Praxis
Bedienung und Controller
Wie bereits erwähnt beinhaltet das Nord Stage 2 EX vier Sektionen. Diese sind auf dem Panel farblich voneinander abgegrenzt und signalisieren damit schon optisch, dass sozusagen vier separate Instrumente zur Verfügung stehen. Alle Sektionen sind gleichzeitig nutzbar und lassen sich auf maximal drei Tastaturbereiche beliebig verteilen, im Oktavbereich verschieben und mit Controller-Zuweisungen sowie Effekten versehen. Doch damit nicht genug: Mit den Panel-Buttons lässt sich zwischen zwei Ebenen hin- und herschalten, bzw. beide Panels gleichzeitig aktivieren. Damit hat man also maximal zwei Orgeln, zwei Pianos, zwei Synths, zwei Masterkeyboards und zwei Effekt-Ketten zur Verfügung, die alle simultan in den drei Splitzonen verwendbar sind. Das komplette Instrument ist im Prinzip doppelt vorhanden. Die daraus resultierenden Sound-Möglichkeiten und Split/Layer-Kombinationen sind enorm.
Vor allem aber ist für fast jede Funktion ein Button oder Encoder auf dem Panel, was das mickrige Display in den Hintergrund rücken lässt. Denn anstatt sich in Untermenüs zu verlieren, programmiert man quasi alles direkt auf der Bedienoberfläche. Dreht man an einem Poti, wird die Werteveränderung direkt im Display angezeigt, doch auch ohne dieses Feature ist die Auswahl von Sounds, die Zuweisung von Effekten und das Belegen von Controllern beispiellos einfach und geht rasend schnell. Auf der Bühne mal eben während des Spielens die Tastatur splitten und neben dem Piano noch eine Orgel an den Start bringen, unter das Piano noch ein Pad legen, mit Chorus versehen und die Cutoff-Frequenz dem Control-Pedal zuweisen – all das ist mit dem Stage kein Problem. Ich kenne kein anderes Instrument, mit dem so etwas möglich ist.
Acht der 32 Potis auf dem Panel sind als Endlos-Encoder mit LED-Kränzen ausgeführt. Diese regeln die Lautstärke der einzelnen Sektionen, die Cutoff-Frequenz und Oszillator-Shape des Synths sowie die Tiefe und den Anteil der Effekte. All diese Encoder und auch die virtuellen Zugriegel lassen sich mittels der ausgeklügelten Morph-Funktion im Handumdrehen drei verschiedenen Controllern zuweisen: dem Modulationsrad, dem Aftertouch und dem Control-Pedal. Das ermöglicht vor allem im Livebetrieb vielseitige Möglichkeiten, etwa das Faden von zwei Sounds ineinander via Pedal oder das Steuern der Ringmodulation mit dem Modulationsrad. Dieses Konzept der Controller-Belegung finde ich super smart und praktisch.
Tastatur
Die Hammermechanik in unserem Testgerät ist bereits aus den HP-Modellen des Nord Electro und Nord Piano bekannt, dort allerdings in einer 73er-Variante. Es handelt sich dabei um eine TP/100-Mechanik von Fatar, die bei älteren Modellen bisweilen auch Kritik hervorgerufen hat. Benutzer berichteten in Einzelfällen von Klappergeräuschen oder klagten über eine schwammige Übersetzung. Das scheint Schnee von gestern zu sein, denn die Tastatur im Nord Stage 2 EX HP76 wirkt weder klapprig noch schwammig. Fatar hat hier offensichtlich nachgebessert. Die überarbeitete TP/100 ist geradezu geräuschlos, vermittelt ein straffes Spielgefühl und zeigt ein tadelloses Repetitionsverhalten. Allerdings ist diese Mechanik ein Kompromiss in zweierlei Hinsicht: Erstens ist das Nord Stage kein reines Piano, sondern ein flexibler Klangerzeuger, auf dem sich auch problemlos Orgel- oder Clavinet-Sounds spielen lassen sollen. Eine zu stark gewichtete Klaviatur mit graduierter Gewichtung wäre dafür nicht geeignet. Die HP-Mechanik verbindet den