords Am Vintage Rhythm W6RST Nylon W6RST Clean W6RST Lead

Nun mache ich mich an ein paar Eigenkreationen und betrachte zunächst die Ampmodelle, die ich nur mit dem sehr gut klingenden Reverb versehe, weitere Effekte jedoch erstmal ausspare.  
Der “Roses” Acoustic-Verstärker kann wie ein linearer Studiopreamp klingen, liefert aber auch den typischen Sound, den man z. B. von Akustik-Simulatorpedalen kennt, und kommt relativ höhenreich. Der Blendregler verstärkt diesen Effekt zusätzlich, kann aber auch schnell zu “zirpigen” Resultaten führen, wenn man den Pegel zu weit aufdreht. Ihr hört in den Klangbeispielen zunächst eine Steelstring mit Piezopickup und anschließend eine E-Gitarre mit einem Single Coil.
Der “Cherubs” Rhythm- Amp deckt nun den Bereich von Clean bis Mid Gain ab und kann sehr schön in den Break-Up gefahren werden. Welche Ampmodelle jeweils Pate standen, ließ sich nicht eruieren, aber für mich persönlich trifft die Manualbeschreibung, die vom “britischen” Sound spricht, sehr gut zu, denn Channel 1 kommt extrem “marshallig” und geht in die JTM45 Richtung, während Channel 2 eine schon fast “Vox-artige” Zerr- und Mittenstruktur bietet. 
Der “Pink-Lead” ist kein waschechter High-Gain oder Metal Amp, sondern kommt eher mittig, “throaty”, bei einem Gainreservoir das etwas über einem JCM800 liegen dürfte. Wer mehr Gain will kann jedoch problemlos das Overdrive- oder Booster-Pedal des Pre FX Blocks hinzunehmen und auch der EQ lässt den Ampsound nochmal ordentlich verbiegen. Insgesamt liefern alle Amps jedoch einen druckvollen und transparenten Sound.

Audio Samples
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“Roses” – Acoustic Amp – Nylon “Roses” – Acoustic Amp – Crunch “Cherubs” – Rhythm Amp – Channel 1 “Cherubs” – Rhythm Amp – Channel 2 “Pink Lead“– Mid Gain “Pink Lead” – Mid Scoop High Gain

Kommen wir nun zu den Effekten: Hier widmen wir uns zunächst dem Kompressor auf dem clean eingestellten Rhythmamp. Dieser arbeitet sehr effektiv und kann dank des Fast/slow Attack Switches verschiedene Arten von “Twang” erzeugen. Der Chorus bietet nur ein Setting, das aber sehr sinnvoll gewählt ist und in etwa einer Modulation mit mittlerem Rate- und Depth-Wert entspricht. Im Chorus-Soundbeispiel habe ich noch den Reverb mit dem Shimmer Setting draufgepackt, der tolle ätherische Räume aufmacht. Der Booster liefert bei Mittelstellung des Bass- und Tremble-Reglers eine eher lineare Volumenanhebung, aber nicht allzu viel Zerre. Da die Verstärkermodelle jedoch hervorragend mit den Pedalen harmonieren, kann man angezerrten Amps sehr gut zu mehr Gain verhelfen. Das Overdrivepedal besitzt eine dicke Mittennase und Basscut, wie man es von einem Tubescreamer-Typus wohl erwarten würde. Gerade in Kombination mit dem “Pink-Lead” erhält man hier sahnige Rocksounds und kann durchaus auch den High-Gain Bereich abdecken. Das harte links-rechts Panning der Mikes hilft nochmal zusätzlich, um fette und breite Gitarrenwände zu generieren. Generell ist der Cabbock sehr clever gestaltet und bietet auch aufgrund der Option eigene IRs zu laden eine ungeheure Vielseitigkeit. 

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“Cherubs”- Amp plus Kompressor “Cherubs”- Amp plus Kompressor, Chorus und Shimmer Reverb Boost Pedal Mid Gain Overdrive Pedal-Cab hart links/rechts gepannt Multivoicer plus Delay im Ping Pong Mode Delayed Multivoicer plus Delay im Wide Mode Delay mit Diffusion Type

Der Multivoicer ist eine reine Spielwiese und es macht eine wahre Freude, sich hier auszutoben. Dem Erfindergeist sind hier keine Grenzen gesetzt und die Möglichkeiten sind schier uferlos. Dass Harmonizer-Algorithmen naturgemäß etwas ressourcenhungriger sind, wird der eine oder andere eventuell bei einem schwachen Rechner mit niedriger Latenz zu spüren bekommen, dennoch lässt sich bei durchschnittlicher Rechenpower tadellos arbeiten und das Tracking ist ausgesprochen gut. Auch das Delay ist eine angenehme Überraschung, denn neben den Standard-Settings bietet der Algorithmus eine große Vielseitigkeit. Für das Stereobild steht Normal für das Monodelay-Setting, Ping Pong für eine Rechts-links-Alternierung und Wide für ein gepanntes Stereobild zur Auswahl. Die drei verschiedenen Delay-Typen hingegen spielen ihre Stärken im Verbund mit dem Amount-Regler aus, der jeweils einen anderen Parameter bestimmt. Bei “Vintage Digital” erhält man ein Delay, das zusätzliche digitale Artefakte liefern kann, während “Modern” ein zeitgenössisches digitales Delay ist, dass sich in der Sättigung steuern lässt. “Diffusion” ist sicherlich etwas eigenwillig und klingt schon fast wie ein “Tiled Reverb”, denn hier erhält man verschiedene, sich überlagernde Feedbacks. 

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