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New Sonic Arts Granite Test

Mit Arturias EFX Fragments bekommt Granularsynthese derzeit wieder Aufmerksamkeit, weshalb sich ein geschärfter Blick auf etablierte Kollegen wie New Sonic Arts’ Granite durchaus lohnt. In der Vergangenheit hat die aufregende Syntheseform Klassiker von Accsones CrusherX bis NIs Form hervorgebracht. Hiervon hebt sich Granite in Sachen Intuitivität und Spaßfaktor von den etwas verkopften Interfaces der Kollegen durchaus erfrischend ab.

New Sonic Arts Granite Test
Granular-Syntheszier: New Sonic Arts Granite

So weit, so bekannt: Bei der Granularsynthese wird ein Sample durchfahren bzw. „gescannt“ und in viele kleine Sample-Snapshots, sogenannte Grains, zerlegt. Am Ende werden diese zu einem neuen Gesamtklang reproduziert, der oft spannender und ausgefallener daherkommt als das Ausgangsmaterial. Der größte Pluspunkt von Granite ist das einfache Modulationssystem der Grains, das in kürzester Zeit sowohl lebendige Synthsounds als auch abgefahrene morphende Texturen realisiert. Aber der Reihe nach…

Details & Praxis

Granite läuft standalone ab macOS 10.12 oder Windows Vista sowie als AU oder VST und natürlich in 64 Bit – mittlerweile auch Apple-Silicon-fähig. Unter Windows bedient es auf Wunsch sogar noch 32 Bit.

Klares Layout: Granites Plugin-Fenster

Das aufgeräumte Interface beherbergt im oberen Bereich einen großzügigen Hauptwellenformbereich, den Preset-Browser, das Speichermenü, die Undo-Buttons und das Output-Meter bzw. den Volumeregler. In der unteren Hälfte findet sich der in Registerkarten organisierte Parameterbereich der GUI, darunter Master- und Grain-Sektion sowie die beiden Effektblöcke. 

New Sonic Arts Granite Test
Der Grain-Tab von Granite 

Übersichtliche Effekt-Sektion

Der Master-Tab bietet eine einfache Hüllkurve mit Retrigger-Optionen. Im Grain-Tab sind die hauptsächlichen Manipulationsmöglichkeiten der 16 Grains wie Pitch, Grain-Dichte und Wiedergabegeschwindigkeit versammelt, plus ihre Bedienelemente für die Modulationen.

An Effekten stehen im FX-Tab Waveshaping, Sample Reduction, ein Filter und ein Reverb, jeweils per Grain (!) zur Verfügung. 

New Sonic Arts Granite Test
Der FX-1 Tab von Granite

So gut wie alle diese Parameter sind sowohl durch eine einfach bedienbare LFO-artige Modulation jedes Reglers als auch durch konventionelles MIDI-CC-Mapping automatisierbar – and this is where the fun begins.

In der Praxis lädt man im Wellenformfenster eine WAV- oder AIFF-Audiodatei per Drag-and-drop. Anschließend definiert man den Abspiel- bzw. Analysebereich des Samples durch 2 Loopmarker, deren Position durch Modulation – oho – ebenfalls variabel ist. Ab dann pflügt der Abspielcursor, von den Modulationen gesteuert, vorwärts und rückwärts durch das Audiofile, dass es eine wahre Freude ist.

Granites Wellenformfenster

Alle kreisförmigen Parameterregler der GUI sind mit einem Scrubbing-Bereich ausgestattet, der, solange er mit der Maus angefasst oder durch einen MIDI-Controller angeregt wird, die Bewegungen aufzeichnet. Die entstehenden zyklischen Rotationen können wiederum in Geschwindigkeit, Depth und Wellenform (Sine, Triangle, Random etc.) variiert werden. Ein kleiner Playbutton hält die Modulation an.

New Sonic Arts Granite Test
Der FX-1 Tab von Granite

Abgesehen von der insgesamt erfreulich intuitiven Gestaltung des Interfaces machen schon wenige der kinderleichten Modulationsmanipulationen ordentlich Laune! Neben vibrierenden Pad-Sounds, die sich in harmonischen Kontexten einsetzen lassen, ist ein hochunterhaltsames Schreddern des Ausgangsmaterials schnell erreicht. 

Granite demonstriert die Stärken von Granularsynthese: Aus simplen Ausgangssamples wird ungeahntes texturales FX-Material – ein kurzer Hornsound wird zu einem Stimmengewirr aus der Hölle, ein Cimbalom-Anschlag mit kurzer Attack löst sich in einem defekt klingenden Rasenmäher auf.

Ein dezenter Einsatz der „Sampledurchquer ungsgeschwindigkeit” oder der Graindichte verbiegt das Sample in einen musikalisch brauchbaren, interessanten Weisen. Und lässt man einmal alle verfügbaren Parameter „durchrotieren“, wird aus einem Fingerschnippen als Ausgangssample ein morphender Swoosh.

Audio Samples
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Textural Synth Space Texture Noise Texture Sequenz un-mmoduliert Sequenz moduliert Crazy Drumloop Horn – Dry Horn – Wet Fingerschnippen – Dry Fingerschnippen – Wet

Granite kann ein selbstoszillierender Soundgenerator sein, mit Betätigung des GATE-Schalters verwandelt es sich allerdings in ein ganz normal per MIDI-Tastatur spielbares Plugin. Die geschmackvollen Werkspresets demonstrieren dabei die Möglichkeiten zwischen harmonischem Synthmaterial und spacigen Kakophonien. New Sonic Arts bietet selbst Soundpacks zur Erweiterung des Basissamplematerials und der Modulationspatches an.

Fazit

Granite überrascht mit einem intuitiven Workflow und einer gewissen Unvorhersehbarkeit. Es bereichert Granularsynthese sowohl mit überraschenden musikalischen Ergebnissen als auch mit abgefahrener akustischer Strukturlosigkeit. Es ist somit gleichermaßen etwas für Composer, die das gewisse Etwas außerhalb sonstiger Softsynth-Preset-Schleudern suchen, wie für Sounddesigner-Freaks, die sich ein Lichtjahr in sonoren schwarzen Löchern verlieren wollen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Einfache GUI
  • Intuitiver Workflow
  • Außergewöhnliche Klangergebnisse
  • Hoher Spaßfaktor
  • Laden eigener Samples möglich
Contra
  • Kein Contra
Artikelbild
New Sonic Arts Granite Test

Features

  • Granularsynthese-Softsynth für ausgefallene Sounds
  • 16 Grains mit jeweils eigener Effektbearbeitung
  • Distortion, Sample Reduction, Filter, Reverb
  • Simples und effektives Modulationskonzept
  • Optionale Soundpacks vom Hersteller
  • Preis: 99 Eurp
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