Anspruch der Pianisten mit dem der Synth- und Orgelspieler, in dem sie etwas leichtgängiger ist als eine Flügelklaviatur, aber dennoch ordentlichen Widerstand gibt. Zweitens ist die HP-Tastatur primär auf Gewichtsreduktion ausgelegt. Denn das Kürzel HP steht für „Hammeraction Portable“, und genau das ist wörtlich zu nehmen. Keyboarder, die sich für ein 76er-Modell entscheiden, sind in den meisten Fällen darauf bedacht, ein transportables Instrument zu haben. Insofern ist die Verwendung der TP/100 für das Stage 76 nur konsequent. Beim HP-Modell wurde die Gewichtsreduktion vor allem durch Verzicht auf Metallteile erreicht, die Tastatur ist bis auf die Bleigewichte in den Tasten fast vollständig aus Kunststoff gefertigt. Im 88er-Modell werkelt ja nach wie vor die etwas hochwertigere, aber auch deutlich schwerere TP/40-Mechanik, die sicherlich noch etwas griffiger ist und einen etwas natürlicheren Anschlag hat. Das Non-Plus-Ultra für Pianisten ist keine der beiden Tastaturen, aber das Nord Stage ist eben mehr als nur ein Piano.
Bei Tastaturen entscheidet am Ende der persönliche Geschmack. Für mein Empfinden ist die Tastatur ein sehr guter Kompromiss: Sie verbindet gute Bespielbarkeit diverser Sounds, fühlt sich super an und schont den Rücken beim Transport durch ihr sensationell geringes Gewicht.
Sounds
Alle drei internen Sound-Sektionen haben ihre eigene Klangerzeugung und verwenden unterschiedliche Engines. So ist auch zu erklären, dass die Polyphonie bei den drei Instrumentengattungen unterschiedlich ist. Die Orgel ist voll polyphon, während für das Piano maximal 60 Stimmen zur Verfügung stehen und der Synth 18-stimmig ist. 60 Stimmen für das Piano sind natürlich nicht gerade Topniveau und werden von heutigen Workstations mühelos überboten, sollten aber dennoch auch bei opulentem Pedaleinsatz ein aussetzerfreies Spiel gewährleisten. Zudem bleibt die Polyphonie des Pianos bei Layers mit Orgel und Synth unangetastet. Doch Polyphonie hin oder her: Wie klingt es denn, das gute Stück?
Organ
Fangen wir mit der Orgel an. Sie ist wie eingangs erwähnt der C2 entnommen, Nords zweimanualiger Combo-Orgel. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Simulation von Hammond-Sounds, aber auch eine Farfisa und eine Vox-Orgel stehen zur Auswahl. Auffällig sind die neun „Zugriegel“, die aus 8-Segment-LED-Ketten und Drucktastern bestehen. Sie zeigen den Status der Drawbars an und ermöglichen ein unkompliziertes Anpassen der Registrierungen. Echtes Hammond-Feeling kommt natürlich nur mit physischen Zugriegeln auf, doch der Vorteil der Zugriegel-Taster und der LED-Ketten ist immerhin, dass die Register gleich so aufgerufen werden können, wie sie abgespeichert wurden. So kommt es bei Registeränderungen nicht zu Wertesprüngen, was bei physischen Zugriegeln in Digitalorgeln unvermeidbar ist. Neben den virtuellen Drawbars gibt es eine Chorus/Vibrato-Einheit, die wie beim Original jeweils drei Varianten des Scanner-Effekts beinhaltet. Auch die Percussion ist dem historischen Vorbild entnommen.
Geht man etwas tiefer ins Menü, kann man in den Settings für die Orgel drei Klangcharaktere wählen: Clean, Vintage1 und Vintage2. Letztere hat natürlich am meisten „Leakage“, also Übersprechung der einzelnen Tonewheels und dementsprechend viel Dreck im Sound. Ebenfalls an seine persönlichen Vorlieben anpassbar ist das Leslie, dessen Anlauftempo und Geschwindigkeit für Bassrotor und Horn separat eingestellt werden können. Außerdem ist der Keyclick in drei Stufen schaltbar.
