Die Developer Cableguys aus Hamburg, Väter des VolumeShaper PlugIns, haben in Kooperation mit dem Weltbekannten EDM DJ/Producer Nicky Romero das PlugIn Kickstart ins Leben gerufen. Viele warfen Nicky sofort vor, damit sein Konto aufbessern zu wollen. Das ist natürlich totaler Quatsch, denn Nickys Konto ist mit Sicherheit bereits prall gefüllt – und somit kostet das PlugIn auch nur läppische 10 Euro. Und wie ich außerdem erfahren durfte, war die eigentliche Motivation hinter diesem Joint Venture, dass Nicky einfach selbst so ein PlugIn für seine Produktionen haben wollte.
Was genau ist eigentlich „Sidechain“? Kurz gesagt: Das sind die Steuersignale, die z.B. einen Kompressor oder auch ein Gate regeln, sprich die Steuerspannung, die beispielsweise den Ausgangs-VCA eines Kompressors beeinflusst. In den meisten Fällen ist dieses Steuersignal dem Audiosignal ähnlich, wenn es auch meistens durch Attack- oder Release-Schaltungen modifiziert wurde. Angenommen, man möchte das Signal, das durch den Kompressor fließt, nun nicht von sich selbst regeln, sondern von einem anderen Signal beeinflussen lassen – ja dann braucht man eben einen externen Eingang. Und dieser nennt sich – wer hätte es gedacht – „External Sidechain“. Wenn man nun vor diesen Eingang noch ein Filter verbaut, um beispielsweise Bässe auszuschließen, hat man wiederum ein „Sidechain Filter“ geschaffen, wobei heutzutage nicht jeder Kompressor, der ein Sidechain-Filter besitzt, auch unbedingt einen Sidechain-Eingang haben muss. Alles klar?
Doch zurück zum Thema, und das heißt „Sidechain-Kompression“, wobei diese hauptsächlich dazu benutzt wird, um den Punch der Kick im Mix möglichst freistehend und somit hörbarer zu haben. Also wird alles, was der Kick in die Quere kommen könnte, sprich Leadsounds, Bass, Percussion, usw. komprimiert oder unterdrückt bzw. „ge-ducked“, sprich für den Moment, wenn die Kick spielt, leiser gemacht. Der Bassbus erhält also einen Kompressor, an dessen Sidechain-Eingang die Kick angeschlossen ist. Der eigentliche Trick dabei ist, dass man dem Kompressor eine möglichst kurze Attack- und Relasezeit verpasst, damit das Signal nur ganz kurz, praktisch unhörbar, weggedrückt wird. Bei genauerem Hinhören wird man nun feststellen, dass der Punch der Kick auf diese Weise deutlich hörbarer geworden ist, ohne dass das Signal dadurch hörbar leiser geworden wäre. Teilweise wird der Effekt aber auch so übertrieben, dass man diesen „alten Trick“ auch als ästhetisches Gestaltungsmittel einsetzten kann – und das wiederum nennt sich, technisch zwar vollkommen falsch, „Sidechain-Bass(line)“. Ja, und genau so was macht Kickstart, allerdings ohne Kompressor und ohne Routing, automatisch und nur durch interne Volume-Automationen, synchron zum DAW Tempo.
Ähnliches wird in guten Mixen übrigens auch mit den Leadvocals gemacht, wobei diese auch den Backingtrack „ducken“, sobald eben die Stimme erklingt, wodurch die Vocals im Mix nochmals präsenter werden, ohne dass man den RMS-Pegel erhöhen müsste. Dafür eignet sich Kickstart zwar nicht wirklich, was aber nicht heißt, dass man es nicht dennoch für diesen Zweck missbrauchen könnte.
Natürlich ist Kickstart auch nicht der einzige „Sidechainer“ am Markt. Es gibt zum Beispiel das Multibandsidechain-PlugIn der Firma Vengeance, das LFO Tool von XFER Records (in Zusammenarbeit mit Deadmau5) und natürlich den VolumeShaper von den Cableguys, wobei letzteres die Grundlage für unseren heutigen Testkandidaten bietet, denn das Nicky Romero Kickstart PlugIn ist im Prinzip nur eine vereinfachte und bedienungsfreundlichere Version des VolumeShapers.
DETAILS
Anwendung in der Praxis
Als erstes muss man natürlich Kickstart auf einer Spur einfügen, die man gerne ducken möchte, wobei das Ducking dabei automatisch zum DAW-Tempo läuft. Da der Effekt teils sehr drastisch ist, kann man ihn mit der Dry/Wet-Funktion auch etwas abschwächen. Ein guter Startpunkt ist hierbei 65%, es sei denn, man möchte stilbedingt den Ducking-Effekt im Mix auch hören. Weiterhin kann Kickstart aber auch kreativ auf Reverbs oder anderen Effekt Sounds, wie beispielsweise Risers, Uplifters, etc. eingesetzt werden.
Und hier nun einige Audio-Beispiele mit und ohne Kickstart:
Im ersten Clip hört ihr einen Synth Lead Sound und eine Kick-Drum. Auf dem Synth Lead Sound befindet sich das NR Kickstart PlugIn. Dry/Wet = 65%, als Preset kam „Free Punch“ zum Einsatz. Das NR Kickstart PlugIn wird alle acht Takte ein- und wieder ausgeschaltet und los geht es mit dem Kickstart PlugIn auf „AN“!
Als Nächstes hört ihr den gleichen Synth Lead Sound, wobei ich die Releasezeit des Sounds diesmal etwas kürzer eingestellt habe als im Beispiel davor, damit man auch den Hall besser hören kann, den ich hier über einen Send hinzugefügt habe. Auf dem Hall-Aux befindet sich außerdem ein weiteres Kickstart-PlugIn, um auch den Hall im Takt zu ducken. Bei beiden Instanzen finden wieder folgende Einstellungen ihre Verwendung: Dry/Wet = 65% und das Preset „Free Punch“.
Für dich ausgesucht
Jetzt hört ihr den Synth Lead Sound wie im ersten Beispiel, aber mit den Einstellungen: Dry/Wet = 100% und dem Preset „Free Punch“:
Als Nächstes hört ihr das Preset „Nice & Tight“ (Dry/Wet = 100%):
Und zu guter Letzt der Klassiker, auch „Off Bass Ducking“ genannt. Ihr hört das Preset „SubBass Chain“, wobei Dry/Wet = 100% ist.
FAZIT
Ich besitze alle Sidechain-PlugIns, die der freie Markt zu bieten hat – und jedes hat seine Berechtigung. Kickstart setze ich allerdings am meisten ein, da es einfach und schnell zu bedienen ist und wenig CPU-Ressourcen kostet. Für gerade einmal 10 Euro bekommt man hier ein äußerst tolles Tool. Ausprobieren!
PRO:- einfache, schnelle Bedienung
- Sidechaining leicht gemacht
- geringe CPU-Last
- keine Triolen oder punktiert (im Moment)
- 16 Sidechain Kurven
- Dry/Wet
- EUR 10,-
Weitere Informationen unter: http://www.kickstart-plugin.com
- einfache, schnelle Bedienung
- Sidechaining leicht gemacht
- geringe CPU-Last
- keine Triolen oder punktiert (im Moment)