Praxis
Im Praxistest kommen heute zwei Vestax-PDX2300 MK2 Turntables mit Ortofon Scratch Tonabnehmer-Sytemen zum Einsatz, dazu zwei CDJs und ein t.Bone Shotgun EM-9600 für die Sprachaufzeichnung. Für den Laptopmix ist ein Native Instruments Traktor Pro System mit Audio-8-DJ auf einem Intel-Macbook im Einsatz.
Layout und Workflow
Oberflächendesign und Backpanel-Layout zeigen sich klar strukturiert und anwenderfreundlich. Auch Einsteiger sollten sich schnell zurechtfinden. Das fängt schon bei der Verkabelung an, denn sämtliche Ein- und Ausgänge sind unmissverständlich beschriftet. Besonders Deejays, die während ihrer Darbietung auf unterschiedliche Formate und Zuspieler angewiesen sind, schätzen die Vielzahl der Anschlussmöglichkeiten in Kombination mit dem USB-Interface. Im Nu ist der Mischer an die Studioanlage angeklemmt und die CD-Player, Turntables und ein Traktor-konformes Interface angeklemmt. Während der Arbeit mit dem Mischpult profitiert der Beschallungsverantwortliche vom geräumigen Abstand zwischen den Potis und Fadern. Meiner Meinung nach sind sie auch für XL-Finger weit genug gewählt, um einen kontrollierten Mixablauf zu gewährleisten. Da macht das Schrauben Spaß. Die Fader setzen die Lautstärken recht präzise, es gibt nur minimale Deadzones an den Nord- und Südenden.
Die Kanalpegel-Anzeigen sind hell und die Ampel-Farbabstufung liefert gerade auch in dunklen Umgebungen eine leicht zu adaptierende optische Rückmeldung. Allerdings bietet der M6 nur vier Unterteilungen für einen Bereich von minus 20 bis plus sechs dB, das ist einfach ein bisschen mager. Vergleicht man mit einem preislich ähnlich gearteten Behringer DJX-750 (sieben Schritte), Vestax VMC-400 (fünf Schritte) oder auch Numarks X9 (sechs Schritte), steht der Testkandidat in dieser Disziplin hinten an. Mittelklasse-Mixer wie Pioneers DJM-600 bringen sogar 15 Lämpchen pro Kanal mit. Gerade Vertretern der loop- und beatmixenden Zunft erweisen hoch aufgelöste Channel-Meter oftmals ungeheure Dienste, denn so findet im Vorfeld schon eine optische Kontrolle der kanalübergreifenden Pegelverhältnisse statt. Das könnte auch Demjenigen zugutekommen, dessen Gehör nach ein paar abendlichen Bierchen ein wenig in Mitleidenschaft gezogen ist.
Die Kanäle 1 und 2 werden auf geschätzte 0dB eingepegelt, genauso wie die Hauptlautstärke. Der Mixer klingt solide, vor allem im CD-Betrieb, und ich hätte keine Bedenken, ihn mit auf die Reise zur nächsten Crossbeat-Party in den Berliner Untergrund zu nehmen. Mit der Vielzahl der Anschlussmöglichkeiten sollte man einigermaßen gut gewappnet sein. Dem Sound der Phono-Preamps hätte allerdings ein bisschen mehr Schärfe im Bassbereich und ein wenig mehr Brillanz in den Höhen gut zu Gesicht gestanden.
Mikrofoneingänge
Da der Testkandidat leider keine Phantomspeisung im Bauch hat, kommt statt des AKG-Großmembraners ein t.Bone EM-9600 Richtrohr zum Zuge, das auch per 1,5V Batterie mit der entsprechenden Spannung versorgt werden kann. MIC1 ist ein dedizierter Mikrofonkanal für den XLR-Anschluss mit Dreiband-EQ und Gain. Die Equalizer haben eine Absenkung von maximal 12 dB, einen Boost von +10 dB und setzen bei 100Hz, 1,2 kHz und 15 kHz an. Ein Kippschalter trennt das Mikrofonsignal vom Master, Talkover senkt den Ausgangspegel um rund 15 Dezibel ab. Da freuen sich Moderatoren und Webcaster. Und auch die nächste Damenwahl ist gerettet. Die Vorverstärker sind zwar unterm Strich etwas leise, aber durchaus praxistauglich. Gerade die Equalizer kitzeln noch richtig was aus der Reserve. Nur schade, dass MIC1 keine optische Anzeige in Form eines Pegelmeters erhalten hat – auch ist er leider nicht auf dem Kopfhörer vorzuhören.