Klanglich ist die Hammond-Simulation im Nord Stage über alle Zweifel erhaben. Kein anderes Stagepiano bildet den Sound des alten Tonehweel-Monsters derart originalgetreu ab und bietet fast alle Features des Vorbilds. Gute Noten bekommt auch der Leslie-Effekt, der zwar einem Original Cabinet oder einem Neo Instruments Ventilator nicht ganz das Wasser reichen kann, aber gerade im Band-Kontext einwandfrei funktioniert. Die Verzerrung klingt warm und schön dreckig, sie macht einen guten Teil des stimmigen Leslie-Effekts aus.
Den Organ-Swell-Anschluss kann man für ein Control-Pedal nutzen, um das Volume wie bei der Hammond zu steuern. Die Geschwindigkeit des Leslies kann neben den Buttons auf dem Panel ein Switch-Pedal am separaten Rotor-Pedalanschluss übernehmen, bei Bedarf aber auch das Sustainpedal.
Nicht zu verachten sind auch die Farfisa- und Vox-Sounds. Wählt man diese aus, arbeiten die Drawbars ähnlich wie in den Elektronik-Orgeln, die dafür Pate standen. Auch die Chorus- und Vibrato-Einheit passt sich dann dem Vorbild an. Percussion steht bei den Combo-Orgeln logischerweise nicht zu Verfügung, durchs Leslie schicken kann man sie dennoch.
Insgesamt bekommt die Orgel-Sektion die volle Punktzahl. Sie überzeugt mit einem authentischen Grundsound, originalgetreuen Features und einem sehr anständigen Leslie.
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Piano
In der Piano-Sektion des Nord Stage 2 EX gibt es einen Auswahl-Button für die sechs Kategorien, genannt Types. Zur Verfügung stehen Grand, Upright, E-Piano 1, E-Piano 2, Clavinet und Harpsichord. Ein einstelliges 7-Segment-Display daneben gibt Information darüber, welches Modell gerade angewählt ist, denn in jeder Kategorie gibt es verschiedene, benutzerdefinierte Varianten. Der Speicher von insgesamt 1 GB kann dabei frei belegt werden. Die aktuelle Piano-Library wird auf einer separaten DVD mitgeliefert. Aber auch ein regelmäßiger Besuch der Nord-Website lohnt sich, denn hier gibt es immer wieder neue Samples und Updates. Selbst der nun verdoppelte Speicher von einem Gigabyte erscheint auf den ersten Blick nicht üppig, denn High-End-Piano-Plug-ins bewegen sich gern auch mal im hohen zweistelligen Gigabyte-Bereich. Allerdings hat Nord ein eigenes Kompressionsverfahren entwickelt, das diese Zahlen in den Hintergrund treten lässt. Tatsächlich muss sich der Klaviersound des Nord Stage nicht vor software-basierten Pianos verstecken.
Von allen Pianos, die der Anwender ins Nord Stage mittels des Sound-Managers laden kann, gibt es drei bis vier unterschiedlich große Dateien, die in der kleinsten Variante ca. 30-50 MB und in der größten Auflösung bis zu 190 MB haben. Welche Pianos man in welcher Variante in den Speicher legt, kann man also selbst entscheiden. Davon abhängig ist demnach, wie viele der Samples insgesamt in das Stage passen.
Neben dem Type-Select-Button verfügt die Piano-Sektion über eine anpassbare Velocity-Kurve mit vier Stufen, Zusatzfeatures wie Long Release, String Resonance und Pedal Noise sowie einen Button für die verschiedenen Pick-Up-Setting des Clavinets. Das Pedal-Noise, also das Geräusch, das die Dämpfer verursachen, wenn sie mittels des Sustainpedals angehoben werden, kann man leider nur hören, wenn man das optional erhältliche Triple-Pedal erwirbt. Dann hat man zwar alle drei Pedale (Soft, Sostenuto und Sustain) in einer Einheit, dafür schlägt es mit knapp 200 Euro schon mächtig zu Buche und ist dazu kein Leichtgewicht. Schön wäre, wenn Nord es ermöglichen würde, das Pedal Noise auch ohne das Triple-Pedal nutzen zu können. Ungeachtet dessen ist der Klaviersound im Nord Stage wirklich großartig. Von knalligen Steinway-Flügeln über lyrische Upright-Pianos bis hin zu CP-80-Sounds und Honky-Tonk-Klavieren ist eine riesige Bandbreite in überragender Qualität vorhanden. In Verbindung mit der HP-Action ist ein sehr dynamisches, nuancenreiches Spiel möglich. Gerade im Bandkontext gewährleistet das Nord Stage dabei stets Durchsetzungsfähigkeit und Authentizität. Die Abteilung der akustischen Flügel und Klaviere kann somit auf ganzer Linie überzeugen.
