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Neural DSP Tone King Imperial MkII Test

Die finnische Soft- und Hardware Schmiede Neural DSP liefet mit dem Tone King Imperial MkII ein Plugin, das den Sound des legendären Röhrenamps einfangen will. Bei Tone King handelt es sich um einen US-amerikanischen Verstärkerhersteller, der vor allem durch seine Modelle Falcon und Imperial zeitgemäße Boutique-Neuauflagen beliebter Fenderamps herstellt.

Der originale Imperial ist stark an den Fender Deluxe Reverb angelehnt. Er kommt mit zwei Kanälen, 6V6 Röhren und einem Tremolo daher. Das Besondere ist neben dem Sound sicherlich der rückseitig angebrachte Power Attenuator, der die Leistung des Amps drosselt – was, wie wir noch sehen werden, ebenfalls im Plugin abgebildet wurde. Das Portfolio von Neural DSP beinhaltet nun neben der Archetype-Reihe, die sich speziellen Guitar Heroes, wie z.B. John Petrucci oder Tim Henson widmet, nun eine weitere “Single-Amp”-Simulation. Uns interessiert natürlich, wie sich der Neuzugang der Finnen in der Praxis schlägt.

Details

Konzept

Das Tone King Imperial MkII PlugIn simuliert den Imperial Röhrenamp virtuell und kombiniert ihn mit einer großen Kollektion an Speakersimulationen auf Basis von Impulsantworten (IRs) – das Laden eigener IRs ist auch möglich. Zusätzlich liefert der Testkandidat eine üppige Effektsektion, zu der Wah, Kompressor, zwei Overdrives, EQ und am Ende noch ein Chorus, ein Delay sowie ein Reverb gehören. Das Tone King Imperial MkII Plugin kann sowohl als Standalone, d.h. als eigenständige Software ohne Verwendung einer DAW, oder als Plugin für MacOS und Windows im VST/AU/AAX-Standard eingesetzt werden.

GUI Übersicht

Da sich GUI, die Installation und die grundsätzlichen Funktionsweisen nicht von den anderen Neural-Produkten unterscheiden, verweise ich an dieser Stelle auf die entsprechenden Testberichte – z.B. über das Cory Wong– oder das Tim Henson-Plugin. Neuerungen gegenüber dem etablierten Aufbau nehme ich selbstverständlich mit auf.

GUI Overview
Das GUI mit Header, Rack und Browser

Betreibt man das Plugin in der Standalone-Version, zeigt die untere Zeile ein Metronom, was das Üben extrem bereichert. Die Farbe des Amps lässt sich über einen Rechtsklick ändern. Mit Red, Brown, Cream, Black und Turquoise stehen euch fünf verschiedene “Skins” zur Verfügung.

Bedienung und Praxis 

Für die Soundfiles spiele ich eine Les Paul und eine Stratocaster in mein Audiointerface, ein RME Fireface UFX, und aktiviere das Tone King Imperial MkII Plugin in meiner DAW, Studio One 5. Die Signalkette der Software besteht aus sechs Blöcken, die in ihrer Reihenfolge fest angeordnet sind und nicht verschoben werden können: Wah -> Pre FX ->  Amp -> Cab -> EQ -> Post FX

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Mehr Informationen

Factory Presets

Im ersten Schritt begutachte ich ein paar Werkspresets, um mir einen Eindruck vom Grundsound und der Programmierung zu verschaffen. Die Voreinstellungen zeigen sich sehr übersichtlich und bieten neben den Neural Factory Presets auch Kreationen von Künstlern wie Pete Thorn, Jack Gardiner, Rabea Massaad, Neil Zaza und einigen mehr. Hier zeigt sich einerseits ein großes Sortiment an recording-ready Sounds, die eher trocken oder mit etwas Hall versetzt sind, andererseits aber auch effektbeladene Presets, die das Potenzial der Software erahnen lassen. Das Plugin ist praxisnah programmiert und bietet eine gute Grundlage für eigene Settings. Während das originale Ampmodell eher im Bereich zwischen glasklaren Cleans und Classic-Rock-Sounds zu verorten ist, fächern der Gainregler und natürlich die vorgeschaltete Overdrivesektion des Plugins ein äußerst breites stilistisches Feld auf. 

Audio Samples
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Crunchy Slap Double Summits Stackin’

Amp Block

Als Nächstes programmiere ich eigene Sounds. Dabei fokussiere ich mich auf die reine Ampsektion und verwende lediglich die dort anzutreffenden Effekten, um das Verhalten der Verstärkersimulation zu überprüfen. 

