Praxis
Stellvertretend für das grundsätzliche Handling von iDJ Live II wähle ich für den Praxistest zunächst das iPad und djay 2 aus. Die App kostet 8,99 Euro im Apple-Store. Innerhalb weniger Minuten landet der Programmcode „over the air“ auf dem Test-iPad Generation 4. Das iPad1 lässt sich mit djay 2 nicht benutzen, da es nicht iOS6 kompatibel ist, was eine Grundvoraussetzung zum Betrieb ist. Ich möchte Algoriddims prämierte DJ-Software in diesem Artikel nicht komplett sezieren, denn dies fordert einen eigenständigen Test ein, der in Kürze in unserer Rubrik „DJ Software für iPad und iPhone“ zu finden ist. Da Numarks Controller nicht über ein integriertes Audiointerface verfügt, muss er im Gegensatz zu seinen „tönenden“ Konkurrenten auch nicht über ein separates Netzteil oder einen Hub mit Strom besaftet werden. Weil der Apfel ja lediglich einen Kopfhörerausgang stellt, muss das Stereosignal, möchte man einen Titel unbemerkt vom Publikum vorhören können, in zwei Monosignale aufgetrennt werden. Das Splitterkabel verwendet auf der iPad-Seite eine 3,5-Millimeter-Miniklinke, auf der Playout-Seite zwei 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen für den Kopfhörer und die Anlage oder Aktivboxen. Was eventuell einen weiteren Adapter von Miniklinke auf Stereo-Cinch einfordert, obgleich das Signal dann natürlich dual-mono ist. Beim sogenannten Mono-Splitting kommt es zum Verlust von Stereo-Informationen (Instrumente, Effekte etc.) des Musiktitels, weshalb der Sound oftmals dichter rüberkommt. Für den fortgeschrittenen Anwender gibt es daher andere Geräte – nicht zuletzt von Numark selbst.
In meinem Fall müssen zwei Alesis M1 320 USB Aktiv-Monitore die Beschallung übernehmen, da der Rest der lokalen „Boxen-Einsatztruppe“ weder Miniklinke noch Cinch spricht. Die Alesis hingegen haben an ihrer Rückseite einen 3,5-Zoll-Eingang, den ich mit dem schwarzen Ende des Split-Kabels verbinde, sowie Cinch und 6,3-Millimeter-Klinke und stellen sich als guter Partner für den Test heraus. Am roten Ende stecke ich meinen Numark Redwave Kopfhörer ein. Dann noch den Lightning-Stecker in das Tablet und das Micro-USB-Gegenstück in den Controller. Rufe ich djay zum ersten Mal auf, erkennt es meinen Testkandidaten automatisch und blendet kurz einen Numark Schriftzug ein, der mir unmissverständlich signalisiert, dass es losgehen kann.
Die neue Oberfläche der Software wirkt bunter, aber auch professioneller in der Gestaltung. Ein richtiger Augenschmaus sind die Spektral-Übersicht, die farbcodierten Wellenformen mit ihrem Taktraster im Parallel-Layout, die überarbeitete Musikbibliothek mit dem Dark- und Fullscreen-Mode und nicht zu vergessen die Teller mit ihrer Cover-Anzeige und dem Rillenschnitt. Neben den bereits bekannten Features versüßen einem das Spiel: ein konfigurierbarer Sampler/Recorder mit bunten Drumpads, FX-Pads, editierbare Beatgrids, vorherige Analyse, Slip- und Slice-Mode und ein Turntable View. Dazu gesellen sich die Vorhöroption direkt aus der Library, „Swiping“ von Titeln in die Playlist (Thema Plattenwünsche), die Historie der gespielten Titel, iCloud-Integration, die Unterstützung von Multi-Audio kompatiblen Interfaces und vieles mehr.
Musikalisch bedient sich djay2 aus dem iTunes-Fundus, den ich mittels Numarks Encoder öffnen und durchstöbern kann. Unschönerweise schließt der Browser jedoch nicht wieder, wenn ich den Encoder niederdrücke, sondern erst, wenn ich das via Pad erledige oder eine Musikauswahl geladen habe. Das erfolgt für das aktive Deck neben den ja vorhandenen separaten Load-Buttons, ebenfalls mit dem Encoder. Hhhm. Lässt sich dies eventuell mit einem Update abändern? Per Drehung navigiere ich durch den Inhalt der Playlisten, jedoch muss ein Listen- oder Tab-Wechsel ebenfalls am Touchscreen erfolgen. Bei größeren Musiksammlungen oder einem Plattenwunsch, der vielleicht nicht direkt auffindbar ist, nutze ich die alphabetische Titelsuche am Tablet. Sie arbeitet inkrementell, was bedeutet, dass die Ergebnisse direkt anhand meiner eingegebenen Zeichen gefiltert werden. Titel aus der Cloud können bei Bedarf ein- oder ausgeblendet werden, wobei der Ladevorgang selbst über iTunes erfolgen muss.
Für dich ausgesucht
Landet ein Track im Deck, wird dieses Musikstück von der Software automatisch hinsichtlich Tempo, Beatgrid und Lautstärke analysiert (dieser Vorgang dauert bei meinen Titeln einmalig etwa fünf bis acht Sekunden) und im Pegel angeglichen (Autogain). Ich bin gerade mit EDM-Tracks unterwegs, also nutze ich die Sync-Funktion, drehe die Lautstärke und den Bass kurzzeitig ein Stück runter und bemühe den Crossfader ganz entgegen meiner Gewohnheiten als Vertreter der Channelfader-Fraktion. Etwas blöd ist hierbei, dass ich den Cuemix nicht „on-the-fly“ an der Hardware regulieren kann, sondern in den Software-Preferences festlegen muss. Auch gefällt mir nicht, dass ich auf Vorhörtasten am Gerät komplett verzichten muss, denn die Software-Knöpfe in der App sind wirklich klein geraten. Als Behelf dient hier eventuell die Auto-Cue-Funktion, die immer auf das dem Crossfader gegenüberliegende Deck umschaltet.
Am Mac/PC mit Virtual DJ LE und djay LE
Beide Programme, der User-Guide und ein Traktor Pro 2 Mapping sind als Download auf den Webseiten der Hersteller zu finden. Grundsätzlich ließen sich nun auch die beiden Applikationen direkt aus dem Kopfhörerausgang meines MacBooks per Splitterkabel „abfeuern“, doch würde ich es hier bevorzugen, mit einem Mehrkanal-Stereo-Interface zu operieren, wie dem ESI UDJ6 oder einem Native Instruments Traktor Audio 2. Erwartungsgemäß entsprechen die Kommandos in djay LE exakt den Beschriftungen an der Hardware, womit sich eine grundlegende DJ-Session bewältigen lässt. Wer zudem noch ein iOS-Gerät sein Eigen nennt, kann die kostenlose App djay Remote verwenden, um die kreativen Bordwerkzeuge per WLAN zu steuern. Bei VDJ sah es nicht ganz so rosig aus, weil das „Überschreiben“ der bestehenden LE nicht funktionierte und es auf der Website noch keine Mapper-Datei für mein VDJ-Pro gab. In den Preferences konnte ich nach Ausführen des Installers zwar das iDJ-Skin auswählen, doch der MIDI-Controller wollte nicht rennen. Also rüber zum Windows-Netbook, das mir für den grundsätzlichen Funktionstest hinreichend befähigt erscheint. Die Performance ist hier natürlich nicht unbedingt der Knüller, aber es funktioniert alles.