E-Pianos
Die Piano-Sektion beinhaltet nicht nur die akustischen Pianos, sondern auch alle elektromechanischen Vertreter aus der Vintage-Ecke, FM-Pianos und gezupfte Tasteninstrumente.
Sieben verschiedene Rhodes-Pianos hat unser Testgerät am Start, vom knarzigen Mark I über das glockige Mark II bis hin zum cleanen Mark V oder dem mächtigen Suitcase. Die Qualität der Samples ist sehr gut, wenngleich nicht selten zu Recht die Kritik geäußert wird, das Rhodes habe in den höheren Lagen zu wenig Biss. Das stimmt durchaus, und es ist höchste Zeit, dass Nord in dieser Hinsicht die Library erweitert. Kompensieren kann man dies aber durch gezielten Einsatz des EQs und der Amp-Simulation.
Durch den großen Variantenreichtum der Rhodes-Samples sollten die unterschiedlichsten Geschmäcker auf ihre Kosten kommen. In Kombination mit der potenten Effekt-Sektion entfaltet das Kult-Piano noch mehr Potential. Neben Klassikern wie Tremolo oder Chorus kann das Piano auch durch das Leslie geschickt werden, wodurch man unweigerlich an Led Zeppelins „No Quarter“ erinnert wird. Die Tastatur des Nord Stage harmoniert bestens mit den Rhodes-Samples, da kommt beim Spielen richtig Freude auf.
Ein wenig enttäuschend wirkt dagegen das Wurlitzer-Sample. Obwohl Nord hier jüngst nachgebessert hat und das „Amped Wurlitzer 2“ zum Download bereitgestellt hat, bildet dieses Instrument immer noch eine Schwachstelle in der Library. Mit ein wenig Tremolo und etwas EQ-Bearbeitung kann man zwar Abhilfe schaffen, und brauchbar ist das Sample allemal. Dennoch bleibt das Wurli bei dem hohen Niveau der übrigen Samples das schwächste Glied in der Piano-Kette.
Für die authentische Reproduktion des Hohner Clavinets hat sich Nord etwas Besonderes einfallen lassen: Die verschiedenen Filter des Originals wurden exakt nachempfunden und lassen sich mit dem Clav-EQ-Wahlschalter anpassen. Auch die Pick-Up-Settings sind nachgebildet worden. Das Ergebnis ist ein Sound, der sehr nah am Vorbild ist und wirklich Spaß macht. Passende Effekte bietet das Instrument zur Genüge. Einziger Wehrmutstropfen ist das Fehlen der Dämpfung, die beim Original D6 und E7 die legendären Mute-Sounds ermöglicht. Genial wäre es, wenn man das Wheel dafür nutzen könnte oder es zumindest ein paar Muted-Samples gäbe. Doch auch ohne dies überzeugt das Clavinet die Fraktion der Funk- und Reggae-Keyboarder.
Zu guter Letzt gibt es in der Piano-Sektion noch Cembali, von denen im Testgerät drei Varianten installiert sind. Die Qualität ist bestechend gut, die unterschiedlichen Klangfarben decken ein breites Spektrum ab. Also auch hier: volle Punktzahl.
