Praxis
Die Abhebungen laufen zunächst schwergängig
Im Einsatz machen die beiden Testkandidaten Spaß, schon das bloße Anfassen vermittelt Glücksgefühle, sieht man mal vom Gewicht ab. Alle Stimmschrauben laufen sehr weich und sauber in den akkurat geschnittenen Gewindehülsen und unterstützen damit einen schnellen Stimmvorgang. Gussreifen erfordern hierbei allerdings immer etwas mehr Aufmerksamkeit, weil sie durch ihre Steifigkeit die Bewegungen jeder einzelnen Stimmschraube direkter übersetzen. Gewöhnen muß man sich an die Abhebungen. Im Auslieferungszustand sitzen sowohl der Abwurfhebel als auch die Rändelschraube zur Teppicheinstellung recht stramm und vermitteln zunächst wenig Rückmeldung. Mit der Zeit verbessert sich das, Noble & Cooley verwendet hier bewusst enge Toleranzen. Wer an die widerstandsfreie Präzision einer Trick Abhebung gewöhnt ist, muss sich jedenfalls erstmal umgewöhnen. Das gilt ebenso für den Cam Action Teppich. Ich brauche jedenfalls eine Weile, um mich an den N&C Webseiten-Text zu erinnern, welcher besagt, dass die Teppiche deutlich strammer gespannt werden können, ohne den Kesselklang abzuwürgen. Die Wahrheit ist: Sie sollten strammer gespannt werden. Kommen wir damit also zum Sound der schwarzen Schönheiten.
Fokussierter Attack und lebendige Obertöne sind das Markenzeichen der Alloy Classics
Zunächst bin ich etwas enttäuscht. Im Vergleich mit meinen beiden Lieblingstrommeln, einer Noble & Cooley Solid Cherry und einer Brady Jarrah Ply Snare, kommt mir die Ansprache weniger präzise und der Kesselklang seltsam schwammig vor. Des Rätsels Lösung liegt in einer deutlich strammeren Spannung des Cam Action Teppichs. Beide Test-Snares klingen entsprechend eingestellt deutlich konkreter, ohne den – für einen Aluminiumkessel – ziemlich lebendigen Obertonanteil zu verlieren. Der Anschlags-Sound bleibt allerdings immer eher kurz und kompakt, die saftige Breite der Referenz-Snare aus solidem Kirschholz fehlt ihnen. Im Vergleich mit einer Ludwig Supraphonic fällt auf, daß die N&C Alloys fokussierter, minimal schärfer und subjektiv etwas lauter klingen. Sowohl die 4,75er als auch die 6er Variante besitzen einen außergewöhnlich satten und sauber artikulierten Rimclick-Sound.
Tiefe Stimmung, solo und im Groove
Tiefe, ungedämpfte Stimmungen quittieren sowohl die 4,75er als auch die 6er Version mit ziemlich lebhaftem Kesselausklang. Wer sich in rockigen Gefilden durchsetzen möchte, ohne seine Snare zu hoch stimmen zu müssen, könnte hier fündig werden.
Mittlere Stimmung, solo und im Groove
Straff und kontrolliert geht es bei den Alloy Classics in mittleren Stimmungen zu. Kesselton und Snare-Rascheln verbinden sich zu einem charakterstarken, kraftvollen Gesamt-Sound, der in vielen Situationen passen dürfte und maßgeblich zur Beliebtheit der Snares im Studio beigetragen haben dürfte. Auch hier liegt ein eher trockener, abgegrenzter Attack über einem lebendigen Ausklang – sehr schön, wie ich finde. Der Unterschied zwischen beiden Trommeln liegt hier besonders in den dynamischen Reserven, von denen die 14“x6“ Snare etwas mehr besitzt. Zudem wird bei diesem Modell der Punkt, an dem die Trommel zu komprimieren beginnt, später erreicht.
Für dich ausgesucht
Hohe Stimmung, solo und im Groove
Sehr starre Kessel verwinden sich unter mechanischem Druck nur minimal, weshalb sie bei hohen Stimmungen oft etwas voller und weniger komprimiert klingen als Standardkonstruktionen aus Holz oder Blech. Die Noble & Cooley Alloy Classic Snares spielen diese Stärke voll aus, wobei der flachere der beiden Testkandidaten hier tonal – für meine Ohren – einfach noch besser klingt als die sechs Zoll tiefe Version, die einen weniger integrierten Oberton nachklingen läßt. Trotzdem gefallen mir beide Modelle ganz ausgezeichnet, und sie stehen in den hohen Registern auch meinen oben genannten Referenztrommeln in nichts nach.