Praxis
Praxis
Die Fenster beider Plug-ins sind auf den ersten Blick sehr ähnlich aufgebaut. Links und rechts sind jeweils Aussteuerungsanzeigen für den Eingang beziehungsweise Ausgang platziert. Direkt darüber kann der jeweilige Pegel angepasst werden. Beim Elevate kommt noch die Anzeige der globalen Pegelreduktion auf der rechten Seite hinzu.
Während sich beim EQuivocate alle Bedienelemente und Anzeigen in einem Fenster ohne Untermenüs befinden, stehen beim Elevate zwei Bereiche zur Verfügung, deren jeweilige Funktion mit entsprechenden Buttons ausgewählt werden. Im oberen Bereich des Elevate befinden sich die Messinstrumente für Input/Output, Pegelreduktion und die Filterbank, welche jeweils für alle Filterbänder angezeigt werden. Die Eingangspegel der Filterbänder werden im voreingestellten Farbschema Modern in Blau, die Ausgangspegel gelb und die Pegelreduktion im Elevate orange dargestellt. Zusätzlich gibt es noch die Farbschemata Newfangled und Twin Turbo.
Unter dem Anzeigebereich des Elevate befinden sich die Module, in denen die Einstellungen vorgenommen werden. Hier besteht die Auswahl aus den Main Parametern, mit denen die wichtigsten Werte kontrolliert werden, sowie den Untermodulen Filterbank, Limiter/EQ, Transient und Clipper, wo diese detaillierter editiert werden können. Dies entspricht der Reihenfolge, in der das Audiosignal die Untermodule durchläuft.
Für dich ausgesucht
In beiden Plug-ins, beim Elevate im Modul Filterbank, können die Anzahl der Bänder sowie deren Frequenzen eingestellt werden. Die Bandbreite der einzelnen Filter wird dabei automatisch so angepasst, dass keine Löcher im Frequenzgang entstehen. Je mehr Filter benutzt werden und je enger deren Frequenzen zu einander stehen, desto schmalbandiger werden diese. Wird die Frequenz eines Filters verändert, machen die benachbarten Frequenzbänder bei Bedarf automatisch Platz und verhindern so ungewollte mehrfache Anhebungen oder Absenkungen der gleichen Frequenzen, wobei sich die Flanken benachbarter Filter immer überlappen. Da es möglich ist, bestimmte Bereiche breitbandig und gleichzeitig andere schmalbandig zu bearbeiten, bietet die Newfangled Audio Filterbank die Vorteile eines grafischen und eines parametrischen Equalizers.
Match EQ
Der EQuivocate bietet mit der Funktion Match EQ die Möglichkeit, das Frequenzspektrum einer bereits vorhandenen Audiodatei zu übernehmen. Hierzu muss die Referenzdatei auf einer Spur der DAW platziert und auf den Sidechain-Eingang des EQuivocate geroutet werden. Wie stark das Audiosignal dabei an die Referenz angepasst wird, ist einstellbar. Der Effekt kann auch komplett umgekehrt werden, indem dieser Wert auf negative Werte gestellt wird. Dabei werden die Unterschiede des Audiosignals und der Referenz hervorgehoben. Bei Verwendung des EQuivocate als VST2-Plug-in kann es zu Einschränkungen dieser Funktion kommen. In den FAQs auf der Eventide Homepage findet man einen Workaround, der zumindest in einigen Versionen von Cubase funktioniert.
Adaptive Parameter
In den Modulen Limiter/EQ und Transient greift die beworbene Intelligenz des Elevate in Form von adaptiven Algorithmen ein. Diese überwachen die einzelnen Frequenzbänder in Relation zu den direkten Nachbarfrequenzen und steuern beim Auftreten von unschönen Artefakten entsprechend gegen. Die Stärke dieser Eingriffe kann für beide Module getrennt angepasst und auch komplett deaktiviert werden.
