PRAXIS
Inbetriebnahme und Setup
Die Inbetriebnahme ist salopp gesagt “easy-peasy”, denn die kleine Silberkiste hat sich das Attribut „class-compliant“ auf die Fahnen geschrieben und erfordert daher keinen zusätzlichen Treiber. Nachdem das USB-Kabel mit dem iMac verbunden ist, blinkt der rechte Play-Button für ein gefühltes Millisekündchen auf – oder war da doch nichts? – Mmh. Es gibt keine Betriebs-LED, doch der Ausflug ins Audio/ MIDI-Dienstprogramm belegt eine ordnungsgemäße systemseitige Konfiguration.
VDJ7 LE verlangt nach einer Serienummer, welche man auf der Rückseite des CD-Covers findet und startet nur mit angeschlossener Hardware. Nach wenigen Klicks ist das Programm installiert und bindet den Numark-Controller automatisch ein. Lediglich das Audio-Routing ist noch vorzunehmen. In unserem Fall haben wir eine Audio 2DJ gewählt, weil sie mit nur 72 Gramm Lebendgewicht ein idealer Partner für den Testkandidaten ist. Zusammen mit dem Netbook bringen die Geräte gerade mal das Gewicht eines Tetra-Packs Milch auf die Waage. Na, wenn das nicht transportfreundlich ist.
Was die Einrichtung der Soundkarte angeht, können unter VDJ sowohl Mehrkanal-Interfaces als auch zwei einzelne Soundkarten genutzt werden. Das bedeutet: Wer keine 100 Euro oder mehr in zusätzliche Vierkanal-Hardware investieren will, der kann unter Umständen auch mit einem USB-Stick für „nen Zwanni“ glücklich werden. Dann nutzt er die Soundkarte des Notebooks als Master-Out, den Stick zum Vorhören. Dazu ist in den Preferences lediglich die PA/Kopfhörer-Einstellung mit den entsprechenden Geräten auszuwählen. Das war‘s dann aber auch schon mit der persönlichen Einflussnahme, denn mehr als das Audio-Routing erlaubt VDJ7-LE nicht. Aber muss auch gar nicht sein. Für den Neuling, der seine ersten musikalischen Gehversuche macht, ist dies absolut ausreichend. Wer mehr will, kann ja schließlich updaten. Allerdings nicht nur hinsichtlich der Software, sondern auch eventuell in Hardware, wenn der DJ-in-Spe für mehr Funktionen zusätzliche Bedienelemente benötigt. Wie dem auch sei. Dank Standard-MIDI ist der User in der Softwareauswahl nicht auf Virtual-DJ festgelegt. Ich habe den DJ2GO zum Beispiel mit einem LPK8 „gepaart“ um daraus eine Kombination für TRAKTOR PRO 2 zu mappen, die je zwei Player- und Sampledecks bedient. Wobei im letzten Fall 3 Sample-Slots pro Deck und jeweils ein Channelfader mit Vorhörtaste angelegt wurden. Natürlich sind auch Mixvibes, Deckadance und Torq 2.0 potenzielle Software-Kandidaten.
Virtual DJ-LE
VDJ7.02 ist ein DJ-Programm mit zwei virtuellen Decks, die in der Lage sind, Audiodateien der Formate MP3, AAC, AIFF, WAV, WMA und OGG abzuspielen. Die Bedienoberfläche orientiert sich quasi 1:1 am Controller. Alle Tasten der Hardware sind demnach in der Softwareoberfläche abgebildet und erfüllen genau die Funktion, die man von Ihnen erwartet. Spielt ein Deck einen Titel ab, beginnen die mittleren Jogdials in der Software zu rotieren. Jede Player-Sektion besitzt eine klickbare Wellenformübersicht, die gleichsam auch zur Navigation im Song dient und eine individuelle Farbgebung aufweist (blau/rot oder grün/gelb). Als Mixhilfe dient ein vierschrittiger, gestapelter LED-Block, der potentielle Beatsynchronität anzeigt. Ferner definieren kleine Rechtecke die einzelnen Takte im Song und unterstützen beim Matching. Der DJ kann genau einen Cue-Punkt anlegen, Loop- und Effekt-Sektionen gibt es nicht. Auch ein Recording-Feature oder eine Key-Correction wird vergeblich gesucht.