Synth
Obwohl die Synth-Sektion im Nord Stage 2EX auf den ersten Blick nur einen Oszillator bietet, ist der virtuell-analoge Nord-Lead-Ableger nicht zu unterschätzen. Denn bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Konzept der Synth-Sektion als flexibler und potenter als man zunächst meint. Hinter drei klassischen Schwingungsformen der subtraktiven Synthese (Dreieck, Sägezahn und Rechteck) verbirgt sich die Möglichkeit, mittels eines kleinen Encoders die Grundformen um Shape-, Detune oder Sync-Sounds zu erweitern. Mit dem Shape-Regler kann man den Grad der Verstimmung der „versteckten“ Oszillatoren gegeneinander bestimmen. Abspeichern kann man 300 eigene Kreationen innerhalb der Synth-Sektion. Doch die Möglichkeiten sind damit noch lange nicht erschöpft, denn das Nord Stage bietet auch FM-Synthese und Wavetables mit 62 Schwingungsformen.
Das eigentliche Knallerfeature ist jedoch Sample-Playback. Für das Laden von Samples stehen 380 MB bereit, die sich nach Herzenslust mit Samples aus der umfangreichen und kostenlosen Nord-Library füllen lassen. Und die Nord-Library hat einiges zu bieten: Strings, Mallets, Gitarren, Chöre, Akkordeon, Bläser und vieles mehr. In Ermangelung von Velocity-Switches und Multisamples sind diese Klänge natürlich kein Ersatz für große Software-basierte Libraries, selbst manche Workstation hat da klanglich die Nase vorn. Aber für den schnellen Streicher-Einsatz auf der Bühne reicht die Qualität meist aus, und in Verbindung mit der Synth-Engine ergeben sich ganz neue Möglichkeiten.
Wirklich wertvoll sind die Samples von Analog-Legenden aus dem Hause Moog, Roland, Sequential Circuits, Oberheim und anderen. Mit diesen Sounds kann man im Handumdrehen viele Klassiker nachbauen. Ein Highlight sind die Mellotron-Samples, denn Nord hat die originalen Master-Tapes erworben, mit denen die Aufnahmen für das Mellotron seinerzeit gemacht wurden. Auch Fairlight- und Chamberlin-Samples sind in vielen Varianten am Start. Das macht das Nord Stage zu einer mächtigen String-Machine.
Natürlich lassen sich auch eigene Samples mit dem Sample-Editor basteln und unkompliziert mappen. Die MPC kann man also zuhause lassen, wenn man für die nächste Show hier und da ein paar One-Shots oder Loops abfeuern möchte.
Das volle Potenzial entfaltet die Synth-Sektion in Verbindung mit den Filtern und Hüllkurven. Denn egal, ob virtuell-analoge Schwingungsform, FM-Algorithmus, Wavetable oder Sample: Jedes Ausgangsmaterial kann durch die komplette Engine samt LFO, Filterhüllkurve, Verstärkerhüllkurve und Filter mit Highpass, Bandpass, Notch, 12dB Lowpass und 24dB Lowpass geschickt werden. Dazu gibt es noch Mono- und Legato-Mode, Envelope-Velocity, Amp-Velocity, Keyboard-Track und Vibrato. Zu guter Letzt gibt es auch noch einen Arpeggiator, den man zu einer Master-Clock (und damit z.B. auch mit dem Delay) synchronisieren und mittels Tap Tempo anpassen kann.
Vergegenwärtigt man sich nun noch, dass man mit den beiden Panels A und B quasi zwei Synthies gleichzeitig nutzen kann, sind die Möglichkeiten zur Klangformung fast unerschöpflich, vor allem in Verbindung mit den vielen Controllern. Und das Beste ist: Der Synth klingt verdammt gut.
Extern
Wer neben der internen Klangerzeugung auch noch auf externe Module zugreifen und diese über das Nord Stage kontrollieren möchte, der kann mit der Extern-Sektion unkompliziert auf diverse Masterkeyboard-Funktionen zurückgreifen. Egal, ob das Nord dabei nur Schaltzentrale für Program-Changes eines größeren Setups ist oder auch interne Sounds mit externen Klangerzeugern auf der Tastatur des Nord gesplittet oder gelayert werden sollen: all das ist wirklich durchdacht und macht das Nord Stage zu einem flexiblen und leicht programmierbaren Masterkeyboard.