Klang
Den EQuivocate als gutklingend zu bezeichnen trifft es irgendwie nicht ganz. Er klingt in erster Linie anders als die Equalizer, die ich bisher kannte. Sauber und natürlich aber auch etwas analytisch sind die Attribute, die mir während des Tests in den Kopf kamen. Das mag an den dreieckigen Filtern des EQuivocate liegen, welche sonst eher selten die Audiobearbeitung im Tonstudio übernehmen. Der EQuivocate ist kein Equalizer, der dem Audiomaterial seinen Charakter aufzwängt. Vielmehr bleibt die Charakteristik des ursprünglichen Audiomaterials erhalten. Als Haupteinsatzgebiet sehe ich die Subgruppen- und Summenbearbeitung während Mix und Mastering. Der EQuivocate bietet sich aber auch für extremere Effekte wie Kammfilter oder Telefoneffekt etc. auf einzelnen Spuren an, welche durch den flexiblen Einsatz mit nur wenigen breitbandigen Bändern oder mit bis zu 26 schmalbandigen Bändern möglich werden. Dazu kommen noch die kreativen Möglichkeiten, welche sich durch den Einsatz der DAW-Automation ergeben, denn jedes Frequenzband inklusive Solo-Funktion lässt sich automatisieren. Auch die Match-EQ-Funktion des EQuivocate liefert sehr überzeugende Ergebnisse.
Natürlich kann man insbesondere Limiter dazu missbrauchen, einem Mix auch das letzte Quäntchen Dynamik zu nehmen. Da bildet auch der Newfangled Audio Elevate keine Ausnahme. Aber selbst dann klingt das, was der Elevate aus dem Mix macht, nicht komplett platt und tot sondern, dank der adaptiven Parameter und der Multiband-Transientenbearbeitung, immer noch erstaunlich lebendig und detailreich. Die adaptiven Algorithmen arbeiten dabei sehr effektiv und vermeiden zuverlässig ungewollte Resonanzen und Clippings. Man muss schon den Limiter Gain, den Drive und die Transienten-Emphasis für jedes Band jeweils auf die Maximalwerte einstellen, was nicht mal mehr annähernd schön klingt, gleichzeitig die Geschwindigkeit des Level Detectors auf die langsamste Stufe und obendrein noch die Output Ceiling auf das Maximum von 0 dB stellen, damit das Analyse-Tool von WaveLab mehrere Clippings in der so gerenderten Datei erkennt. Sobald die Output Ceiling nur um 0,01 dB heruntergesetzt wird, findet WaveLabs Analyse keine Clippings mehr. Solange man bei seinen Einstellungen Abstand von solch extremen Werten hält, bleiben der Grundcharakter wie auch die subjektiv wahrgenommene Dynamik des Ausgangsmaterials erhalten. Die Filter und deren Transientenbearbeitung können gezielt eingesetzt werden, um einzelne Instrumente in einem Stereomix hervorzuheben oder abzuschwächen. Hierbei kann es sinnvoll sein auch mal die Mel-Skala zu verlassen.
Dirk sagt:
#1 - 07.08.2018 um 11:19 Uhr
In der Zwischenzeit hat Newfangled Audio ein Update auf Version 1.5.1 der beiden getesteten Plug-ins bereitgestellt.Neben Bugfixes wird Elevate damit um True Peak Limiting erweitert. Darüber hinaus ist das Elevate Bundle um zwei weitere Plug-ins ergänzt worden. Hinzugekommen sind Saturate und Punctuate, welche nichts anderes sind als der Spectral Clipper und die Multiband-Transientenbearbeitung aus dem Elevate. Bis zum 5. September kann das Bundle zum reduzierten Preis von 139 USD erworben werden und für Focusrite Kunden gibt es den EQuivocate sogar kostenlos.
Dan Gillespie sagt:
#2 - 09.08.2018 um 21:16 Uhr
Hi Dirk,This is Dan from Newfangled Audio. Thank you for the wonderful review. I just wanted to let your readers know that the graphical issue that prevented the meters from being displayed in WaveLab has been fixed in more recent versions of WaveLab. If you download the latest the meters and UI should work as expected.Thanks again,
Dan
Dirk sagt:
#2.1 - 10.08.2018 um 02:42 Uhr
Hi Dan,
I just checked with the latest versions of the Elevate Bundle and WaveLab and can confirm that the graphic issue is solved.Thanks
Dirk
Antwort auf #2 von Dan Gillespie
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFelix Klostermann sagt:
#3 - 11.08.2018 um 01:17 Uhr
Hallo, in die Runde! Danke Dan für den Hinweis, ich hab es entsprechend geändert und das Rating erhöht - der Wavelab-Bug war ja der einzige Kritikpunkt!Beste Grüße,
Felix