Der Imperial kommt mit einem Lead- und Rhythm- Channel. Im Ampblock sind noch ein Spring Reverb und ein Bias Tremolo anzutreffen. 

Tone King Imperial MkII
Fotostrecke: 2 Bilder Der Ampblock besteht nur aus dem besagten Modell, dessen Vorder-

Der Rhythm-Channel liefert saubere Cleansounds, kann aber auch in einen warmen Overdrive gefahren werden, der typische 70er-Jahre-Rocksounds abdeckt. Der Grundklang ist ganz klar “fendrig” mit tollem Attack und Twang. Das Spielgefühl würde ich als sehr direkt und spritzig beschreiben.

Der Lead-Channel stellt nun eine ordentliche Schippe mehr Gain bereit, während Tone- und Mid-Bite-Regler das Signal effektiv formen. Gerade über das letztgenannte Poti entlockt man dem Imperial auch durchaus aggressivere Rocksounds, die deutlich bissiger als typische Fender-Modelle erscheinen. Alle Sounds bieten für ein PlugIn eine tolle Dynamik und wirken relativ authentisch. Das zweite Amp-Icon in der unteren Zeile führt im GUI nicht zu einem neuen Ampmodell, sondern zur Rückseite des Verstärkers. Hier hat man Zugriff zum reaktiven Ironman II Attenuator, bei dem es sich um einen Leistungsdämpfer handelt, der die Endstufenpower in fünf weiteren Stufen herunterregelt.

Beim echten Amp würde man hier natürlich auch die Lautstärke reduzieren, da das bei einer Software aber wenig Sinn ergibt, hat sich Neural DSP hier lediglich auf den Soundeinfluss fokussiert. Und der wird bei stärkerer Reduktion etwas tighter und komprimierter, allerdings auch etwas bedeckter im Höhenbereich. Auch das Spielgefühl ändert sich, und es entsteht der Eindruck, als spiele man gegen den “Widerstand” einer in die Knie gehenden Röhrenendstufe an, was dann auch in einem etwas punchigeren Feeling mündet. Um dem Höhenverlust, der durch das Herunterregeln des Attenuators entsteht, entgegenzuwirken, bietet der HF Comp Switch eine tolle Lösung, die den Klangunterschied ein stückweit kompensiert.

Sowohl der integrierte Spring Reverb als auch das Tremolo wurden gut abgebildet – beide Algorithmen punkten mit warmen und sehr organischen Sounds. Das Tremolo lässt sich nicht direkt abschalten, allerdings führt das Herunterregeln des Depthpotis auf den Minimalwert zur Deaktivierung des Effekts. Die Modulationsgeschwindigkeit kann man ebenfalls regeln, allerdings nicht zu einem Mastertempo synchen, wie das z.B. beim Delay der Fall ist.

Audio Samples
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Rhythm Channel – Clean Rhythm Channel – Crunch Lead Channel – Mid Gain Lead Channel – Higher Gain Power Attenuation Minimum Power Attenuation Maximum HF Comp Tremolo

Cab Block

Im Cabblock befindet sich nur eine 1×12″-Combo-Gitarrenbox, allerdings hat man die Option, eigene, bzw. Drittanbieter IRs zu laden. Der originale Imperial ist mit einem 1×12″-Eminence-Keramik-Speaker ausstaffiert. Im Plugin zeigen sich dagegen zwei verschiedene Speakeroptionen, nämlich E33 und H30. Diese können mit acht verschiedenen Mikrofonen abgenommen werden kann, worunter sich drei dynamische, drei Kondensator- und zwei Bändchenmikes befinden. Die IRs stammen von den 5by5 Studios – mit dem AKG C414 B ULS und dem Sennheiser MD409-U3 kamen auch zwei Vintage-Mikrofone zum Einsatz.

Ein Cabinet mit zwei anwählbaren Speakern kann mit zwei Mikrofonen abgemiked werden. Acht Mikemodelle stehen dafür bereit.

Cabinets und Miking kann man nun im Stereobild frei platzieren, aber auch im Center stufenlos mischen. Position, Entfernung und Lautstärke der Mikrofone verstellt man entweder über die Maus am Mike selbst oder über die Potis. Außerdem könnt ihr verschiedene Faltungen für den linken und rechten Speaker anwählen und Raumanteile hinzumischen. Möchte man Drittpartei-IRs laden, geht das über die “Load Custom IR”-Funktion. Bei externen IRs fällt allerdings die Platzierungen der Mikrofonierungen weg. Sowohl die Auswahloptionen der Cabs als auch die der Mikes sind sehr sinnvoll und der Faltungsklang der On-Board-IRs ist erste Sahne. Hier wird wirklich jeder fündig, und falls nicht, ist das Laden eigener IRs ein Kinderspiel.