USB-Port
Der Testkandidat besitzt ein klassenkonformes 16 Bit / 48 kHz Interface, das sich mit jeder Software verwenden lässt, die USB-Audio unterstützt. Hierzu ist grundsätzlich keine Treiberinstallation nötig. Um jedoch bessere Latenzen zu erzielen, verwenden gerade Windows-User häufig ASIO-Treiber. Diese stellt Numark selbst zwar nicht zur Verfügung, empfiehlt aber bei stärkeren Verzögerungen den kostenlosen ASIO4ALL-Treiber einzusetzen. Leider hat der USB-Port keine Status-LED spendiert bekommen, der die Betriebsbereitschaft signalisiert.
Ausgabe mit dem Interface
Was die Soundqualität angeht, klingt das USB-Interface erfreulich sauber. Um festzustellen, wie es im Gemischtbetrieb um die Lautstärkenverhältnisse, etwa zwischen der internen USB-Karte und CDJs oder einer zusätzlichen USB-Box steht, habe ich das multicardfähige Virtual-DJ eingesetzt. Das linke Softwaredeck wird mit dem M6 eingespielt, das rechte über eine Audio2DJ ausgegeben. Der Unterschied lag bei gleichen Regler-Einstellungen und identischem Song am Master bei rund 10 dB. Ähnlich verhält es sich bei einem Vergleich zwischen dem USB-Traktorsignal (0dB in der Software) und dem gleichen Musikstück im Pioneer-CDJ-Player. Da helfen im Live-Mix natürlich GAIN und das eigene Gehör weiter.
Aufzeichnen mit dem Interface
Wer seine Mixsession mit dem Computer aufzeichnen möchte, greift häufig zu einer externen Audio-Lösung. Zumindest, wenn der Mixer nicht USB spricht, sondern stattdessen einen Record-Ausgang zur Verfügung stellt – so wie etwa mein DJM-600. Der Vorteil für computerresistente Vinylisten oder Silberfinger liegt darin, dass sie ihr Set über diesen Weg unkompliziert mit dem MP3- oder WAV-Rekorder aufzeichnen können. Der M6 bietet ein eigenes Interface als Alternative, in Kooperation mit einem PC versteht sich. Das könnte zum Beispiel ein leichtes Netbook sein, welches die Performance per WLAN oder UMTS ebenfalls ins Web übertragen kann. Gerade für Sparfüchse unter den Multiformat-Jockeys empfiehlt sich vielleicht ein kostenloses Recording-Tool wie Audacity. Dies ist fast so einfach zu bedienen, wie unser Testkandidat selbst. Numarks Interface wird einfach in den Preferences als Rekorder ausgewählt und auf Knopfdruck saust das Summensignal in den Rechner. Wie sich das anhört, wenn ihr einen CD-Mix aufzeichnen wollt? In Mittelstellung sämtlicher Regler ungefähr so:
Ick hab noch einen Trecker aus Berlin…
Was wäre ein Vierkanal-Mixer-Test ohne eine Runde Traktor-Scratch-Pro? Dabei sind, was die eingesetzte Hardware, den Aufbau und die verwendeten Zuspieler betrifft, unterschiedliche Szenarien denkbar. Grundsätzlich gibt es die Option, mit vier Turntables oder vier CDJs zu spielen, was aber in der Praxis eher selten zum Einsatz kommt. Viel verbreiteter sind die folgenden vier Ausstattungsvarianten:
1. Zwei Turntables plus zwei CD-Spieler
2. Zwei Turntables und MIDI-Controller
3. Zwei CD-Player und MIDI-Controller
4. Ausschließlich MIDI-Controller
Bei sämtlichen Kombinationen, in denen externe Zuspieler beteiligt sind, kann der DJ Timecodes zur Steuerung nutzen – sei es in Form von Vinyl oder CDs. Sollte der CD-Player über einen MIDI-Modus verfügen, kann er alternativ auch als Controller ohne zeitcodierte Scheibe im Laufwerk fungieren. Ist er gar HID-konform, werden Songinformationen zusätzlich am CD-Display angezeigt. Beim Timecode-gesteuerten Gemischt-Quad-Betrieb werden die Eingänge 1/2 und 3/4 mit den Plattenspielern verbunden. Die CD-Spieler schließe ich an die Eingänge 5/6 und 7/8 an, da diese keine Phono-Preamps besitzen. Wer nur Plattenspieler verwenden möchte, benötigt am Audio-8 demnach zwei Turntables, die Line-Out tauglich sind (wie Numarks umschaltbare TTX-Serie) oder arbeitet mit einer Phono-Wandlerbox.
so hört sich ein digitalisiertes Traktordeck an