Snaredrums aus Aluminium haben Musikgeschichte geschrieben. Das nahtlose Design der legendären Ludwig Supraphonic „Ludalloy“ funktioniert einfach in fast allen Situationen und darf immer noch als Referenz für vielseitigen Snaresound herhalten. Nahtlos gefertigt und aus Aluminium sind unsere Testkandidaten ebenfalls, und ihr Hersteller hat eine Geschichte, die sogar noch weiter zurück reicht als jene von Ludwig. Das war es allerdings auch schon mit den Gemeinsamkeiten, und auf die Idee, dass es sich bei den Alloy Classic Modellen von Noble & Cooley um Kopien handeln könnte, dürfte man schon aufgrund der optischen Erscheinung nicht kommen.
Einer meiner ersten Schlagzeugkataloge kam von der Firma Noble & Cooley, ich habe ihn damals bei einem Besuch eines Musikgeschäftes in Hannover mitgenommen. Preise waren darin nicht verzeichnet, mir war allerdings trotz geringen Alters und Erfahrung klar, dass hier Produkte angeboten wurden, die mit dem Taschengeld mehrerer Jahre hätten bezahlt werden müssen. Warum, wurde mir später klar, denn die kleine Firma, welche sich nach sechs Generationen immer noch in Familienhand befindet, leistet sich den Luxus, Kleinserien in Handarbeit herzustellen. Über einen nennenswerten Marketing-Etat verfügt man nicht, dafür aber über eine schöne Manufaktur in Massachussetts und eine Geschichte, die bis ins Jahr 1854 zurück reicht. Dass das Unternehmen in der Vergangenheit einen Großteil des Umsatzes mit Spielzeug- und Marschtrommeln gemacht hat, tut der Sache keinen Abbruch, im Gegenteil. Ob die Alloy Classic Snares ihrem guten Ruf gerecht werden, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Details
Die Classic Alloy Snares kommen sehr edel daher
Den Auspacktest bestehen beide Kandidaten mit Bravour. Dick verpackt und begleitet von einer Garantiekarte, einem N&C Becherwärmer sowie einem N&C Aufkleber, verströmen sie den Eindruck von Seriosität und Qualität. Schwergewichtig geht es weiter, denn die Trommeln wiegen ordentlich was. Der drei Millimeter starke, aus einer speziellen Aluminiumlegierung (Alloy) gegossene Kessel trägt dazu sicherlich seinen Teil bei, aber auch Gussreifen und die komplett aus Messing hergestellte Hardware dürften ein Grund sein. Abgesehen von den Stimmschrauben und der inneren Mechanik der Abhebung ist alles an den Trommeln schwarz gehalten. Es beginnt bei der makellos schwarz eloxierten Hardware und endet beim tiefschwarzen, in einer Art mattem Schrumpflack innen wie außen überzogenen Kessel. Auch die Gratung ist von dieser Behandlung nicht ausgenommen, im Bereich des Teppichs vertieft sie sich zu einem etwa neun Zentimeter schmalen Snarebed, der Kessel ist hier gerade heruntergefräst. Mit Ausnahme der Abhebung sind alle Beschlagteile ohne zusätzliche Unterlagen am Kessel verschraubt. Auf Wunsch und gegen Aufpreis bekommt man die Alloy Classic Snares auch mit verchromter Hardware und dem sogenannten Raw Finish, also Aluminium natur. Auch normale, dreifach geflanschte Spannreifen können geordert werden. Im Inneren der Kessel angekommen, fallen hochwertige Befestigungsschrauben auf. Spätestens an solchen Details erkennt man, welchen Ansatz ein Hersteller verfolgt. Schrauben sind nicht teuer, in der Masse lässt sich mit besonders billigen Exemplaren allerdings der Profit maximieren.
Die Abhebung ist speziell, wirkt aber ausgereift und funktional
Wenn ein Teil über mehrere Instrumentengenerationen verbaut wird, bedeutet das meistens, dass es funktioniert. Obwohl das kastenförmige Design der Abhebung nicht jedermanns Sache sein dürfte, ist es zu einer Art Markenzeichen geworden, denn schon die ersten, modernen Solid Snares von N&C waren damit ausgestattet. Seitdem hat sich die Konstruktion nicht verändert. Wir haben es hier mit einem schlichten Throw Off Prinzip zu tun, bei dem der Hebel vom Kessel weg geklappt wird. Sehr hochwertig kommt die massive Messingkonstruktion daher – dass hier etwas kaputt geht, kann man sich kaum vorstellen. Teil des Designs ist allerdings der etwas unglückliche Umstand, dass auf der Abhebeseite Schlitzschrauben mit flachen Köpfen für die Fixierung der Teppichschnüre in Frage kommen. Da ist es schon fast egal, dass man auch auf der Butt End-Seite zum Schraubendreher greifen muss. Optimal ist das nicht, hat hier aber irgendwie mehr Charme als bei der billigen P-85 Abhebung von Ludwig.
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Eine weitere Eigenentwicklung stellt der Cam Action Snareteppich dar, welcher über die reguläre Anzahl von 20 Spiralen verfügt. Als Besonderheit sind diese allerdings in drei Gruppen unterteilt. Durch die Zwischenräume entsteht Platz für jeweils zwei kleine Metallröhren, durch welche die Schnurenden geführt und anschließend verknotet werden. Noble & Cooley verspricht sich hiervon eine bessere Ansprache, zudem soll das Design höhere Teppichspannungen ermöglichen, ohne dass das Resonanzfell abgewürgt wird. Fellseitig werden die Alloy Classic Snaredrums mit Evans Produkten (Snare Side 300 sowie G1 coated) ausgeliefert. Von zwei winzigen Macken in der Gratung der sechs Zoll tiefen Version abgesehen, ist die Gesamtverarbeitung sehr gut.