Die Musikverwaltung in der unteren Screenhälfte gibt Zugriff auf die Musikordner, iTunes, angeschlossene MP3-Player, USB-Sticks sowie lokale und Wechselfestplatten. Zudem kann der DJ virtuelle Ordner zur Organisation von Titeln anlegen, die als Playlisten-Ersatz dienen. Die Songs lassen sich anhand von 14 Kennzeichen sortieren und im Tag-Editor editieren. Auch die Net-Search Funktion zum Einbinden von Musikstücken aus dem Internet ist implementiert.
Workflow
Das Layout des Controllers ist unter Berücksichtigung der kompakten Maße als weitgehend gelungen zu bezeichnen. Die Tasten haben sachgemäße Größen, die Anordnung ist ebenfalls zweckdienlich, allerdings muss man beim Bedienen der Volumepotis und Crossfader ein wenig darauf achten, dass man nicht an den Jogdials hängen bleibt. Die Tasten lösen vollflächig aus, also auch, wenn man sie an der Seite trifft, was bei der Größe durchaus Sinn macht. Mehrfarbige LED-Beleuchtung sorgt auch im dunklen Partykeller für den nötigen Durchblick.
Mit dem Browser-Encoder navigiert der Käufer effektiv durch die Musikbibliothek – über eine Button-Funktion verfügt er entgegen marktüblicher Tendenzen allerdings nicht. Statt dessen dringt der DJ mittels Enter und Back tiefer in die Hierarchie-Ebenen des Verzeichnisbaums und der Playlisten ein. Load (A oder B) befördern den ausgewählten Song in das gewünschte Deck. Nach Betätigen des PLAY-Buttons ertönt Musik aus den Boxen und es gilt, den nächste Track mit den Jogdials an die gewünschte Start-Position zu bringen. Ein Tastendruck auf Cue setzt dort eine Markierung. Die Nudge-Funktion beherrschen die Teller wie gesagt nicht, sie erzeugen statt dessen einen Scratch-ähnlichen Effekt. Die Synchronisation eines zweiten Titels stellt dank zahlreicher visueller Hilfen keine große Hürde dar. Erstens zeigen die Decks die aktuelle Geschwindigkeit in BPM an und der Pitch arbeitet bei +/- 12 Prozent trotz nur 30 Millimetern Länge im Zenhntel-Bereich sehr akkurat. Zweitens bringt der Sync-Knopf beide Titel auf taktgenaues Tempo, falls die Analyse des Beat-Counters korrekt erfolgt ist. Falls nicht, hilft das Gehör weiter. Drittens kann sich der DJ an den Wellenformen und dem erwähnten LED-Block orientieren. Was mir gut gefällt, sind die Pitchbend-Taster. Sie beschleunigen oder bremsen den Track kurzzeitig, damit man einen Beat, der hinterherhinkt schnell mal in den Wiegeschritt schubsen kann.
Was ich für einen ernsthaften Einsatz allerdings vermisse, sind Gain und Equalizer. Kaum ein DJ elektronischer Soundspähren (Ambient und Musica-Obscura mal abgesehen) kommt ohne Eingriffe ins Klangspektrum aus. Und sei es nur um den Dreibänder – besonders den Bass – vor der Übergangsphase ein wenig abzusenken. Auch ist die Arbeit mit den kleinen Channel-Potis trotz eindeutiger Mittenkennzeichnung nicht mit Fadern oder Rotary-Fadern zu vergleichen. Daher ist das Produkt meiner Meinung nach hauptsächlich für Genres zu empfehlen, in denen es nicht so stark um klangliche Eingriffe ins Gesamtgeschehen geht. Allerdings hat Numark ab 100 Euro mehrere Konsole im Programm, die dieses Defizit mit zusätzlichen Fadern und Knöpfen ausbügeln. Sie sind jedoch deutlich größer geraten. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: für Neulinge, die ihre Lieblingssongs so, wie sie sind, abspielen und überblenden wollen, ohne dabei den ursprünglichen Klang des Musikstückes manipulieren zu wollen, ist der DJ2GO eine interessante Steuerkonsole. Vor allem dann, wenn schon eine zweite Soundkarte vorhanden ist oder dafür nur ein begrenztes Budget eingeplant werden kann.