Praxis
Für die Soundfiles spiele ich die angegebenen Gitarren über ein 3-m-Kabel in mein Audiointerface, ein RME Fireface UFX, und aktiviere den SLO-100 als Plugin in meiner DAW, Studio One 5.
Bevor ich mich ans Programmieren mache, höre ich mir erst mal ein paar Werkspresets an, um mir einen vorläufigen Eindruck vom Sound und den Effekten zu machen. Das Anwählen der Voreinstellungen erfolgt geordnet und die Presetnamen hinterlassen auch einen guten Eindruck. Fast alle Presets wurden sorgfältig programmiert und von relativ trockenen Brot- und Buttersounds, die im Prinzip “recording-ready” daher kommen, bis hin zu effektbeladenen Spacesounds, liefert die Bibliothek einen breiten Fundus.
Kommen wir nun zum Gestalten einiger Eigensounds. Hierzu konzentriere ich mich zunächst auf die reine Ampsektion und lasse die Effekte außen vor. Der Cleansound ist extrem lebendig und kommt richtig spritzig rüber. Sowohl beim Akkord-Picking als auch beim Spielen von Funksounds, die tendenziell etwas ausgehöhltere Mitten haben, überrascht mich die Authentizität des Plugins. Im Mix würde ich mir bei solchen Sounds extrem schwer tun, Amp vom Plugin zu unterscheiden, allerdings wirken auch das Spielgefühl und die Reaktion unglaublich echt. Der Crunchmode schließt nahtlos an den Cleanmode an und bringt klassische Mid-Gain-Rocksounds. Er kann aber durchaus auch 80s-Rockbretter liefern, wenn das Preamp-Gain weiter aufgerissen wird. Der Overdrive Channel schließlich liefert Zerre bis zum Abwinken und deckt alles von Mid Gain Riffing über High Gain Rhythm bis hin zu Lead ab. Versucht man Drop-D-Scoop-Sounds herzustellen, wirken die Bässe gerade um die 150 Hz etwas wummernd und kommen weniger differenziert als beim Amp rüber. Doch dafür gibt es ja schließlich den überaus effektiven 9-Band-EQ, mit dem sich das Signal sehr gut bearbeiten lässt.
Auch wenn der Cabblock nur mit einem Speakermodell ausstaffiert ist, erlauben die Mikrofontypen und ihre flexible Positionierungen eine so umfangreiche Gestaltung des Sounds, dass für mich keine Wünsche offen bleiben. Und sollte dies doch einmal der Fall sein, gibt es ja immer noch die Option, eigen IRs zu laden. Die Möglichkeit, zwei Mikes im Stereobild nach außen zu pannen, hilft extrem dabei, Gitarrentracks etwas breiter und voluminöser zu gestalten.
Für dich ausgesucht
Die Effektauswahl des SLO-100 Plugins ist sinnvoll gewählt und auch, wenn hier keine Materialschlacht betrieben wurde, bleiben trotz Konzentration aufs Wesentliche keine Wünsche offen.
Der Kompressor arbeitet effektiv und durch die Möglichkeit, den Attack zwischen schnell und langsam umschalten zu können, bietet er genug Optionen, um zwischen harten Country- und Funk-Kompressionen sowie einer milden Arbeitsweise wählen zu können. Die beiden Overdrive-Pedale liefern ebenfalls ziemlich gute Sounds, wobei sich beide Modelle klar voneinander unterscheiden. Overdrive 1 hebt hier die Mitten minimal an, während das zweite Modell etwas linearer arbeitet und einen schaltbaren Bass Cut an Bord hat. Das Chorus-Pedal, welches hier im Pre FX Block vor der Vorstufe platziert wurde, klingt fantastisch und liefert schöne warme Analogsounds. Die Regeloptionen fallen hier üppig aus und das Pedal lässt sich über Rate, Depth, Mix und Delay ziemlich großzügig einstellen, sodass typische 80s Pickings aber auch police-artige Rhythmussounds problemlos funktionieren.
Die Post-FX-Sektion liefert nun gute und funktionale Delay- und Reverbsounds, die von leichten Ambientklängen oder dezenten Lead Delays bis hin zum Aufmachen von großen Räumen und Spacesounds alles ermöglichen. Dabei sorgt vor allem der Ping-Pong-Modus des Delayblocks für tolle Soundcollagen. Auch wenn der Reverb eher spartanisch ausfällt, bietet er doch eine beachtliche Klangqualität und ausreichende Optionen für den Standardgebrauch.