Audio Samples
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Stereo-Setup 3d Party IR

Effekte

Die Effektsektion zeigt sich funktional und bietet keine Materialschlacht, sondern auserlesene Kategorien, die eigentlich keine Wünsche offenlassen. Im ersten Block befindet sich ein Wah, das entweder über ein MIDI-fähiges Expressionpedal oder aber als automatisiertes Filter verwendet werden kann. Das Wah ist in den Parametern Position, Attack, Release und Sensitivity tweakbar und hat auch eine Auto Wah Funktion an Bord.  

Tone King Imperial MkII
Fotostrecke: 4 Bilder Der erste Effektblock besteht aus einem Wah.

Der Pre-FX-Block liefert drei Pedale, nämlich einen Compressor und zwei unterschiedliche Overdrives, deren Vorgabe nicht genauer spezifiziert ist.

Overdrive 1 wirkt für mich eher transparent mit gemäßigter Zerre, während das zweite Modell mehr Mitten und auch höheres Gain bereitstellt. Damit lassen sich einerseits tadellose Low Gain Crunchs erzeugen, aber auch das “Anblasen” eines bereits zerrenden Amps funktioniert tadellos.

Auf den Cabblock folgt der grafische 9-Band-Equalizer, der das Signal nochmal deutlich verbiegt.

Am Ende der Effektkette befindet sich der Post-FX-Block, der sich aus drei Effekten zusammensetzt. Hier gibt es einen Bucket Brigade Chorus mit Blendoption, den man in Rate und Depth Regeln kann

Als Nächstes kommt ein Stereo Delay, das als Single- oder Dual Delay gesetzt werden kann, und über einen High- und Low Cut Filter verfügt. Sowohl Chorus als auch das Delay liefern schöne, analog anmutende Sounds, die für den Alltagsgebrauch alle Optionen bereithalten. Der Reverb kommt ebenfalls mit Blend-Option sowie mit einem High- und einem Low Cut Filter. Von subtilen Räumen bis hin zu krasseren Hallorgien bietet er so ziemlich alles. In Kombination mit dem Spring Reverb im Amp Block haben die User hier alle erdenklichen Freiheiten.

Audio Samples
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Wah Pedal Overdrive 1 Overdrive 2 Chorus-Delay Compressor

Fazit

Neural DSP halten, was sie versprichen, und auch das Tone King Imperial MkII überzeugt mit authentischen Ampsounds, die Freunde von fendrigen Cleansounds, aber auch Blueser, sowie Classic- bis Mediumgain-Rocker begeistern dürften. Zwar ist die Software nicht für Metalheads ausgelegt, dafür liefert der Imperial mühelos 80s Riffs ab und zeigt sich dadurch auch etwas flexibler als die Echtamp-Vorlage. Die Effekte sind sinnvoll gewählt und bieten neben “Brot-und-Butter”-Sounds auch durchaus abgedrehte Optionen. Der Schwerpunkt liegt aber definitiv auf Vintage-Klängen. Das Spielgefühl ist für eine Software überraschend authentisch und auch der Sound kommt präsent und durchsetzungsfähig rüber. Bei dieser Qualität gibt es von meiner Seite aus nichts zu meckern und auch der Preis zeigt sich als absolut angemessen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Flexibilität
  • sehr gut gewählte Effekte
  • Roomswitch im Cabblock
  • Attenuator Simulation
  • attraktive Optik
Contra
  • kein Contra
Artikelbild
Neural DSP Tone King Imperial MkII Test

Features

  • Neural DSP Tone King Imperial MkII
  • Virtuelle Ampsoftware des Tone King Imperial MkII
  • 1 Amp, 10 Effekte
  • Format: 64-bit VST / AU / AAX / Standalone
  • Für MacOSX und Windows
  • Preis: 117,81 €
  • Neural DSP Tone King Imperial MkII
  • Virtuelle Ampsoftware des Tone King Imperial MkII
  • 1 Amp, 10 Effekte
  • Format: 64-bit VST / AU / AAX / Standalone
  • Für MacOSX und Windows
  • Preis: 117,81 €
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