Effekte
Die Effektsektion enthält drei Abteilungen. In der ersten kann man zwischen Ringmodulation, Auto-Pan, Tremolo, Wah-Wah, Touch Wah 1 und Touch Wah 2 wählen, die zweite beherbergt Flanger, Univibe, Chorus 1, Chorus 2, Phaser 1 und Phaser 2. Als dritte Komponente gibt es ein Delay, das über einen eigenen Feedbackregler und einen Tap-Tempo-Taster verfügt. Das Delay kann auch Ping-Pong-Echos erzeugen, in den Settings wählt man zwischen Digital- und Analog-Delay, wobei letzteres einem Tape-Echo nachempfunden ist, das sich mit dem Tempo-Regler auch wie ein solches tweaken lässt.
Die Amp-Simulation ist mit dem EQ kombiniert und lässt einem die Wahl zwischen dem internen Speaker eines Wurlitzer Pianos, einem Roland Jazz Chorus und einem Fender Twin. Ein Drive-Regler steuert den Grad der Verzerrung, der EQ mit parametrischen Mitten lässt sich allerdings auch ohne Verzerrung nutzen. Zur Effekt-Sektion gehört eigentlich auch der Rotor, obwohl er auf der anderen Seite des Panels bei der Orgel sitzt.
Die drei Effekt-Blöcke, die Amp-Simulation und das Leslie können jeweils einem der drei internen Sektionen zugewiesen werden. Mit den Endlos-Encodern für Rate/Tempo und Amount lassen sich die Effekte anpassen. Diese Parameter lassen sich dann auch (wie oben erwähnt) auf Controller wie das Pedal, das Wheel oder den Aftertouch legen, was sehr flexible Effekt-Möglichkeiten schafft. Toll ist auch, dass sich alle Effekte zur externen MIDI-Clock oder zum internen Tap-Tempo synchronisieren lassen, was bei temporelevanten Modulationen wie Tremolo oder Delay sehr hilfreich sein kann.
Die Qualität der Effekte und der Amp-Simulation ist ohne Einschränkung sehr gut, die Möglichkeiten der Anpassung vielfältig. Zu guter Letzt stehen als Mastereffekte ein Kompressor und ein Hall mit sechs Algorithmen zur Verfügung. Diese wirken auf die Outputs 1 und 2 sowie den Kopfhörer-Ausgang, nicht jedoch auf Ausgänge 3 und 4.
Eine große Stärke des Nord Stage 2 liegt in der Kombination aus diesen vier Sektionen. Mit Splits und Layers kann man komplexe Soundkreationen schaffen und in vielen Fällen das zweite Keyboard zuhause lassen, obwohl man beim Gig hin und wieder drei Sounds gleichzeitig und ohne Umschalten benötigt. Das Stage 2 ist in der Lage, solche Aufgaben zu meistern, zumal die Split-Zonen mit grünen LEDs am oberen Tastaturrand markiert werden und man zu jeder Zeit Zugriff auf alle Parameter hat.
400 Speicherplätze lassen genug Platz für eigene Klangkreationen, außerdem hat man fünf Live-Locations im sofortigen Zugriff. Diese Live-Locations merken sich immer die zuletzt gemachten Änderungen auf dem Panel, ohne dass man sie abspeichern muss. Selbstverständlich haben auch die fünf Live-Locations jeweils zwei Panels zur Verfügung.
Um trotz der wenigen Buttons für die Soundauswahl schnell zum gewünschten Sound zu kommen, gibt es auch einen Encoder zur Soundauswahl. Zudem kann man festlegen, ob man Sounds nach Programmnummern, nach dem Alphabet oder nach Kategorien sortieren möchte.
Für den Datenaustausch und die Organisation der Sounds gibt es das kostenlose Programm „Sound Manager“ für Mac und PC. Damit kann man auch neue Sounds in den Piano-Speicher legen. Man braucht also keine Angst zu haben, dass die internen Sounds irgendwann veraltet sind, denn mit dem Sound Manager bleibt man immer am Zahn der Zeit und kommt bei Bedarf in den (ebenfalls kostenlosen) Genuss der aktuellsten Sounds. Selbiges gilt für den Sample Editor, mit dem man eigene Samples zaubern kann.