Native Instruments präsentiert eine neue Piano Library für Kontakt (Player) und tauft sie auf den Namen Claire. Vermutlich ist dies eine Anspielung auf den dritten Satz aus der Suite Bergamasque von Claude Debussy. Immerhin ist „Clair de lune“ das bekannteste Klavierstück des französischen Komponisten. Native Instruments Claire verharrt aber nicht in impressionistischen Klangidealen, sondern zeigt sich bewusst offen für viele Genres.
Der virtuelle Konzertflügel ist in Zusammenarbeit mit Galaxy Instruments entstanden. Man kennt die Entwickler bereits von anderen Sample-Bibliotheken wie Piano Colors, The Giant oder Noire. Für Minimal Piano, Neoklassik (Felt Piano) und das LoFi-Producing ist vor allem Noire geschätzt – der Yamaha-Flügel von Nils Frahm überzeugt in diesen Genres besonders.
Claire ist sehr recht ähnlich aufgebaut wie Noire, unterscheidet sich aber durch die Klangquelle. Zum Einsatz kommt hier der exquisite italienische Konzertflügel Fazioli 308, den man für die Aufnahmen in der Galaxy Hall detailreich mikrofoniert hat. Ergänzend zu diesem Kurztest empfehle ich den ausführlichen Native Instruments Noire Test.
Checkliste zum Kauf von XY
- Piano Library auf Basis des Konzertflügels Fazioli 308
- Detailliertes Multisampling mit rund 30 GB Daten
- Für viele Musikstile
- Particles-Engine für Sounddesign
- Interne Effektsektion
- Anpassung für NI Control Keyboards
Die Basis von Native Instruments Claire
Das GUI wirkt richtig adrett und animiert uns zum Testen. Im Wesentlichen findet man ein NKI mit sechs Bereichen vor. Schon auf der Hauptseite offenbart das Instrument effektive Mittel, um den Sound in Klangfarbe, Dynamik, Mikrofonierung sowie in Hall- und Echo-Intensität zu verändern. Für die meisten User genügen die Regler Color, Dynamic, Mic Blend sowie Reverb und Delay, um die Presets für die eigene Piano-Produktion sinnvoll abzuwandeln. Dabei sind wir hier erst am Anfang.
Unter „Piano“ habt ihr die Möglichkeit, den rund 30 GB schweren Pianoklang ein wenig zu modellieren. Dazu gehören „Anatomy“ mit direktem Eingriff auf die Multisamples, „Tone” für den Klangcharakter sowie „Noise“ für Pedal- und andere mechanische Nebengeräusche. Die Parametrisierung ist leicht zu überblicken.
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Effektvolle Zugaben
Im nächsten Bereich FX kann man den Grundklang von Claire erneut prägen. Dazu stehen Equalizer, Kompressor, Stereo Image, Saturation und Ambience bereit.
Die eigentlichen Effekte bietet Claire unter Space: Hier bekommt ihr einen Faltungshall und ein NI Replika Delay mit vielen raffinierten Möglichkeiten.
Mit der Particles-Engine beginnt ein spannendes Kapitel. Im Grunde erzeugt Particles ergänzende Noten, Rhythmen und Sounds. Dabei reagiert die Engine auf die Noten, die ihr auf der Tastatur spielt. Heraus kommen effektvolle Arpeggien und andere „verspielte“ Muster oder Texturen, die vor allem zu Ambient oder Filmmusik passen. Es macht jedenfalls Spaß, die Algorithmen der Reihe nach zu probieren und sich inspirieren zu lassen.
So klingt Native Instruments Claire
Von subtil bis grandios klingt der digitalisierte Fazioli 308. Und natürlich ist der virtuelle Konzertflügel auch perfekt für farbenreiche und atmosphärische Klänge, die den Impressionismus kennzeichnen. Native Instruments Claire klingt definitiv anders und brillanter als sein Pendant Noire, das sich auf Felt Piano und Lo-Fi-Sphären fokussiert.
Die Presets von Native Instruments Claire geben einen guten Querschnitt über die stilistische Bandbreite und die klanglichen Möglichkeiten des Fazioli 308. Man findet schnell eine Handvoll Klänge, mit denen sich ein ganzes Album bestreiten lässt. Insgesamt zwölf Presets von Claire habe ich mir für die Hörbeispiele ausgesucht und sie mit meinem Controller-Keyboard (Studiologic Studio 73) live angespielt. Die Pianoklänge sprechen gut an, sind artikulativ spielbar und haben einen hohen Wohlfühlfaktor. Noch dynamischer stimmt man die Library mit einem Keyboard der NI Kontrol S-Serie ab.
Alternativen zu Native Instruments Claire
Den über drei Meter langen Fazioli 308 findet man auch in anderen Bibliotheken. Sehr gut getroffen ist er auch in der Vienna Symphonic Library Fazioli F308 Standard Library. Allerdings hat diese Library auch einen stolzen Preis von rund 300 Euro – zudem bietet sich VSL weniger fürs kreative Sounddesign an. Hierin behauptet sich Claire mit der faszinierenden Particles-Engine deutlich besser – was Claire auch so einzigartig macht.
Fazit
Native Instruments Claire ist eine Piano Library, die mich schon beim ersten Anschlag überzeugt hat. Mit den Presets bekommt man einen sehr guten Fundus an hochkarätigen Flügelklängen für Neoklassik, Pop, Jazz oder Filmmusik. So wie bei Noire stehen euch mit der Particles-Engine und den internen Effekten viele Türen für das kreative Design offen. Noire und Claire ergänzen sich klanglich gut und sind so etwas wie ein Dream-Team für anspruchsvolle Piano User.
Alles in allem gibt es fünf Sterne für dieses Meisterwerk. Native Instruments Claire ist eine moderne, vielseitige und respektable Piano Library zu einem fairen Preis.
Features
- Piano Library für Kontakt (Player)
- 30 GB Content
- 1 NKI
- Effekte (EQ, Kompressor, Stereo Image, etc.)
- Reverb und Replika Delay
- Particles Engine
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10, Mac OS X 10.15.7 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST2, VST3, AU, AAX, Standalone.
- PREIS: 149 Euro (Straßenpreis vom 07.11.2024)
- Sehr vielseitiger Pianoklang + Hohe Dynamik und Ausdruckskraft
- Ansprechendes GUI
- Particles-Engine
- Design-Potenzial
- Gelungene Library